TN.
894. Und so hatten wir ea denn tlurcligefiilirt, die Heilie
der verschiedenen Xlilerklasseu, ihren Skcletbililungen nach, einer
vergleichenden Betraclitiuig zu unterwerfen, deren Zwe ck es war,
darzuChun, dass allen diesen so hiiclist luainik-lifaüigen Fo rme n
doch nur eine und dieselbe elementare Bi ldung zuni Gr u n d e
liege, die Be z i ehung nachzuweisen, welche bei allen (Lesen unendliclien
Variationen auf das eigentliche Tl i ema Statt fuidet, nud
dadurch den mit Untersucliung dieser Seite de r organischen Na -
tur bescliUfUgten Ge i s t , welcher als Einlieit inuner zur Krkentitiiiss
de r Kinheit s t r ebt , zu deigeiiigen Befriedigiuig zu leiten,
welche das letzte Ziel aller wissenschaftlichen Bestrebungen sein
muss.
895. Dreierlei ist uns j e t z t noch zu erwägen übrig, bevor
wir den Kreis dieser Unt e r suchung fiir eimger Massen in sich
beschlossen erklären kiiunen, d. i.
S 1) zusammen zu stellen, in welcher Hinsicht die menschliche
Skeletbildmig iinc höhe r e Kigenlltiinilichkeit nnd Schüidiuit iu
Beziehung auf die Ur - T h e i l e dieser Bildungen b ewä h r t ;
<1 2) naclizuwt'isen, wie der Zeit nach in einem höliemiturt
^ viduellen Organismus die I-Intwickelung <les Knochengerüstes, in
^ einer gewissen iiuiern Gesetzmässigkeit e r folge ;
S {
3") Darauf aufmerksam zu ma chen, in welclier Beziehung
krnnkliufte Bildungen der Skelettheile von dem iliesen Tlieilen
^ eigeinlieh angemessenen höhern T;\iius sich entfcnu-ii, und wie
) dergleichen Rückbi ldungen zugleich die nierkwertliesleu Beispiele
abgeben, fiir die Bedeutung, welche den einzeLieu Gliedern <üeser
Formenr eihe vindicirt worden ist.
S
D F i t t e r A b s c 1 1 1 t t.
E i g e n t l i ü m l i c h k e i t m e n s c h l i c h e r
S K e l e t b i l d u n g .
896. Dass wir die Tot a l fonn menächlicher Skeletbildung
als libu'eichend bekannt , voraussetzen dür f en , und dass wir auf
sie ins besondre Rücknicht genonunen h a b e n , in der allgemeinen
Angabe des ur>priinglichen T j p n i für höhe r e Skeletbildungeii
überliaupt, setzt uns in den St a n d , in gegenwärtigem
Abschnitte eine mehr aphori*tische Behandlung eintreten zu lassen,
und imr auf Hauptpunkt e aufme rks am zu ma chen, deren
Beachtung zugleich eine crspriessliclie "Vorbereitung zu eigenen
\ ergleicliungen abgeben kami.
1. \ e r V e n s k e 1 e t.
89T. Höchs t me rkwürdig ist hier zuvörderst, was sich
über Kigenthünilichkeit der menschlichen Kiiochenhildung wa h r -
nehmen lässt, wenn man im .Ailgcmeinen auf die Art der Be -
gränzung^^unen und Flüchen einzelner Kjiochen achtet. — A\enn
niimlich der Sinn fiir Kmpfiiulung verschiedener Bignität der
Linien über]iau]>t uufge s chb^s en i>t, so wird man erkennen, da««
es Linien von einfacher ( n i e d r i g e r ) und zusammengesetzterer
(höherer) Con-^truction g i b t , dass zu den erstem die ge r ade n
Linien, und die unter bestimmten Winkeln erfolgenden Abwei-
<hHiigen derselben, so wie die reinen Kreislinien gehör en , da
hingegen zu den höhe rn die Spiralen, die aus Kegcl-chnitten zu
cou-truirenden. und <lie übr igen, zum Theil n o r h nicht zu b e -
rechnenden Cu r \ e n zn zählen.sind, als die höc]i>ten abe r die
doppelgekriimmten Linien, d, i. di<' Linien er^jcheinen. welche nach
zweierlei Ri chtung zugleich in Curven gebogen »ind. l-"erner dass
(•ine l'liiclif ziigKic h durch m<1irere, aul' ihr g<>dachte Linien
lic-tinimt wi r d , welches hei ganz ebnen Fliiclien lauter gleichmä^•.
ig ge r ade l.,inien, bi'i ganz •.phärischen Fl ä chen lauter Kieis -
linii'ii s ind: bei andern nur hi e i n e r Richtung g e b o g e n , in der
iindern ge r ade eisclieincn, wiebei de rC^ Underlläche (we l c h e d u r c h
gerade unil Krei-Unien bcNtlnunt wi r d ) , und endlich bei noch
andern verichiedene Cur>en höhe r e r Ortlnung zugleich enthalten,
Man könnte dies» in folgender Reihe ausdrücken:
L i n i e . r i . u l i e n .
