niez (p. 50) hine
.1er Phroncsis i
M. Ja, wir können ruhig nodi
nitiu nur <lns Moliv des Fnssaiifsuilzens isi
it iliiien geiiieinsniii, sondern die ganze Gcslall
und Idee. Xchmc man die im J. 35J gemalic Nike im Chrono-
«rapliun '), xiehe die l'oriiieneigenuiniliclikellcn des Kopisten
ab und sicHc sie niii der Phronesis zusammen. .Man wird
iicwahr, das> man nur stait des IBuclies einen Diskiis, in ihrer
ReclUßti einen GrifTel und an den Schultern Plügel anzunehmen
braucht, um eine Figur der Siegesgöttin zu erhalten. Der
ICinsller dürfte sich an ein solches Vorbild sehr ijer.au
Jiehalten haben; das liisst sich ans der Geste der Rechten,
die wol auf den Kodex zeigen soll, tatsächlich aber darübiT
hinaus weist, schliessen.
••Vuch die Megaloiisychia hat Ahnen, wenngleich nicht
so viele xmd lypengleichc, «ie Ihre Kollegin zur Linken. Auf
die Persomtikation der Siadt Mosleneaufdem Tiberuisdenkmal
hat Diez, auf solche der Heichsprovlnzen, die In Geldkörbcn
Steuern herbeibringen, DIeü unti Premersiein aufmerksam
gemacht '). Sie Ist aber auch In der chrisdlciien Kunst
helmisch; so lindel sich auf einem Goldglase die Darstellung
«iner weiblicl.en Gestalt, die im Bausche Früchte triiyl '1;
das beste Pendant aber nur realistisch aufgefasst - - bietet
uns das Mosaik auf der rechtsseilisjen Wan<l von S. Maria
llaggiore in Rom, darstelletid die Übernahme Mösls durch
die i'haraonentochter, welche sitzend dargestellt Ist, während
hinter Ihr eine weibliche Gestalt, offenbar eine Kammerfrau,
mit einer offenen Gelddiatulle steht'). Jedenfalls gehürt das
Cieldhaiten in blossem Kleiderbausch iur künstlerischen Phraseologie
der späteren Kunst. Ein diesbezügliches Analogen
Ist im Rossanensls auf dem ersten Pilatosbilde enthalten:
Judas, der das Blutgeld zu rücke rslatten will ').
Die Kleidung der beiden Gestalten Ist Im Schnitt Jener
der Heuresis und der Kpinoia ¡-leich; dagegen blieb hier
auch die l'arbe dem antiken (ieschniacke treuer, nur die
yoldenen Klavi zeigen den orientalischen Einlluss. Sonst sind
aber diese Streifen auf weiblicher Kleidung unzahiigemale xu
verzeichnen; wenn ich an die Fälle In der PetroniUakaiakombe
•), in der Wiener Genesis 'J, im Kodex Rossanensls'),
Im Palmyraner Grabe") und auf den antiken Stoffresten '")
erinnere, glaube ich diese Ülnzelheit genügend belegt zu haben,
Trotzdem die beiden Personifikationen auf gangbaren
Tvpen beruhen, sind sie keineswegs leblose Übertragungen,
sondern der Künsder hat sie durch den Gesichuausdruck
trefnich zu differenzieren und dem Gesaramtbllde einzuordnen
verslanden. Der volle, offene Blick der Phrone.-iis ist unzweideutig
auf Juliana gerichiot; ja man erhält noch beim jetzigen
Zustand der Miniatur den Eindruck, dass er klaren Geist und
ruhig abgeklärte Grosse in sich barg. Der Pinger der Rechlen
vermittelt zwischen der I-urstin und dem Buche, um ihre
Studienfreundlichkeit, vielleicht auch Ihre aktive Tätigkeit auf
diesem Gebiete anzuzeigen- Die Megalopsychia hat einen
schmerzvollen Ausdruck, der auf den ersten Blick zu ihrem
goldgefiUlten Bausche nicht passen will. Es handelt sich
offenbar darum, anzuzeigen, da^ die Patrizierin allenthalben
grossmütig l-Iilfe bietet, wo ihr mitleidvolles Jierz von Not
und Elend gerührt wurde.
