^"]l. ^yie sonach die r ä n m l i c l i e Ei-scliciiiung der Natur in ihren uucrmesslicheii Kinzcllieilcn
durchaus bcschränkl und endlicli, im Ganzen aber slels luiendlicli nnd unbeschriinkl gel'uaden
wird, so aucli die z e l l l i c l i e . Das Naturicbcn int Ganzen innss als inicndlich, als ewig
gcdaclil werden, wenn das einzelne Phänomen dos Naturlebens, d, i. die besondere Nalurkrafl in
iln-ein We r k e , besclu-änkl, endlich oder slerblioli ist.
Auch in wiefern »lern Lo b e n aii und für sich, uls stätijrer MimifesliUi.in giUtriclien W.-setis d i u c h die, iincl in d e r Natur,
das Pr ä d i r a t de r l-îwig-keit ziikoinnjl, b ewä h r t sich d a f , was oben (s. Aninerk. zu g. V.) übe r die Iilec des l i cbens als eine
reine Ve rnunf l idee aii>i;i;e<prochen wi n d e : denn das H e n o r g e b e n in d em Kwigen i^t d e r Cliuiukter d e r I d e e , eben so wie
das I l e rvor j r ehcn an? dem Einzehien de r Cliarakter eines a b s t r a c l e n B e g r i f f e s .
A'III. Jedes lebendige A"^'esen, in wiefern es a u s s i c h s e l b s t Miüel seiner Tcrschiedenen auszuübenden
"Wirkungen d. i. Werkzeuge, Organe erscliafft, lieissl O r g a n i s m u s . — Die Natui-, in
wiefern sie rastlos neue Ersclieiimngcn iln-es innern Lebens liervorruft, isl der Organismus scJdcclil-
Jiin, (Makrokosinus). Jedes euizelne, slcli aus sioli selbst entwickelnde Naturwesen, in wiefern es
nur im allgemeinen Organismus der Natur hesteheu kaiui, sein Leben nu r Ansfluss hölieren Ur-
Lebens ist, lieisst TJieilorganismus, endlicher, individueller Organismus, (.Mikrokosmus), inul seine
Eullahnng ist nur unter p]lnwirkuug des aHgemeinen Naturlebens inöglicli,
IX. Jeder individuelle Organismus entwickelt sich nach dein allgemeinen Geselze 1.) aus
dem räumlich Unbestbnmien Bestinmibaren in einer bcslimmten Zeit zu einem räiunlich liestimmlen.
Einen i-äumlich, seinen Gränzen na ch, unbestimmt beslimmbareu StoIT nennen wir f l ü s s i g . J)as
Flüssige (elastisch- oder 1ropfl)ar-Flüssiges) ist daliev das LIement aller organischen Enlwickelnng,
oder der natürlichen Bildung überhaupt.
X. Jedes einzelne lebendige We s e n , in wiefern es sich in der XTnendlichkeit der Natur
durch Individualisirung absondert, tritt dadurch nolliwendig hi einen Gegensatz mit andern Naturwirkungen,
und wie im Räume, so muss sein Dasein auch der Zeit nach beschränlcl sein, es erscheint
iüs endlich, als sterblicli, wenn die Nalur im Ganzen als imendlioli luid unsterblich betrachtet
wei'den muss. — Dasselbe Verhältniss zwischen einem Ganzen und seinen TJicilen widerliolt
sich auch m dem individuellen Organismus selbst, väoksichtlich seiner Gesammtlieit nnd seiner
einzelnen Gebilde, und zwar indem die organische, belebte ]Masse in jedem Atigenblicke in stetiger
Auflösung îmd AYiederbikhuig begrillen belraclitet werden niuss.
Ueberhanpt da r f es wo h l I l a u p t b i d i i i g i i n g cuier gebunden l ' lnviologi e geiiaiuit we r d e n , den l ebenden Kö r p e r imme r nur
als die in gewi^sen irdischen E l eme n t e n * ) au-|redrOckte E r s c h e i n n nj r l e b e n d i g : o r K r ä f t e zu b e t r a c h t e n , und nie
zu verge^^sfu, da--s er in keinem Augenbl i cke ein Er s t a r r t e s , s o n d cm ein for twähr en d I 'mg e bUd e tw sei; u n g e f ä h r gleich einer
erleuchteten Stelle auf einem reissenden S t r ome , we l che a u c h im Ganz en fiir einige Zeit unverändert <lieselbe zu bleiben
scheint, o bwo h l ilir Innere:) in rastloser Ve r ä n d e r u n g begriiTen i>t.
