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verwaiiillen Sys l emc , dur ch Modification älinlioher Organe zu
ersrhaiToii, iiiul in eiiianiler zu verschlingen. — Dii- Me l amor -
phose jedocli wirkt bei voUkonimncn Tliicrcn auf zweierlei Art,
crstlioh, «lass, wie wir bei den Wr h e l k n o r b e n ge s ehen, i<leiitijiche'riicile,
na< h einem gewissen Sc h ema , diacli die bildende
Kraft auf die hestün.ligste "Weise verschieden umgeformt we r -
den , wodur ch der Ty p u s im Allgemeinen niöglich wird; zweitens
, dass die in dem T y p u s benaimtrn eiiizehien Theile durt b
alle Tlüerge-scbleehler nnd Arten immerfort veräiulert werden,
oline dass sie doch jpmals ihren Charakter verlieren können." —
Es ist kaum möglicli, die deutliche Einsicht in das Ih-stehen einer
Einheit in der VieDieit der Skcletbildüngen bestinuiiter auszuspr
e chen! —
Die erste, allgemeinere Aufmerksamkeit erregende Anwendung
dieser I^e^^achtung^< weise war e s , als man zu der wiiluigen
ErkenntnisÄ ge l angt e , dass der Sc h ä d e l , ein in der descripliven
Anatomie vom Riickgrath durchans abweichend erklärtes Ge -
bilde, nichts ^Vjideres, ak eine n>ehr entwickehe Stelle der W r -
beUänle. sei, und gleich dem Kückgr a th a u s W i r b e l n bestehe,
l ' e b e r die Friorilät dieser lirkemilniss bei einem oder dem andern
I•"or^cher. können Zweifel erhoben we r d e n , doch ergibt sich
aus dem, was G o e t h e im J a h r 1811) a. a. 0 . über seine osfeologiscben
Ausicliten abdrucken liess. deutlicli, dass ihm auch diese
Erkenntnis« nicht verborgen geblieben war. und da<s namentlich,
wie de r Kopf nicht bloss aus dr e i, sondern aus sechs Wr b e l n
we-entlich gebildet we r d e , ilmi deutlich geworden s e i A n c h
der IrefTliche Bojt.vxis, einer der wenigen ^ l ä ime r . welche bei
tiefer Einsicht in descriptive .\natomie sich den Siiui fiir philosophisrhe
Be t r a chtung organischer Fo rmen offen erhalten hatten,
spricht es aus , dass die erste Auffassung dieser Idee bei G o e t h e
anzunehmen sei
Der erste Jiingegen. der in ofTenknndiger Sclirift, bestinunt
im Einzelnen das A orhandeasein von den drei grossen Schädel -
wirbelii a»issprach, war ein Mann, der mit grosser geistiger Kr a f t
und hcll«-r AnMclit Über die Re i che der \ a t u r ausgerüstet, auch
so >ielfdltige andere Beziehungen früher als die meUten seiner
Zeitgenossen, mit der Sicherheit des Ge n i e s erra>st h a t ; es war
Okks in seinem Pr o g r amm über die Bedeutung der Schädelknochen
. Bamb e r g 1 8 0 7 Es i.-t äusse^^t interessant, zu le-en,
wie ü k e > über die Zeit und die I mstande, nnter welclien er zur
er>ten Erfassung dieser Erkenntniss gelangte, sicli ausspricht
— Im J a h r 1 8 0 5 schon, hatte er hei He r ausgabe seiner Biologie
über die Deutung der Srhäde lknorhen gewonnen, die Be -
«leutung der Kiefer als Füsse, wa r ihm klar geworden, aber das
RSthsel der Schädelknochen vermochte er noc h nicht zu lösen.
1 8 0 6 macht er eine Brockenr e i . e . er ist in freier \ a l u r im AVal-
«le, ..im<l'' »0 sind seine Wor t e ,.siehe d a ; es l ag der schönste g e -
bleichte Schäde l einer Hi r s chkuh vor meinen Füssen. Aufge -
hoben, umgekehr t , angesehen, und es war geschehen. Es i s t
e i n e W i r b e l s ä u l e ! f u h r es mir wie ein Blitz dur ch Ma rk und
Bein — und seit dieser Zeil i=t de rSchäde l eine Wirbelsäule." —
1) Zur Morphglogie Bd. 1. S. 2 4 8 .
2) Isis 1818. Bd. 1. S. 5 0 9 .
3) M. s. dasselbe im Auszuge u n d mit Beme r k u n g e n , aucli I l i n d e utungen
auf eine beabsichligte philosophische Knocheni cbr c , abgedruckt
Isis 1817 . 1. Bd. S. 8 8 0 .
