
weiden kleine, aber kräftige Pferde gezogen. Iinnter *) versichert, auf einem ziemlich bejahrten
Pferde dieser Rage einige Meilen in vollem Galopp zurück gelegt zu haben. In Pafo, auf der
Insel Cypern werden von den Türken Pferde von einer andern Rage gezogen, die eben nicht
starke Läufer sind, aber ihres vortrefflichen Schrittes wegen gerühmt werden, denn ohne
Beschwerde für den Reiter dauern sie sechs Stunden lang bey Reisen über Berg und Thal mit
voller Thätigkeit aus, und legen binnen dieser Zeit grofse Strecken zurück. Auch die Esel
und Maulthiere dieser Gegend sind die berühmtesten in der Levante "). Nach dem Diodor "")
war bey den Griechen bis auf die Zeiten des Alexanders eine Rage berühmt, die von den
Stuten des Diomeds herstammen sollte, welche Herkules aus Thrakien herbey geführt hatte,
und die sich besonders durch ihre Wildheit auszeichnete. Die Wettrennen bey den olympischen
Spielen wurden zuerst von Herkules verordnet.
Die ägyptischen Pferde, die eine eigene Rage ausmachen, und von den Türken ween
ihrer Gelehrigkeit vorzüglich geschätzt sind, werden von andern auch ihrer Schönheit wegen
vorgezogen. Diese Pferde sind grüfser als die benachbarten barbarischen und arabischen Ragen.
Eine hohe Gestalt, ein gut gestellter Kopf, ein wohlgebildeter Hals, ein runder Rücken, feine
und nervichte Beine, Leichtigkeit im Gange, edle und stolze Bewegungen und ein harmonisches
Verhältnils aller Theile zeichnet diese Rage aus. Alle -diese glänzenden Eigenschaften
aber werden durch ihre geringe Ausdauer bey Strapazen beeinträchtigt, worin sie von den
arabischen Pferden am meisten übertroffen werden f). Da es keinem Zweifel unterworfen,
dafs diese Rage zunächst von der arabischen abstamme, so gilt, was wir schon früher gesagt
haben, auch von den ägypiischen Pferden, dafs diese Thiere um so schlechter sind, als sie
grüfser wie ihre Stammcltern geworden.
Das Pferd, welches der Stolz und das besondere Eigenthum des Numidiers war, ist in
den neuern Zeiten sehr ausgeartet. Die Raubsucht der Türken hat innerhalb der Gränzen ihrer
Herrschaft die Geduld der Araber so sehr ermüdet, dafs sie jetzt nur geringen Fleifs auf die
Pferdezucht verwenden. Die besten barbarischen Pferde werden gegenwärtig in Fez und
Marokko gezogen. Diese Pferde sind klein, dabey aber leicht und schnell, und obschon ihr
Gang im Anfange träge und gespannt ist, so zeigen sie doch viel Feuer und Kraft, wenn sie
aufgemuntert werden, daher auch die in den Gebürgen, am Fufse des Aüas gezogenen Pferde,
ob sie gleich noch kleiner sind, für die vorzüglichsten gehalten werden, da sie gar nicht
ermüden. Sie haben einen kleinen, magern Kopf, einen langen, feinen, aber meist schön
gebogenen Hals, wenig Mähnen, eine lange Krape, und einen hoch angesetzten Schweif,
gutgestaltete Schenkel, lange unbehaarte Fessel und einen harten hohen Huf. Die meisten
t) Nur wenig« von dieser Beschreibung labt sich auf den Nadir, «in Pferd von die,er Ra5e, anwenden. Eben so widersprechend
sind die Beschreibungen der Reisenden. Pocok sagt: ihre Hälse haben den Fehler, dafs sie zu kurz sind- Sonnini
erklärt diesen Theil für wohlgebildet. Die meisten aus Aegypten gebrachten Pferde schienen dem Verfasser gemeine Araber.
Barbaren oder Turkomanen zu sevn.
dieser Pferde sind Schimmel *). Die Mograbi, ein grofser Stamm der Araber, die sich in der
Barbarey verbreitet haben, behaupten, dafs ihre Pferde die Schädlichkeit des Sirocow kennen,
und so bald sie die Ankunft desselben wahrnehmen, sich wenden und den Kopf nahe an die
Erde halten. Uebrigens ist die ganze Küste der Barbarey vom Eingang der Meerenge von
Gibraltar bis Tunis eine der schönsten und fruchtbarsten der Welt und daher die Fütterung
daselbst leicht. Der Preis der Pferde hängt von dem Preise der Gerste ab; ein brauchbares
Pferd wird iu Tunis für 3 — 6 — y Pfund Sterling gekauft **).
Die spanischen Pferde, von welchen Plinius die galizischcn und asturischen, Martial
die aragonischen auszeichnet, sind gegenwärtig nur von geringem Wcrthe. Die berühmtesten
aber werden in Andalusien gezogen. Der Stamm dieser Zucht rührte von den Mauren her,
deren Könige ihren Wohnsitz zu Cordova, dem Vaterland des Lucan und Seneca hatten.
Der abgemessene Gang, die erhabenen Bewegungen, die gute Stellung und die Kraft ihrer
Schenkel, ein feines Gefühl, grofse Aufmerksamkeit und Gelehrigkeit, machten diese Pferde vor
allen andern zu ritterlichen Uebungen, und zu den höhern Schulen der Reitkunst brauchbar***).