XL Ist mm aber das Flüssige eigentliches Element organisclier Bikhmg, so folgt daraus, dass
es überhaupt das ursprüngUcIi Lebendige sei, wenn Jiingegen das Erstarrte als ein Product oder
Residuum dieses Lebens, in welcliem die lebendige Wi r k u n g uiüergegangen, zu betrachten isl,
als ein Product, welches wieder in das nrsprünglicli Flüssige aufgelöst werden muss, weim es von
Neuem lebendig ersclieinen, imd einer neuen Geslaltung fähig werden soll.
Auf sol che Weise ge:,chieht e s , wenn im F l i i - i g e n di e Ne i g u n g zur Kr ^4a l l i s i l ion ( d . i. eine na ch polari^cher Gestaltung
strebende Lebens Wirkung) r e g e wi r d ; wir müssen dann das Krvstalli-iren selbst, die aus iimern l'rincipien entstehende Bewe -
gung des Stoffes, allerdings L e b e n nennen; abe r dieses Le b e n erlisclu in d em endlich erstarrten Gebi lde «ies KrvsUdls, er i»t
das Re s i d u um, das cupul morlmtm des Le b e n s , und als solches können wir ihn an ••ich nicht me h r l e b e n d i g , wir mii->eii ihn
als erstorben b e t r a c h t e n , und wir we r d e n ihn in l änge r e r oder kür z e r e r Zeit z e r f a l l en, sich aut lös en, ins Flü-sige ü b e r g e h e n
sehen, und d a d u r c h wi rd er f ä h i g we rden, neuen Bi ldunge n als El ement zu dienen. Auf di e , e Weise erscheinen um a u c h die
Schichten unseres Er d k ö r p e r s als Re s iduen des ur sprüngl i chen Bilduugslebcus dieses Pl a n e t e n , sie sind als solche ersK.rb.'ti,
und nur i h r e a lbnä l ige Ve rwi t t e rung und Au f l ö s u ng ma c h t sie f ä h i g , neuen in<lividuell organi s chen Bi ldunge n als El eme n t
z u dienen.
XII. Zwischen dem F l ü s s i g e n und völlig E r s t a r r t e n sieht aber das WcicJie mitten inne,
•) Elemente bczoicliiicn liier die Kr ä f t e , deren Erscheinung d a s bedingt, w,
Denn dass ein realer Unterschied zwischen einer an sich todlen Mulerie und einer i'ci
einiger Massen scliarfer philosophischer Priifiuig unverkennbai-.
auch Subslan/. cder Materie gctiannr wird.
Üialigen Kr a l l völlig unzulässig sei, isl bu
in welchem sich einzelne erstarrte Atome überall durchdrungen von Fhissigkeit zeigen. Hierin auch
liegt nun, in Vergleicli mit dem oben Gesagten, der Schlüssel, um die Lebenserscheinungen weicher
Theile zu begreifen. Wi r selten nämlich m dem weichen Gebilde zwar schon eine gewisse
f e s t e B e g r ä n z u n g des Individuums erlangt, und in sofern nähert es sich dem völlig Erslarrten
und Erstorbenen; allein andern TJieils ist auch die Flüssigkeit als das ursprünglich Lebendige in
ihr vorlianden, das Leben ist in seinem Prodncte nicht u n l er gegangen, es wirkt viehnehr fort n n d
fori die Bestimmung des Ganzen, verändert die Form dtu-cli Ausdehnen und Zusammenziehen, und
stellt demnach das We i che eben so bestimmt als O r g a n d e s L e b e n d i g e n dar, wie das Flüssige
als E l eme n t desselben anzusehen war.
Es ist folgl i ch n o t hwc n d i g W e i c h h e i t ein Attribut aller l ebendigen Einz e lwe s en; und Th i e r e und Pna nz e n we rde n
durch ihr e we i chen Th e i l e allein des animalischen ode r vegetabilischen Le b e n s f ä h i g ; jß me h r sie e r h ä r t e n , e r s ta r ren: um
so me h r sterben sie a b ; j e me h r sie e rwe i c h e n , zerfliessen; um so me h r we rden sie wieder z um Iilossen El ement fiir a n d e r -
weitige organische Bi ldimgen.
XllL Der einfachsle und reinste Ausdruck der gleiclmiässigen Beziehung gleichartiger Theile
auf einen gemeinsamen Mittelpunkt ist Kugelgestalt. Ein r äumhch unbeslimnit Begränztes, ein
Flüssiges, muss daher, sobald es überhaupt als ein Besoiuleres exislirl, d. i. in sehier Geslaltung
frei durch ein inneres Euiheilsprincip, gleichsam durch ehien innern Schwerpiuikl, ))eslimml wird,
nolhwendig die Kugelgestalt annelimen, und eben desslialb wird die Kugel zugleich ziu' ursprünglichen
Form alles Organischen, da die Beziehung eines vorher räumlicli unbestimmt Begiiinzten
auf eine imierc EinheiL ja die erste Slufe aller organisclien Bildung isl.
