
pferde, von welchen man zum heilen taugliche Füllen verlangt, zum Ziehen grofscr Lasten
zu gebrauchen, da sich nicht nur der Einflufs dieses Gebrauchs nach mehreren Generationen
in einem veränderten Verhältnis der Knochen, sondern schon früher in einer verschieden
vertheilten Kraft der Muskeln, in einem Mangel an Freyheit der Bewegung, und in einem
Drange nach unten, äufsert. So wurde in einem berühmten Gestüt aus ähnlicher Ursache
von dem trefflichsten Hengste, der sich vor allen durch seinen vollkommenen Gang auszeichnete,
von den besten Stuten der nämlichen BaSe, kein Füllen erlangt, das hierin seinem Vater
gleich gewesen wäre, so ähnlich ihm solche auch sonst waren. Ein Grund der verschiedenen
Gestalt der morgen-und der abendländischen Racen ist in dem verschiedenen Gebrauch der
einen und der andern zu suchen. In ganz Asien und Afrika werden die Pferde blofs zum
Reiten, in Europa aber meist alle Zuchtpferde zum Ziehen gebraucht. So wie sich die
Bewohner der Gebürge von denen der Ebenen bey allen Thiergattungen von einander durch
einen verschiedenen Bau unterscheiden, so unterscheiden sich auch die Pferde durch ihren
Gebrauch: der Einflufs desselben ist um so gröfser, da sie meist vor vollendetem Wachsthum
schon zur Arbeit angehalten werden.
Die Natur, die sich immer da am thätigsten erweist, wo sie am meisten angeregt wird,
äufsert erst ihre AVirkung durch die weichen Theile (die Muskeln) auf die festen (die Knochen).
Erstere sind als die lebende und bewegende Ursache, bestimmend für die Bildung der letztern,
welche nur die leidenden Theile, die Stützen des Körpers sind. Die Muskeln wirken durch
ihre Anstrengung auf die Fortsätze der Knochen, die sie regieren, als Reize, wodurch diese
sich verlängern und vergröfsern; indem sie mehr ernährt und gestärkt werden, so gewinnen
dadurch auch die Muskeln an Stärke, indem sie mehr Raum zu ihrer Kraftäufserung erhalten.
Die Schnelligkeit und Ausdauer der Rennpferde beruht sowohl auf den Verhältnissen ihres
Baues, (die mehr eine Folge ihres Gebrauchs, als eine Ursache desselben sind,) wie auf einer
durch Uebung gesteigerten Kraft der Muskeln, die zu ihrer Erhaltung wie der Magnet eine
beständige Anwendung erfordern.
Alle Gebrechen, die aus zu grofser Anstrengung, oder aus einem Mangel der nöthigen
Kräfte entspringen, und öfters als eine bleibende Schwäche erblich auf die Nachkommen übergehen,
würden ohne den beständigen Wechsel der Vermischung von Pferden verschiedener
Eigenschaften nicht statt finden: wie der Erfolg einer ungestörten Harmonie in den Ländern
beweist, wo man durch Vereinigen gleicher Eigenschaften bey der Paarung diese Kräfte so
steigert und erhöht hat, dafs diese Thiere jetzt im Stande sind, die gröfsten Anstrengungen
ohne Gefahr auszuhalten. Viele Fehler und Krankheiten der Hausthiere, die den wilden
Zuchten fremd sind, sind weniger eine nothwendige Folge ihres Zustandes, als vielmehr ein
Unvermögen, sich den äufsern Umständen gleichzusetzen, welches durch die Unterbrechung
dieses Strebens, das allen organischen Körpern eigen, und gleichsam die Bedingung ihres
Wohlbefindens ist, bewirkt wird. Unverkennbar zeigt die Erfahrung auf diese Ursache hin,
wenn Pferde, nach einer plötzlichen Veränderung ihres gewohnten Zustandes, unvorbereitet
in einen entgegengesetzten übertreten und erkranken: wenn edle Pferde die erforderliche Pflege
entbehren, und die Behandlung gemeiner Ra^en in dumpfen und finstern Ställen erdulden,
und unterliegen, während sich die letzten Wohlbefinden. Kann man daher diesen Thieren
die Bedingungen ihrer anderweitigen Vollkommenheit nicht gewähren, und auf Dienste nicht
Verzicht thun, zu welchen ihnen die nöthigen Eigenschaften fehlen, so schütze man sie vor
Gefahren, denen sie nicht entzogen werden können, indem man nur den Umständen gleichgestimmte
Naturen verbinde und erzeuge.
Als erblich sind alle Fehler anzusehen, die aus einer Verstimmung der Organe entstehen,
deren polarisches Verhältnifs weder die Natur aus eigener Kraft, noch mittelbar die Kunst,
wieder herzustellen vermag; diese Fehler mögen nun dem Vater oder der Mutter angehören.
