der ihm gebührenden Stelle haue inaii es wol ebenso ignoriert.
wie die anderen. sleicll^^'erIisc" \'ogelbildcr '). Ks verlohnt
sich der Mühe, »iicli nach aUen Vorarbeilen, dem
Scsammten Materin! slilkrilisch, ilconogiaphisch und lechnologiscli
z» Leibe zu rücken.
Wir haben das Dedikalionsexcnipiar einer Bilderhandsclirift
vor uns. Dieser Umstand könnle, da sowol die ;ieit
als auch ilie angcwidmclo Person und deren bevorzugte
gesellschafllicho Stellung bekannt sind, vermuten lassen, dass
ein nur ad hoc zusaniniengesteites und von Künstlern ersten
Ranges ausgeschmilckses Werk, das seinesgleichen nicht hat.
vorliege, d. h. man könnte versucht sein, die Bilder fflr erstm.
iüg [iroduzierle, der Kiinstler[)hant.\sie unmittelbar entstammende
Irschöpfungen anzusehen. Darin aber würde man
sich schwer täuschen. Wir werden Bilder finden, die nicht
nur als Ganzes nach Tjpen der vorangegangenen Kunstepoclien
sjcstaltet sind, sondern auch direkt nacli Detaillypen
gemalte Einzelheiten enthalten. Darin liegt eben der hohe
Wen unserer Handschrift, dass sie Typen einer zur Xeige
gehenden Kunst aufbewahrt, tlabei aber auch zeigt, wie sie
eine sich umgestaltende und in einein anderen Boden wurzelnde
Kunst zu verwenden und zu formen verstand.
I.
Was zun.Hchst die beiden Jlrs/cii/der betrifft, erscheinen
sie uns in dem Zusammenscliluss der l-'iguren zu einem
Ganzen als bekannte iiilere Typen. Aber nicht nur das,
sondern sie bezeichnen auch eini: Etappenslation der Entwicklung
dieser Koinpositionsformel. Wir finden sie seit
der üUesten orientalischen Kunst -) durch alle Zeiten verwendet;
ihre ünvern-üsibarkeit ist wol dadurch am schlagendsten
dargetan, dass selb.st in der neuesten Zeit Karl Bitter
bei einem Bronzerelief auf der für die New-Yorker Dreieinigkeiiskirche
modellierten Türe auf ihren Grundgedanken, wenn
auch mit modernen Mitteln, zurückgreifen konnte').
Zwei Bilder, die unseren
verwandt sind, sondern geradi
Kotnpo.silionsformel tlienen, s
abhangigen, oder wol besser v
abstammenden hellenistischer
Pompeji und Sarsina'). Sie werden, wi
in das 3. Jahrhundert vor Chr. datiert
selben Gegenstand: sici<n reife Mi
') wir MchUtl. «ingdienic.
nicht nur sehr nahe
letzte \'orstufe zu deren
e beiden von einander
:m gemeinsamen Vorbild
iaike< von
ihrscheinlich mit Recht.
. Beide behandeln deninner
in gegenseitiger
1 cingclitndc Urltilt. Was bi
• crlragrciciie Abhandtiing v
lit GcwandunB der PniriziCTin
» Beispiel filr Kc
1 Tiscli, <lic Tcflnelimer sind i>n K
grivsscr,: mksl Sj cm. im Gc\'icn — sind phoiogrnp:
«II am kiclilcslcr jiig.IngUch bei BcrnuuUi, Crii
3lj f., dastibsl auch eine lÌMiircelrang, ]>. Jj JT, und
jjniscl.e Mosaik (sl sehr vcrkleincn aber slellcnwei
H nljgebildei,
Ansprache, teils sitzend, teils stehend,
lixedra angeordnet; beide sind umra
chend von unseren Miniaturen, einer
Boden in ihrer Mitte ist auf einem
globus aufgestellt. Es handelt sich den
in einer Gelehrten versanunlung. Dii
Philosophen oder Arzte aufzufas;
tion aber ist gnmdsatzlich geni
unseren Minialuren, sie bildet 1
Halbkreis, in dem die Figuren 111
einander angeordnet erscheinen
failt das noch wenii
UIH cine hgniizj'klisclie
imt und haben, abwei-
Uintergrund; auf dem
•Schemel eiu 1-lininielsnach
uin die Diskiission
niihere Deutung der
icht sidier, ob sic als
en '). l>ie Koinposiangeordnet,
wie bei
olVenen
iiehr übereil
, Bei den beiden Mosaiken
auf, als auf unseren Miniaturen, l'reilich
hat das auch .seine guten Gründe, denn die Figuren
haben axif den Mosaiken eine veritable, lialbkrcisformiye
Bank als SiUplaU zur Verfügung. Und darin dürfte wol die
beste Erklärung liegen, welche dieses Schema und dessen
A\"erdcn in der früheren, und dessen Umgestalten in der
späteren Kunst beleuchtet. Es sind Versanimlungs- vuid Convivalbilder,
bei welchen diese Anordnung der Xatur abgelauscht
wurde, um von der späteren Kunst als traditioneller
l-'ormelfaktor. zu dem man auf dem Wege der Kürzung,
durch Weglassung des Hintergriin<ies und der Bank gelangte,
eingestellt ¿u werden.