1) grr.ulc 1) volli}; ehonc
2) kici.srcii-niigc 2) KiifielflavlKU
S) Spirale riaclion »Uircb gerade nnd
Krci.sliiiini licstinnul (Cj ' lmdcrll.
ichrn)
4) p:nMliolisclic und ludiere Cur - 4) riacltcn durch gerade nnd lio-
\i;U iiir nekruninilc Linien bcstunint
(s\ie die TLielic eines
• ni Dnrclischnilt ovalen Cy -
luiders)
L i n i e . F l a c h e n .
6) doppe lgeknlmr a t e Linien aus 6) Flächen ditrch kreisfiirmigc
Kreisen von gleiclieroder ver- und höher gekr i imml e Linien
schicdener Grós s e ' ) bestimmt (wie die E i - o b e r -
6) do p p ei gekrümmt e Linien
dmxh Coiubination höherer
Curven.
flache)
6) Fläclien durcii louter Cur ren
höherer Ordnung bestimmt (z.
B. die Flache einer breitgcd
rück ten Kiform.)
898. Ha t man nun diese Stufenfolge derDignität der Linien
sich w Ohl eingeprägt, so zeigt sich bei Be t r a c ht un g der mens chlichen
Knoche nbi Id nng die me rkwürdige Erscheinung, dass a l l e ,
n o r m a l a u s g e b i l d e t e , m e n s c h l i c h e K n o c h e n d u r c h -
a u s v o n L i n i e n u n d F l ä c h e n h ö h e r e r O r d n u n g e n
b e g r ä n z t w e r d e n , so w e i t es mi t d e r a u s h o h e m
G r ü n d e n g e f o r d e r t e n w e s e n t l i c h e n S y m m e t r i e
im E i n k l ä n g e s t e h t , währ end bei Thi e r en j e n e Be g r e n -
zungen sichtlich me h r von Liiüen niederer Bignität gegeben we r -
d e n .— Diess Verhälltd-s ist so me r k b a r , dass es J emamI , der,
ohne in der Anatomie bewander t zu sein, für die Verhältnisse
der h ö h em Line a rbegr änzung, welche uu Menschen herrscliend
i s t , das Auge recht ge s chä r f t h ä t t e , sehr wohl dahin ge lange »
köimte, Menscheukuochen von TlMerknochen zu untersclieiden,
bloss indem er die verschiedeneu Gestaltmigsprincipe beider
vergliche.
A n m e r k u n g . Die Bctrachlnng des mensehlicheu Knoc he ngerüstes
im Ein/.eluen nach den liier aufgcstelUcn Gesicht spun k -
ten gewährt die interessantesten Ucsnllale. Um mich etwas
deulÜcher zu ma chen, will ich jiur auf fig. Vll. bis XIV, Ta f .
\ . verweisen, wclche genaue, durch Aullegen der Kiioclienflachen
auf das Papier nachgezeicimctc Un i r i s « diirstcilen, «o
man im Umriss des I•isc]lwirbL•lkörpcr^ flg. X. den leineu
Kreis erkennt, da im Durchschnitt de» Iljiswirbelkörpcrs vom
Krokoiül, XI , und braunen Geier, fig. Xl f , schon hi>hci-c
Ciir\cn rail geraden Linien sich verbinden, wclclie Linicngallung
am ersten ßückcnwi rbe lkorpe r des Pavians fig. Xl l l .
die herrschende bleibt, bis im Lonilenwirbel des.^clbcu Tliieres
fig. XIV 6, die Curven höherer Oi-dn«ngcn sich, mit Kreisabsclmillen
vereint, jedoch ui>ch in etwas scharf gcbrocbcucr
Zusannueiifiiguug vorfiudeu, und im inoii.-i'hliclicn Lendenwirbflki>
rpcr, lig. X I V ' l a u t e r höhere Curven in harmonischer
\ crschnK-lzitug die Eegr.in/.ung bililcn. Kben so zeigen sicli
diese Sleigcrungen in den Umrissen der (iliederknoclien, wie
sich ergibt, wenn der uoch ziemlich kreisrunde Durcbsclinitl
eines Papagcischenkelknoeliens, fig, L'v, mit einem ähidichen,
.schon von lioliern Curven bcgränzleii Durchschnitt eines Meerka(/.
enschenkels, fig. \ III. tiud endlich dem von enl>c!ücdenen
hohem tmd combmirtcrn C u n c n begranzten eines mcns cblicheu
Oherschenkols, Hg. \11, verglichen wird. — .la wie
sehr d i o e KigenthiiinlichkciL mon.sclilicher Skeletbildung bis
iu die innersten und feinsten Gebilde herrschend ist, ergibt
sich aus einer hocb»! iulci-cssaulcn Beme rkung von A, .Mcc.kici.
(s. J. r. Mr.ckfuAs Archiv f u r Physiologie Jahrg. t827 Nr 3,
S. 356), welclier f and, dass die menschlichen luilizirkeUormi-
•) Man denke sich 2. B. eine Kici.slinio auf ein BI.ill Papier gezoj
eii, inid mm diess Blatt kreisforinis Jius.imnien gerollt, so cnlslcbt
eine Doppclkruiiimung jener Linie.