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suchung, einige fossile Laubhölzer nicht in ihrer Beziehung zu jelzt lebenden Geschlechtern erkannt werden
konnten, erwächst dadurch die Forderung, das anatomische Studium dieser emsiger zu cultiyiren'^).
Zur oben angegebenen Totalsumme beliannter fossiler Pllanzenspecies, die mit Zuschlag der neuesten Entdeckungen,
sich in runder Zahl auf 3 0 0 0 erstreckt und freilich noch sehr weit entfernt ist, der Gesammtheit der
lebenden, nach den geringeren Anschlägen auf 150000 geschätzt — gleichzukommen, haben alle Continenfe
ihren Beitrag gehefert, am meisten Europa, c. 2800 Sp., am geringsten Africa und Australien. Sehr verschieden
•vertheilen sich aber diese Beiträge nach den einzelnen Ländern, indem weder die in ihnen vorherrschenden, an
Versteinerungen reichern Formationen, noch ihr Flächenraum mit denselben in Verliältniss stehen. Zugleich
macht sich bemerkbar, dass einige Lagerstätten, namentlich in Jüngern Formationen, eine Anzahl von Pflanzenarten
in sich schliessen, die in benachbarten ganz zu fehlen scheinen, was auf ein Bestehen kleinerer Florengebiete
hindeutet, während in den älteren Formationen eine weit verbreitete, gleichförmigere, mit den noch
weniger ditTerenten Eigenschaften des sich bildenden Erdkörpers in Einklang stehende Flora in allen Welt-
Iheilen aufgefunden wird. Der grösste Bestand der fossilen Flora ist unstreitig bis jetzt den Formationen Deutschlands
entnommen worden, wobei die dort auf verhältnissmässig kleinen Ausdehnungen (in Vergleich mit Russland)
rascher und mannichfaltiger abwechselnden Lagerungsschichten, das zahlreiche Vorkommen von Kohlcnflotzen
und von Becken der Tertiärzeit, vorzüglich aber die dort erblühte und gepflegte Wissenschaft förderlich
gewesen sind. Ihm schliessen sich England und Frankreich zunächst an. Der Antheil, welcher Russland in
dieser Beziehung zuerkannt werden muss, fällt in Betracht seiner Oberfläche sehr gering aus, worauf im Allgemeinen
einzugehen, dem Entwicklungsgange des Studiums der fossilen Flora in Russland zu folgen, sich hier die
passende Gelegenheit bietet.
4. Ueber fossile Botanik in Russland.
Die erste Kenntniss von den fossilen Pflanzen begann mit einer nur oberflächlichen Betrachtung ihrer
äussern oft zufälligen Formen, unbeflTisst ihres Ursprungs. Es mögen sich die ersten Funde, als Naturspiele und
Curiosa betrachtet, wie das selbst noch in unserer Zeit geschieht,, von Generation auf Generation fortgeerbt
haben, bis sie zn Sammlungen angehäuft, einen grösseren üeberblick gestalteten, zu mehr oder weniger richtigen
Vermuthungen über ihre Verschiedenartigkeit und Abstammung führten. Bis zum Beginn des XVIIIS. war
die fossile Botanik noch in diesem, kaum wissenschaftlich zu nennenden Zustande, aber bald darauf, mit dem
Aufschwänge, welchen die Geognosie unter We rne r genommen hatte, traten auch die organischen Fossilien in
ihre höheren Rechte ein. Eine Unterscheidung der fossilen Pflanzen nach ihren äussern Merkmalen, die freilich
oft keinen Zweifel über ihre Entstehung aufkommen lassen, blieb jedoch bis zum Schluss dieses Zeitraums die
allgemein übliche, und über die fossilen Hölzer, obwohl, wie z. B. Steinkohlen, früher als die Abdrücke zu
Tage gefördert, hatte sich noch keine sichere Stimme vernehmen lassen. Erst mit dem Anbruch unseres Jahrhunderts
begann auch ihre Untersuchung und zwar gleich auf anatomischer Grundlage. Parkinson wird als der
Erste (1804) genannt, welcher ein fossiles Holz, einen Staarstein, mit dem MilcroskopebetrachteteNach ihm
Als eia wesenlliches Hiilfsmitlel zu diesem Zwecke belraehte ich die Holzsainmlungen, zu deren Errielitung an bot.
Gärten die Gelegenheit leictiter geboten wird. Der Hiesige besitzt eine solche, die im Lauf der Zeit zu einer recht bedeutenden
und kostbaren angewachsen ist, und liürzlich unter dem Direktorat des Herrn Staatsrath C. A. Meyer durch mich
eine systematische Bestimmung nach Gattung und Art, soweit dies möglich war, sowie eine geordnete Aufstellung in
einem geräumigen Lokale erhalten hat. Von den Doubletten derselben kann im Austausch milgetheilt werden und liegt ein
gedruckter Katalog derselben vor.
