m
E r s t e r A b s c h n i t t .
r u n (Um Sic el et ( l e v E i - und R u m p f t h i e r e .
63
Allgemeine Betrachtungen.
252. Als wesentlichste Eigeuthümliclikeiteii, durch welche
das Skelet der beiden ersten Kreise der Tliierheit bezeichnet
wi rd, ergeben sich folgende Momente, zu deren AiifTuidung
übrigens auf gleiche Weise sowoM die Er f ahrung und
die Vergleichung der einzeLien Gattinigen, als die consequente
Ableitung aus frühern Erkenntnissen über die Bedeutung g e -
wsser Skelettheile und über die Stelle, welche j en e Klassen
in der gesainniteii Tliierheit einnehmen, uns geleiten kaiui.
Anni e v k u n g . Es wird nicht überflüssig sein, hiernoclimals
•daran 7.« erinnern, dass uns bei diesen sUiuinlliclien Bclr.iclitHilgen
der Skeletbiiduug, uameullich G e s t a l t iiud Z a h l e n v e r -
h i i l t n i s s des ganzen Skelcts beschäftigt, dass also, was über
innere Struclnr «nd chemische Miscluing zu bemerken vä r e ,
hier A\cniger zu uuserer Aufgabe gehört. Ju Hinsicht der
Structnrvcrliallnisse der einzehien resigebildc können wir einstweilen
auf die vicifaolicn schönen Unlersucbungcn in der 111-
stologiu von C. F. Hüvsinöek 1822, verweisen.
1. Das prinüiive Skelet, das Hautskelet muss da-jenige
sein, welches diesen prinütiven Klassen vorzüglich eigen ist;
es muss sich am e i n f a c h s t e n entwickeln in d e n E i - T h i e -
r e n , am TO 1 I k o m m e n s t e n in denjenigen Rumpftliieren,
welche durch stärkere Ausbildung von Athmung«organen, und
also wesentlich von Haut bezeiclmet « e r d e n , also in den
G l i e d e r t h i e r e n .
2. Näclist dem primitiven Skelet, dem Haut^kelet, muss
diLs secundäre, das Eiligeweideskelet iji diesen Klassen sich
entwickehi, doch immer durch den Gegensatz des >tark ausgebildeten
Hautskelets in engen Schranken gehalten.
3. Ein eigentliches, völlig entwickeltes Xer\-en>kelet
kann «liefen Klas>en wegen noch niin<lerer Gegen.setzung von
Nervensv>tcin zum Ge^ammtorgaiii-imus nicht zukommen, doch
mu^s da-i Nervensystem als das Ordnende . Bestimmende des
ganzen •niierkörpers. auch da, wo es >ic-li >elb«t stärker ausbildet,
das Haut<k. let sowohl als da- Eingeweideskelet in seiner
Gliederung wesentlich bestimmen; ja mit der schärfern
(iegeiisetzung zwischen \ e r > e n - und Kön)ermas-'e treten sogar
«lie ersten Andeutuiigeii eines ^ervl•lL•.keiets hervor.
A n m e r k u n g 1. Wenn dulier die wcscnlliclisicn Fcstgebilde
eines Tliieres mit Iluckeiiraurk und Hirn immer nur als
der Schemen seines Nervensystems erÄclicincu, so stellen dagegen
die weseiilliclislcn Feslgebildc der Ki - und Rumpfthiere
so dcullich den Schemen der äussern Bildung dieser Kl«8«cn
dar, dass wir in uuserii zoologischen Museen gewohniieh von
diesen Tiiieren nur das Haulskelet bewahrt finden.
A n m e r k u n g 2. Die ersten Andeutungen des Ncrvcnske-
Icts kanu man wohl riclilig mit Hel'.singicr ') in den Pigmentablageruiigen
um die Ganglien mehrerer Weiclilhierc
suchen, bis in den höchsten \\ oithdiieren ein KoiiCkiiorpel
eniSicht, imd es ist bedeatirngsvoll, wie verkohlter Tliierstoir
das Haulskelet aus kohlen gesäuerter Kaikerde wiederholt.