Al^ Beispiele erinnere maii .sich an die Bi l dun g de? Wa s s e r t ropf e a s , des Quecksilberkügelchens-, d e r Blutki ige l chen, d e r
kugelförmigen Infusorien. Ja die Natur selbst, in wiefern wir sie als den u n e n d l i c h e n Organi smus erkennen müssen, sind
wir genothigt unter dem Tv p u s einer unendl i chen S p h ä r e , d. i. einer Ku g e l , d e r e n C e n t r u m ü b e r a l l g l e i c h z e i t i g
v o r h a n d e n , in we l c h e r j e d e r Unte r s chied von Innen und von Aus t en auf l iör t , vi e lme hr übe r a l l ein Lme r e s , ja Lmerstes
auzujielunen ist, zu denken.
XIV. Ist mm ferner jede Bikhmg ein in bestimmter Zeit erfolgendes IleiTorgehen eines Be -
stimmten aus einem Unbestimmten, eines jMamncI(fälligen aus einem Einfaclien, einer \"ielheit aus
einer Einheit: so ergibt sich daraus auch, dass die Bildungen in G e g e n s ä t z e n (polarisch) erfolgen
müssen. Es sei nämlich die Ehiheit gegeben, tmd sie soll zur Vielheit werden, so kann diess
nur durch Theiinng geschehen. Nun ist aber die einfachste Art der Theilung, die T h e i l u n g in
z w e i , welche durch abermalige Tlieilung immer grössere A'ielheit hervorbringt; und so wird also
der Begriff des Gegensalzes, welcher kein anderer i.st, als der aus einer Einheit in gleichem jMasse
hervorgegangenen Zweiheit vollkommen ausgesprochen. — Soll zwischen zwei Entgegengeselzten
die Idee der ursprihighcJien Einheit Slalt finden, so enlsleht liieraus eine wesentliche Dreiheil; und
wie mm überliaupL durcli diese A'ereiimng der Entgegengesclzlcn, die Dilfercnzirung vollkommen
bescldossen isl (s. Anmcrk.}: so erklärt sich nun durch ^Viedcrlu)lung dieses Verhältnisses eine bestimmte
Darstellung aller jnögliclu-n Zahlenvcrhällnisse. Jene ursprüngliche Dreiheit Ist aber in
allen Denldormen als Thcsis, Anlithcsis mid Synlhcsis dtircbgebildel.
Ein mathematisches Beispiel übe r die Xothwendigke i t dr e i f a che r Th e i l u n g zur Da r s t e l lung eines Be s o n d e r n , gibt die
Theilung einer unendlichen Linie. Th e i l e n v i r näml i ch eine solche Linie au i rgend einer St e l l e , so bleiben imme r n o c h
zwei einseitig unendliche (also n o c h ke i iuswegs räuml ich begr änz t e ) Linien übrig. Th e i l e n wir dieselbe h i n g e g e n an zwei
Orten, su erscheint nun erst zwischen den The i lungs s t e l l en die bestimmte , d. i. endl i che Linie.
XV. Isl mm ilie m-sprünglich organische Geslalt die Kugel XIII.), und geschielil überhaupt
eine jede weitere Eulfaltung nach Gegensätzen durch innere Diirerenzinuig (j. XIV.): so ist
es nolhwcndige Folge, dass bei forlschreitender Bildung die Kugel sich in a n d e r e Formen umäiulern
müsse. Ehie solche Umänderung ist aber in einem doppellen Sinne möglich, nändich, da
die Kugel selljst durch eine in jeder Riclitimg bestehende huliirerenz zwischen Centrihigal - uiul
Ceiilripelalkrart bedingt wird, e n t w e d e r d u r c h \ ' o r w a l t e n d e r A u s d e h n u n g in e i n f a c h e r
o d e r m e h r f a c h e r n i c h l u n g , also dergestalt, dass die Umbildung, als Ausdruck vorsü-cbender
eilerbildung, die Kugel über ihre Geslalt liinaus vergrösserl, sie in die Eiform nmänderl, die Kugel
selbst in einfacher oder iivehrfacher Richtung vervielfältigt u. s. w., o d e r d u r c h \ o r w a l t e n d e r
Z u s u n i m e n z i e h u n g in e i n f a c h e r o d e r me l i r f a c J i e r R i c h t u n g , also dergestalt, dass die
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