Unter den käuflichen Sammlungen verdienen der Erwähnung die QuerscliniUe von 100 Hölzern von Nördlinger in
Hohenheim. Wenn der Herausgeber derselben nach seiner noch geheim gehaltenen vortrefflichen Melhode, das Holz zum
feinen Schnitt zu präpariren, auch noch in zwei anderen Richtungen, der centralen und tangentialen, von denselben Speeles
Schnitte nehmen und sie genauer, als bei den mir vorliegenden horizontalen, in der Richtungsebene ausführen lassen
würde, könnte diese Sammlung von noch grösserem Werlhe werden.
Eine noch bedeutendere Colleclion, vorzüglich von Nutzhölzern aus allen Ländern der Welt, in sehr sauber geglätteten,
rechteckigen Stücken, aber leider ohne Rinde, mit Angabe des vaterländischen sowie des systemaüscben Namens und
des specifischen Gewichts, ist auf der Londoner Ausstellung für das hiesige Forstcorps angekauft worden, und hat zum Urheber
W . Wilson Saunders Esq., welcher ein grosser Holzkenner sein muss.
Göppert: Monographie der fossilen Coniferen. Leiden 1850. S. 124-, In diesem so lehrreichen Werke Dndet sich
auch eine sehr dankenswerthe, aus mühsamen Quellenstudium hervorgegangene Uebersicht der Fundorte und Lagerstätten
fossiler Pflanzen, auf die ich, auch in Bezug auf die fossilen Hölzer Russlands, verweisen muss und daher nur einige der
neuern Zeit angehörige später zu erwähnen habe. Auf alle einzelnen Punkte hinzuweisen, wo bis jetzt in Russland fossile
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schlug Sprengel denselben Weg ein, den auch Cotta an seinen Dcndrolithen befolgte, und in den Jahren
4 8 3 1 — 1 8 3 3 publicirte Witham of Lartington ') seine vortrefflichen Arbeiten, wo nicht allein Horizontalschlifl'e,
sondern auch die, in den beiden andern Capitalrichtungen vorzunehmenden, mikroskopischen Analysen
dargestellt waren und dadurch zum ersten Male die Struktur, vorzüglich von fossilen Coniferenstämmen, zur
Einsicht offen gelegt wurde.
In Russland hat die Kunde von den fossilen Pflanzen denselben eben angedeuteten Gang der Entwickelung
betreten, doch reichen ihre ersten geschichtlichen Spuren kaum über das XVIII S. hinaus, und kann eine
wissenschaftliche Aufnahme dieses Studiums kaum früher als vom Beginn des dritten Jahrzehend im gegenwärtigen
Jahrhunderte gerechnet werden. Die erste schriftliche Erwähnung eines aus Russland stammenden fossilen
Holzes ist vielleicht die, welche in Scheuchzer's Herbarium diluvianum ") sich findet: 566 ein petriGcirtes
Holz aus Moskau», leider ohne genauere Angaben. Des Vorkommens fossiler Hölzer, welche auch bei uns p -
erst die Aufmerksamkeit auf die untergegangene Pflanzenwelt gelenld zu haben scheinen, findet sich aber vielfältig
in Reiseberichten, die noch dem vorigen Jahrhundert angehören, Erwähnung, während den fossilen
Pflanzenabdrücken erst später und seltner Beachtung geschenkt wurde. Genauere Angaben aus dieser Zeit über
den Fundort und auch über die Beschalfenheit der aufgefundenen Pflanzentrümraer enthalten die Schriften von
M e s s e r s c h m i d t " ) , Lepechin "), Georgi "), P a l l a s u n d Andern, von denen einige unten ausführlicher
Pflanzen gefunden sind, erscheint, wegen ihrer überhaupt so allgemeinen Verbreitung nicht nothwendig und sind daher im
Folgenden nur die reicher ausgebeuteten oder ferner liegenden, viel versprechenden Lagerstätten hervorgehoben worden.
') Witham of Lar t ington: 1) Observations on fossil vegetables 1831. 2) The internal strukture of fossil vegetables.
Edinburgh 1833.
Ediüo novissima, duplo aucüor. Lugd. Bat. 1723. pag. 109. Ob hier unter «Mo.skau« die alte russische Residenz
oder die Herrschaft Muscau gemeint ist, bleibt allerdings auch noch zweifelhaft.