Man erinnere sich, dass die homerischen Helden bei
Beratungsversanimlungeii im Kreise sitzen und dass die
griechischen und hellenistischen X'asenmaler dergleichen oder
ähnliche Versammlungsbilder wiederholt nach demselben
Schema darstellten ").
Aber auch der monumental''n griechischen luui hellenislisch
vorchrsIiichen Kunst ist diese Anordnung geläufig.
Will man schon den Athenaschild von Phidias nicht heranziehen,
weil man immerhin geltend machen konnte, dass die
Kreis form den Künsüer zu dieser Anordnung zwanj;
kann man die mehrfach erhaltenen Brimnenreliefs nicht umgehen
'). Unter diesen bietet jenes aus der Samnihmg
SahouroiT nicht nur das hesterhaltene Exemplar, sondern
auch eine Anordnung, wie wir sie bei den »Philosophenmosaiken
« aus Pompeji und Sarsina kenneit gelernt haben.
Die \ crsammlung ist im I laibkreise um einen Tisdh angeordnet,
auf dem der .Achelouikopf, ganz so, wie bei den beiden
Mosaiken die Globen, aufgestellt ist- Oben in der Mille
thront Zeus, neben ihm auf jeder Seite drei Figuren, unter
denen Fan (links). Köre und Pluto (rechts) bestimmbar sind.
Also auch hier die bedeutendste Persönlichkeit in der Mitte,
wie bei unseren Bildern. Die I löhlenwölbung ist muschelarlig
gerieft, in jeder Kiefentiefung ist eine Gestalt angebracht,
daher das reale Bindeglied, die halbkreisförmige Bank, fehlt.
Auch die iiinzelheit des Getrenntsitzens ist somit l)pisch
vorgebildet. Ich sage lyf'iscli: denn sie kehrt bei allen den
angezogenen Brunnenreliefs in gleicher Weise wieder. Diese
gehören in das IV., spätestens in das III. Jahrhundert vor
Christus. Seit dieser Zeit findet sich die .Anordnung wiederholt
auf hellenistischen und hellenistifch-orientalkichen Mosaiken,
'( Vgl. Bcriioulli, I. c. - Diez, I. c, p. 3.1 ii. - In die ikonoBrapliiscIie
llclnacli, Riperloire des voses pdnls grec» el ¿Irusqucs, !., 44G, weaclli.i
u gelif,rigc
Wie z. B. im Pavimentfraginent der Thermen von Medeina •).
Bei diesem drängt die Komposition ganz unverkennbar
zur Anordnung im Kreise: oben in der ^•lillü der alles
beherrschende Kopf des Meergottes, rundherem die fahrenden
SchilTe und Barken. Ahnlich ist im Grunde auch
<lie Disposition auf dem pompejanischen I.öwenmosaik aus
der Casa del Centaui-o sie kehrt dann bei zwei Orpheusinosaiken
aus christlicher ¿itii in einer unseren Bildern näher
verwandten Anlage wieder. Die erste der beiden Orjjheusdarslcllungen'),
jetzt im Museo N'azionale zu Palermo, kann
von einer heidnischen Vorlage stammen; die zweite, igoi in
Jerusalem ausgegraben '), ist durch und durch christlich. Doch
nicht nur das Koinpositionsschema, auch der Gegenstand selbst
ist in der christlichen Kunst verwertet worden, wofür wir in
einem, unseren Bildern zeitlich näherstehenden Mosaike auf
der rechten Wand von S, Maria Maggiore in Rom, einen
wichtigen Beleg besitzen: die sieben, auf amphitheatralisch
aufsteigenden Bänken sitzenden Philosophen, unter denen als
achte Gestalt der lernende Moses erscheint •).
