
E i n l e i t u n g.
Uie Dichter aller Zeiten haben das Pferd in ihren Gesängen verherrlicht; denn an
dem edlen Thiere verschwendete die Natur ihre schönsten Gaben, Gestalt, Kraft,
Muth, Schnelligkeit.
Wie mufsten die Menschen der Vorzeit den Verwegenen anstaunen, der sich zuerst
auf des Rosses Rücken schwang, und mit Windesschnelle dahin flog. Dem unerfahrnen
Naturmenschen mufste die fremdartige zwiefache Gestalt wie ein höheres Wesen
und unendlich furchtbar erscheinen. Der erste Reuter wurde so zum Heros. Der
Schnelligkeit und Gewalt, mit der sich seine doppelte Kraft fortbewegte, schien nichts
entfliehen, nichts widerstehen zu können.
Wilde Thiere, die, wie die Mythen sagen, die Vorwelt so oft ängstigten, und
auch den heldenmüthigsten Verfolgern durch die Flucht entgiengen, wurden nun ereilt
und getödtet, und so zeigte sich die Zähmung des Pferdes durch die Centauren auch
für die Gesellschaft wohlthittig; halte nur nachher der wilde kampflustige Mensch das
ihm unterthänig gewordene Thier nicht gegen das eigne Geschlecht gebraucht.
Mit Freude nahm der Mensch das Pferd, wie ein unmittelbares Geschenk, aus der
Hand der Götter. Homer läfst, so edel ist ihm das Rols, die Pferde des Eumelus vom
Apoll selbst erziehen und pflegen. Diomed verspricht sich und seinem Waffengefährten
Stlienelus ewigen Ruhm, wenn sie die Pferde des Aeneas erbeuten, deren Geschlecht
Tros vom Jupiter selbst zum Geschenk bekam. Die Pferde Achill's theilten den
Ruhm ihres Helden, und die Unsterblichkeit seines Namens, die sie durch ihre Trauer
über sein Schicksal noch mehr verdienen.
Ein solches Thier, dem der Held oft seine Rettung dankte, verdiente die sorgfältigste
Pflege , und die Töchter der Könige hielten es nicht unter ihrer Würde, seiner
zu warten; unversehrt brachte es ja den Vater, den Gatten aus den Gefahren lieim.
Der sah noch kein Pferd, in Freiheit, wie es in üppiger Lebensfülle und freudiger
Kraft mit flatternder Mähne, mit emporwehendem Schweife wiehernd das Feld auf
und nieder rennt, dann steht, das lebendige, muthblickende Auge umherwirft, mit den
weiten Nüstern den kühlen Strom der L u f t in sich zieht, sein inneres Feuer zu dämpfen,
dann langsam einhersclireitet, wenn es seinen Uebermutli ausgetobt hat, und nun in
behaglicher Ruhe fortweidet, der nicht begreift, wie man ein solches Thier, dessen
Bewegungen alle, Kraft, Freiheit und Anmutli bezeichnet, mit Leidenschaft lieben
Den Werth des Pferdes an sich, soll man nicht blofs nach dem Nutzen anschlagen,
den es der Oekouomie, dem Handel und den Gewerben bringt, wenn gleich