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Wie schon früher an^'cdi>utet. stellt Jas IJiW die wissenscliafilich
exakte Reai-beitunsr des Wesens der Alraunpdanze
dar. Während Dioskuriiles vertieft in seine Arbeit, das llesullat
seiner medizinisclien I'orsclning in das Buch einträsjt,
sudit der Mal.r die Forniei« getreu nachzubilden, um Verwechslungen
vorzubeugen. Heide leitet Epinoia, das eingehende
Studium, die Überlegung.
Der Kähmen bat zum cliaraklerislischen Ornament eine
sich immer wieder im Gegensinne auszweigende und einrollende
Akanthiisranke. Es ist ein altes Aloliv. hier schon sehr
furmelhafi und reizlos verwendet: dagegen ist das Kolorit
noch immer wirksam. In dieser Form gehört sie der helli*nistischen
Kunst an '); von dort ühernimmi sie die christliche
Kunst auf allen Gebieten ').
Die licklösungen sind auch bei diesem Kähmen, ganz
so, wie bei jenem der Cheirongruppe, durch überfangende
.Metallluilsen ausgeführl. Diese l'inzelheit ist neu und zuerst
nur in der b)'2aniinischen Kunst nachzuweisen. Auffallen
muss. dass man ihr in der Skulptur nicht begegnet, nicht
einmal in der äg>-ptisch-byzanlinischen ').
Eckldsungen bei ornamentalen Rahmen kennt schon die
altorientallsche Kunst; wir finden sie musiergiliig durchgebildet
auf einer Platte von Kujundiik •). Von da übernimmt sie die
akgriechische Kunst, und diese gibt sie — nach einer L'nterbrecliu;
ig - mit der omameiualen Umrahmung an die hellenistische
ab. Mier erscheint wieder der zusammengesetzte
Rahmen, in dem iwei bis drei verschieden breite und aus
verschiedenen Motiven zusammengesetzte Leisten vereinige
sind'). Von hier gelangen sie auch in die christliche Skulptur
•) und Kleinkunst'), in letztere fast ausnahmslos als
einfache Kymareihungen, Bei allen diesen Rahmen finden wir
die Ecklösungen zumeist aus dem Mouvenschatze desLeistenomamentes
bestritten, und dieses enthält vorzugsweise
rilanzenmolive, vor allem das Blatt'). Endlich bietet die
byzantinische Miniaturmalerei, freilich durchwegs aus der Zeit
nach unserem Kodex, rwche Beispiele für die ornamentale
Umrahmung mit Ecklösungen. Und nur hier finden wir gemalte
Hülsen wieder '). Im ganzen sind drei Lösungen zu beobachten.
•) Man vergleiche Crum, Coptic 11
orTUquilCí ísypliíimes. Bd. IV., passiir
logique française. (Il, pl. 50, 51, 52, ;
alalegue gcncml des
256
Entweder greift das molivverwandte Eckstiick über die Enden
der Reihung, oder die beiden Endteile der Rcihunn fallen
über die Hasis des Eckstückes und lassen nur den l'Icklappen
frei, wobei das Eckstück verbindend wirkt; oiler das I.eislenmotiv
wird durch ein fremdes Ornament \'on abweichender
Bildung unterbrochen: so auf dem Thllosophenmosaik von
Pompeji, wo Masken verwendet sind und auf den Miniatur
des Pariser Psalters, wo sich
Flachquadrate todtläuft.
Die Bildung der Hcksiiickc
Herten Melallrahra
auf beiden Rahmen unserer
der Künstler ein konvexes
te und darstellen wollte, sei es
•iner Vorlage. Es liegt sehr nahe
r mit XachbiUlungen von emaihaben,
die ähnliche n
bisher mOanz
Der Rahmen der Cheirongruppe
vollste anzusehen - • zeigt ein Pllanzenmotiv mit überfanj
Goldhülaen in den Ecken; die Galenosgruppe und das erste
DioskuritiesbiUl zeigen in der L'mfassujig geomclrische Motive
ohne jede Ecklösung, und das zweite Dioskuridesbild bietet
abermals ein Pllanzenmotiv mit überfangenden Eckslücken
in (jold. Dadurch, dass der Anfangs- und der Schlus-srahmen
der vier Miniaturen, welche Arziebilder enthalten, durch
verwandte Motive mid gleiche .-Vusstailung hervorgehoben
sind, die beiden anderen also flankieren, ist die engere
Zusammengehörigkeit dieser Darstellungen auch itusserlicli
angezeigt.