Die beiden Personifikationen stellen dcmnach zsvei
ragende Eigenschaften Julianas, absolut geiigmmen, i
stehen zu ihr in charakierislerender Beziehung und bil
ihr einen geschlossenen Teil des Bildes, sind aber,
so, wie die >Thronasslstenlen< auf den DarstelUin.ij
Liberalls.Ts und auf den Konsiilardiptychen, mit den ;
Vorgängen der Darstellung in keiner direkten oder
liehen Reziprozität.
Der Vorgang, der sich zur Rech
1 der als grossniülig und verständig
also einer Tra •n Herz und
Der nackte Flügelknabe, dei- ihi
Buch emporhält, Ist eine antike Figur,
acht blauen Sektoren beschäftigten Puti
Julianas abspielt. Ist
irakterisierlen Darnr,
1 direkter Beziehung,
ein aufgeschlagenes
Ije l'igur,ein Bruder der in ilen
llgten Puttl. .'\uf seine Analogien
iprechung der Hatidwerkszencn
die h z ähnlicher
wurde schon oben bei
hingewiesen. Seine nächste
Pittti des Chronographen
Weise beschäftigt sind, ansehen ').
In dem Buch, das er h.Hlt, dürfte jedenfalls unser Dioskurides
geraeint sein, weil auf der linken Hälfte Bruchstücke
einer ehemaligen Pflanze zu sehen sind. C'bei-dies ist der
Kodex genau so eingebunden und beschnitten, wie jener, in
den Oioskurides schreibt. Freilich ist .\uch das Buch in der
Hand der Phronesis in seinem Ausseren nicht verschied-n.
Iis wäre ja auch ganz gut möglich, dass der Maler dasselbe
Buch auf dem einen läikle zweimal vorführte und das umsomehr,
als wr ja darüber klar sind, dass die Personifikationen mit
dem Oberreichungsvorgange in keinem direkten Zusammtnhange
sind. Wir dürfen aber ebenso annehmen. dass <lcm
Künstler für das Prachtexeni|<iar eines Buclies — und nur ein
solches kann eine Idealgeslalt liaben, — nur eine Formel zu
Gebote sund, die er dann immer wiederholte. Ich für meinen
Teil müchle in der Itand der Phronesis ein Buch ül>erliaupl
vermuten; dagegen sind wir genötigt, in den Händen des
Putto den Dioskurideskodex anzunehmen.
Die zu Füssen Julianas knieende Gestal
Umgebung besonders interessant. Diese Foi
findet sich nur auf .Monun
llusse des Orients stehen,
Charakter.
ist nun für diese
n der Proskynese
j unter besonderem Finausge|)
rägt orientalischen
ir finden diese .Art der Verehrung auf alins) |)-
tischen') und assyrischen Monumentenüfter dargcstclU.
Von iliesen Gebieten muss sie durch Vermittlung Alexanders
d. Gr. und saner Nachfolger auch in die griechische Kultur
und später auch In die hellenistische Kunst, liingang gefunden
haben. Konon hat sie wol als Erniedrigimg zurückgewiesen
und Kallisthenes hat sie Alesander d, Gr. ver\veigerl; doch
in dem Umstände, dass auch dem Griechen die Proskynese
als Gottes Verehrung nicht fremd war, lag der Keim für die
spätere Übertragung auf hervorragende Menschen. Im (.Jahrhundert
der Kaiserherrschaft nahmen sie die Römer für die
Kaiser auf; Diokletian hat sie nach liutropius geradezu verlangt
und geboten. In der Tat finden wir sie auch auf römischen
Monumenten. Ein Wandgemälde aus Ilerkubneum zeigt uns
Theseus nach Besiegung dos Minotaurus; das Volk, eilt ihn.
freudig entgegen, vor ihm aber kniet ein Knabe und beugt
sich über seinen Fuss also eine orientalische Proskynesu
In bester Form'), iitwas ähnliches enthält die Darstellung
des linken Reliefs auf dem Trajansmonument in Benevent:
vor dem Kaiser kniet eine weibliche Ge.stalt und huldigt
ihm'); eine so niedergebeugte Stellung wie unsere Figur
hat sie allerdings nicht. Dass die spätere christliche Kimst
ülnerselts auf die alte Form der Gottcsvcrehrung, andererseits
auf die hellenistischen Monumente zurückgriff. ist naheliegend.
