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iU;s N (so soll hiiifori lier Keapolliaims be^ciclinet wcRlRn,
während wir für den Koiistaiiiiiiopoliianus K setzen) sind
kluincr als iiu K, tiie Anordnung- clurnrt, dass zumeist je
zwei l'HaiKcii auf der oberen Mälftc der Seite untergebracht
»xrden, wiihrend die untere I lälfce für den Tcxi reserviert
isi. Die Kräuter sind, wie beim K., in alphabetischer Reihenfoljjfi
bescilrieben.
Geht man nun die beiden fCodizes systematisch durch
lind vergleiclit Pflanze für PHanze, gelangt man zu folgendem
Resultate. Die Pllanzen des K und X haben denselben Typus
im Allgemeinen; aber während der K deutliche Abstufungen
der künstlerischen Behandlung >ieigl, ist die Bildermasse des
^í einheitlich, d.h. so, dass sie \'on einer einzigen Künstlerhand
licrrülircn kann, eventuell von mehreren ijanz gleich
stehenden Malern; sie stimmt mit der Gruppe II des R. litwa
die Hälfte aller Pl1an7.enbilder ir
it genau n
1 diese Obere
lg auf
alle -•Vbstufungen desselben. Die andere Ildlfte schwankt aber
zwischen >iihnlicli< bis >sehr abweichende. Ich lasse als Beleg
für die übereinstimmende Hälfte den (K = fol. 8ö»)
und für die andere die ¿Hilsairnsis (N = JO") in Nachbildung
folgen:
Vergleiclit ti
(fol. rgi'') .so wird man auf den er!
der Vorlage feststellen können; dage
Abweichung ¿wischen der iJ^äfoyoiit des
lem des K
.... Gleidiheit
d die grosso
des K. (fol. jo")
Blick die
atiflallen. So Hesse .sich e
Um nur einige F.älle he:
Schriften
gleich:
ij (N= 13')
> i (N = i:')
(.\'= lO«)
lioi,».!^.,. (N -= 57.)
ra«.,. {N = ¿8»)
: förmliche Konkordanz aufstellen,
iiszugi-eifeii, sind in beiden liand-
• mehr oder weniger abwiHch
I |N = 9')
: (N = 7°)
I Äf»?,«,; (N = 23«)
• Bfu»,... = 30»)
, (N =
. (N = 40')
)i (N = 97') ' i^i'i-vi ¿ri'- (N = 94')
.-Vusscrdeni sind Verschiedenheilen der N'aturLreue zu
beachten; sie treten bald bei Bildern im K. bald bei jenen
in X auf; indessen üsst sich die Behaui)tung Cohns, <lass der
N in Fällen von .-\bsveichungen /« liei- richtigere Details
bringt I), nicht halten, wenn man die ganze Masse durchgesehen
unii verglichen liat.
Trotz der Abweichungen gehen aber die beiden auf eine
l'rvorlage zurück, denn vom T>pus weichen sie niemals ab.
Das eine scheint mir sicher, class unsere Mandschrition aus
zwei verschiedenen Abkömmlingen eines und desselben
Archetyps schöpften. Der N bietet nach fachmänniscliem
Urteil bessere t.esearten und auch sonst Abweichungen vom K,
wie ja V- l'remerstein oben eingehend fesLstelU- l-> scheint
somit schon einer korrigierten Kopie des gemeinsamen Archetyps
zu entstammen; denn er ist nicht nur um etwa ein Jahrhundert
jünger, sondern hat die Pflanzen auch in einer besseren
Ordnung, die zusammengehörigen .'\barten nebeneinander, die
' 1 K doppelt vorkommenden nur einmal aufgenc
n Charakter.
achkundigpr
:r Teil der Abweichungen aUgen
auf Rechnung dieser Korrekturen,
Hand herrühren müssen, zu setzen sein. Dem ^^a!er selbst
irgend eine Kritik zuzumuten, wäre ganz verfehlt. .Aus eben
diesem Grunde wird es auch nicht angehen, für beide Handschriften
eine und dieselbe Vorlage vorauszusetzen, ebenso
wie etwa an ein Abhänglgkeitsverhaltniss des K und K nicht
zu denken isL
Ausser den .Abweichungen der unmittelbaren Quelle, aus
welcher N schöpfte, muss aber auch der verschiedene Grad
der künstlerischen Belnhigung notwendig berücksichtigt werden.
Der grössere Teil der Abweichungen, sowol /wischen
den Bildern der beiden Handschriften als auch zwischen den
einzelnen Gruppen des K geht darauf zurück.