4. Da ilie primitiven Skeletc Abgränzungcn gegen lU,
Aeusseriiche sind, und di.jenigen Ur-Theilo «les Skelets, welche
den gesanunten n i i e r l
•ib von
Aeussem ubfjTÜiizen
S k e l e t k u g e l i m d d .
r L rw!
r h c l sind: so müssen
l e t e d e r E i - u n d R u m p f t h i e r e
w i r b e l n b e s t e h e n .
5. Da bei der niedrigem, ini
Form eines Rumi.fnervens.vstemes, 1
Melirheit von I rwirbeln. eiiuf U
das Band der Einheit zwischen
i t l i c h
iniiwlere Einheit zeigeiulc
in di'iv Fallen, wo ei«
Wirbelsäule vorkommt, aurS
diesen Vrwirbeln, zwisdu:
diesen Körperabscluiitteii minder iiniig sein mus, (dahe r leint
mehrere Gliedertlnere, z. B. euiige Würme r , noch for t, wuc
sie in mehrere Stücke geüieilt werd.-n, ja <lie Theile bilcl.
sich wieder zum Ganzen, so wie eben desshalb die Gangliir
ihrer Ganglienkette na ch, weit aus einander l i egen): so wer
den liier von S e c u n d a rw i r b e l n oder T e r t i a r w i r b d r
dafern sie sich überhaupt ausbilden, mehr die r a d i e n f f l t
m i g a u s s t r a h l e n d e n , als die p a r a l l e l e n zu Staiul
kommen. Es wird dieses tun »o mehr der l all sein, da von dit
sen Bildungen die r a d i e n f ö r m i g a u s s t r a h l e n d e n <t
p r i m i t i v e n sind, denn Tliiere mit einfacher Urskeletkiip
oder einfachem I rwirbel, ki.nunen früher vor als Thiere iii
einer Urwi r b e l s ä u l e , an einem einfachen I rwi r b e l aber kir
es nur ausstrahlende Secundarwirbel oder Tertiarwirbel geli.
(s. §. 148.).
6. Die Substanz dieser primitiven Skelete muss übrigoi
notluvendig derjenigen entsprechen, welche wir in der Stuf«
reihe der verschiedenen Skeletsubstanzen (s. §. 1 1 4 uiul
merkung d a z u ) ebenfalls zu den primitiven und niediigir
zählen musstcn. Es gehören dahin <ler bloss geronnene (kn
stallisirte) Eiweissstoff, als e r s t e h ä u t i g e Ab g r ä n z i i i i i
des Thi e rköqi e r s , der mehr ver<lichtete, etwas phosphor«ai:
l a r t i g e l l i i l h
etwas phospliiit
ren Kalk enthaltende I-astolf, al
di-r in der Luf t au-getiorknete,
sauren Kalk enthalte
phosphorsauren Kalk
trocknung, sondern
kohlensauren Kalkes
7. HillMchtlirh
k n o
.•rstar
ide Ei-toir, al. Ho
enthaltende, aber iii
durch Bildung ein(
erstarrte l-;isto/r, als
di-r l'lntslehuiig ^
'Uli HZ,
n und derselbe el«i
hl sowohl durch \(r
r beileuteiulen -Men:
S c h a l e n s u b s t a m
werden diese Skd.:
xh-r durch (leriniiin:
durch Versteinerung
oberflädillch ausgeschwitzter Flüssigkeiten, als durch die
sten Fntstchungsweisen ( § . 110. I I I . ) zu Stande komn
»en. wobei «liesi; Geriiiniiiig entweder ganz gleichlorinig
soliden Kalkmassc erfolgt, oder wobei sich zuerst eine
ieiliig
hornartige Lamelle bihlet, und unter
kristallinisch abgelagert wird.
H. Hinsichtlich d.-r Fortbildung t
ven Skeleten eigen sein müssen, sich,
durili lagenwei-e erfolgemlen Ansatz v
per aus zu vergrössern, und ferner ,
sein, oder nach gewisser Zeil abgeworfc
•) L'iitersucLimgoii iiber anomale Kohlen- und Pigmeiitbildung. S. 20. ^ ersetzt zu wercl
dieser die Kulkin.i-
Ird es diesen piiniii
ciiuniil eiitstiinden.
.ni weichen Thiciküi
entweder bicibcml W
, und durch ein m"«'
Untersuchungen dieser Bildungen
im Einzelnen.
Vom S k e l e t d e r E i l i i i c r e .
