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Ich möchle hier noch erwähnen, daß der rote Farbstoff, nach einer Vorbehandlung während
einiger Wochen mit Formalin-}-CuSO^-Lösung, in Formalin ziemlich gut erhalten bleibt, in Alkohol oder
nur in Formalin aber schnell ausgezogen wird. Beim schnellen, künstlichen Trocknen erhält sich die
Farbe am besten, während sie beim langsamen Trocknen in der Sonne vollständig verschwindet. Dies
gilt auch für den gelben Farbstoff von Laetiporus speciosus.
Historische Übersicht:
Laetiporus miniatus wurde zuerst von Junghuhn im Jahre 1839 (s.o.) z\% Polyporus beschrieben.
Diese Beschreibung isl sehr ausführlich und genau, aber dessenungeachtet haben die meisten späteren
Autoren sie nicht berücksichtigt. Obschon in der junghuhnschen Beschreibung auf eine Figur hingewiesen
wird, fehlt diese doch auf den beigegebenen Tafeln seiner Abhandlung. Diese Beschreibung ist auch bei
Montagne®) in einer leicht zugänglichen Zeitschrift zu finden.
Berkeley beschrieb 1851 Material aus Britisch-Indien, natürlich als eine neue Art, und zwar unter
dem Namen Polyporus rubricus (s. o.). Nach Lloyd"), p. 157, handelt es sich hier um verfaulte und verfärbte
Exemplare von Polyporus sulphureus fnzs, eine Meinung, die sich aber auf nichts stützt. Bresadola")
hat dann aber ganz richtig auch P . rubricus als Synonym von Polyporus miniatus Jungh. angeführt.
Material von Ceylon, von Gardner und Thwaites gesammelt, wurde durch Berkeley beziehungsweise
als Polyporus lacteus Fries, P. sulphureus Fries und P . appendicuiatus Berk, et Broome beschrieben
(s. o). Petch®) hat die Originale dieser Bestimmungen gesehen. Nach ihm sind alle drei identisch
und er führt sie unter dem Namen Polyporus appendicuiatus Berk, et Broome an und gibt eine neue ausführliche
Beschreibung, die gut zu Polyporus miniatus Jungh. stimmt, nur sind hier die Exemplare nicht
als mennig- oder orangcrot, sondern als fast immer gelblich bezeichnet. Wenn nicht Petch selbst bei
seiner Beschreibung hinzugefügt hätte, daß er auch einmal am selben Baumstumpf ein orangerotes Exemplar
fand, so hätte ich wegen dieser Angabe das Ceylonsche Material als verschieden betrachtet. Es wäre jetzt
allerdings interessant, zu wissen, ob die Funde von Petch Ausnahmsfälle darstellen oder ob die Art auf
Ceylon regelmäßig in bleich gefärbten Formen vorkommt. Dann wäre auch der Fundort zu beachten.
Vielleicht ist unsere Art im Tieflande hell gefärbt. Auf Java wurde sie nur einmal im Botanischen Garten
in Builenzorg gefunden und tatsächlich waren diese Exemplare mehr gelblich. Anderseits sind mir auch
gelbliche Exemplare von Tjibodas (1500 /«) bekannt. Jedenfalls glaube ich, die Ceylonsche Art mit unserem
Pilz als identisch betrachten zu müssen. Aus den Originalen ist heute natürlich nichts mehr herauszubringen
und auch die Bestimmung von Lloyd») als Polyporus sulphureus ist daher aus diesem Grunde wertlos.
Das Originalmaterial von Polyporus miniatus Junghuhn ist im ’s Rijks Herbarium in Leiden und
Lloyd®’ ») hat dieses studiert. Nach ihm handelt es sich nur um eine dünnere Form von P . sulphureus.
Auch ist in der Tafelsammiung von Kuhl und van Hasselt in Leiden, die von Lloyd fälschlich Zippel
zugeschrieben wird"), eine gute farbige Abbildung. An diesem Originalexemplar isf natürlich oberflächlich
nichts zu sehen und mit Herbarsystematik kommt man hier nicht weiter. Gerade die gute Abbildung und
die Junghuhnsche Beschreibung hälfen hier den richtigen Weg weisen können. Aber trotz der richtigen
Ansichten Bresadolas"-“), die schon 1912 und 1913 publiziert wurden, hat Lloyd bis heute an seiner
falschen Auffassung festgehalten und sämtliches Material aus den asiatischen Tropen als Polyporus sulphureus
bestimmt, so z. B, Material von Petch von Ceylon»), von Bernard von Java"») (!) und von
H. A. Lee von den Philippinen"') (noch dazu bestimmt als Polyporus sulphureum [!] und P . casearius,
während Lloyd selbst an einer anderen Stelle“) ausdrücklich hervorhebt, daß P. casearius nur eine etwas
verfärbte Form von P. sulphureus ist).