Das Gemein.same sind die Bildi
der Arz
niker, auf deren Geistesarbeit der Inhalt
nach der Annahme von dessen Kompiii
n fussL Wir
« und IJoia-
1-landschrifE
und Redakr
Mini
AiilorciibUdcr in optima forma zu sehen und können zugleich
feststellen, dass unsere Handschrift das ivkeste Original ist,
in dem sie in dieser Form auftreten, nümlich als Gruppenbild
einerseits, bei ihrer wissenschafüichen Beschäftigung andererseiis.
Etwas Verwandtes bietet nur der Agrimensorenkodex
der Vatikana. eine Fuldaer Kopie des 8. -9. Jahrhunderts
nach einem sehr allen, vielleicht noch dem 4. Jahrhundert
angehörigen Originale. Auch hier finden sich die l'eldmesser
im Gruppenbilde '), auch hier ist einer derselben bei der
Besch.!ftigung, dem Kaiser referierend und sich mit ihm
besprechend, dargestellt"). Benannt, wie in unserem Kodex,
sind sie aber nichl und wären demnach als vikariierende
Typen Tiir Aulorenporträte anzusehen; wenn man nur wüsste,
wie viel Akribie oder Flüchiigkeit dem Kopisten anzurechnen
wäre. Möglichenveise hat sie der erste Schöpfer als bestimmbare
Bildnisse dargeboten. Andere Beispiele bieten die
Dichlerbilder im jüngeren Vatikanischen Vergil (n. 3867)')
und in mehreren Torenzhandschriften'). Nach einer allen
Vorlage ist auch Hippokrates im Pariser Kodex seiner Werke
kopiert. Er siut, wie Dioskurides, auf einem Sessel und hat
einen Schemel unter .len Füssen. Der Kodex stammt allerdings
aus dem 14. Jahrhundert 'J. In .•ipätcrcr Zeil begegnet
man ihnen ofi, voral in kirchlichen Schriften. Um die livangelisienbilder
zu übergehen sei hier nur auf den Vatic. graecus
238, Am,,
2,^7
n. 1208 aus dem 10.—11. Jlidl. hingewiesen, der zu den
einzelnen AbschniUeii der >acius et epistolue aposlolomm<
auf Goldgrund je zwei Aposteln darsielli, und z,var immer
jenes Paar, dessen Schriften folgen ')• Aus dem 12. jhdl.
Iin<ien sich im Wiener Kodex 51 das Autorenbild des Mönches
Guido von Arc-zzo, der dem Bischöfe Theobaldus das Monochord
e Remi ni n den referierenden
Feldmesser in den Agrimensoria"). Jedenfalls fand unscrr
Künstler auch hier geebnete Pfade, mißlich erweise selbst
fertige Arbeit. Und wäre auch das Letztere der Fall, immerhin
bildet unser Kodex mit seinen Autnrenbildern einen Moilenzeiger
auf dem beinahe weglosen Gebiete der spätantiken
.Malerei, weil er uns einen eniwicklungsgeschichtlich wichtigen
Tj'pus aufbewahrt.
In den beiden Dioskuridesbildem sj-iegeh sich eine viel
forlgeschriltenere Zeit, als in den beiden Ärziebildern; wir
haben, nach den voraufgehen<len Ausführungen, zwei stilistisch
grundverschiedene Paare von Darstellungen durch das
rein äusserliche Mittel der Umrahmung zusammengeschlossen;
erst Autorenbilder im weiteren, dann solche im enireren Sinne.
ilL
.Vach ilieser Steigerung der künstlerischen Ausdriicksmiitel
in der .-Xnlage und Kolorisiik muss man im Dcd!-
hathuMlHi, dieser pekuHaren Schöpfung für unseren Kodex,
den Ilöliepunkl erwarie.i, und zwar nach jeder Richtung hin.
