$au8 für ben SBinter ju raup unb feucht gelegen, in bie Stabt pm*
unterzog.
SNeine SBopnung War eine Quinta, b. p. ein SanbpauS, wie eS beren
int obern ©peile bei Stabt bis ju 2000 guß hinauf fefjr »iele in »er*
fc^iebencr ©röße gibt. ©in freunblicpeS SBohnpauS mit einem tion Sßein*
getänben umfehloffenen ^Blumengarten, ben grüne Bmlerfetber umgeben.
SNeine SBirtpin, Senhora SoareS, eine alte freunblicpe ©ame, forgte gleich
einer Niutter für mid). 2tu8 ben genßern beS HaufeS genoß icij ber fcf/on-
jlen 2lu®fid)t auf baS wilbe ©ebirge unb nur wenige Stritte aufwärts
toerlief neben einer SBafferieitung (bie Setiaba S t. Sujia) ein ebener Spa*
Ziergang. ©ie Stabt mit hren zahlreichen weißen Käufern, Sirenen, iftö*
ftern unb SNauern lag unter meinen grüßen, baS blaue ÜNeer aber War nur
gegen Qften burefj bie brei ©efertaS (unbewohnte baumiofe Unfein), beren
eine in ber gerne ber Snfel ©apri gleichen fotl, begrenzt.
Anfangs war i<h aßein mit meiner Senhora, bie nur ißortugieftfeh re*
bete, währenb mir biefe Sprache gänzlich unbefannt War. ©ine junge
©ame aus ber Nacpbarichaft, bie etwas granz’oftfch tierßanb, !am beSpalb
in ben erften Sagen häufig atS ©olmetfdjerin. Stber fhon in wenigen
Söodjen hatte ich, burch bie ^Bemühungen meiner SGBirthin, fo oiel ißortu*
gieftfeh erlernt, baß ich wich ohne Hülfe unferer frönen Nachbarin fehr gut
mit ihr tierßänbigen fonnte. 3m ©ejember jog bann ein Sietilänber,
SBaron SB., ber ebenfalls im untern ©peile ber Stabt nicht fcplafen fonnte,
herauf, unb im folgenben grüpjapr hatten wir ber beutfe^en (Säfte fo tiiele,
als baS fleine §auS nur außunehmen vermochte.
3 cp hatte mich batb eingerichtet unb ging mit Sufi unb Siebe an bie
Arbeit, ©ie ganze ^Pflanzenwelt war mir hier neu, ich Wußte be§halb faum,
womit ich pnädjft beginnen foßte. SSiS pm NlittagSeffen befepüftigten mid;
in ber Negel meiue Unterfu^ungen, bann ging ich Nachmittags ober 2lbenbS
entweber auf ber Setiaba fpajieren ober p r Stabt hinunter, jum toor bem
©hee wieber in meiner SSepaufung p fein, wo bann ber Neß beS 2tbenb8
bis pm Schlafengehen mit Sefen ober Schreiben tierbracht würbe.
Sn beiben SBintern, welche ich auf SJlabeira tierlebte, waren etwa 30
©eutfepe, meifienS ihrer ©efunbpeit halber, in gunchal anwefenb. Unter
ihnen traf ich in bem erften Sabre ben burch feine gebiegenen Unterfucpun*
gen über wirbeßofe ©btere befannten ßoologen Dr. Slug. Äropn, in beffen
Umgang ich öiele angenehme Stunben tierlebte, außerbem aber noch einige
fehr liebenSWürbige SanbSteute, beren greunbticbfeit ich wet P banfen habe,
©urch meinen greunb 21., beffen §auS mir täglich rffen ftanb, mit mehren
englifcpen gamilien befannt geworben, öffnete ft cp mir auch fehr balb, ohne
baß ich es fuepte, bie engtijepe ©efeßfepaft, welche in gunchal ben ©on an*
gibt, fo baß es mir an Umgang niemals fehlte unb id) reichlich ©etegen*
heit hatte, bie ©igenthümlicpfeiten, aber auch ben gebiegenen ©harafter beS
britifchen SSolfeS fennen p lernen. 2tußer ben in gundpal anfäffigen ©ng*
länbern fommen noch etwa 300 bis 400 aßwinterlich herüber, fo baß p r
Herbßzeit bie nach Nlnbeira gepenben Schiffe faß immer überfüßt ßnb.