Auch Hennings hat offenbar die Junghuhnsche Arbeit nicht gekannt und das javanische Material,
von Warburg"®) und Engler"“) gesammelt, als Polyporus sulphureus bestimmt.
Bresadola isf der einzige Autor gewesen, der unsere Art erkannt und auf deren Unterschiede
von Polyporus sulphureus hingewiesen hat. Bei der Bestimmung des Höhnelschen Materials'") hat er nur
den Namen angegeben, aber bei seiner Bearbeitung von Material von den Philippinen "■») gibt er auch eine
Beschreibung, besonders von den Elementen des Hutgewebes, die ein charakteristisches Merkmal für unsere
Art bilden und von denen des Polyporus sulphureus abweichen. Eine deulliche Übersicht über den Gewebebau
hat er aber nicht gegeben.
Im Verzeichnis der Pilze Niederländisch-Indiens bis zum Jahre 1920'») ist unsere Art als Synonym
von Polyporus sulphureus angeführf, aber in dieser Arbeit sind wir fast immer Lloyd gefolgt. Auch in der
Liste von Chipp'®) und Reinking"®) kommt sie unter diesem Namen vor.
Die Geschichte von Laetiporus miniatus zeigt also wieder, zu welch falschen Schlußfolgerungen
man bei einseitiger Herbarsystematik kommen kann, und wie notwendig es ist, die tropischen Pilze an Ort
und Stelle zu studieren. Die zahlreichen Beschreibungen nach gejrocknctem Material richten meistens nur
Verwirrung an und für den Mykologen in den Tropen ist es meist unmöglich, mit ihnen seine Funde zu
identifizieren.
") Die ausländischen Autoren scheinen nichts von den früheren Forschungen in Niederländisch-Indien zu wissen.
Systematische Stellung:
Mit der von Murrill und mir eingeschränkten Gattung Polyporus (siehe Heft Vll dieser Icones),
die zu den Agaricales gehört, hat unsere Art nichts zu tun, denn in ihren Merkmalen ist sie von jener
wesentlich verschieden.
Sie paßt sehr gut in die bis jetzt monotype Gattung Laetiporus Murrill"), mit deren Grundart,
Laetiporus speciosus (Balarr.)^Murrill, sie nahe verwandt ist. Nur muß die Gatlungsdiagnose efwas geändert
werden, weil die dort angeführten Merkmale sich bloß auf die Grundart beziehen. Die Gattung bleibt aber
auch dann noch sehr beschränkt, zumal es zahlreiche nahe verwandte tropische Formen gibt, die doch
nicht in diese passen. Wenn wir aber den differenzierten Bau des Hiitgewebcs als Merkmal hervorheben,
bildet sie eine gute natürliche Gruppe. Aus der ausführlichen Untersuchung von Laetiporus speciosus
(Polyporus sulphureus) durch de Seynes"®) geht hervor, daß auch bei dieser Art das Hulgewebe aus
ähnlichen Elementen aufgebaut ist. Zwar gibt er nicht an, daß diese auch so regelmäßig geordnet sind
wie bei unserer Art, aber jedenfalls besieht eine weitgehende Übereinstimmung. Auch Bresadola“) hat
von dieser regelmäßigen Anordnung bei P. minatus nichts gesehen; er beschreibt nur die Elemente selbst.
Gattungsdiagnose von Laetiporus Murrill emend. van Overeem:
Fruchtkörper fleischig und einjährig, breit sitzend oder kurzgesüell, oft in Gruppen und imbrikat
wachsend; Hutfleisch fast käsearfig, zerbrechlich, hell gefärbt, stark entwickelt, aus röhrenförmigen, breiten
Hyphen bestehend, die sich stellenweise stark verzweigen. Röhrchen nicht tief, zart, mit etwas unregelmäßigen,
polygonalen Mündungen; Sporen glatt, farblos, eiförmig. Typus: Agaricus speciosus Bafarra.
