Ai-cliiiaklur auf dem, niimlesteiis achtzig Jalire früher ausgefiihnen
Mosalkfricse um das Deckcnbild in S. GioraiMii' in
Foiue üu Kavpiina, und zivar achtmal ^v^e^!erholl '): in der
Miim eine gewönne lixedrn, zu beiden Seiten Flügel mil
Kasseilemlecken. Die Muschel Verzierung; auf der Chalolleniviilbun};
von apsisfürniigen Nischen ist in der spatrömischen
inid chrisUidien Kunst 'eingebürgerl, namenüich auf christiichon
Sarkophagen 'j. Kine merkwürilig ungesciiickte Verwendung
dieses llolivs bietet das Miukusbiid im Kodex
Kossanensis, wo von einem grossen L'nil)iliku5 aus die gleich
breiten Falten und Siege, platt und starr geslaltet. radial
bis an die Bogenlinie hinanreichen =). Die Dipt)xhen bieten
ebenfalls reiche Belege').
Das eigentüinlicHste Beiwerk dieser Architeklttr bilden
jedenfalls die roten Aufsätze auf den beiden Seitenflügeln,
[n dieser Form sind sie beinahe gar nicht vorgebildel. Dagegen
werden sie in ähnlichen Fcirmen, zuweilen im Gegensinne
geschwungen, besonders in der Skulptur, schon in der altoiientallschen
Kunst und dann ununterbrochen als Abschlussformen
verwendet"). Die nächst verwandte Bildung tritt uns
auf den pompejanIschen ^\'andmalereie^ entgegen, und hier
in einem KalW in genau derselben Aussenkontur aber
ohne die schwere rote l-'üllung.
Diese Nebensächlichkeit beweist, üass der Künstler nach
gemalten Vorlagen kopierte: denn in der realen Architellur
sind solche .Aufsätze wo! nie verwandet worden, denn wir
finden sie weder in ilen erhaltenen Architekturen noch auf
bildlichen Darstellungen, «enn es sich um AViedergabe von
Bauten und nicht bloss von dekorativen Abschlusswänden
handelt. Sobald aber der I-Cürsder einen solchen Volutenabschluss
anbringt, handelt es sich um Dekoration- Daher
linden wir sie nur auf \\'crken der tektonisclien l'lasiik, wie
Grabstelen und .klären. Sie stehen mit der altorientalischen
Kunst in entwicklungsgeschichtlichem Zusammenhange; man
stelle die beiden oben herangezogenen IC\-prischen Fälle
fStele aus Golgoi und Sarkophag von Amanthus) mil dem
Slimziegel von Tiryns') einer- und den! IComödienrelief im
Museo Xazionale in Neapel und dem Altar der Lusinia primigenia
andererseits zusammen um sich davon zu überzeugen.
Wenn spiltere Miniaturen derartige .\rchitekluren darstellen,
wie etwa der Tempieito auf dem Bilde der Salbung Davids
In der Vatikanischen Bibel ')
Fiktion, beziehungsweise nac
als Monumentalarchitektiir hingcmalt'),
In der Szene selbsi sind zwei Jlomenn" zuzammengefasst:
das Beschreiben der Mantlragorapllanze und die .\nferiig»ng
ihrer Abbildung, also eine kiinstlcrisclic Synekdoche zur
.\ndeuiung des Inhaltes in unserem Kodes, ,^llcll für diese
Gruppe kennen wir kein ganz enisprechendes Analogon; die
liinzelheiten aber haben ihre \'orläufer,
Dioskurides wol am wenigsten. Schreibende Figuren sind
zwar öfter dargestellt, sowol in der griechischen wie in der
hellenistischen Kunst — aber dann linden wir sie entweder
stehend, wie Athens') und Nike'), oder im Brustbilde'),
Dagegen kann ganz gut der Vasenraaler lu^rangezogen werden,
der .\hnlich sitzt wie Oioskurides, eine \'ase auf das Knie
stützt, .sie mil der Linken hält, mit der Rechten den Pinsel
führt und malt'). Die Tätigkeit des Vasen maiers kann
uinsoeher herangezogen werden, als er das Gefass nicht nur
bemalte, sondern auch beschrieb'). Die Sitte, >len BeschreibstolT
beim Schreiben auf das Bein zu legen ist zweifelsohne
orientalisch, wie die berühmte ägj-ptische Schreiberfigur
be.itHtigt. Die N'erbindung des Schreibenden mit dem übrigen
Apparat ist im genannten A'asenbilde auch schon durchgeführt;
er sitzt bequem auf emem Sessel und hat vor sich einen
Ständer mit Malutensilien stehen; der Schemel unter den
Füssen und die Ilülle auf dem Ständer bei Dioskurides sind
Beigaben der ¿eit- Damit soll natürlich nicht behauptet sein,
dass sich unser ICünstler von diesem oder einem gleichen
Bilde die Darstellung geholt haben muss; aber dass er nach
einer ähnlichen, aus demselben Kulturkreise hervorgegangenen
Vorlage arbeitete und eigentlich nichts we.seiUlich
Neues zu sagen hatte, dürfte nicht bestritten werden. Selbst
Teile von ganz untergeordneter Bedeutung, wie etwa der
Sessel des Dioskurides '), haben Vorbilder in der voraufgegangenen
und gleichzeitigen Kunst. Die besten Analogien
zu dem schreibenden Dioskurides haben wir, wie Diez (p. 42 f.)