.'Vm .schlagendsten beweisen die Richtigkeit dieser Behauptung
im K jene 27 Fälle, wo noch die Vorzeichnung
sichtbar ist Der Kulorisi ringt mit dem Zeichner; wenn er
von der Zeichnung abweicht, geschieht es zum Nachteile
des Bildes. Ob nun ein besonderer Vorzeicliner anzunelimcn
ist, oder oh er mit dem Koloristen identisch ist, verschlägt
nichts; es gibt ja heule moderne Künstler, welche ili« eigeni-n
¿eiclinungcin in der Farbe andere erscheinen lassen; jedenfalls
ist der Kolorist dem Zeichner nicht gewachsen. Ausseidem
ist es hei einer stattlichen Keiho des K ganz sicher, dass
dem Künsüer ein vorzügliches liild vorgelegen ist, das er
aber nicht erreichte und nicht erreichen konnte, ungeachtet
seiner Versuche. Dafür gäbe es eine zahllose Menge von
Beobachtungen, die hier aufzuzfdilen zu weit führen würde,
fiine der häufigsten ist das Verfehlen von Überschneidungen
und Überschlagungen bei l.aubblKltern; der Maler zwingt
uns, die gute Zeichnung der \'orlage zu erraten.
Wie weit übrigens die Digonart und die Befähigung dn.s
Künstlers bei Kopien gehen kann, geben uns zwei Bikferhandschriften
den Nachweis.
5, Jah
er.selben ist eine Kopie nach unserem K.
iirsten Chigi. Bei der Anfertigung derselben
Cünsiler, etwa in der ersten Hälfte des
darum zu tun, eine genaue Kopie zu liefern;
die bei Penzig reproduzierten Pflanzen mit
Kodex vergleicht, wird man gewahr, dass
>llkommen gelang ').
16. Jahrhundert,
Sambucus.
jenen
ihm die Nachbildung nur iinv
Die zweite Handschrift
wahrscheinlich in Wien, auf Betreiben des
Ks l.st der Pergamentkodex n. 2277 der Wiener Hofbibliothek,
der auf 186 Blättern 564 farbige Pflanzenbiider, 3 zum
Teil kolorierte imd 4 nicht kolorierte Federzeichnungen
enthiilt. Die Anregung gab unser K; die Pflanzen wurden
aber nicht aus dem Kodex selbst, sondern nach einem
natürlichen Exemplar abgebildet. Es sind ganz vory.ügliche,
virtuos gezeichnete und mit feinem VerstEndniss für'iVatur
tind künsderische Wirkung kolorierte Bilder, die der Maler
oft mit Gold gehöht hat. Aber es war nicht immer möglich,
einer im Dioskurides behandelten Pflanze habhaft zu worden;
in diesem Falle kopierte dann der Maler aus der Handschrift,
aber absichtlich mit den Mitteln und in der Auffassung seiner
•Jatürlich schuf er hierdurch weilgehende Abweichungen.
anzen hielt er sich ziemlich genau
wie z.B. bei der ¿emroloi,« a,}oyyU,i\
•male expressaihm
fremden
an das gemalte Origina
Sambucus schrieb hinzu
Beim Chigianus wi
beim Wiener Kodex
5 die Unfähigkeit des Kopisten.
7 die sachliche Kritik, welche
eichungen von der Vorlage zur Folge hatte; solche
Hrastände haben auch das Werden unserer Handschrift
begleitet.
ach der
1 geschaffen sind,
it kein besonders
Dass die Pflanzen in uns<
Natur, sondern nach gemalten Vorlagen
dafür erbringen sie den Beweis selbst,
eingellendes Studitim nötig, um zu konstatiei
Linienführung der Zeichnung und die Pinselführung der
Kolorierung unfrei sind; sie widerstreben <ler Hand, die sie
an ihre Stelle zwingt. Es sind, besonders bei Höhungen,
Pentimentzuge mcrk\vürdig hiiiifig. Ausserdem ist die sche:natische
Farbengebung, das \ orherrschen dunkler Nuancen ein
weiterer Beleg, ciass der Künstler eine fertige Vorlage
kopierte. Selbst den gelungensten Bildern d(is K sie'ht
man an, dass sie zwar mit vorzüglicher Beobachtung und
ausgezeichneten technischen Mitteln hergestellt, aber ganz
und gar von einer Vorlage abhängig sind. Mit vollem
Rechte lehnt Cohn das Urteil Woermanns, dass >auch
der Maler der Pflanzen dieselben unmittelbar nach der
Wirklichkeit wiedergegeben« habe, ab. Ebensowenig ist
eine selbstständige Künstlerhand anzunehmen, in dem Sinne
nämlich, als ob wir es mit Originalen eines Künstlers zu
tun hätten.
