schon deshalb nicht bandeln, weil sie dem eigenen Vorstel-
Innjpkreise unseres Künstlers hereils cnifrenidel sind; er
iibornimint sie wol gelegeiulich von alleren Vorlagen und
weiss, was sie bedeuten, wendet sie aber nicht an. wenn er
ha1hwe:is relleklierend vorgehl. Auf dem Dedikatlonsbildc
verwendet er in einer Reibe dreimal nur den Kodex; es
hlitte wahrlicb keinen Sinn, wenn er üwei Kollenbehälter an
einer Stelle angewendet hatte, an welcher die nächslliesrenden
Vorlagen Geldsäcke aufstellen und wo die Rollen denn Joch
kein solches Maass von Studium anzudeuten hatten, wie etwa
bei Philosophen. Kirchenvätern und M.Hrtyrem. Sie als MessgcfSsse
für Getreide zu deuten, wird deshalb nicht gm
müglich beim linksseiligpn ist es dezidierl ausgeschlossen,
weil noch Heste von Münzen sichtbar sind — weil zunächst
auf dem Bilde selbst jede Änderung hierzu mangelt, dann
aber aucb in schriftlichen Quellen über luUanas Getreidespenden
kein konkreter Fall überliefert ist, von dem man
annehmen müsste. dass er dem Künstler als Anregung tlienie,
IV,
Der überaus vornehm wirkende TiUl bildet, in dieser
Art angebracht, dass er durch Form und Farbe für sich allein
die beabsichtigten EfTekte erzielt, si> viel ich sehe, das früheste
bekannte Reisijiel. Es ist bemerkenswert, dass die liuchraalerci
der italienischen Renaissance gerade auf diese Form, die sich
dann wol eingebüt^erl haben dürfte, zurückkam, uin jene
Titel Inschriften hervorzubringen, die wir heute in einer stattlichen
Reihe von Kodizes, wie z. 13. In den Kor\'inushandschriften,
be\vunderii-
Neu ist diese Komposition nicht, deiui sie liegt vorgebildet
auf orientalisch-griechischen Münzen, auf hellenistischen
Reliefs, auf Konsulardiptj-chen, christl. Sarkophagen und
Wandmalereien vor; von da kommt sie auch in die Miniaturmalerei.
Der zweiteilige Schleifenkranz, wie er auf hellenistischen
Reliefs auftritt') und dann auf die chrisüichen, \ornehmlich
griechischen Sarkophage übersiedelt, Ist das erste lilement.
In dieser Einfachheil, eventuell mit einem eingeschlossenen
Kreuze, wird es von Paulinus bezeugt und im Öfter genannten
Wiener Rulinuskodex ') Imden wir die beste Illustration zu
den Worten des Xolaner Bkchofs. Den Kranz mit horizontal
laufender Inschrilt finden wir auf griechischen Münzen des
Orients') und häufig auf koptischen Stelen'); ein aus dera
Kranze entstandener glatter oder ven-ierter Kreisrahmen
begegnet uns sviederholt in den Händen schreibender Niken,
von welchen für uns jene im Chronographen vom J. ¿54 das
nächsdiegende Beispiel abgibt'). Disken mit Titel Inschriften
für Monumente sind häutig; das Relief von einer Säulen basis
auf dem f-'orum Romanum aus den Jahren 3 0 3—J 0 4 mit einfachem
Rahmen"), ein Diptychon vomj. j2i aus dar Sammlung
372
Bardao ') mit ornamentaler Umrahmung und ein Schatzkästchen
d«r l'rojekta in l.ondon ans dem 4 .—5. Jahrhundert')
bieten solche Beispiele. Auf vielen Diptychen findet sich aber
der Kranz als Umschluss für die Inschrift»), Der Künstler
ist also auch hier aus dem Bannkreise der festgelegten Vo:^
tjlien nicht herausgetPHen. Dass er selbst Nebensächlichkeiten,
wie das Kreuzchen vor Beginn des Wortlautes und das
BlHttchen nach Schkiss desselben mit aiilnahm, scheint auf
eine junge Bildung dieser .Art von llandschriftentitcl hinzuweisen;
denn auf Stempeln und auf Münzen hatte das Kreuzi-hen
einen Sinn, hier ist es, wesentlich genommen, ebenso überflüssig,
wie das Schlussblättchen, dass aber seinen Plat;: auch
noch in Druckwerken hartnäckig behaitptete.