richtig ausführt, in den späteren Evangelistenbildern, von
denen da.s .Markusbild des Rossanensis schon aus diesem
Grunde die erste Stelle einnimmt, weil bei ihm, ähnlich
^vie Bpinoia bei Dioskurides, die Weisheit (»»Ti») inspirierend
auftritt »). Jedenfalls gehört die Darstellung des
schreibenden Autors auf unserer Miniatur zu den frühesten
•-I Vgl. 1
•1.L18« II
Vi. 58 u. u.
e Sicgcsg«uin. Akail. Antritlsrcilc, Tof. 13, Fi^i.
l>ron=gn.pl,ir, .0,,, J. 35,1,
¡i..i, Ca« di Pompeji, III., Tfv.
V. ¡6 — tsaiimeiiicr, DcnkraAler,
nor, Totlmologio »ad rtrmiriotoBÎc,
der Ausdruck lllr dun RcRrii! .iiiul
UM,«., mi, Vgl.
in jOnücrcn Vnlikanrsthgn Vcrgll In
Auch die Vorwendtnig des gebundenen Kodex ist keine
auftalhge Neuerung, wiewol um diese Zeit die Rolle bei der
Syn^bolisierung des Schriftstellertums und der litterarisehen
Bildung ihren Platz noch gut beh.
iuj.iet. F.ine lehrreiche Vereinigung
Buch und Rolle, das früheste
Beispiel, finden wir in
idmalereien über dem
Grabe der h. Petronilla:
rechts von
ihrem Bilde ist ein
aufgeschlagen es Buch
mit emein langen Schliessenbande, danmter ein Behälter mit
mehreren Rollen 'j.
Das Gemälde dürfte in das Ende <les 4. Jahrhunderts zu
versetzen sein. Dieser Kodex nun hat eine .-Vnzal von Seitenstücken
auf der Kathedra des .Masimianus ( | 556] zu Ravenna
also einem Werke der Kleinplastik, das unserer Miniatur
zeitlich jedenfalls nahe steht- liier .sind auf der A'orderseite
die vier Evangelisten mit Büchern, die mittelst Bänder geschlossen
gehalten werden, dargestellt'}. Wir finden solche
Bücher Übrigens noch öfter, auf Mosaiken ') und Katakombengemälden
'). Jedenfalls ist unserem Künstler auch diesbezüglich
der W'eg geebnet gewesen.
Nicht ganz gleichgiltig ist der Umstand, dass der Maler
bei der zweiten Darstellung des Buches im Dedikationsbilde
11 der Aus ung gan
hält. .'\.n di
.senbänder bemerkenswert, weU sie eine analoge Anordnung
haben, wie der Kodex auf dem PelroniIlabilde.
(DI) dem Miniator ein wirkliches und bestimmtes Buch
als Modell diente, oder ob er es bereits als fertiges Bild
kopierte, ist nicht zu ent.sc hei den ¡jedenfalls muss ab er bemerkt
werden, dass er bei beiden die Gleichheit der äusseren
Erscheinung wahrte; dadurch wollte er wahrscheinlich auch
das Werk indentifizieren- Trifi"! das zu, dann ist der Kodex
in der Hand des Dioskurides derselbe, den auf dem Dedikationsbilde
der Putto überreicht.
Cber die Epinoia ist eigendich wenig zu sagen, weil sie
ja ganz der an der [-ieuresis verwendeten Darstellungsformel
folgt. Nur die Rechte hat eine abweichende Geste erhalten =•).