Der Herzog von Newcastel (ein competenter Richter in der Reitkunst) beschuldiget die spanischen
Pferde der Ueberklugheit, indem, wie er sagt, sie öfters-die Rechnung ohne den Wirth
zu machen pflegten. Die besten gewandtesten und dauerhaftesten Pferde wurden in den Gebürgen
gezogen; Fugger hielt ein Pferd ans der Gegend von Jean Maitos um 50—60 Dukaten
mehr werth, als von Xeres de la Frontera. Uin die ausgeartete Zucht dieser Pferde ihres
alten Ruhmes wieder würdig zu machen, verband sich unter dem Schutze des Königs eine
Anzahl Edclleute unter dem Namen Real Maestranzes. Die Bemühungen dieser Brüderschaft,
die sich zu Sevilla, Granada, Valencia und B.onde befand, hatte keinesweges den erwünschten
Erfolg. Man glaubte, der immer grüfsern Ausartung durch das Kreuzen mit fremden Raren zu
begegnen f), und liefs Pferde aus Frankreich und Deutschland kommen, die dann Bastarten
welche der Erwartung nicht entsprachen.
Unter den italienischen Pferden wurden die neapolitanischen, welche aus der Barbarey
und Spanien herstammen, für die vorzüglichsten gehalten. Die Gestalt dieser Pferde hat gegenwärtig
nur wenig Merkmale ihrer Abkunft. Sic sind meist grofs, muthig und stark, ihr Kopf
lang und dick, wird durch die meist unförmlich gebogene Nase auffallend; der Hals ist hoch
und stark, wie es die Last, die er zu tragen hat, erfordert **). Ueberhaupt zeichnen Stärke
und Vermögen ihren Bau, und hohe, markirte Bewegungen ihren Gang aus; daher diese Pferde
vorzüglich zur Parade und vor Staatskutschen gebraucht werden. Sie werden, ob sie gleich
ein empfindliches Maul haben, allgemein für unbändig und ungelehrig gehalten; auch ist ihnen
mit den meisten italienischen Ragen, (worunter die Polesinischcn die vorzüglichsten sind) der
oder doch beständig im Frcyen gefuttert wird. Nur selten bleibt der Schnee *
liegen, und der Landmann kann den ganzen Winter durch ackern und säen. Ungcach
anhaltenden Nebels und der feuchten Luft, schadet das Klima keinesweges der (
und Menschen und Thiere sind stark und erreichen ein hohes Alter. Der Boden diese«
ist meistens kreidcnaitig. Eben .Iii-1, gemäfsigte Klima aber, wozu die in England her
den Süd - und Westwinde vieles bey tragen, begünstigt die vielseitige Ausbildung der
mehr, als die südlicheren Gegenden anderer Länder, wo der Wechsel von Hitze u
keine so ebenmäfsige Ausbildung gestattet. Aufser der sorgfältigsten Pflege, die ii
andern Lande den Pferden in gleichem Giade zu Theil wird, leiden diese Thiere daselbi
weniger von den Plagen des Sommers, den Mücken und Bremsen.
Der Ruhm der englischen Pferde beschränkt sich nicht auf einige Gegenden oder G
(deren es ¡11 England eigentlich gar nicht giebt,) jede Provinz hat eine eigene, dem Bec
derselben angemessene Rage, und diese dann von derselben Farbe; so sind z. B. die 1
und Zugpferde insgemein schwarz. Goldbraune, Goldfüchse und Goldfalbcn, wie
den Arabern finden, werden nur unter den Blutpfeiden angetroffen. Ihre Farben v
die schönsten und edelsten gehalten, und es läfst sich auch nichts mit dem Schimm
selben vergleichen, als das Gefieder der Pfauen, oder der Glanz des Goldes.
Die Pfcidezucht in England scheint mit der des benachbarten Landes gleichen Alte
Ursprungs zu seyn. Schon Casar fand daselbst Pferde. Bis auf die Zeiten Hein
aber, waren diese Thiere in England nur von geringem Wüchse, wie die von ihm geg
und noch bestehenden Gesetze bezeugen. Wilde Pferde hat England nicht aufzuweisen
vollkommene Bau, und die zweckmäßigen Verhältnisse zu grofsen Kraftäu&erungen; die
Bildung, welche sowohl ihre Tüchtigkeit wie ihre Gesundheit anzeigt, sind Vorzüge,
von der Hauszucht des Landmannes herzuleiten sind. Der Bauer in England bedient 1
seinem Gebrauch nur der Stuten; kein Preis derselben ist ihm zu hoch, da er ihren
durch die Früchte ihrer Nachkommen als ein bleibendes Kapital ansehen kann.
Ländern, wo der Landmann keine eigne Nachzucht hat, und sich auch meist der Wa
oder Hengste zu seiner Arbeit bedient, wird man hierin niemals zu solchen Eimens
gelangen, da die durch Uebung erworbenen und gesteigerten Kräfte für die Zucht i
gehen.
Die gegenwärtige Rage der Rennpferde (rage - horse) stammt von arabischen, barba
oder türkischen Hengsten, und von den vollkommensten englischen, aus gleichem Blu
sprossenen Stuten ab; mehrere dieser edlen Pferde-Familien aber stammen sowohl v
terlicher wie von väterlicher Seite von Arabern ab *). Die Vorzüge dieser Pferde aber
• Stanley') Rem. ev. Tunis. ••
das spanische Sprichwort: El ^iego Sonnaba, quo ve ic Rennpferde, welc während der Regierung di Elisabeth in England