©aS Seben in gunchal iß fehr einförmig; es gibt Weber ©heater, noch
Stotterte, nur fpiett an jebem Sonn* unb geßtage bie SDiilitärmufif auf
einer ber Ißromenaben unb tierfammelt bort fowol ©inheimifche als grembe.
©a bie Straßen ber Stabt pm größten ©heil fehr abfcpüfßg ßnb, fo iß
ber gußgänger faß aßein auf bie brei IpragaS (Öffentliche Sßajiergänge),
Wotion jwei am -SNeere liegen, angewiefen, außerbem bietet bie erwähnte
Setiaba S t. Sujia, 500 guß über ber Stabt, unb ber ©aminho notio
(Neuer 2Beg), eine fefiöne breite Sunßßraße längs bem Nleere, im Sßeften,
außerhalb ber Stabt, [ehr angenehme ißromenaben mit herrlicher SluSficpt;
aßein p r Setiaba führen bie aßerßeilßen Sßege unb ber ©aminho notio iß
eine halbe Stunbe tiorn Ntittelpunfte ber Stabt entfernt.
5Nan benupt be8palb in gunchal baS Neitpferb wie in ben heutigen
Stäbten bie ©rofchle unb miethet baffetbe ßunben*, tage* ober monatweife.
©ie englifchen Herren unb ©amen reiten fogar beS Sonntags p r itirepe*).
Sebent ißferbe folgt ein 2lrieiro in ber SanbeStracht, mit ber fpipen ©ara*
pufa ober bem untiermeiblichen Strohhut. ©erfelbe läuft, wenn ber Neiter
galoppirt, in tioßen Sprüngen hinter ihm her, unb hängt ßcp, wenn es ßeiler
aufwärts geht, an ben Schwanz beS ißferbeS; auch reitet man pm Scpup
gegen bie Sonne mit aufgefpanntem Negenfcpirm. ©ie Neife um baS ©e*
birge macht man gteicpfaflS nur ju ißferbe ober in ber Hängematte. Naber*
f uhrwerf iß auf ber ganzen Snfel, unbeiannt; bagegen bebient man ß<h in
neueßer ßeit tiielfacp beS Schlittens, ber tion zwei Dcpfen gezogen wirb,
©er mächtige, altmobifche Sutfcpfaßen (©aro), auf einem Sdjlittengeßeße
rupenb, mit feiner Dchfenbefpannung unb ben beiben baneben laufeuben
gührern, welche burch einen mit einem furzen Stachel bewaffneten Stocf,
noch mehr aber burch ®tprei bie ©hiere anfeueru, auch bann unb wann,
um bie Neibung zu tierminbern, ben Schlitten über ein in SBaffer getranf*
teS ©mp ober einen gehaltenen Dpüntiaßengel gleiten taffen, bitbet eine
eigentümliche, inbeß bei ben portugiefifepen ©amen |epr beliebte .©quipage,
bie nur ziemlich langfam tiorwärts geht unb auf ben ßeileren SOBegen faum
*) ©in Neitpferb foßet für ben ©ag 2 ©oß. unb für ben SNonat 30
©ofl., bie Unterhaltung beS eignen IßferbeS beträgt mit bem bazu nöthigen
SBurfcpen (2lrieiro) 16 —18 ©oß. monatlich. ©S iß aber im Stßgemeinen
nicht toortpeithaft, fein eignes ißferb zu patten, ba man baffetbe in ber Neget
tpener lauft unb fpäter bißig p tierfaufen genötigt iß.