der Portriltc von sitzentleu Philosophen und DiclUern, mir
dass sie auf einem niederen Steine, statt auf einem Sessel
sitzen, ausgenommen Cheiron, der überhaupt keinen Sitz
haben kann und Galenos, der durch einen I.ehnstulil ausseieiclinet
ist '), wodurch er den silzenden -Statuen sehr nalie
knmtiil. Diesen Sessel hat dci- Künstler olTenbar iiacii eigeiien!
Geschniacke hinzugefügt, wudurcii die eigentümliche Diskrepanz
der Achsenverdreluing leicht erkliirlicl. ist. Es ist ein
Grund mehr zur Annahme von fertigen \'orlagen. Audi der
I.ehnsessel selbst, der sich auf dem ersten DIosktiridesbilde
wiederholt, ist vorgebildet. So auf einem Grabmal aus Neumagen'),
auf der Florentiner l'.ifenljeinpvxis'), und anderen,
schon von Diez (p. f.) anseführlcn Bildwerken.
Selbst die omainentalcn Ralimen leimen sich an ältere
Vorbilder an. Sowol die einfärbigcn Abschlussstreifen siml.
voral bei Mosaiken und Wandgemälden, regelmässig angewendet
und wol nichts anderes, als die Projektion der plastischen
Prolilierung von Keliefumrahmungen, die uns schon
auf den omamentalen Platten der assyrischen Kauten eiUgegenüeten
')• In ihrer gan«n schlichten Strenge finden wir
-sie als Umrahmung der imagines clipeatae, besonders im
Jhdt. häufig '), Ja sogar den fünfteiligen Bau. mit
einer Kernleiste und zwoi L'mfassungslinien finden »nr ausser
beim I'hilosophenmosaik von Sarsina besonders tj'pisch durchgeführt
beim berühmten Löwenmosaik der Casa dei Centauro ").
iiier ist alles nur mit zwei Farben bestritten, während unser
Künstler auf eine farbenprächtige Wirkung hinarbeitet.
Die Kcrnleiste mit dem buschigen, bandumwundenen
Kranze der Cheirongrupi)e linden wir schon auf <lem Torus
der Trajanssiiule in Rom 'J, häufig bei hellenistischen Hcliefs,
namenllich auf Sarkophagen '}, ferner auf pompejanischen
Wandmalereien") und endlich auf Miniaturen, wofür der
Wiener Ivufmuskodex (n. 847) ein Beispiel bietet •"). Über die
l-"ckslückc soll tiefer unten bcricliret werden.
Besonders häufig ist das \'ierblattmuster der Galenosgruppe
auf älteren Monumenten. Das Motiv ist zweifellos
orientalisch und ist in der l-'orm, wie es später in der griechischen,
hellenistischen und byzantinischen Kunst Verwendung
fand, nur eine mit Milfe der ICreislinie konstruierte Abkürzung
der typischen mehr.Tackigen Rosette des alten Orients "). Die
iniinischci! Stelen ')
hellenistiäche und die byzantiiilsc
christlichen Orient, scheint <ias on
ändert in seinen bestand aufgenoi
erscheint das Vierblatt auf aegyptis«
und au( spätrümischen IVonzen ').
Auch in der Kleinkunst des Orients finden wir es. in
Bsinritzung und l'arben ausgeführt, auf einem aeg)'plischbyzantinischeit
Br.iutknstchen wiederholt verwendet '). liin
l'eil lier Kahmung an der Türe \'ûn S. .Sabina bietet don
Beleg Tür sein Eindringen in die christliche Skulptur zu
Kom •). \\'under nehmen kann der let/tc l'mstand nicht, da
das Motiv auf den Pavimeinmosaiken von lloi-kstou-hall.
Nimes, Oudna und Saint-l.eu (= Portus Magnus) '), ferner im
Dom zu Parenzo'). und schliesslich, schon ctwa.< eckig umgestaltet,
von Kennig bei Trier') \'crwendet erscheint. Wie
die christliche Skuliitur kennt das Ornament auch die Malerei
im Osten imd im Westen ; wir linden e.s in einer l<r}-pta dos
4. jnhrhiinderts in K)Tene ') wie in der Bogenleibung eines
Arkosoliums der Domitillakatakombc aus derselben Zeit ").
Iis wäre paradox gewesen, wenn die malende Kleinkunst
bei ihren ornamentalen Kompositionen nicht auch zu diesem
Elemente gegritTen hätte. In <ier Tat finden wir, ausser am
Rahmen unserer Galenosgntppe das Element, konstruktiv
genau so hergestellt, in der Wirkung aber scliütterer, im
Tympanon eines ornamentalen Bogens über dem Eragmente
eines Eusebiusbriefes im Britischen Museum unil als Abschlufsfries
der A\and im Noebilde der Wiener Genesis "J.