4) Isis 1818 . 1. Bd. S. 5 1 2 .
Wem irgend eine inhaltschwere Idee, nach langem Be s t r e -
ben, mit einem Male sich eriiffiut, wer das Bedeutungsvolle
eines solchen Gewahrwerdens erfuhren h a t , dem wii'd das Ve r -
stiindniss der hier bezeicluieten Enipliiuhing zugänglich sein! —
Auch in Frankreich ging un\ diese Zeit in nu hrern Geistern
die I'"rkennlniss der den mannichfaltigen Formen des Knochengerüstes
zum Grunde liegenden I-^inheit auf. Br n n i s ') hatte
im Allgemeinen den Wirbel als (irundlage des ganzen Knuchensystems
erkannt, und den Schä.U-l als obersten Wirbel des Uü c k -
graths be t r a cht e t: Dr^ir.iui,') zeigte diu (Jlcicharligkeit zwischen
den Wirbeln des Sc hädels und seinen Muskeln mit den Rü c k -
gratlL-nirbeln und Muskeln; und wenn durch Gai.i, in einem
ähnlichen Sinne die Einsicht in die zwischen den Gebilden des
Hirns und Uückenmarks bestehende Elinheit aufg.-schlosscn wor -
den wa r , so fiilu-le AvTEXiuETii in seinen „Beme r k u n g e n
über die Verschiedeidieit beider Geschlechter ziendich nahe an
die Erkenntniss, dass die Ganglien des Hirns eben so, wie die einzelnen
Ganglien des Rü c k e nma r k s , von einzelnen irbeln umsclilossen
werden müssten.
Nicht minder zeitig belebte sich in GROFFROV S t . HiiAinr.
das Bestreben, euie Erkeimtniss der Einheit in andern Knochenbi 1-
dungen vorzubereiten uiul diirc-bzufiibren, und es erschienen von
ihm im J a h r 18()T mehr e r e Arbeiten , in welchen die Deutung
gewisser Theile des Fischskelets unternommen und durchgefiiln-t
w urde. Derselbe Gelehrte ist späterhin einer der thätigsten Ar -
beiter für pliilosophLsche Anatomie geworden, er ist sogar der
Erste, dem wir ein eigenes We r k über die Philosophie der An a -
tomie verdanken in welchem j edoch eine gi-osse Planlosigkeit
und ein gewisses desuUorisches Verfahren zu vieiniltigen
Lücken und I nvoIlkommeiJieilen f.ilirt, und das einfache, u n -
erschütterliche Festhalten der einen Grundgestalt, in w elcher die
stets %vechselnden Gestalten der Wirklichkeit sich gleichsam wie-
<lerspiegeln, in hohem Gr a d e vcrmisst wird. Bei allem dem ist
das Geistreiche vieler Arbeiten desselben nicht zu verkeimen,
manche Aufschlüsse, wie über (Ue Bedeutung de r langen Dornfortsätze
an den Rückenwirbeln der Säugetliiere " ) , k ommen
höchst erwünscht; und obwohl die Ar t . s e i n e r Bestrebungen,
d a sSk e l e t der Ke r f e auf das Skclet der höhe rn Thi e r e
zurück zu führ en ' ) . nicht gebilligt werden k ami : so ist doc-h
die ausgesprochem- Uebe r z eugung: es müsse auch diesen Sk e -
leten, ein den Skeleten der höhern Th i e r e ähnlicher Ty p u s
zum Grunde liegen, rühmend anzuerkennen. — Endlich legte
dcT-elbe den 4. Mä r z 1 « 2 4 sogar einen geometrischen Plan
über die Zusammensetzung j e d e , Kopfskelels höherer 'Hiicre
Avr -Icadcmic Itoi/ale de Mcdcchie in welchem zum er-
1) Cütirs d'Httdts mltÜcalcs Pw-U. 1803- 1. pag. XJ'I.
2) Magazin encsclop/iliiiue pur Mii.i.is. Puri« 1808. pog. 125.
5) Kb i l ' s Ard: iv f. Pliy»iül. 7. lid. 1807. 1- Uli.
4) Annahl du Mw.l-um d^histoirc mäurellc. l'ol. I X . u. X.
6) Philosophie anutvmiijue T, I. Ihn organes rapiraluires tous le
rapport 'le l" dêltnnination et de l'iilcntiti- de se« piiies. J'iirii
1818- T. H. MmUruoeiUs humiime.H. Purin 1822 . S. Oken' s
Bemerkungen über de.. 1. Tl.l. Isis 1 8 1 9 2. Bd. S. 1S53.
6) Mimoirts de Mwitwn d'hUt. n<iU,r. f^ol. IX oder /»«>• 1 8 2 3
.S; 1386.
