
als es bedarf, um nicht durch Mangel an hinlänglicher Bewegung seiner Gesundheit verlustig
zu werden. Zweckmäfsige Nahrung wird ihm in gehöriger Fülle zu gehörigen Zeiten gereicht,
gleichförmiger geht sein thierischer Lebensprocefs von statten, lsein Theil seines Körpers
bildet sich zum Schaden des andern und herrscht ihm dann vor — harmonischer wird sein
Bau, und nichts entgeht ihm allenfalls, als einige zufällige Eigenschaften, die ihm nur in
der Wildheit zu statten kommen. Seine Fortpflanzung geschieht nach Wahl und Anordnung.
Durch das Zusammenbringen trefflicher Naturen entstehen dann die tadellosen Geschöpfe, die
mit allen Vorzügen der Gestalt, dem natürlichen Muth, einer Folge ihrer Kraft, noch die
Gelehrigkeit verbinden, und den Menschen für seine Liebe und Sorgfalt dankbar durch ihre
Frommheit und Treue zu belohnen scheinen.
Der Zustand der wilden Pferde z. E. im spanischen Amerika gab freilich dem Naturforscher
Bülfon *) Veranlassung zu einer schönen Beschreibung; ihre individuelle Vortrefflichkcit
kann sich aber doch nur eben jn diesem Zustande behaupten.
Man hat historisch bestreiten wollen, dafs Arabien das Vaterland des Pferdes sei.**) Den
ältesten Nachrichten zufolge wurden zu Mosis Zeiten nur in Aegypten Pferde gezogen, und
als es die Israeliten verliefsen, sollen die Araber, deren Gränzen sie berührten, noch ohne
Pferdezucht gewesen seyn. Zu Sauls Zeiten kommen nur bei seinen Feinden Pferde vor,
welche David lähmen liefs, als er in einem Gefechte eine Anzahl gefangen bekam, weil er
sie für den Augenblick noch nicht benutzen konnte. Salomo soll zuerst eine kleine Reiterei
gehabt, und zum Vortheil 'der Krone einigen Handel mit ägyptischen Pferden getrieben haben.
Der Preis, den die phönizischen Könige für ein Pferd zahlten, war 150 Sekel, eine für
jetzt schwer zu bestimmende Summe. Michaelis schliefst daraus, dafs man den ungleichen
Werth der Pferde noch nicht gekannt, oder sie noch nicht mit den Augen eines Liebhabers
betrachtet habe, wiewohl diefs überhaupt nur als ein Mittelpreis angesehen werden mufs, wie
noch jetzt ein solcher bei den Armeen für die Lieferungen festgesetzt ist, so ungleich immer
die Pferde bei dem nachherigen Gebrauch ausfallen mögen. Diefs beweist aber noch nicht, dafs
Arabien ursprünglich keine Pferde gehabt habe, so wie es auch nicht für Aegypten entscheidet.
Die Pferdezucht konnte nur von einem Nomadenvolk mit Liebe, Bequemlichkeit und
Vortheil betrieben werden, so wie diefs noch jetzt vorzüglich von den Beduinen geschieht.
Ein Volk von Ackersleuten würde die Pflege der Ochsen vorgezogen haben; Nomaden verlassen
den Boden, der abgezehrt ist, mit ihren Heerden, sie finden die Nahrung überall wieder,
ohne sie erst, wie jene, der Erde im Schweifs ihres Angesichts abgewinnen zu dürfen, da
jene an den Boden gefesselt sind, den sie nicht allein für sich bebauen, sondern auch zur
•) Naturgeschichte.
Unterhaltung ihrer Hausthiere bearbeiten müssen. Nomaden, denen Geld kein sonderliches
Bedürfnifs ist, sind nicht sehr betriebsam um Handelsverhältnisse; wenn daher die Tyrer zur
Zeit, da ein Theil von Arabien unter der Botmäfsigkeit der Israeliten stand, ihre Pferde von
den Armeniern kauften , so ist daraus keinesweges zu schliefsen, dafs in Arabien damals
keine Pferde vorhanden waren. Die schöne Beschreibung des Kriegspferdes im Hiob *), einem
arabischen Gedicht, beweist vielmehr, wie bekannt man mit den Eigenschaften des Pferdes war.