Der acliuacklge Trennungsstern ist ebenfalls ein Invenlarstück
der gleichzeitigen Kunst; wir finden ihn in genau
derselben Blldiing an der Wand über der .\psls von San Vitale
in Ravenna, Geneilscli genoninien dürfte er wol nichu anderes
sein, als das Mittelstück eines frei plastisch gedachten Kranzes,
den man auf eine Fläche projiziert hat. Zwei derartige finden
sich auf dem Personilikaliorsbilde der Konstantino polis im
Clironographen vom J- 3 5 4 : den einen halten zwei Putti über
dem Haupte der Stadt, den anderen hält sie selbst in der
Hand; auch die Nike der Roma hält einen solchen-.Selbst bei
Werken von entschiedenem Naturalismus, wie beim Adler
von SS. Apostoli, ist er nicht verges
1 worden'). Man
möchte das als eine Umbildung des Mit
Kdeisteins. u. dgl. ansehen. - In unse
: hat der
Konstier den Klächencharakter, wie er
spricht, wunderbar getroffen und hiemit ein
Titelblätter geschaffen
er für derartige
geliar von Ros.sano,
nächstliegende bewahrt das livan-
Von den übrigen Miniaturen gestattet eine nähere Prüfung
nur noch die Kai-alle. Sie bietet In ihrem Beiwerke neuerlich
einen Beleg, dass wir ältere hellenistische Typen zu neuen
Bildern vereinigt sehen. Die Darstellung des Milieus, des
Wassers mit seiner Fauna, ist der altorientaliscben Kunst
geläufig; die aegyptischen und assj'rischen Reliefs sowie
Wandgemälde der ersteren behandeln wiederholt Arbeiten
und Jagd im Wasser und bevölkern das nasse Elemenl recht
übertrieben c^cht mit Fischen. Krabben, Krebsen, ja auch
mit KrokotUlen und Nilpfertlen. Die hellenistLscIie Kunst
bemächtigt sich des Stoffes und bringt ihn mit Vorliebe und
wenig vemndert — die Formelsprache ausgenommen auf
Pavimentmosaiken an Das Seeungeheucr hat in den Jonasbildern
der Katakombenmalcreien zahlreiche iilutsvenvandte.
.Auch die Personifikation des Meeres ist vom Künstler nicht
für dieses Bild erdacht, sondern schlicsst sich an die ältere
Typenreihe der Wasscrgouheilen, ja sogar missverstnndlich
an die Quellennj mphe eines Typus an, wie sie uns in der Wiener
Genesis, und zwar in genau derselben Stellimg, zweimal
entgegentritt "). Dass solche Gestalten in der .Miniaturmalerei
häufiger auftraten, als es nach den spärlichen Resten aus
jener Zeit den Anschein hat, beweist eine Ko|)ic im Wiener
Cod. 9,5 aus dem 13. Jahrhundert, in der wir auf dem Wasser eine
ganz ähnliche Gestalt, diesmal aber männlichen Geschlechtes,
daherschwimmen sehen; nach den Ruderwerkzeiigen und dan>
ganzen I labitus kann auch hier nur auf eine Personifikation
des Wassers geschlossen werden. Das Interessanteste dabei
'I MgUnicr-Morcou, Uxposlünn rdlrtupcclivt: de l'nrt Traniiils, I., pl. I.
'I IJallan, ü. M, Couiloiiue nf early clirislinn nntiquitics, TnF. I.|u. p.fiL
'I Hollnier, Histoire i « iir.s nppliqu«, I , !). 20 iDipl v. J..,a8)n .ra.
