
jebildeten Hengst mit Gewißheit eine ähnliche Fracht erlangt wird. Backewells
he mit Thieren, die sich nach gleichen Gesetzen bilden und veredeln, gestatten gegen
Behauptung keinen Zweifel mehr.
Die Meinung, dafs der Hengst für die Vollkommenheit der Frucht von gröfserm Einflufs
s die Stute, hat viel zum Verfall der Pferdezucht beigetragen, indem man dadurch
r Sorgfalt auf die Wahl der letztern verwendet hat. An den Bastarten, dem
lier und dem Maulesel, zeigt sich sehr deutlich der vorherrschende Einflufs der Stute.
)as Maulthier (muhu), dessen Vater der Eselhengst, und die Mutter die Pferdestute
at mehr die Gestalt, und stets die Farbe der Mutter. So wurden zu Villa major
t Madrit ehemals von auffallend häfslichen Esclhengsten die schönsten Maulthiere in
dt gezogen, weil man sich hiezu der edelsten, ja sogar arabischer Stuten bediente. *)
[aulthier vereinigt, mit einer mehr pferdeähnlichen Gestalt, die Eigenschaften des
di-I \OLL Natur genugsam, fmcht-am IIML milMiauiich ist, «CH1III.II sein Gang so
wird, dafs man es auf gefahrlichen Wegen dem muthigen Pferde vorzieht. Die länlren,
der dicke Kopf mit dem trocknen unempfindlichen Maul, so wie die mifstrauiiene
seiner Augen, sind nur der Ausdruck angeerbter väterlicher Eigenschaften; und
ich in vielen Ländern die Maulthiere weniger von den Eseln unterscheiden, so rührt
ar davon her, dafs man sich zur Zucht derselben gemeiner eselinäfsiger Stuten bedient;
denn auch Pferde gibt, ilic den Maulthieren ähnlich sind.
>cr Maulesel (hinnus), der von einem Pferdehengst und einer Eselstute herstammt, ist
twas gröfser, muthiger und gelehriger als der gemeine Esel, von welchem er sich
nur wenig durch seine Gestalt untei.-i heidet, wiewohl sein Kopf etwas von dein
chen Ansehen des Pferdes hat.
lle Beobachtungen kommen darin überein, dafs der Hengst von gröfserm Einflufs
i Temperament, den Muth und die Gelehrigkeit sey; die Gestalt aber und alle dahängenden
Eigenschaften mehr vou der Stute bestimmt werden; so wie überhaupt
besfrucht nur für ein Organ der Mutter angesehen werden mufs, das von ihr, nach
ie eigner Vollkommenheit oder Mängel, begünstigt oder unterdrückt wird. Man
an den Eigenschaften des Maulesels, wie an dem Maulthier, dafs seiner Bildung
etze des Vaters zum Grunde liegen, die demselben aber durch den Einflufs der Er-
; von der Mutter abgewonnen worden. Ernähren und Bilden ist ursprünglich Eins;
stellt die erste Function des thierischen Lebens nur in organischer Selbstreproduktion,
in den ersten Epochen der Entwickelung am lebhaftesten vor sich geht, so dafs
rletzung in dieser Zeit um so nachtheiliger ist, da selbst im getrennten Zustande
von der Mutter die vorherrschenden Organe sich zum Nachtheil der andern
fortbilden.
Was man Or»anc nennt, sind jene belebten Thcile, die aus eigner Thätighcit zum
Zweck des ganzen Körpers mitwirken, indem sie die nach chemischen Gesetzen geschiedenen
und verähnlichten Materien durch Assimilation anziehen, und zu flüfsigen und festen
Stoffen bereiten.
Die Meinung, dafs Stuten durch das Belegen von gemeinen Hengsten oder Eseln auf
immer zur Zucht untauglich werden, scheint sehr alt zu seyn. Der Edle Max Fugger
spricht davon wie von einer allgemeinen und uubezweifelten Erfahrung, und er sagt: „dafs
solche Stuten nachher auch von dem besten Pferdehengst belegt, nur schlechte, mit den Eigenschaften
und der Gestalt gemeiner Maulthiere begabte Füllen werfen." Man war demnach
geneigt, zu glauben, dafs das Füllen nachtheilige Eindrücke in der Stute zurücklasse.
Neuere Versuche haben diese Meinung widerlegt. Uebrigcns ist der Glaube, dafs eine Stute,
die schon mehrere Eselsfüllcn getragen hat, vermögend sey, die Eigenschaften derselben auch
den nachherigen Pferdefüllen anzubildcn, keineswegs so ungereimt, wie die Erklärung, dafs
solches durch die zurückgebliebenen Eindrücke in der Gebärmutter geschehe. Denn Füllen,
wie alle Säugthiere, sind vor ihrer Geburt blofse Wasserthiere, die in dem Fruchtwasser
schwimmen, und deren Gestalt nicht durch die Gebärmutter geformt wird. Hätte wirklich
eine Mifsgestaltung der Pferdefüllen durch früher getragene Eselsfüllen statt, so wäre diefs allein
durch die Verstimmung der ernährenden Organe zu erklären.