So finden wir vor Chrisltis in der I'roskynesc die Bluinüssige,
diu Müller ihi'er auferweckten Kinder und die Schwestern
I.azarus' sehr oft '), Ausser vor Christus finden sich Proskynesen
auch vor Engeln, als Boten Gottes»); auch die
Gabaoniten, die vor Josua bittend erscheinen, sind in dieser
Stellung'), Aber das weist eben auf die Kultur Jener Zelt,
In der die Bilder enlslanden; die Proskynese war darnach
vom zweiten Jahrhundert an üblich: nach profanen Denkmälern
vor hervorragenden Personen, nach chrisdichen vorerst als
liturgische I landlung vor Gott, dann aber wol auch vor hochmogenilen
Personen, wovon bis In unsere Tage im päpstlichen
I lofzcremonieil noch ein Rest in Kraft geblieben Ist.
Wie die Proskj-nese in der späteren byzantischen Miniaturmalerei
auftritt, mag das liildniss Basilius II. beleuchten, vor
dem nicht weniger als acht Männer in Duckstellung verharren •),
Unsere liucharlstia technon hat doch noch bedeutend mehr
Leben und i\usünick in ihrem Akte, trotz der Gebundenhell
und ungün.stlgen Postierung. Ihre Kieldung ist antik und öfter
auch auf anderen Monumenten nachwei.sbar').
Auch In diesem Büde Ist durch die Beischriften für die
Idcnlitizlerung gesorgt. Neben Juliana, die durch die Umschrift
In Goldlettem genannt und im Gedichle auf den schwarzen
Abschlusstreifen näher bestimmt ist, finden sich lauter benannte
Figuren,
Die beiden letzten, der Putto und die weibliche Gestalt 'J,
stehen in engerem Zusammenhange sowol untereinander als
auch zur Juliana. Den Putto — /Ha»,- li;,- ®,io.n«coi. — hat
>Wui ch der Kuns
deutet '), der Ihr das bestellte Buch überbringt. Dieser
Erklärung hat Jüthner widersprochen und gellend gemacht,
dass die Benennung des Putto korrekt als >Liebe zur Kunstßijnnerin
« aufzufassen sei; dieser Ansicht hai sich v. Premcrstein
angeschlossen •). Dass Jülhnere Interpretation philologisch
besser ist, kann kein Zweitel sein; ob aber der Künstler so
kiitisch dachte, als er das Kniibleln hinmalte und taufte, Ist
noch eine offene Frage. Die eine oder die andere .Annahme
kann nur tlas \'erhältnlss zui- EVII-Q,CI„ enger knüpfen
oder lockern, hinsichtlich der Gesamnitdeutung aber werden
sich keine wesonllichen Differenzen ergeben. Im ersten Falle
kijnnle der Vorgang überschrieben werden: >Die Dankbarkeit
der Künste bringt <ler Baulusilgen das gewünschte Buch dar<.
Die Personifikation der Dankbarkeit vollzieht den Danksagi.ngsakt
durch die Prosk>nese; sie braucht demnach noch einen
Gehilfen, der unterdessen da.s Buch laisächlich, d. h. sichtbar
überreicht. Dieser stellt den \\\insch Juliana's, das Buch zu
bezitzen, dar. Die Künste danken für Ihre Föi-dcrung tiurrh
Erfiilli s W'ui
Im Gegenfalle hiesse die Aufschrift etwa: >Die Dankbarkeil
der Künste bringt das Buch aus Liebe zur Baulusügen dar«.