7) Sur une colonne vcrtehrale et se« côtes Jans les insrctef eipirupodes
lu à tdcad. r/f s Sciences 1820 . his 1 8 2 0 S. 5 2 7 . Bcinei'-
kungcn l i i cni l c r u n d andere Deutung des Ins ekt
eben das. S. 652.
sten Male in völliger Abstraclion das Gebäude des knöche r -
nen Kopfs a u s s i e b e n Wi r b e l n , auf einem mir vorliegenden
lithographirlen Blatte gegeben wird.
Sollen wir hierbei sogleich noch einiger andern französischen
Gelehrten gedenken, welche Arbeiten in diesem Sinne
geliefert h a b e n , so muss insbesondere D u t r o c h e t genaimt we r -
den, welcher zuerst zu der wichtigen Erkenntniss ge l angt e : dass
die siimmtlichen Gliedcrknoc-hen auf dem T y p u s des Wi rbe lkör -
pers, w e l c h e s d e r D o p p e l k e g e l sei, be ruhen, so dass
er diese sätnmflichen Knochen mit dem Namen os dkoncs b e -
legte ')• — K'»'» so ist eine von Ba i l i . y am 22. Decbr. 1 8 2 3
in der Acadimic des Sciences gelesene Abhandlung nicht
unbeachtet zu lassen, in welcher unter andern der wichtige Satz
ausgesprochen i»t: „ I n der ganzen Länge eines Thiere? enthält
jedes Segment , j e d e r Ri n g , j e d e r Wirbe l dieselben Nervenele-
„ „ . „ t e . " — Auch Bl a i x \ i i . l k , obwohl, gleich C i t i e r , we -
niger nahe auf diese Gegenstände eingellend, und z .B. die dem
Kerfskelet, wie dem Skelet der höhe rn Tliiere zum Grunde liegende
Einheit laugnend , verbreitet sich zuweilen übe r De u -
tung eijizelner Knochen und erkennt den Schädel als Fortsetzung
der Wirbelsäule an. — Hingegen sind von Engl ändern oder
Italiänern durchaus keine Leistungen für philosophische Osteologie
bekamit geworden.
Um so wichtiger aber sind die Arbeilen, welche über hi e r -
her gehörige Gegenstände noch in Deutschland erschienen sind,
uud in deren Aufzählung wir nun for t f ahr en: —
Als ein eigenes umfassendes We r k über die Bedeutung und
Bildung der Kopfknochen erschien hier im J . 1 8 1 5 die CepJmhgcncsis
von Spr« *); ein We r k , welches neben manchem
gerechten auch vielen ungerechten Ta d e l erfaliren musste. Das
sehr Verdientliche dieser Arbeit war offenbar , eine grosse
Menge individueller Fo rme n , in schönen Abbildungen übersichtlich
zusammen gestellt, und schon dadurch die Erkenntniss euier
dieser Mannichfalligkeit zuni Gnnide liegenden Eiidreit erleichtert
zu haben. Das weniger zu Billigende hingegen ist die nicht
genügsame Klarheit in Erfassung der abstrakten Grundformen,
w eh-he anschaulich zu machen er das einfachste und zweckmässigste
:Mittcl, die Aufstellung schematischer Abbi ldungen, gänzlich
verabsäumte. — Sodann wird man auch allerdings bei tieferem
Eingehen g ewa h r , dass ihm die Grundformen selbst nicht vollkommen
deutlich geworden sind, welches übe rhaupt eine Sa che
ist, die sich nii'bt in kurzer Zeit erzwingen lässt, sondern nur
nach lauge forlgesetztem .\nschauen der Fo rmen »ich zu ergeben
pflegt. — Sehr pausend sagt hiervon Oivi,> bei einer andern
Gelegenheit: „l^s ist in der T h a t nu'rkwürdig, was es kostet,
um auch nur e i n e Thatsache der philosophischen Anatomie ins
Reine zu bringen. We r sich nie damit beschäfligt hat,
bleibt ohne Begriff hievon. Nicht Stunden l ang, j a nicht T a g e
lang, Wo c l i e n l a n g karai man vor einem Fi s chkopf e stehen imd
gedankenlos anstaunen diese kalkigen Tropfsteingestalten, ohne
zu wissen, was, wo, wie." Ueberdiess war das Unternehmen von
Spix schon in sofern ein verfehltes, als er es versuchte, e i n e n
T h e i l f ü r s i c h a l l e i n der Entzifferung zu unterwerfen, d.i
sich iloch j e d e r The i l nur aus dem Ganzen erklärt , j a als er diesen
einen The i l nicht einmal mit strenger Consequenz von seinen
einfachem Fo rmen zu den zusanunengesetztern hinauf verfolgte.