Was schliesslich den Goldgrund betrifft, dominiert dieser
schon im Mosaike jener Zeit, und dürften die beiden Bilder,
die mit .Ausnahme des Maasstabes sozusagen nicht«! miniaturenhaftes
an sich haben, in einem Mosaik als fertige Kompositionen
vorgelegen und vom Miniaiurenmalcr kopiert
worden sein. Dem Mosaikstile gehört auch die helle, schillernde
Earbengebung an.
Wir haben uns also an der lland von Analogien uml
Parallelen überzeugt, dass für die künsüerische Anlage der
Bilder sowol ältere, fertiggestellte Gesammtl)'pen, als auch
eine Summe von allerdings geschickt verwendeten figürlichen
und ornamentalen liinzelheiten herangezogen wurden.
Etwas anders liegt für uns die ikonographische Seite.
Durch die alten MajuskelbeiSchriften ausserhalb der Rahmen
ist die Absicht des Künstlers, je sieben .^rzte darzustellen,
klipp und klar bekundeL Und nicht nur das, sondern wir
wissen auf Grund dessen auch genau, welche i'orsönlichkeit
er porträlieren wollte.
Vgl, ferner I
Coptic raon
icchiKlic Kunslgcjcliiclilc, 1, 3,1, 54, 109,
T>lwi6n «rchiologiq« fr»nç>isc. III., pl.
: Caljilojiic Kiniinil des DnlliiuUiH i<
IknLd ein COr.=ihescl,l,-.g).
'guwski, Ko)ili9clie Kun«!, in; Cilnlugiic giïncrni 1
ob der Künstler tatsächlich
id geteilt. Während sie Visconti
., auch eine Begi-ündung für seine
e Bücher mit
Eine andere Frage aber is
die richtigen Bildnisse brachte
Die Meinungen dariibei
für tatsächliche Bildnisse
Ansicht beibringt, indem er auf di
Schaft bestehenden Brauch, kostbar ausgc
den Porträten der .\iitoren zu schmücken, hinwei
unser Galenosbild mit dem vermeintlichen Porträt auf einer
Commodusmünze itisammenhält und übereinstimmend findet
stellt sich üernoulli dieser Frage skeptischer gegenüber.
I£r macht daratif aufmerksam, dass jenes Bild auf dem' Revers
iler Commodusinünze nach neueren Untersuchungen nicht
Galenos, sondern den Heros von Perg.imos darstelle. Damit
freilich fällt die einzige MI3gnchkeit, unser Porträt kritisch zu
vergleichen, weg. Wir haben demnach bis jetzt kein einziges
sicher überliefertes Porträt \'on unseren beiden Ärztekreisen
und müssten eben diese als authentisch ansehen, wenn wir
die Porträtähnlichkeit zugäben.
Die individuelle Charakteristik in den Gesichtszügen
unserer Arztebilder ist ganz offenkundig, sodass Bernoulli
seine skeptisch gehaltene Auseinandersetzung über den Bildnisscharakter
damit schliesst, dass er die Möglichkeit von
Porträtzügen zugibt, nur wäre es unmöglich, das Authentische
herauszuschälen ').
Iis kann kein Zweifel darüber olnvalten, dass wir Porträte
vor uns haben, nur Ut es unmöglich zu sagen, wie viele von
ihnen authentisch sind, und noch weniger, inwieweit sie die
3 der Züge bewahren. Wir müssen entschieden n
MäSl'chUU rechne
den vierzehn .^rztebiidern
emige
lUlhenlL • Von
die Authen-
beriihrt
Kopf zu
Meilkiuistlers ein realer Grieche, etwa aus -Mexandrien,
Modell stand, dürfte kaum bestritten werden können').
