
gleichen ihnen nicht nur die verwilderten Pferde aller Länder minder oder mehr, sondern auch
die vernachlässigten Hauszuchten (sind ihnen ähnlich).
Man sieht aber aus der unvollkommenen Gestalt dieser Pferde, dafs ihr Körper in den ersten
Verhältnissen der Jugend stehen geblieben. Es sind altgewordene Füllen. Die Ursache dieses Stillstandes
im Wachsthum ist leicht aufzufinden, wenn man erwägt, dafs der Zweck des I.ebens
dieser Thicre, einzig in ihrer Erhaltung besteht, dafs sie jeder Vorsorge und Pflege entbehren,
und dafs ihr Leben ein beständiger Wechsel von Mangel und Schmerz ist. Denn kaum ist die
lange Notli des Winters verflossen und das neue Grün des Frühlings über die Steppen verbreitet,
so wird die Luft mit zahllosen Mucken und Bremsen erfüllt, welche diese Thicre
unaufhörlich plagen; während die halbwilden Heelden von ihren Eigentümern nicht nur den
Winter hindurch aus aufgehäuftem Heuvorrath ernährt, sondern auch um der Plage des Sommers
zu entgehen, in die Gebirge geführt werden. Ueberall steht die Gute der Pferde mit
der auf sie verwandten Sorgfalt in gleichem Verhältnis: um sich vollkommen auszubilden,
bedürfen sie, wie alle Thiere, einer ebenmäßigen Ernährung.
Das Klima der nördlichen Himmelsstriche scheint den Pferden, welchen wir ein südliches
Klima als Vaterland zuerkannt haben, nur in so fern verderblich, als sie im AVinter, wo sie,
um nicht nur im Wachsthum fortzuschreiten, sondern auch ohne Nachtheil der Gesundheit
die Kälte zu ertragen, vermehrter Nahrung bedürfen, ¡Mangel daran leiden. Im Sennergestüt
ertrugen die verwilderten Pferde selbst bey mäfsiger Nahrung seit Jahrhunderten die strengsten
Winter. Diese Pferde waren nach Prizelius meist 17 Faust hoch, und an Gestalt der
englischen Sattelraqe gleich. Die Fähigkeit dieser Thiere, jährlich die höchsten Grade von Hitze
und Kälte zu ertragen, gründet sich einzig auf die gröfsere Ausbildung beider Pole, der Wärmeausleitung
und der Wärmeerzeugung. Ein Original - Stamm von arabischen oder türkischen
Pferden, würde in seiner Einseitigkeit, unter solchen Umständen eher aussterben, als sich
fortpflanzen. Wir sehen auch an den wilden Thieren der heifsen Zonen, den Löwen und
Tiegern, die hierin ebenfalls noch in ihrer ursprünglichen Beschränktheit sind, wenn sie einige
Zeit aufser ihrem Vaterlande leben, selbst das feste Gerüste, die Knochen, welche durch das
Einathmen mit der Atmosphäre in Verbindung stehen, zerstört und kariös werden, welches
nicht als eine Folge ihrer Einkerkerung anzusehen ist, da man auch an den Negern ähnliche
Erscheinungen bemerkt hat. Die kurze Lebensdauer eines Thieres gestattet nur geringe Fortschritte
in der Erwerbung jenes Vermögens, zu dessen Vollkommenheit, wie zur Ausartung
und zur Veredlung, es einer durch mehrere Generationen ununterbrochne Uebung bedarf.
Die wilden Pferde in Paraguay,
liehen Nachricht, die um
und der Zustand wie die Abkunft derselben
reichen uns Dobrizhoffer *) in einer ausführda
das Klima daselbst diesen Thieren gedeihlicher,
uns bekannt ist, erzählt, dafs sie sich in unzählbaren
ri bcllicosaque Paraqturiac n
Heerden vermehrt haben, und sich oft auf einer einzigen Mcierey bey 50,000 finden,
stammen alle von jenen sieben Pferden ab, welche die Spanier im Jahr 1535 in dieses Land
gebracht haben. Die ganze Ebene, welche sich vom Silberflusse an, auf 200 Meilen weit
herum erstreckt, ist voll von wilden Pferden. Wie gedeihlich dieses Land den Pferden seyn
mufs, beweist ihre Menge, indem nicht nur die Klauen der Tieger, die Zähne der giftigen
Schlangen, öfterer Mangel des Wassers, so wie die häufigen Ueberschwemmungen, unzählige
dieser Thiere tödten, sondern auch die Wilden Tausende der Stuten schlachten. Die Fullen
sind überdiefs einem Uebcl unterworfen, welches man in andern Ländern wenig kennt, und
das den gröfsten Thcil derselben hinrafft: Würmer hängen sich an den Nabel an, und werden
' tödtlich, indem sie sich durch denselben in den Leib fressen. Erwägt man diese Hindernisse
ihrer Vermehrung, so erregt die grolse Fruchtbarkeit dieser Thiere noch mehr Bewunderung.