Von grösserm We r t h e mtissten daher immer die einzelnen,
aber geistvollem Beiträge bleiben, welche O h e s selbst noch von
Zeit zu Zeit für die philosopliischc Be t r a chtung des Knochengerüstes
liefert. Oben an steht hier, was er in Aphorismen über
das Wesen des Knochensystems im Le h r b u c h der Naturpliilosophie,
J e n a 1 8 1 1 3. Bd. S. (51 u. f. ausgesprochen. Zuerst
wurde hier die AVirbelbildung mit Entschiedenheit als Grundform
aller Knochenbildung dargestellt; und wenn a l l eFrühe rn hierüber
nur schwankend sich geäussert hatten: so begründete O k e \ Iiier
in dem Sa t z e : „ D a s g a n z e K n o c h e n s y s t e m i s t n i c h t s
a l s e i n w i e d e r h o l t e r A \ i r h e l , " die eigentliche philosophische
Osteologie für alle künftige Zeiten. — Unt e r se inen übrigen
Arbeiten dieser Gat tung nniss namentlicli die Abhandl ung :
„Bcin-Philosopliie" ') überschrieben, in sofern sie sich auch
auf die Skelettlieile des Rump f s verbreitet und die hier unentbehrlichen,
schematischen Abbildungen zuerst zu Hilfe nimmt,
rülunlichst erwähnt werden. — Nicht minder wa r seine Abh.indlung
über die FressWerkzeuge der Insekten als Beilräge zur E r -
keimtniss der Einheit und ilirer iMetamorphosen in den Ske l e t -
bildungen der Ke r f e von AVichtigkeit und es diente di e -
selbe im Einzelnen zu mannicldahigen Er l äut erungen der im
ähnlichen Sinne unternommenen Arbeiten von S a « g s y n n d
AvDorix Wie schön Let zt ere r namentlich bereits ilie Ide e
der Me t amorphos e in den Skeletbildungen dieser niedern Th i e r e
erfasst ha t t e , geht aus folgender Stelle he rvor «): „Toutcs
les dijj&cnccs qti' ojfvent Ics insccics, que lous les orgunes
anomaux qii'ih) prcscnlcut nc sont dus qiCä un dtvcloppcmcJit
tuoindrc oii pbis grand de certa'mcs parlics, cxistanl
gcnindcmcnt chcz — Um hier gleich noch anzureihen.
was ausserdem fiir das Verständniss der Skelete der
Gliedertliiere noch wesentlich geschehen ist, ma che ich sogleich
noch die .Arbeiten von T n o \ '=) neb-t I lEi s r eGEns
Bemerkungen, die Beschreibung des imiern Skelcts einiger
hisekten von E s o h o i . t z ' ) , die kleinern Arbeiten von D i t t -
jiAnscii und G. F. S c h a f f ' ) , und endlich die ausfiihr
skelels von Oi.
1) Bulhlin des Sciences de la Soe. philomath. 1821. Flm-.p. 2T.
5) V. I ' ror i ev'8 Nolizen aus (1. Gebiete d. Nal. u. Ileill.. 182 4 Nr . 9.
S. 1S3.
3) Isis 1 8 2 1 S. 50 d. lilcrar. Anzeig.
4) Cephalogene/^is sire capitis ossti structura, formatia it signißcatio
per omnet animalium classes, familias, genera ac aetales digesta
ahpie tabu Iis illnstrata, legesque simul psychologiae cranioscupiae
<l phjsionomia« indc derii-atae, Manachii c. Tatib. I X .
6) M. 3. dari.bor a u d i Oke.n's Bemorkmigen Isis 1 8 1 9 S, 1S5S.
e ) Isis 1818 S. 5 1 2 .
ibres. Strasbourg 1 8 1 6 u n d
1) Isis 1818 S. 5 1 2 9 .
S) eben das. 1 8 1 9 S. 477-
3) Jläinoires sur les animaux sans
Isis 1 8 1 8 S. 1200.
4) liecherches analomiqucs sur le thorax des animaux articulés, jinnales
des sciences naturelles p. ylcDOVi.f, Mno.\a.\i.e«r et Dvii.
is T. I.
5) a. a. O. pag. 100.
6) id>er das Skclel der KHfer Mt c k c l ' s Ar chiv Vl l f . Bd. S. 5 7 4 .
î ) Isis 1 8 2 2 S. 52.
8) Uber Wirbelbildung in Gr\l!us vtrruri^'orvs Isis 1821 S. 645-
9) De rudimeniis sceleli in corpore animalium non vertebratorum,
Jen. 1824.