J . U r t h i e r e {Prolosoa.)
253. Von den vier Or<lnungen, welche hierher gehören
{Infasoria, Phyloioa, IMhozou, Medunhiae), zeigen die lufusoi
ien und Quallen eine blosse Abgränzung des Röri)ers vom
Aeusserlicheii durch eine zarte, geroiuiene Schicht EistolF. Diese
geioraiene Schirht EistofTgränzt den Köri)er theUs vom a b s o -
l u t A c u s s e r l i c h e n a h , u n d w i r d s p ä t e r h i n Epidermis
a l s a l l g e m e i n s t e ü u s s e r s t e G e s t a l t u n g d e s
H a u t s k e l e t s , theils gränzt sie den Körpe r gegen das e i n -
d r i n t r e n d e A e u s s e r l i c h e a b , u n d w i r d s p ä t e r h i n
Kpilkclium, a l s a l l g e m e i n s t e ä u s s e r s t e G e s t a l -
t u n g d e s E i n g e w e i d e s k e l e t s . Die rhytozoen und Li -
ihozoen sind die ersten, welche ausser jenen häutigen Skeleten,
<li«! Anfange wirldich erstarrter Gebihle oder erdiger Sk e -
lete darijieten, deren Beschaffenheit nun, obwohl als Skelet
eiiK's jeden einzehien Thieres höchst einfach, doch durch
die regelmässige Verbindung vieler Skelete selir maiuiichfache
und merkwürdige Gestidten darstellt.
254. Betrachten wir nämlich j e d e n e i n z e l n e n P o -
l y p e n , wie sie zu Tausenden in Verbindimg einen Korallenoder
Gorgonienstauun bilden, an und für sich liinsiehtlich seiner
Skeletbildiing: so linden v i r durchaiis nur entweder ein
allmäliges Vetstemern oder Verknoq)eln des ganzen, oft noch
kaum als Individuum unterscheidbaren Polypenkörpers ( s o bei
I\'ullijm-a, Tuphla, Spongia), oder wir bemerken, dass um
seine Oberfläche durch Ausschwitzen eines verknorpelnden oder
versteinernden Saftes sich eine starre Abgränzung bildet, welche,
da die Gestalt des Polypen stets melir oder weniger kuge -
lig ist, entweder eine geöfTiiete Hohlkugel, oder eine aus dieser
sich bildende verv\andte Fo rm, eine Ei form, Sternforni,
C^linderform u. s. w. aiuiimmt, oft auch nur an einem einzelnen
Theile der Thierkugel, z. B. an der Stelle Uires Aufsitzens
sich ablagert. Ist das Erstere der Fall, so erscheint das
Thier schon in einer wahren l rskeletkugel, oder, da sie g e -
«Ifnet ist, in einem U r w i r b e l eingeschlossen ( so sind also die
e i n z e l n e n Z e l l e n , in welchen die Polypen der Madreporcn,
M'dkiiorcn, 'l'uhiporcn eingeschlossen sind, eben so ^iel
Hautskelete und zwar I rwirbel). Ist das Letztere «ler Fall,
so sitzen tlie Polypen nur auf einer knorpeligen oiler erdigen
Ba'^is auf (so ist dii-ss bei Gorp;onia, Jiiliiuilhcn, Im.
lumi) und der Urwirbel ist also nur sehr uii\.illkomm
kell, oder
Bildung ein.
Be
.Imelir die Ri
g e m e i n s a m ,
tiders merkwiir
ausende von I'.
wel. her die l au.