Konidienformen, wie sie von der Orundart bekannt sind {Ptychogaster aurantiacus Patouillard),
sind bei Laetiporus miniatus noch nicht gefunden worden.
Laetiporus ist eine der zahlreichen Gattungen von fleischigen Polyporeen, die alle untereinander
verwandt sind und zusammen die Familie der Polyporaceae, die echten Röhrchenpilze, bilden. Die
Röhrchenbildung ist hier nicht aus Lamellenbildung hervorgegangen, wie bei Polyporus und Azn Boletus-
artigen Gattungen, sondern man darf sie hier als aus einer Netzslruktur hervorgegangen betrachten.
Darauf weisen ihre oft geringe Entwicklung, ihre unregelmäßigen Mündungen, ihre sehr späte Ausbildung
{Laetiporus speciosus bildet oft zuerst Konidien) und weiters noch die unregelmäßige Netzslruktur bei
teratologischen Formen (z. B. siehe de Seynes"®), p. 23) hin. Bei den echten Polyporaceae isl die Röhrchenbildung
also ein primäres Merkmal.
Die phylogenetischen Zusammenhänge der Polyporaceen anzugeben, ist ziemlich schwierig, da bis
jetzt wenig fleischige Formen mit primitiver Porenbildung bekannt geworden sind. Solch eine primitive
Form ist vielleicht z. B. Neurophyllum clavatum Fries, bei der das Hymenium mehr oder weniger fein
netzförmig entwickelt ist. Die echten Polyporaceae dürften sich dann wieder auf verschiedene Weise wciter-
entwickelf haben, so z. B. bei unserer Gattung Laetiporus durch weitgehende Differenzierung der Elemente
des Huigewebes, wodurch eine bestimmte Struktur entsteht.
Erklärung der Abbildungen, Tafel X II
1. Imbrikat wachsende Fruchtkörper, ®/|, nat. Gr.
2. Einzeln wachsender, kurz und deutlich gestielter Fruchtkörper, Oberseite, ®/ß nat. Gr.
3. Porenseite, ®/q nat. Gr.
4. und 5. Ober- und Unterseite eines Fruchtkörperstückes, ®/g nat. Gr.
6. Fruchtkörper in getrocknetem Zustande, ®/j nat. Gr.
7. Kleiner, hell gefärbter Fruchtkörper, ®/c nat. Gr,
8. Querschnitt durch einen Fruchtkörper, ®/q nat. Gr.
9. Poren, 75/1.
10. Längsschnitt durch die Röhrchen und das Hutfleisch, 75/1.
11. Basidien, 710/1.
12. Sporen, 710/1.
13. Längsschnitt durch die Rinde und das Hutfleisch, 75/1.
") M u r r ill, W i l iam A., The Polyporaceae of North America. IX lonotus, Sesia and monotypic genera. Contri-
buflons from the New York Botanical Garden no. 60; New York, 1904. Bulletin of the Torrey botanical Club, Vol. XXXI,
1904, p. 607-608,
8) Montagne, C,, Praemissa in Floram cryptogamicam Javae Insulae, Fasc, I, auctore F. Junghuhnio, Batavia
1838, Annales des Sciences nat., 2« Sér., Vol. XVI, 1841, p. 316.
") Lloyd, C, O,, Synopsis of the Stipitafe Polyporoids. Cincinnati, Ohio, March 1912, p, 154, fig. 454: p. 157.
") Bresadola, J., Basidiomycetes Philippinenses (Scries II). Hedwigia, Vol. LIII, 1913, p. 52.
®) Petch, T., A Preliminary List of Ceylon Polypori, Annals of the Royal Botanic. Gardens. Peradeniya, Vol. VI,
Part. H, 1916, p. 93, 94, 125.
8) Lloyd, C. O., Letter no. 61. Cincinnati, Ohio, Febr. 1916, p, 8, Note 416.
") Lloyd, C. O., Letter no. 37. The Polyporoid types of Junghuhn preserved at Leiden. Cincinnati, June
1911, p. 3.
8) Lloyd, C. O., The Polyporoid types of Junghuhn preserved ad Leiden, Letter no. 37. Mededeelingen van
•s Rijks Herbarium, Leiden, no, 10, Sept.-15. Nov., 1912, p. 4.