1 Vgl Cauckler in: Diclionnoirc des aiiliquil«, p. 3089, 2103, 2116,
') Hi.rlcl-Wi«kl.off, I. W, 13, - Vgl, iiiczu nuth
mcit.tr, Dinknalcr, II. (Mwrgsuir) p. 9IO IT
273
aber ist, dass diese Kopie als nach einer alten Voriage de.i
6.-8. Jahrluinderis angefertigt angesehen werden miiss '),
somit unserer Miniatur nahe steht, wem auch als vikariierendes
Das pekuliare Merkzeichen der Zeit äussert sich In dieser
Fl.giir, wie Diez (p. 57) trefi-eiid bemerkt, im Schmucke, den
sie trägt und durch den sie eigentlich in ihre Enistehungszeit
eingereiht wird. Die klassischen Vorbilder sind meist ohne
jeden Goldschmuck; in der Genesis erhiill die zweite NTnnphe
bereits eine Haarspange, Armbänder und Ohrgehänge"zugestanden
und rückt dadurch unserer Gestalt In schwesterliche
Nahe. Die Ausstattung mit Krebsscheren ist ebenfalls kein
Novum; in Kon.stantinopel wd eine solche Thetlsstatuc
erwähnt •).
VI.
Für den grossen Komplex von Pil
sind wir leider in keiner so verhält
Lage, wie bei den Figurenbildem, ui
Wicklung zu verfolgen. Das mag auf di
I- und Tierbildern
ässig glücklichen
; genetische Kntn
Blick paradox
erscheinen; denn die Pßajtzi erscheint int Bilde kaum seltener,
als der Mensch und das Tier. In der hellenistischen Kunst
drängt sie sich sogar entschieden vor und beansprucht für
sich dieselbe Aufmerksamkeit, wie jede der Figuren und es
gibt In dieser Richtung eine Reihe von Fällen, wo sogar ihre
Individualität eine wesentliche Rolle spielt Man lasse liie
Masse der PfianzenbUder auf hellenistischen Mosaiken, wie auf
n nahe stehenden Philosophendarst.
1 Pompeji und Sarsina, ferne
imgen a Hadrif
auf den
n Pal«
.•¡sehen Darina
u. dgl. im
die gemalten
die ländlichen
n Lauben auf
; vorüberziehen;
Rasensäume und fingierten Gartenparlerre. i
Idylle und die von Schlingpflanzen umspönne
pompejanischen Wandgemälden und auf die impressionistisch
liingeworfenen Blumenfelder und Bäume in den Kalakomben;
welche Fülle von Studienmaterial sollte man nicht davon
erwarten! L'nd doch wird man da\'on im Stiche gelassen. Der
Baum auf dem Philosophenmosaik Ist nur ein Baum; im
Kähmen sind in einem ICranze Früchte zusammengestellt, von
welchen man eine o<ler die andere wol bestimmen könnte,
im Ganzen und Grossen aber wirken sie nur als Dekoration
der Rahmenleiste. Das reizende Idyll der Domitillakatakombe,
die kleine, schmelteriingsllügelige Ps\-che, die durch ein
Blütenfeld ein herschrei tei und Blumen bricht, wirkt künsUerisch
vorzüglich; aber kein Botaniker Ist imstande, diese aus .sechs
bis acht in Kreisform hingetupften Punkten liervorgebraditen
und zwischen leicht geschwungene Strichbüschel \-ei-teilten
lillUen zu bestimmen. Und eben deshalb fehlt e.s für unsere
Pflanzen nn Vergleichsmaterial. Jenem an Grosszü.gigkelt
-cwöhntcn Künsüer mit seiner fabelhaften technischen l'-enigkeit,
die .selbst bei llandwprkem nicht fehlen konnte, fiel es
nicht ein, mit ängstlicher .Vkrlbie jedes Deiail der Naturfomi
wii'derzugehen; er arbeitete auf die Gesammtwirkung hin und
v,:rmittelt uns mit seiner Paletle von den lünzelbreiten nur