Die Kucharlstia dankt, während durch diu Liebe das Buch
überreicht wiril. Das \'erhäUniss zwischen den beiden Personifikationen
untereinander ist hier lockerer, aber ganz gut
möglich, Nur eine Frage drängt sich auf Dass diese Miniatur
speziell für den Dioskurideskodex hergestellt ist, kann keine
Frage sein; ebensowenig ist es zweifelhaft, tlass das dargereichte
Buch eben diese Handschrift darslellL Wieso komml
nun der Pathos dazu, gerade das Pllanzenbuch des Dioskurides
zu überreichen und warum dankt die Kucharlstia eben während
dieser Übergabe? Offenbar geschieht das Letztere, um anzugeben,
dass den Dank der Künste dieses Buch vorstellt. Wollte
der Künstler das nicht andeuten, dann hätte er die Vorgänge
nicht zu häufen gebracht. Und nun danken die Künste einer
Bauherrin für ihre Förderung durch ein medizinisches Buch,
wo man doch eher etwas anderes, ein Kvangellar, Psalter,
Menaeum, oder etwas gleichwertiges, das zu ihren Kirchenbauten
wenigstens In einem losen \'erhältnis siäntle, erwarten
sollte. Ist es da nicht geboten, in der Figur des Pothos
jedenfalls, wenn nicht ausschliesslich, so doch auch den diesbezüglichen
^Vunscl. Julianens zu erblicken- Doch ändert, wie
gesagt, die Deutung des Flügelknaben an und für sich an
jener des Gesammtbildes nichts; dergrossmüügen und geistvolleinsichtigen
Juliana wird die illuminierte I lantlschrlft von Dioskurides'
Püanzenbuch als Dank tier Künste entgegengebracht-
Doch nicht gratis. Julianas Grossmut lässl sich nichts
schenken; aus ihrer zarten Hand rollen Goldmünzen auf das
dargebrachte Buch; vier Goldstücke liegen bereits auf demselben,
zwei liegen noch auf der Handiläche, um im nächsten
-'\ugenblicke herabzugleilen. Es ist eine merkwürdige \'erqulckung
des derbsten Realismus mit der Idealfigur des Pothos.
Die Erklärung kann nur darin liegen, dass der Maler den
Typus der Julianafigur einem seiner Zelt näher siehenden
Kunstkreise enlnalim, als den Flügelknaben; es waltet eine
Unausgeglichenheit des Stiles ob, die aber der Künsüer
offenbar nicht empfand, weU ihm der Pothos ebenso geläufig
war, wie die geldstreuende Figur. Deshalb hat er sich auch
gar nicht angestrengt mit dem Umbilden, sondern belless
Was endlich die beiden Gefässe vor dem ISema Julianens
betrifft, habe ich mich schon oben darüber geäussert, und
die Gründe, soweit sie im Bilde selbst liegen, angeführt. Sie
vertreten nur die Geldsäcke der Liberalitasbilder oder ihren
,\bleiiungen. Wir finden sie, um nur die nächstliegenden
Beispiele zu nennen, im Chronographen vom J. 354 dreimal ') :
am entsprechendsten bei der
offen Sack schüt
ein Putto Münzen
-end zu Ihrer Linken
400 Goldstücken —
liegt, um noch aufder
ein voller, zugebundener Geldsack r
wie die Ziffer auf demselben besagt
gemachl zu werden. Die Personifikat
hat einen Sack mit 1000 Münzen
Gallus einen ebensolchen zur Rechti
auf der barberinischen Terrakotta •
enlhaltenen Sunmie mit dem Monogr;
und dann auf Konsulardiplychen. Ich glaube nichi
wenn ich die Abweichung auf unserem Bilde dahin deute,
da.ss der Künstler die Reichtümer der Patrizierin dadurch
als fabelhaft gross andeuten wollte, dass er statt zwei Säcken
mit wolgezälten Summen einfach zwei gefüllte Scheffel hinstellte,
Konstaniinopolls
n liegen. Wir finden sie
statt mit Angabe der
iti bezeichnet —
mit denen das Gold gemessen wird. Dazu passt
übrigens die Legende über die Ausschmückung <ier Kapelle
des h. Polyeuktos und den Ruf. den der Reichtum Julianens
halte, ganz vortrefillchUm Rollenbehälier kann es sich