rallenstamm bilde
d die
Cortdentw
icjut
zur
l rwirhcl .lerselben sidi mit
Dbachten nämlich in der ^a
M t z m ä s s i g e B e z i e h u n g
.limeiile alle
n Stammes
lig nlinilich
>lvpen. welel
mehr oder
einander verbinden: ~
iir vielfach e i n e g e w i s s e g
-•iner M e h r z a h l o r g a n i s c h
l r« irbel
•rw endet
t die Ordnung, in
einen einzelnen Ko -
eiiig^r entwickelten
be-
I n d i v i d u e n a u f e i n a n d e r , und es kann steh diese Be -
ziehung in n i e d e r e r , m e h r m a t e r i a l e r und h ö h e r e r ,
m e h r g e i s t i g e r H i n s i c h t Uussem. Die niedrigste Art
dieser Beziehung ist's, wenn viele Einzelwesen geradezu zusammenwachsen
und in dieser Verbindung ein grösseres Ganzes
ausmachen; und diess ist der Fall bei jenen Polypen; eine
höhere Beziehung ist's, wenn die Existenz vieler lebenden Ge -
schöpfe, deren zwar j ede s für sich besteht, doch nur durch
ihr h e r d e n - oder schwannweise geführtes Zusammenleben b e -
dingt wird, wie z. B. bei den Bienen; die höchste und geistigste
Beziehung aber ist e s , wenn die Möglichkeit einer unendlich
fortschreitenden, idealen Ausbildung an eine, nicht durch Nothwendigkeit
gebotene, sondern durch Freilieit gewählte Geselligkeit
sich k n ü p f t , welches nur bei dem Menschen der
FaU ist.
2r»ß. Wo nun, wie bei jenen IJrlliieren, die Zusammenhäufung
vieler Thi e r e noch das We rk organischer Gestaltung,
nicht We rk der Willkür ist, da wird der Typus «Ueser Zu -
sammenhäufung hier organisch gesetzmässiger sein müssen, und
namentlich v»ird er den Typus soh^her Organismen wiederholen,
in deren ganzem Wesen ein Entwickeln vieler individueller,
sich gleicher Organismen in und aus einem ursprünglich
einfachen Organismus nothwendig Statt fuulet. Ein solches ist
aber der Fall bei den Pflanzen, wo j e d e Knospe oder j e d e s
Samenkorn (d. i, die zusammengezogenste Form der Knospe)
ein besonderes individuelles Ganzes ist, dessen Leben j edoch an
das der ganzen Pflanze geknüpft ist und aus diesem sich entwickelt.
Umgekelirt scheint hingegen die Entwickelung eines
Polypenstocks zu erfolgen, wo die einzelnen Theile mehr
selbstständig gegeben werden, und dur ch deren Aneinanderreihung
erst das Ganze hervorgeht. Dieser Unterschied würde
sich sonach schematisch ausdrücken lassen:
Pnanze
in cm Sar •kome Polyp, Polyp, Polyp
Knospe, Knospe, Knospe zu einem Polypenstoek co der
oder Same, Same, Same einer Korallcnstaudo.
A n m e r k u n g . Dieser ünlcrsehied gilt jedoch vielleicht nur
f ü r gewisse Korallen, und andere eiitstelieii Wold auch ganz
gleich den Pilanzen, indem ein Polyp aus dem andern, wio
Knospe aus Knospe hervorsprosst,
257. Polypenstock un<l Pflanze haben also dieselben wesentlichen
Theile, wenn auch in verschiedener Ordnung entstehend.
und liieriu liegt der Grund davon, d a s s d i e m a n -
n i c h f a l t i g e F o r m d e r P f l a n z e n v e r z w e i g u n g d e r
P r o t o t y p u s ist f ü r d i e V e r z w e i g u n g d e s P o l y p e n -
s t o c k s . und es ist desshalb höchst merkwürdig, zu verfolgen,
wie die Verschiedenheiten der Korallen und Gorgoniengewüchse
u. s. w. alle Formen der Pflanzen Verzweigung dergestalt volliederholt,
dass ich überzeugt bin, es könne eine
intheihmg der Korallen u. s. w. nur
AiKirihiung der Pflanzenformen sich
kon
streng wissenschaftli<he I
auf eine wissenschaftliche
gründen.
A m n e r k u i i g . So w
gia, Und.
lerholen Xidlrpora, I^ing-ia, Spo7i.~
Alcyonium, Pavonium die Formen «Icr
h w a i n t i i e auf das" Deullicbstc; so selieinen und
Placomus besondere Naclibildungen der Sphäricn und lUiizoniorphen;
so wiederholen die Surlidariae die Verzweigungen
der Lvcopodien; so bildet Pcntacrinus diu Paitneulbrra na ch;
so bilden sieh selbst einzelne Theile vollko in innerer Pflanzen
hier nach, wie Penalula das gefiedcrie Pilauzciiblatt u. s. w. —
Ein (icgciistand, welcher, ausführlich erörtert, zu den me r k -
würdigsten Bclraclituiigcu l'uJiron würde.
1 6 *