Ebenso ist dieses Aiiordnungsprinzip in der monumentalen
Malerei verwendet; ich erinnere nur an die nomn»i,inisehen
Wandgemälde, wie 1
und Omphale "), :
Mahlszenen '), eine Jagd •). ii
Orpheus '). ein Bild, welches zu den Orpheusmosafken der
christlichen Zeit die Brücke schlägt und eine Spielgesellschaft
•») im Triklmium, die sich in ihrer Anlage von den
christlichen Agapen nicht unterscheidet. Und darin liege für
den Künstler gewiss ein fester Anhaltspunkt für eine derartige
Anordnung; denke man sich das Triklinium wegrefleküert
und infolgedessen die naturnotwendige Umgestaltung des
Kuheaktes, erhält man das typische Schema. Das lag umsonäher,
als mit der Reminiszenz an Symposien auch die
Auffassung einer gebildeten Unterhaltung verbunden war.
Von fähigen Künstlern ist mit der Grundformel auch NaturbeobaclHung
verbunden worden, wie es z. K Alexandros
von .'\then bei seiner Darstellung der Astragalspielerinnen in
Herkulaneum tat ").
Mit besonderer Voriiebe wurde diese l-ormel von der
christlichen Malerei namendich bei Darstellungen des Herrn
mit seinen Jüngern, angewendet. Solche Bilder finden wir
häufig in .len Katakomben: davon seien als Parallelen hervorgehoben,
Christus mit sechs Heiligen im Deckenbild in
-S. Pietro e Marcellino "), dessen Kompo.sition der Anordnung
auf der gleich zu erwähnenden Barherinischen Terrakotta
vollkommen entspricht; dann das Tvmpanonbild eines Arkosoliums
in S. Domitilla "); der Herr mit zwölf .\posteln, in
der Hermcskatakorabe; ferner ein ganz ähnliches Arkosoliumbild
desselben Ortes '), ein weiteres im Coemeteriu>n malus,
Christum unter sechs Aposteln *), und drei andere, den Erlilser
im Aj)ostelkollegium =) darstellend. Bei allen Darstellungen
sitzt oder steht Christus oben in der Mitte, rechts und links
reihen sich die .\poslel, auf jeder Seite in gleicher Anzahl In
hemizyklischer Reihe an; der Kreis ist nach unten offen.
Diese Darstellungsformel zeigt auch die Kleinplaslik,
deren älteste Beispiele wir In der vielbe.sprochenen liarberi-
"ischen Terrakotta •) und in der Florentiner lilfenbeinpyxis
mit der Darstellung des Orpheus, die jener auf den beiden
oben angezogenen Mosaiken sehr nahe verwandt ist, erhallen
haben '), Sie bleibt in der späteren christlichen Kunst auf
Konsular- und Kirchendiptychen beinahe ungeändert
Selbst die altchristlichen Glasfabrikanien konnten <ias
Schema nicht umgehen wie es zwei Goldgläser bezeugen ').
Damach kann es wol seibslverständlieh erscheinen, wenn
wir solchen Komposidonen auch in den Mmüilarai begegnen.
-So im Vatikanischen Vergil n. 3225 auf Fol. 73', woselbst
eine Beratung mit Askanlus an der Spiue dargestellt ist
in der \Viener Genesis das Gastmal Pliaraos (Fol. t;''), bei
dem der Übergang aus der liegenden Stellung bei Tisch in
die sitzende klar zutage liegt '). in der Vatikanischen Feldmesserhan
dschrift, wo neun Feldmesser versammelt sind "•), im
Kosmas Indikopleusles an zwei Stellen: .Moses mit den
Leviten und die Steinigung des Ii. Stephan Wenn Ich
schliesslich die Darstellung der Matihäuswahl im Rabulakodex
der Laureniiana '=) gedenke, habe ich wol genügend Belege
geboten um behaupten zu können, dass das Kompositionsschema
unserer Arztebilder nichts Neues, sondern eine allen
Kunstepochen des Orients und des Okzidents geläufige Formel
gewesen ist, die vorher und nachher im Gebrauche war.
libenso verhält es sich mit den einzelnen Figuren; sie
haben alle die in der griechischen und besonders in der
hellenistischen Kunst übliche und besonders typische Stellung
• 152 (vor J371.
-, 1/-0 (iV. JbdL),
•. 177. Fig 1 (vör .
1 (lucli 350). - y sser dicscu speziell liervorgebobe
i Dirstellmigen hierher gehörig, ui
>nders zu nennen isi. _ Vgl. a