
che». Hunden und Schafen'hingegen, die man zu ihm hinein warf, tliat er nicht das Geringste
zu Leide. Stuten, die man rückwärts hinein treten liefs, bedeckte er mit Lust, und sie
empfingen auch. Das Futter erhielt dieses Pferd durch eine in der Decke angebrachte OelTnun"
Endlich gelang es ihm, durch seinen Verschlag durchzubrechen: plötzlich erschien er
im Hofe und "ing auf die darin befindlichen Personen los, die sich noch glücklich retteten.
Da aber die verwegensten Leute es nicht wieder einzufangcn im Stande waren, so sah man
sich genöthigt, es zu erschienen. Interessant wäre es, zu wissen: ob die Menschenfeindlichkeit
dieses Hengstes auf seine Füllen übergegangen ist?
Eben so ergeben, wie Pferde gegen ihren Herrn sind, den sie durch ihre Zuneigung so
sehr auszeichnen, dafs sie sich öfters von andern Personen nicht willig reiten lassen: so zärtlich
und gefällig sind sie auch gegen andere Pferde, wenn sie solche lieben; ja sie sind der
Aufopferung eigenen Vortheils und eigener Bequemlichkeit fähig. Boussanell *) führt das
Beyspiel von zwey Pferden an, die ihrem alten Nachbar den Hafer gekaut haben. Weder Zeit
noch Gewohnheit vermögen ihre Abneigung zu besiegen; Pferde die sich nicht leiden können,
beiisen und schlagen sich, so lange sie leben.
Das Gedächtnis der Pferde, ihre Aufmerksamkeit, der nichts entgeht, die Klugheit, mit
der sie sowohl die eigne, wie die Gefahr für den Heiter zu erforschen beflissen sind, ist oft
bewundernswürdig. Einem gutgearteten Pferde, «las sonst willig und entschlossen auf festen
Boden durch klare und helle Flüsse gehet, wird bey trübem Wasser, dessen Tiefe es nicht ermessen
kann, ängstlich, und sorgfältig scheint es die Ufer zu betrachten, ob sie steil oder flach
sind. Auch bleibet ein Pferd bey voller Freyheit wohl vor einem Eingang stehen, dessen
Umfang es für seinen Reiter nicht geräumig genug hält.
Da den Pferden aufser dem Wiehern keine Stimme eigen ist, durch welche sie sich uns
verständlich machen könnten, so ist zur Erbenntnifs ihres Willens, ihrer Zu-und Abneigung,
nur ihr Thun, und ihre Miene bey denselben zu beobachten. Indessen unterscheidet man auch
fünf Arten des Wieherns: das freudige Wiehern, mit hohen, lang anhaltenden Tönen, wobey
das Pferd gemeiniglich in die Höhe steigt; das Wiehern aus Verlangen, wobey es mit den
Fiifsen scharrt; das zornige Wiehern, wobey es schlägt, und mit kurzen Tönen droht; das
furchtsame Wiehern, wobey es durch die Nase schnarrt; und das schmerzliche Wiehern oder
Stöhnen. Den Hengsten ist das Wiehern am meisten eigen, und ihre Stimme ist stärker, als
die der Wallachen (Verschnittenen) oder der Stuten.
Einen eigenen Einflufs auf die Bildung und Eigenschaften der Pferde hat die in den
meisten Ländern von Europa und Asien gewöhnliche Operation des Castrirens. Die Pferde
verlieren durch das Verschneiden nicht nur das Vermögen, sich fortzupflanzen, sondern auch
ihren Muth, und einen Theil ihrer Kräfte; es wird daher als das letzte Mittel angewendet,
unbändige Hengste gehorsam zu machen. Auf die Gestalt der Pferde ist diese Operation der
Zeit nach, in der sie vorgenommen wird, von verschiedenem Einflufs. Geschieht solche noch
vor vollendetem Wachsthum, so erlangen diese Thiere niemals das Charakteristische ihres
Geschlechts. Der Hals und Kopf werden magerer, und der Widerrüst weniger hoch; auch
bekommen sie ein gemeineres Haar, die diese, wie alle Thiere, alljährlich wechseln, und
welches besonders den Winter viel länger wird, als bey den Hengsten und Stuten, indem das
Vermögen der Wärmeerzeugung, so wie aller Lebensfunctionen, herabgestimmt wird. Daher
die Wallachen auch mehr schlafen als andere Pferde, sich langsamer von Ermüdung erholen,
und mehr Krankheiten unterworfen sind; besonders unterliegen sie öfters den Seuchen, wenn
Hengste und Stuten davon befreyt bleiben.
Sollten sich auch nur wenig Pferde durch solche Klugheit auszeichnen, so ist dieses
weniger in dem Unvermögen dieser Thiere, als in der geringen Kultur ihrer mehr geistigen
Anlagen zu suchen, indem insgemein nur die Beine der Pferde in Anspruch genommen werden,
ohne die andern gleich wichtigen Eigenschaften einiger Aufmerksamkeit zu würdigen.
Und ob es gleich eine Maxime der Reitkunst ist, sich den Willen und das Vermögen des
Pferdes so eigen zu machen, dafs solche einzig dem Reiter angehören und nur für eine Vergrößerung
seiner Persönlichkeit anzusehen sind, so wird durch die eigne Klugheit die des
Pferdes nicht entbehrlich. Viele Gefahren würden durch ein gegenseitiges Verständnils des
Reiters mit seinem Pferde beseitiget. So wird ein Pferd, das den Umfang seiner. Kräfte (die
es sonst willig anbietet) richtig zu schätzen weifs, einer unbilligen Anforderung, der zu
geniigen es seine Kräfte nicht zureichend fühlt, seinen Gehorsam verweigern: Wer diese
Weigerung nicht zu deuten versteht, stürzt sich in Gefahren, die er bey besserer Erkenntnifs
In einigen Gegenden Deutschlands fängt im
schneiden, um das Rossen mit seinen Folgen
geschickten Händen ohne Gefahr geschehen kai
stets nur an gemeinen Stuten angewendet wird.
1 jetzt an, den Stuten die Eyerstöcke auszuu
verhindern. Obschon diese Operation von
1, so bleibt doch zu wünschen, dafs solche
Der Schlaf ist den Pferden, wie allen Thieren, ein nothwendiges Bediirfnifs; bey einem
gesunden und munteren Pferde reichen zwey bis drey Stunden hin, solches zu befriedigen.
Haben Pferde die gehörige Bequemlichkeit, so geschieht diefs liegend. Unverständig ist daher
die Meinung einiger Pferdezüchter, dafs, weil alte und steife Pferde stehend schlafen, das
Liegen nur für eine üble Gewohnheit anzusehen sey. Füllen und kraftlosen Pferden soll die
nöthige Bequemlichkeit, sich nach Willkühr zu legen, niemals fehlen, weil solche sonst, um
die Last des Körpers ihren Füfsen zu erleichtern, eine üble Stellung denselben angewöhnen,
und bodenweit werden.
Aufser einem von Luft und Licht reichlich durchströmten Aufenthaltsort und einer ge-
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