Dort licifst es:
Hast du dem Rosse die Stärke gegeben, und seinen Hals mit Zorn bekleidet? Befiehlst
du ihm, den Heuschrecken gleich zu springen? Sein prächtiges Schnauben ist
Schrecken. Es stampft mit den Füfsen den Boden, frohlockt in seiner Kraft und geht
aus, der Schlachtordnung entgegen. Den fürchterlichen Anblick verlacht es und erschrickt
nicht, kehret nicht um vor dem Schwerdt. Ueber ihm ertönt die Rüstung, der Köcher
und der blitzende Speer. Unter seinem Laufe erbebet die Erde; es stutzt nicht, wenn
die Trommete erschallt — erschallt sie, dann tobt es fröhlich wiehernd dem Treffen entgegen,
dem Rufen der Feldherrn und dem Kriegsgeschrei. —
Die Araber selbst scheinen nicht sehr eifersüchtig auf den Ruhm früher Pferdezucht zu
seyn, indem sie ihre edlen Pferde von Salomo ableiten **). Die Erzählung, wie sie Pferde erhalten
haben, ist anmuthig, wenn auch nicht glaubwürdiger als ihre Mährchen. Die El-Aschid,
sa»en sie, ein Volk in Oman, soll sich zuerst einen Namen durch die Pferdezucht erworben
haben. Der Stammvater dieses Volks, ein Enkel von Laba im vierten Gliede , soll die
Königin Balkis, als sie zu Salomo reiste, um ihre Vermählung mit ihm zu vollziehen, begleitet
haben. Als sie bei ihrer Heimkehr den König um Lebensmittel auf die Reise baten,
so gab ihnen Salomo unter andern ein Pferd seines Vaters, Init der Anweisung, es zur
Jagd zu gebrauchen, damit es ihnen nicht an Lebensmitteln fehle. Dem Reiter dieses
Pferdes entging keine Gazelle, die er erblickte, daher bekam es den Namen Säd el Rakyb.
Kaum vernahmen die Beni Thäleb von diesem Pferde, so liefsen sie eine Stute von ihm
belegen. Diese warf ein Fohlen, Namens El-Hädschisch, welches noch Vorzüge vor seinem
Vater hatte. Die Beni - Aumer hörten in der Folge von El - Hädschisch und liefsen eine Stute
von ihm belegen, wovon sich El • Dinary herschreibt. So entstanden mehrere edle Pfcrdestämme.
Hätten die Araber aber nicht schon früher Pferde gehabt, so würde ihnen der
von Salomo geschenkte Hengst aufser der Reise von keinem Nutzen gewesen seyn.
Die Vollkommenheit, in welcher sich das Pferd in Arabien findet, entscheidet für die Angemessenheit
dieses Landes; man müfste es denn für keinen Vorzug gelten lassen, dafs das
Pferd mit einer harmonischen Gestalt, an der sich weder Ueberflufs noch Mangel offenbart,
•) Cap. XXXIX.
'•) Golhjiiche orienuliache Sammlung, a. nmnall. Koiieap. Octb. 1809
nähern, und selbst in Syrien für eine eigne Menschenrace
magerer und schwärzer als andre Araber sind. An ihren I
wahrzunehmen, ihr Rücken und Bauch gleich abgeflacht,
und kraus seyn. Sechs Unzen Reifs oder Mehl reicht zu
Eben so mäfsig sind die Stämme Najd und Hedjaz. Sechs c
Butter getaucht, etwas süfse oder saure Milch sind die ganzt
Excretionen dieser Menschen sind unbedeutend, das Blut I
Klima scheint eine solche Diät nothwendig zu machen , ind<
benimmt, viel zu verdauen. Die Leibesconstitution dies(
hurtig und leicht, als kräftig.
Aufser den Wurzeln und dürrem Grase bestehet die M
Gerste, die ihnen aber nur spärlich gereicht werden. Merl
wo der Boden überaus fruchtbar ist, die Pferde gar nich
Meilen von Sannaar, wo es sandig und dürre ist, gedeiher
dem Menschen fast unerträglich. Das Thermometer steigt bi
von Sannaar ist i3°. *)
Dauerhaftigkeit und Schnelle sind die beiden Haupteigc
ber bei der Zucht der Pferde vorzüglich strebt. Ihre Streif
Nachbarn nöthigen sie auch dazu. Selbst während des Fi)
leichte Trense, um derselben in jedem Augenblick mächtig
einer schnellen Flucht zu suchen genötliigt sind.
Der Araber lebt mit seinem Pferde in der engsten
mit ihm, und betrachtet es wie ein Glied der Familie,
das Pferd überaus fromm und zahm. Die Kinder spiele,
dasselbe, und wenn sie herabfallen, bleibt es stehen, i
ihren edlen Pferden behaupten die Araber sogar, dafs
besitzen, und nach einer in der Schlacht empfangenen Wune
Reiter länger zu tragen, sogleich umkehren, um ihren Her
wenn er stürzte, blieben sie stehen und wieherten, wie
Zeichen, wenn ihre Herren im Felde schliefen, und sich e
Das Vergnügen der Jagd und der Hang zum Wettrennen
auch für die Bewohner der Städte ein Beweggrund, ihre Pfer
hon. Die arabischen Dichter sprechen als von einer al
B