Der Künsder hat das zweifelsohne auch bieten wollen. Er
gestaliele das Bild schon durch die äussere Form, vom Viereck
abweichend, als eine ganz besondere Darstellung. Die Maupillache
sowie die Nebenkompariimente sM mit Figuren reich
bevölkert; die Kahmung hat ein ganz homogenes, einfaches
Motiv erhalten, die Farbenprächtigkeit ist durch die Fassung
der Nebenkompartimente geradezu blendend- Dagegen sieht
man klar, dass der Künstler beim komponieren dieses ßiltles
in Verlegenheit war; die einzahlen Teile der Darstellung
verraten UnSelbstständigkeit im Erfinden, dagegen eine Geschicklichkeit,
ja man kann sagen. Begabung in der Verbindung
der heterogenen lilemente zu einem Ganzen. Middteton
drückt sich bei Besprechung dieses Bildes lapidar aus"):
>curious combination of different slyles<. Das ist richtig, gilt
jedoch mehr für uns, als für den Künsder, dem in seiner
Zeit alle venvendeten Siile geläufig waren, da ihre Simultan
i täl für die Wechselzeit natürlich und unausbleiblich
gewesen ist. Bei keinem Bilde finden wir mehr Beziehungen
zur vorangegangenen wie zur gleichzeitigen Kunst, als in
dieser Darstellung,
rhalb e
ein Vermiichlniss der altorientalischen Kunst. Ein solcher Fall
wäre die Darstellung der assyrischen Königskiiche; auf vier
von Dreieckschenkeln und dem Peripherieabschnitt gebildeten
Kreissektoren sind vier verschiedene Küchenszenengegeben').
Alis der spätantiken, dem Cliri.steniume dienenilen Kunst seien
die berühmten Ori>heusgemäkle in der Domitillakatakomb.-
genannt'). Besonders das eine, in welchem Wiinderszenen
mit bukolischen Wechseln und um das zentrale Oktogou angeordnet
sind, bietet schon auf Grund seiner Konstruktion ein
'J Uoissel, I. c., ly f. „„<1 Tai: .2.
treffliches Seitenstdck. Kreise mit eingeschriebenen und durcheinandergeschobenen
Dreiecken und Quadraten finden sich
in der christlichen Plastik, voral atif Werken der sogen,
langobardischen Kunst, überaus oft, wobei es, nebenher
gesagt, recht klar wird, dass die langobardIsche Kunst eben
eine Anwendung der byzantinischen ist. Es ist demnach selbstverständlich,
dass man im Einllussbereiche der christlichgriechischen
Kunst allenthalben auf diese oder ganz nahe
verwandte Konfigurationen treffen muss '). Auf eine sehr
charakteristische Analogie, die freilich junge Silbersohale
des Kaiser-Friedrich-JIuseums in Berlin hat Diez aufmerksam
gemacht '). In den sechs Scheilelabschnitlen zweier durcheinandet^
eschobener. gleichseitiger Dreiecke sind fünf Laute
und ein Doppellaut angebracht, wahrscheinlich CI<Yl<C)YC
zu lesen. Offenbar hat liier noch eine uralte Tradition nachgewirkt
liin nicht weniger «ichligcs Belegstück enthält die Pap)-
russammlung Erzherzog Kainer. Es ist ein in Ägypten gefundener
und verhältnissmä-ssig gut erhaltener Buchdeckel
des 5, Jahrh '
Rahmensvstem zeigt
aus lehrreicher Fall,
der. ^vIe ich glaube,
in mehr als einer Hinsicht
aun<lärcnd wirken dürfte- Schon Diez bemerkt (p. 54);
>Höchst eigenartig und interessant ist die Gesamnuanlage
des Dedikationsblattes. Als Miniatur dürfte sie wol einzig
dastehen.« Es ist richtig; bisher ist eine solche Miniatur nicht
mehr nachgemesen. Und doch muss diese Anlage einen historischen
Rückhalt haben, wie Alles, was wir von unserem
Künstler bisher kennen. Der Buchdeckel zeigt uns den AVeg
zum Formendepöt, aus welchem er stammt
Iis war Sitte — wenigstens seit Beginn des 5. Jahrhunderts
— bei Patriziatsverleiiiungen dem Neuernannten ein
'""'T^V!' "usBrcifeiKicii Werk
icllura in Iialin, M. G. Zimroerrrann, Die Spuren der Lmieotianieii i
der imlienisclien Plaslik in: Allgemeine Zeitung, Ucllase 232 11- de
Johres iXfM und endiieli die viclfa.:l, verrdiltc aber anrccende kleine Ärbe
. So einen Pluleuircsl in Spolato (Epliemcris Bihaieiisis,
in lioplisterium von S. Maria di Capüs. veiere (Garn
auf igypi-bj-ijnt. Mon
bcieugt dn Sc)icibenonhlliigsct eines mode
der Slrnssburgcr hist. Scbiuuckousslclluug
1; nul elimtJ. ¡Rechiseli
en Kabylensclini