A r i s t o t e l e s sagt: „Die Kinder gleichen ihren Eltern in den zufälligsten Eigenschaften, diese
erben öfters die Narben, wovon jene allein die Wunden empfangen haben. Am meisten aber
pflanzen sich die Fehler und Verstümmlungen der Mütter fort. Digby *) hat Beyspiele von
Katzen, und Highmore **) von Hunden angeführt, die auch bey Pferden vorkommen. Eine
merkwürdige Erscheinung von dem Einflufs der Muttermilch auf die Kinder erzählt Hacquet
***), der zu Sireth die Kinder eines Bojaren sah, die schwarz waren, und diese
Farbe einzig von ihrer Säugamme, einer Zigeunerin, erhielten. Diese Kinder waren vollkommen
weifs geboren, wurden während dem Säugen schwarz, bis sie sich zum zwanzigsten Jahr
wieder bleichten, und ihren Eltern ähnlich wurden. Die meisten Eigenschaften der Mütter,
besonders wenn es Mängel sind, gehen auf beide Geschlechter ihrer Nachkommen über. Und
wiewohl es uns hier nicht zukömmt, zu unsern Behauptungen, die sich auf eigene Erfahrungen
stützen, eigne Beobachtungen als Zeugnisse anzuführen, dessen wir uns überall enthalten
haben; so wollen wir doch den Fall erwähnen, wo eine englische Rappstute ohne
Abzeichen, in einer Reihe von Jahren, von verschiedenen Hengsten, Füllen beiderley Geschlechts
warf, die alle an der linken Seite ein Glasauge (vveifse Iris) hatten, obschon der
Stute selbst dieses fehlte. Es giebt aber auch eigene Fehler, die, wenn sie vom Vater herrühren,
den Söhnen, und wenn sie der Mutter eigen sind, den Töchtern anerben. Das Koppen
oder Aufsetzen, das aus einer fehlerhaften Verdauung entsteht, indem sich aus dem genossenen
Futter eine widernatürliche Menge Luft entwickelt, die diese Pferde, durch Aufsetzen der
Zähne auf äufsere Gegenstände, von sich geben, hält Wolstein für ein Uebel, das den
männlichen anhängt, wenn es vom Vater — den weiblichen, wenn es von der Mutter her-
Allc Fehler der Bildung, wenn sie nicht von zufälligen Ursachen entstanden, und zuweil
Mich diese, sind erblich. Was Hippokrates t) von den Makrocephalis erzählt, die, r
Es ist allgemein
gegen die Efeidezäh
nach einer bestimmt
als Kunde
gethan.
gewi
Von den liennzeit
¡rkannt worden, dafs sowohl der Wechsel der Milch - oder
!, wie der Wachsthum und die Veränderungen in dem Kei
gesetzmäfsigen Zeitfolge geschieht; man sieht daher diese Vi
sen Alters der Pferde an. Der ersten Füllenzähne ist bi
»••) Physikalisch - politi
Nach, einem Alter von acht oder neun Monaten hat das Füllen 28 Z;
12 Schneide - und 16 Backenzähne; man nennt diese bis auf die 4 letzten Backe:
oder Füllenzähne, weil sie ausfallen, und an deren Stelle die eigentlichen Pferdez
letztere unterscheiden sich von erstem durch tiefere Furchen, die den andern
durch ihre Gröfse.
Ungefähr nach 18 Monaten verschwinden die Höhlen der Mittelzähne, und 1
die Spitzen der fünften Backenzähne.
Mit zwey Jahren sind auch die Eckzähne abgeschliffen, und die letzten Back
an Höhe den erstem gleich. Das Füllen hat nun 32 Zähne, 20 im obern und :
Maul; auch fangen in dieser Zeit die Schneidezähne an auszufallen. Je edler a
der Füllen ist, desto langsamer geschiehet dieses; bey einigen bleiben solche bis
Jahre stehen. Während dieses Wechsels der Zahne bleibt sich ihre Zahl immt
nur der eine den andern verdrängt.
Nach dem dritten Jahre wechseln die Mittelzähne im untern und die dritten
im obern Maul. Mit diesen neuen Pferdezähnen pflegen auch bey Hengsten die
Spitzzähne auszubrechen. Nach diesem hat das Pferd mit 4 Jahren alle 40 Zäl
ein Hengst, und 36, wenn es eine Stute ist, wiewohl auch die letztern öfters Hakei
so finden sich solche doch nur im untern Maul, und erreichen niemals die Gri
Mit 4 Jahren hat das Pferd noch 4 Eckzähne zu verlieren, sie fallen in
wie die andern im zweyten und dritten Jahr. Tab. E. Fig. I. ist die Abbildung
hintern Maul eines 4jährigen Pferdes.