Von den Tagebüchern des unermüdlichen Reisenden Messersohmidt ist, soviel mir bekannt, nm- ein kurzer Auszug,
hauptsächlich die Reise im östlichen Sibirien betreffend, in Pallas «Nordischen Beiträgen» Bd. HI veröffentlicht
worden. Eine Abschrift des von M. selbst geführten Tagebuchs, aus 6 Bänden bestehend, soll in Besitz der Akademie
der Wissenschaften zu St. Petersburg gekommen sein. In der Bibliothek des hiesigen botanischen Gartens beflndet sich ein
nicht vollendeter Folioband einer Abschrift aus jenen 6 Bänden, und umfasst die Jahre der Reise 1721 — 1 7 2 5 . Aus
diesem schätzbaren Manuscripte entnehme ich die folgenden Angaben, welche mit zu den ältesten gehören, die wir über
fossile Hölzer aus Russland besitzen:
Vom 15. Februar 1723, einige Tagereisen von Ki-asnojarsk wird angeführt; der Denschik Andrei brachte von
Jessaulowa ein Stück eisenhaltiges Lithoxylon, es giebt gutes, aber hartes Eisen. «Man hat einen Stamm eine Arschin
dick und dann auch seine Zweige immer kleiner und kleiner gefunden.»
Vom 8. August desselben Jahres. (Polhöhe mitten zAvischen Penjiuah Simowlija und Durnowo-Ostrow 62°58 : (tAm
sandigen und steinigen Ufer Silices diaphani, Selenites polyedrus, radiatus albus, amianthnm simulans, doch nur in kleinen
Stücken, in gleichen Lithoxyla und Lithostea ebenfalls in kleinen Stücken und sehr gut petrificirt.»
Vom 17. August desselben Jahres. «Unweit Kokscharowa Stschetka (Polhöhe 62°28' ) . Ufer aus einer Art unreiner
steinigter weisser Kreide bestehend, auch schwarze Kreide, aber nur sparsam und in kleinen Stücken, sowie Lythoxylantlira.
v oder Xylanthracit oder petriflcirte Holzkohle von Lerchenbäumen in sehr grossen Stücken.»
Vom 28. August, unweit Ossipowa Saymke Polhöhe 60°35' : «Am sandigen Ufer fanden sich sehr artige Steine,
die fast einem Jaspis oder Agath zu gleichen schienen, aber alle unvollkommen waren, ferner Lillioxyla silicea und Lithanthracites
oder Lithantraces petrefacti. «Statt dieser letztern Bezeichnungen steht im Auszug in Pallas «Nordischen Beiträgen
Bd. III. S. 117: in Kiesel verwandelte Holzbrocken, auch Steinkohlenbrocken,»
L e p e c h i n Tagebuch der Reise durch verschiedene Provinzen des russ. Reichs, in den Jahren 1768 —1769.
Uebersetzt von Ha,se. Altenburg 1774-. Th. I. S. 149. «Versteinertes Holz in der Nähe von Simbirsk mit denüicher
Struktur. Ferner Seite 3 2 8 : Im Kupferbergwerk TwerdyscheAVskoi drei versteinerte Bäume, 5 Faden lang, mit deutlichen
Aststellen, Ringeln und Holzröhren. Aeste waren nicht zu sehen, Avie zugehauen sahen die Stämme aus. Wuneln wurden
auch nicht bemerkt. Die Stämme hatten eine abschüssige Lage sowie die Flötze.—Erdpech und Steinkohlen werden vielfach
in diesem Reiseberichte erwähnt.
" ) Georgi: 1) Bemerkungen einer Reise im russischen Reiche in den Jahren 1773 — 1774' St. Petersburg 1775.
Bd. II; 2) die von Georgi besorgte Ausgabe von Thrane Brunnich's Mineralogie. St. Petersb. u. Leipz. 1781. (Die
bezüglichen Angaben mitgetheilt in Göppert's Monogr, d. foss. Coniferen S. 93 — 94; 3) Georgi, Geograph, physik.
Beschreibung des russ, Reichs, Dritter Theil. Königsb. 1798. Seile 6 0 0 — 607.
Pallas^: Reisen durch verschiedene Provinzen des russ. Reichs in d. Jahr. 1768 — 1773 St, Petersb. 1771 —
1 7 7 6 . 3 Th. Hier finden sich sehr zahlreiche und ausführliche Angaben über das Vorkommen von fossilen Hölzern, vorzüglich
in den Erzgruben am Ural und in Sibirien, — P a l l a s : Nordische Beiträge Bd, III und Bd, V. 1793, (Vgl, im