Der Preis der Pferde steht nicht nur mit der Farbe und dem Körperbau, sondern auch
I mit der Gangart derselben iin Verhältnifs. Ein zugerittenes Pferd im besten Zustande und
| Alter kostet in Paraguay 2 Gulden. Am höchsten werden die Pafsgänger geschätzt. Allgemein
wird angenommen, dafs, wenn die Stute ein Pafsgänger ist, es das Füllen auch wird, ob es
I gleich sicherer ist, wenn der Hengst auch diesen Gang geht. Man sondert daher die Stuten
j von den Hengsten anderer Art ab. Pferden, denen dieser Gang nicht eigen ist, wird solcher
dadurch gelehrt, dafs man ihnen die hintern und vordem Füfse mit einem Riemen so zusam-
I men bindet, dafs sie zwar gehen, aber keinen für den Reiter beschwerlichen Schritt thun
i können. Auch zum Wettrennen und zur Jagd werden eigene Pferde gezogen. Man sieht
daher, dafs auch hier die Güte und Brauchbarkeit dieser Thiere von der menschlichen Sorgfalt
' abhänst.
Die Pferde in Paraguay sind sowohl an Wuchs, als innerer Trefflichkeit, den besten anderer
' Länder gleich; sie sind meist grofs; ja kleine Pferde werden sogar selten gefunden. Die Pferde
! bleiben immer im Freyen; ihr Wohlseyn ist nach den Jahrszeiten verschieden. Wenn im
Winter das Gras verwelkt, welken auch sie, und die Farbe ihrer Haare wird dunkler. Wenn das
Feld von neuem grünet, nehmen auch sie ihre vorige Farbe und Munterkeit wieder an. Auf
j guten Weiden, wo viel Gras und Salpeter ist, werden sie ganz fett. Sie sind sehr dauerhaft,
' obschon sie Jjey dem grofsen Ueberflufs derselben sehr geschonct werden, indem man auf
( Reisen immer eine Schaar vor sich her treibt. Die Pferde von St. Jacob de Storia werden für
i die besten und dauerhaftesten gehalten. I11 Ermangelung anderer Gewächse werden diese
I Pferde mit Johannesbrod (Ceratonia edulis L.) gefüttert, wobey sie sich sehr wohl befinden.
In Paraguay findet man Pferde von allen Farben wie in Europa; am meisten aber Scliim-
! mel und Falben. Rappen und Füchse sind seltener. An Schimmeln und Falben rühmt man
i die Gelehrigkeit und Sanftmuth. Allein die allgemeine Erfahrung, dafs diese von gernger
! Dauer sind und bald ermüden und schwitzen, giebt den Rappen und Füchsen den Vorzug,
i Von den kastanienbraunen sagt das Sprichwort: „Alzan to stado antes muerto, i/ue consado."
Fechten untüchtig, nahm die Werkzeuge seines Sieges wieder auf, und setzte ohne C
seinen Weg nach Ispahan foit. Snl. Iie Mi 1.11 i»< !»• I* 1'• 1 <!'• gehuien /.11 den Reichthümei
persischen Fürsten, und werden als die l.ostliaisten (.esclienl.e angesehen. Ali M11 rat
sandte einst der Kaiserin von Rufsland zwey derselben, wovon jedes auf 2000 Tomans,
beynahe auf 60,000 Livr. geschätzt wurde *).
Aulser diesei Zucht ¡-1 bcsondcis die l\ace der no^ai-chen Taitarn, die sich in der
des sechszehnten Jahrhunderts in der Krimm und Befsarabien ausgebreitet haben, ber
Diese Völker, die nur in der Halbinsel feste Wohnplätze haben, bringen ihr Leben n
koininlidicr Weise auf lie\em Felde zu, und ein,ihren sieh von dem Flei-che und der
der wilden Pferde. Ihr Picichtliuin und ihr Handel bestellt in ihren wilden und zi
Pferden. Erstcre unterscheiden sich nur dadurch von letzteren, dafs sie kleiner sind 1
w eite Hule haben. Die budschakischcn Tai tarn kaufen diese Pferde zu ihren Ga-tinalcn,
zähmen solche zu ilnein Gchiaiich Um die-.« Pl'eide /u fanden, weiden -ol. In: in den Stu
oder Morästen, in deren Nähe sie sich beständig aufhallen, zusammen getrieben, w
wegen der UnbelmlUii hl,eil ilner Füfsc leicht stecken bleiben und nicht entfliehen ki
Aus diesen Gegenden weiden sowohl für die europäischen Armeen, wie von den Moli
und Türken Pferde aufgekauft
Die Pferde, welche in den Ebenen der Moldau gezogen werden, sind, da s
Mangel leiden, schöner und regelmäfsiger von Gestalt der Glieder, schneller und daucrl
als die der Gebürge, die durch ihre kärgliche Ernährung im Winter an Wachsthum 7
bleiben und mehr den russischen Pferden gleichen , welchen ein kurzer Hals und sc!
Kopf eigen ist. Die Türken sagen, ein moldauisches Pferd und ein persischer Jüngling
über Alles **). Von diesen Stämmen der nogaischcu Taitarn, die aufser dein Stami
Dschingis-Chan noch aus fünf andern Stämmen, demCherin, Mansur, Sedschud,
und Barun bestellen, hat jeder ein eigenes Zeichen, welches den Pferden auf den Sei
gebrannt wird. Auch gehören ihnen gemeinschaftlich Heerden, aus denen die Pferde
öffentlichen Gebrauch genommen werden ***).
Die Pferde der Wallachey und Siebenbürgen sind mit den Moldauischen von gleicher
und Eigenschaft, sie sind insgemein von mittelmäfsiger Grölse, (wiewohl es in let/.term
auch grofse Pferde giebt) von starken Ganaschen und mannichfaltigen Farben; sie
dauerhaft und vermögend, bey blofsem Grase und höchstens etwas Gerste, mäfsige Stra
auszuhalten. Die Heelden dieser Pferde, (die wilden, die keinen Eigenthümer haben,
- et 0 c u f