Die Araber, von dem vorherrschenden Einflufs der Stute auf die Ausbildung der Frucht
überzeugt,*) halten ein edles Mutterpferd für unschätzbar, und die Geburt eines solchen
hoffnungsvollen Füllens ist bei ihnen eine von den drei Veranlassungen zu den gröfsten Feierlichkeiten,
wo mehrere Stämme das Glück des andern mit festlichem Pomp, mit Gedichten
und Gastmälern feiern. Sie setzen dieselbe der Erscheinung eines Dichters und der Geburt
eines Sohnes an die Seite. **) Auch in England hat man diese Vorzüge der Stuten zur Veredlung
erkannt, und verwendet auf ihre Wahl und Pflege die grüfste Sorgfalt; obschon in
diesem Lande, wo alle Ratje-Pferde meist von einheimischen Stuten gezogen werden, deren
Väter aus Arabien, der Barbarei oder Türkei hergeholt sind, die Meinung von dem
Vorzug des Hengstes sich am längsten hätte erhalten sollen. Der grofse Werth der englischen
aus edlem Blute erzeugten Hengste gründet sich, aufser dem Gebrauch zum Wettrennen,
(wozu sie ihr Feuer geschickter macht, als die Stuten, die aber mehr Ausdauer
in Strapazen haben,) nur auf die gröfscre Anzahl von Füllen, die einer im Laufe
«) E. .dicint die gemeine Meinung der Araber zu aeyn, ,lal» die Müller bei der Zeugung allein den Stoff gibt. M. .. h.
Abdallatifa Denkwürdigkeiten von Aegypten. III. Abscli. Art. l'ferd.
"> Caaairi Diblioth. Arabien - Hilp. Eacurial.
i kann, nicht aber auf einen Vorzug zur Veredelung. Hatte diese mit
arabischen Stuten anfangen können, (was freilich nicht zu erreichen war, da solche niemals
an Fremde verkauft werden,) so würde man früher seinen Zweck erreicht, und das eigentliche
Verhältnis der Geschlechter erkannt haben.
B u f f o n glaubt, dafs darum der Hengst von gröfserm Einflufs auf die- Frucht seyn
könne, als die Stute, weil solcher meist aus einer Menge ausgewählt, aus warmen Ländern
hergeholt, sorgfaltig ernährt und gepflegt, gegen eine durch Mangel und Arbeit entkräftete
Stute mit überwiegenden Kräften ausgerüstet sey. Außerdem dafs eine Erklärung
von dem vorherrschenden Einflufs des Hengstes auf die Vollkommenheit der Leibesfrucht
ganz überflufsig war, da kein solcher statt hat; so ist diese Erklärung seiner eigenen Zeugungs
Theorie eben so widersprechend, als aller Erfahrung. Denn entweder ist das Männliche
das allein Zeugende, für die Konstruktion seiner Galtung Gesetzgebende, das blofs
durch die Vereinigung mit dem Weiblichen hierzu begeistet wird, und dann gibt es kein
solches Uebergewicht, weil dieses ein gegenseitiges Verhältnis ahnlicher Eigenschaften voraussetzt;
oder es hat, nach B u f f o n s materieller Ansicht, eine Vermischung gleicher
Kräfte statt, in welchem Fall die Leibesfrucht durch die Modification jener Kräfte zu einer
gewissen Indifferenz der Bildung und Eigenschaften gelangen miiiste, was niemals erfolgt.
Ein Uebergewicht müfste allemal eine Unvollkommenheit der Frucht zur Folge haben; man
könnte nämlich annehmen, der Hengst habe die Frucht zu einer Vollkommenheit der Anlage
erhoben, welche die Stute, während sie trägt, auszubilden unfähig ist, woraus
denn etwa Pferde entstanden, die mehr Feuer als Kräfte besitzen, und sich selbst
abnutzen.
Ferner mufs das eine oder andere Geschlecht der Frucht, in Rücksicht unseres Verlangens
und unserer Erwartung, nur für zufällig angesehen werden; denn selbst der entschiedene
Unterschied des Geschlechts an den Individuen, der so deutlich auf das Gesetz
das beide vereinigt: auf ein Ausströmen des einen, und auf ein Einsaugen des andern, zu
zeigen scheint, setzt noch keineswegs aufser Zweifel, ob jene bedingten Kräfte, die das
Wesen der Erscheinungen ausmachen, beharrlich als positiver oder negativer Pol, dem einen
oder dem andern Geschlechte eigen seyn; wenn nämlich die Ursache derselben anderswo
, als in dem gegenseitigen polarischen Verhältnifs der verschiedenen Organe der Frucht,
und etwa blofs in dem der vereinigten Geschlechter gesucht wird. Wir sehen, dafs oft
die Gestalt und alle Eigenschaften des Vaters auf das bestimmteste in der Tochter, und
umgekehrt, die gröfste Gleichheit mit der Mutter an dem Sohne sich rcproduciren. Derselbe
Hengst, der mit einigen Stuten beständig Söhne zeugt, zeugt mit andern blofs Töchter.
Das Verfahren, nach welchem allein bei diesen und andern Thieren einmal erlangte
Vorzüge erhalten und weiter ausgebildet werden, setzt diese stets in den Schleier des Geheimnisses
gehüllte Materie in ein etwas helleres Licht.