Die Kleidung stimmt in Schnitt ziemlich genau mit jener der
l-feuresis; Verschiedenheiten erlaubte sich der Künstler nur
darin, dass er am Chiton Ärmel ansetzte und den Mantel
blau färbte, l'ber der Brust hatte die Epinoia einen Schmuck;
ob er als Stoff oder als eine edels lein verzierte Tablette mit
intermitiierender Breite zu deuten sei, ist an .len dürftigen
heiden. Keinesfalls können es
n den beiden Seilen der Schul-
.eren Saum zu in s)-mmetrischer
. Ein Orbikulus dazwischen,
i der Mitte gerückt, ist weder
alten Stoffresten naclnveis-
Orblkuli sein, weil diese nui
lergegend oder gegen den 1
Anortlnung .ingelimcht si
dazu noch unsj'mmetrisch i
auf Bildiverken ") noch n
. igS, -
bar '). Wir werden denmach auf einen wirklichen, breiten Brustschmuck
zu denken haben, eine Tablette, mit Gold gestickt
mit Perien und Edelsteinen benäht, wie ihn z. B. die h.
Generosa auf dem WandgemiUde') einer zu ihrem 2oemelerium
.gehörigen Basilika trägt, wie wir ihn bei der Kaiserin
Theodora auf dem Ravonater Mosaik, bei der h. Agnes in
der Apsis von S. Agnese zu Rom oder bei der h. Zaezilia
auf dem, allerdings schon dem 7 Jahrhundert angehörlgen
W'andgemälcle ihrer Gruft sehen'). Vielleicht i.« auch an
eine Bordüre zu denken, die einen solchen Schmuck in
Stickerei imilierL - Der Schmuck ist ähnlich verteilt wie
bei der lleuresis, nur löst ein Kopfreif das .Armband derselben
ab. Der Maiitel ist ganz so angeordnet, wie wir Ihn dort
gefunden haben, aber seine Farbe ist blau, wie bei der
Sophia dos Rossanensis. Ihre Stelle ist kompositorisch geschickt
vor der .Mittelnische gew-ählt, da sie beide Männer zugleich
beschäftig!.
Der Maler ist mit Ausnahme seiner Kleidung und vielleicht
einiger untergeordneter Details eine bekannte Figur in
der hellenistisch en Kunst. Ganze, wesentlich übereinstimmende
Malszenen begegnen uns auf pompejanischen Wandgemälden.
•\Vir sehen da Malerinnen, <lie nach der Natur arbeiten, die
eine malt eine Herme') ohne Staffelei, die andere eine
Figur auf einer solchen '); ein weiteres Gem.-ilde zeigt Pygmaeen
beim Porträtieren •). In allen Füllen finden wir einen sitzenden
Kunstler, beziehungsweise Künstlerin, in der Linken die
l'alette haltend, mit der Rechten den Pinsel führend- bei
allen haben wir es mit Tafelbildern zu «m; Jeder hat neben
sich das Gestell mil Farbeniöpfen oder Näpfen stehen
alle malen nach der Natur; bloss auf einem Bilde fehll die
StalTelei. Es isi somit sehr schwer zu sagen, wie viel der
Künstler von eigener Beobachtung hineingebracht hat. Der
technische \'organg dürfte ja wesentlich derselbe geblieben
sein, wie er in der Blütezeil der pompejanLschen Malerei war;
es wäre demnach leicht möglich, das.s der Maler einfach ein
Bild bot. das er täglich vor Augen hatie und in dem er die
Hauptrolle spielte. Gewisse I-aeinigfceiten deuten auf selbstsländige
Beobachtung; so das .Anheften des Blaices mit
Reisnägeln, der Bau der StatTelel, das Sic hhi nein lin den in die
Situation und Besehen der \'oriage im i-eriorenen Profil, Aus
der luimittelbaren Umgebung und dem Kullurkreise des Malers
- - - m l die Kleidung des dargestellten Künstlers. Wir begegnen
•• Kostüme oft in der Wiener Genesi.s'), Im Rosund
woi auch im jüngeren \'ergil der \'aiikana «).
Orbiknii gMtliindckt
eine lebendige SlafTcki bildete, niclit beirr
aucli d,igcBen keine slicliliultigc Einwendung
4O2, wo auch ti.
Beleg Hndcl sich fn