- bei Cheiron und bei Machaon ausgeschlossen: uns
eigentümlich, beim Letzteren den intelligentesten
1 Idealporträt d finden. Das es homerischen
Der Miniaturist halte jedenfalls traditionelle, wennauchnicht
immer gut beglaubigte oder authentische Vorlagen zur Hand,
mit denen er aber ziemlich willkürlich verfuhr oder sich nicht
gleichgiltige Versehen zu schulden kommen Hess. Man vergleiche
das Dioskuridesbildniss in der Galenosgruppe mit dem
im zweiten Dioskuridesbilde; man wrd die gleiche Typik,
besonders im Gesichte, nicht zu verkennen vermögen. Umso
frappanter ist der Unterschied zwischen diesen beiden eben
genannten imd der Figur im ersten Dioskuridesbilde, trotzdem
diese letztere beLschriftlich ebenfalls als Dioskuridcs bezeichnet
ist. Sie stimmt am besten mit dem Bilde des Xigros in der
Cheirongruppe '). Eine befriedigende Erklärung hierfür ist
kaum möglich. Ich denke zimächst an ein lokales Versehen
beim Kopieren; denn beide, sowol Nigros wie Dioskurides,
haben auf den .\rziebildern, also auch auf ihrer X'orlage, in
der rechtsseitigen (.Iberecke ihren Platz. Jedenfalls wäre
ein soIch<^r Fehlgrifi' nicht merkwürdiger als die T.ilsache, dass
uns der Maler in zwei nacheinanderfo Ig enden Bildern grundverschiedene
Gesichtszüge bietet imd vorlangt, dass wir beide
für dieselbe Persönlichkeit halten. Was wir daraus mit Sicherc
ioßcsc.i .lie kuBclig HCVVOII.IC Slimc, <11« b»ei;nll>ri.ii,
.Ilgen brau eil und die lircilrtlckiBC N'nsc l)i.-im .Dlosknriil
ciiiersciis, b«iiii Nigros l« der Cheirongruppe nn<lcp
heit entnehmen können, ist das Vorgehen <lcs Maler?, der sich
immer an gegebene N'orbikler hält. Wie er es bei iliesen beiden
Bildern tat, so ging er höchst wahrscheinlich auch bei den
anderen zu Werke '). Dagegen muss es unenLschieden bleiben,
ob und wie vi^l der Künstler aus Eigenem dazu getan hat. Doch
kann tler Anteil seüier Schaffenskraft kein sehr bedeutender
sein. Die Tätigkeit der Buchillustratoren stand, wie die erhaltenen
Bilderhanilschriften beweisen, mehr auf gewerbsmässigem
als auf künsderischem Standpunkt. Das waren keine
Miniatiirenmaler, wie etwa ein Perugino, Pinturicchio, Mielich,
Hufnagel u.a., sondern sichere, manuell geübte Zc-ichiier und
technisch geschuhe Koloristen, grösstenteils ohne eigene
Ideen. -Sie übten ihre Kunst vorwiegend handwerksmiissig
unter der Leitung eines künstlerisch vielleicht höher siehenden,
immer aber unternehmenden Inhabers einer Werkstätte, der
zugleich mit Vortagen für jene Darstellungsgebiete, für die
er sie engagieren wollte, versorgt war. Diese Vorlagen
kopierten bewährte Kunstwerke ebenso, wie von der Moile
geforderte Bilder und machten die Runde durch <lie entlegensten
Gebiete, mitunter schon als Entwürfe =1. Auf solche
Vorlagen sind wol kurze und summarische Malanvv^eisujigen,
die für den ausführenden Künstler, sei es vom Schreiber des
Buches, sei es vom Besteller oder vom Meister hingesetzt
wurden, zurückzuführen; ich halte sie für Andeutungen, welche
Komposition, beziehungsweise welches Stück aus der Vorlagensammlung
hervorgeholt lind kopiert werden soll •). Dieser
Umstand beweist aber auch, wie geschäfism.ässig selbst bei
so vorzüglich illustrierten Biicliem, wie es die Italaübersetzung
war. vorgegangen wurde, geschweige denn bei
Kodizes, die am Lager irgend eines Bibliopolen feilgeboten
wurden. Es wäre unter diesen Umständen verfehlt, Beziehungen
und .Abhängigkeitsverhältnisse zu negieren, die wir
lichtlich n gezwungen sind.
Die beiden Gruppen setzen sich au,s Ärzten zusammen,
deren Lebenszeiten sich aid" etwa fünf Jahrhunderte verteüen!
aus xrännern, die den \erschiedenstcn Richtungen ihrer Wissenschaft
angehörten und ungleichen Kuf genos«n. Keiner
ist aus der Zeil vor .Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christus.
— vorausgesetzt, dass Apollonios von Memphis gemeint ist -
und die Reihe schliesst mit Galenos, also mit Beginn des
3. Jahrhunderts nach Christus- Die \'erieilLing auf den beiden
Tafeln ist weder eine chronologische noch auf Grund der
wisschenschaftlichen Richtungen geordnete; sie nrsclieint auf
den er-^ien Blick wahllo.i.
Die Zusammenstellung gewinnt aber an Klarheit, wenn
man sie mit dem Inhalte des Buches in Verbinilung bringt.
Die Cheirongnippe enthalt Gewährsmänner Galenos'. die er
nennt oder sich sogar eingehend mit ihnen beschäftigt. Einer
von ihnen, Pamphilos, steuerte sogar zum Inhalte unserer
Handschrift die an der Spitze jeder Pflanzenbeschrelbung
stehenden Synonyma bei. Da Galenos auf dem zweiten Bilde
:., 5S0.
, 185S) ir
)n Kopien III verechickcn, licsiaiiit ilcr :
431), In dem der Auswuscii von Kopi
Ì unü <[c55en t^cund Scveru», einem
ien, bclLindell ist, iMigre, Pair. I».
iccleiiiastieonira, Bd. XX.K, Aiisgobc v
solclles Vorgelieu li.l '
in beinahe überzeugt, da