die I laiiptcindrücko. Das hatle aber iinsei- Künstler eben zu
vermeiden. Kein Bild, kehien Gesammtelndrtick durfte er
gobcn; Individuen mit ihren Akzidcntien nachzugeslaltcn w.ir
seine Aufgabe, L'nd für diese Seite des antiken Kunstschaffens
bietet unser Kodex, soweit es die Miniaturmalerei
betrlfi't, nicht nur das älteste, sondern auch das relchhalligste
licispi.i
waren die Pllan
Schu
manchmal zu wünschen übrig lässt, ist durch die H
der hellenistischen ¿eil vorzüglich eingeleitet and gefördert
worden, und ¡i:h stehe nicht an, die Naturtreue der gemalten
l'fianzen, auf die Plastik als ihre erste (Juelle zurückzuführen,
über diese Kntfaltung besitzen wir Ja die eingehende Arbelt
Franz WickholTs, worauf hier verwiesen sei
In der Jfinlaturmalerel selbst finden sich keine entsprechenden
.\nalogien; sind Bäume nnd Pflanzen zur Andeutung
des Freien dargestellt, bieten sie regelmässig nur den lypischen
Begrlfi" >Baum< imd >Bliime<. Zuweilen sucht der Künstler
wol zu dlfi-erenzieren; in der Genesis enthalten die beiden
Paradiesbilder ") .Apfel- und ISirnbäume, <iic man nur an
ihren I'-rüchten erkennt; nach Ihrem Baue könnte man sie
eher für Preisel- oder 1 leid elbeers tauden halten; nur die
Weinrebe gelingt so ziemlich. Sonst finden wir auch knorrige
Stämme ohne i.aub, oder schopllge BlÜtternan
in anderer Umgebung eventuell für
:lären könnte •), Sind Stamm und Blätter-
, dann ist der Baum eine Formel für seinen
Gras rispen er
dach vereinigt
Begriff').
auch
wir in der G
n Rossanensis^
s beobachten konnten, finden wir
jüngeren Vergll der Vatlbana •),
511 Ilalafragmenten •). Der Chro-
. leider nicht im Original erhalten,
aturalistisch gezeichneten Früchten
•ia einen Schluss zu
n der Josuarollc') ui
lograph vom J- 354 i.
in der Mand der Alexai
ist es sehr wahrscheinlich, dass
gut beobachtete und gestaltet!
Wahrzeichen handelte; in anc
Künstler ii
^v•cil e
Fällen
Kurz, - finden i
1; doch
11 Falle
ra spezifische
angelt diese
n Miniaturen
Dioskurideischen Ptlanzenbilder, ausser in der hellenistischen
Plastik; diese aber ist für die Zeit unserer Bilder zu entfernt,
um an einen direkten llliitluss denken zu können.
Unsere Pllanzenbilder sind, wie schon bei der Beschreibung
bemerkt wurde, Kopien nach gemalten Vorlagen. Den Beweis
hiefür erbringt ein zweiter, ebenfalls der k. k. Hofliibliothck
gehöriger Üioskuridpskodcx, der Neapolitanus aus dem
7. Jahrhunden.
Die Verwandtschaft der beiden Handschriften Ist schon
lange eine festgelegte Sache; die Unrichtigkeiten der Pflanze
nbenennungen im Konstanilnopolitanus, die durch den
Verlust der Bläller verursacht wurtlen, hat bereits Kollar mit
Hilfe des Neapolitanus richtig gestellt. 'Wissenschafilich und
nach eigener .Anschauung hat vor etwa fünfundzwanzig Jahren
F. Cohn dieses Verhältniss festzustellen gesucht •). Am
eingehendsten neuerdings v, Premersteln in der vorangehenden
Einleitung '•),
Belm Durchblättern der beiden I-Iandschriften fällt es auf.
I- TeU der Pfianz r .\ulTassung,
und Farbe In beiden
l. Die Dimensionen
niclirsclcslau'cnigcr rarmclhnft