Wenn schon die beiden Haadschnften, der K und N,
durch ihre (ibereinsiimmung den positiven Narlnveis erbringen,
da.is sie von einer Vorlage abstammen, bekräftigt die.<
m negativer Weiser der Pariser Dioskurides n. 2171), der
allerdings ei-st dem to. Jahrhundert angehört, aber nach
älteren \ruslern kopiert wurde. Kr enthält 403 Pflanzen
ist aber unvollsliindig. Hier war die X'orlage ganz anders';
die Pflanzenformen stimmen nicht mit den imsrigen und
erscheinen mitunter, ganz ähnlich wie die Koralle <les K,
in Vcrbmdung mit mensch liehen Figuren; der Blütenstaiul
der j„,.,/„f zeigt raenscliliche Gesichtsformen '), Das ist also
ein Archetyp, von <
abstammen können.
Die Flachheit de
hat aber n
Kopiei die schoi oben hl iihrtw
.n Grund, als die Degenerii
der Vorlage durch einen minder befähigten Kopisten,
darm liegt ein .Stilgefühl, das noch unklar sich äussert,
dennoch besteht: es ist der Einfluss des Orients, der H,
des Processes, dessen Endresultat das Flachomameni
Auch hier können nicht alle Fiüle des K behandelt wei
s gäbe deren zu viel; nur auf sechs solche möchte ich
lerksan achen.
Man nehme z.B. im K {fol. 89.) die nyyrl,, und betrachte
dio ganz sehematischen und charakteristisdien FinroIIungen
der Blaulappen an der Basis; man sehe sich den streng
s\-mnietrischen Aufbau bei •¡'d^-vcs fl'ol, 284'), »^.„¿„„-(jsib),
i - . / » « , r i (33,b), (343b) und |34S')
an und halle sie mit mittelalterlichen orientalischen, besonders
arabischen Miniaturen zusammen. Der arabische Kr>dex
A. F. 10 <ler Wiener Hofbibliothek bietet mehrere treffliclie
Beispiele, besonders hol. jo'-b; flach behandelte Pflanzen
mit durchwegs berandeten Einzelteilen.
Diese Berandung finden wir auch bei den Pflanzenbildern
der II. Gruppe im K, und zwar al.s Kandschatten venvendet.
Em Gefühl für die Richtigkeit der Scliattenwirkung scheint
derjenige halbwegs noch gehabt zu haben, der die Umrisse
anbrachte; denn zumeist trilTt er es, die Schattenseite stärker
zu betonen. Das ist ein Widerstreit von zwei verschiedenen
AutTassungen: dass auch die Lichtseite den dunklen Rand
erhall, deutet darauf hm. dass diese Randschatten nicht um
ihrer selbst willen, sondern einer alten Tradiüon folgend
hierher kamen. Es ist die altorienialisehe und noch klassische
Art. die Darstellungen nach ihrer Kömerlichkeit zu
be,grenzen.
Aber diese Randschatten halte ich nicht für gleichzeili"
mit den Pflanzenbildern. Bei eingehender Beobachtung zeigte
sich, dass bei etwa go % der Rille die Berandung mit einem
ganz anderen Pigment, vielleicht mit Tinte und Pinsel ausgeführt
»vurde, der trübbraune Ton der Tinktur fügt sich
nirgends in die Farbenskala der Pflanze. Überdies kann man
m sehr vielen Fällen konstatieren, dass der Ramlschatten
über die ursprüngliche Höhung Iliufl oder dass er einen
früheren Schatten überschneidet. Es ist kaum anzunehmen,
dass der Künstler selbst eine bereits schattierte und belichtete
Pflanze so berandei hätte: demnach müssten diese Veränderungen
s/>;i/<:r angebracht worden sein; wann — das ist nichl
zu entscheiden'). Immerhin ist es aber möglich, dass ein
unter orientalischem Einflüsse stehender Benützer, etwa im
'5- Jahrhundert, dieselben hinzugefügt hat.
Was von den Pflanzen gesagt wurde, gilt auch hinsichtlich
der Entwicklung der Tiermalerei. Man kann nur behaupten,
dass dem Tierkörper, dessen Formen und Lebensausseruncen,
in der Malerei von jeher eine intensivere Beobachtung" zu
leil wurde, schon deshalb, weil er in iler Regel weniger
.Anforderungen an den Koloristen als an den Zeichner stellte.
nie Szenen auf Iiellenistischen Reliefs, auf den ^Vandgeiiiälden
der pompejanischen Häuser und der Katakomhenliapellen.
auf Mosaiken der antiken Pavimente und der
christlichen Basihkenwände, in den Miniaiuren, besonders der
Wiener Genesis, wo Tiere mitverwendet sind, haben eine
ganz andere Angabe, als bestimmte Tiere zu dem Zwecke
darzustellen, um das Erkennen eines lebenden Exemplares
zu ermöglichen. Sie setzen diese Kenntnis voraus und verlangen
vom Beschauer, dass er sich das I'elilende, das zu künstlerischen
Zwecken Unbrauchbare und Unterdrückte aus eigener Erfahrung
f