sehr wohl seine grossen Verdienste zu schätzen und bin stets des von mir zum Moflo gewühlten Aiisspruch's von
G ö p p e r t eingedenk — sondern um viel mehr die Verschiedenheiten hervorzuheben, welche die von mir beschriebene
Species mit den lebenden zeigt. In dieser Beziehung rauss ich noch bemerken, dassausser dem nicht
sicher zu verbürgenden Fehlen von Holzparenchymzellen und dem sehr deutliehen Vorkommen von Zellen in
den Gelassen, die leiterförmigen Durchbrechungen der Wände nicht sehr häufig, dagegen aber auch wagrechte
Scheidewände in denselben Gelassen beobachtet wurden und dass die Markstrahlen der fossilen Species, wenn
auch gewöhnlich nur 1 —6-lagerig, doch auch zuweilen noch mehrfach zusammengesetzt erscheinen und dadurch
an die von Eichen (Querens) erinnerten.
Von den bis jetzt besclirrebenen, dreien BetuUnium-Arten angehörigen Hölzern , (Unger gen. plant, foss.
pag. 398), die sowie andere, fossilen Birken zugeschriebene Organe (1. c. pag. 397 unter Betula aufgel'ührl)
in der Tertiärformation aufgefunden worden sind, unterscheidet sich B. r o s s i c um durch ihre 1—6—1 0 lagerigen
Markstrahlen und die so häufigen vasa impleta; sie nähert sich am meisten B. p a r i s i ens e Ung., mit der
sie, streng genommen, auch nur allein verghchen werden darf, da wir bei den andern beiden Species (B. tener
um Ung. und B. s t a g n i g e n um Ung.) über das charakteristische Vorkommen von leiterförmig durchbrochenen
Gefässscheidewänden keine Gewissheit erhalten haben. Eine nähere Verwandtschaft zu den Birkenarten der Gegenwart
auszumitteln, fällt bei der ebenbeschriebenen Species sehr schwer, obgleich zur Vergleichung Arten von
nah und fern benutzt wurden. Da ich ein Gewicht auf die Vertheilung und Grösse der Gefässe bei Unterscheidung
der Arten glaube legen zu müssen, so mögte ich die nordamerikanischen Birken, von denen ich 4 — 5
Arten untersucht habe, in nächste Beziehung zu der fossilen stellen; mit den gerontogäischen Species dieser
Gattung ist die Aehnlichkeit eine geringere.
U e l j e p fossile lianbblättev.
Ausser diesen hier beschriebenen vier Species fossiler Laubhölzer, welche auch ebensovielen Gattungen
angehören, besitze ich kein Petrefakt aus Russland, das zu dieser grossen Abtheilung des Pflanzenreichs zählt,
auch ist mir in den Sammlungen, deren Einsicht mir offen stand, kein derartiges vorgekommen. Es muss dieses
seltene Vorkommen der Laubholzresle in hohem Grade auffallen, undkönnen wir mit dem bis jetzt zu Tage Gefördeten
nicht vorliebnehmen, noch weniger die Durchsuchungsecnndärer Ablagerungen als erschöpft betrachten®).
Es geht zwar aus einer Uebersicht der bis auf die neueste Zeit untersuchten und bekannten Palaeophytenhervor.
Die beiden oben angefiilirten amerikanischen Birtien gedeilien im Parti des hiesigen Gartens ohne alten Schulz.
Einige Angaben über dieselben finden sich in den «Schriften aus dem ganzen Gebiete der Bolaniti, herausgegeben vom
Kaiserl. bot. Garten. Bd. II. Heft i. pag. 4.5. St. Petersburg 1853» in meinen «Data aus der periodisch. Entwickl. der
Pflanzen im freien Lande des Kaiserl. bot. Garten zu St. Petersburg» Seite i — 50.
Vergleichende anatomische Untersuchungen an zahlreichen Arten anderer Laubholzgattnngen wurden gleichzeitig mit
den obigen angestellt; die Darlegung der Resultate ist einer spätem Zeil anheimgestellt.
Dasselbe seltene Vorkommen von wag- und senkrechten Scheidewänden in ein und demselben Gefässe soll nach
S c h a c h t (die Pflanzelle pag. 186), bei einem fossilen Leguminosenholze sich finden.
E i c h w a l d erwähnt (Urwelt Heft 1. pag. 22) eines fossilen Holzes, dem der Birke zunächsl stehend, das angeblich
aus Esthland (ans dem Silnrisfhen??) stammen .soll.
Eine mündliche Mittheilung habe ich über einen andern, angeblich als Birke gar nicht zu verkennenden fossilen
Stamm mit Aesten aus dem Pskowschen Gouv. erhalten und hoffe wenigstens, ihn zu Gesicht zu bekommen.
Ein Stück versteinerten Birkenholzes, auch aus dem Kurskischen Gouv., wie das Oben beschriebene, soll .sich in
der reichen Sammlung des Majors Sosi befunden haben, (St. Petersburger Zeitung 1851. ^ 2 6 1 . «Aus dem Gouvernement
Kursk» (v. Dr. v. Gutzeit).
Die, wenn auch nicht genaueren Angaben über fos.sile Laubhulzer, in einigen russichen Rciseberichlen, weisen
wenigstens auf noch zu durchsuchende Lagerstätten hin. Zu vergleichen sind die hierauf bezüglichen Angaben von
1) Georgi ; Geograph physik. Beschreibung des rus.sis(hen Reichs. Dritter Band 1798. S. 600 und 601. Pappelholz,
verkieselt am Wolga-Ufer; S. 605 Birkenholz in ochrigem Eisenstein bei Petro.sawod,sk.
2) Pal las: Reisen durch verschiedene Provinzen des russisch. Reichs 1771. I. pag. 24.7 schreibt aus dem Orenburgischen
vom Kupferbergwerk Saigalschei Rudnik: «Im Sandstein, beim Erz, Baumlrümmer, wie durch Wasser durch
einander ceworfen und voihcr verrotlel; meLsl gelblich von Farbe, Texlur von Linden und anderem Holze.
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dass in der vorweltlichen Flora unter den Bäumen oder den Wälder bildenden Pflanzen vorzüglich Lycopodien,
F a rm und Coniferen vorgeherrscht zu haben schienen, doch stellen die so zahlreichen Blatt und (Frucht)-,
Ueberreste von Laubpflanzen aus s jäterer Zeit, namentlich aus ihren der Gegenwart nähern Epochen , ausser
allem Zweifel, dass auch die Erdoberfläche der Vorwelt mit sehr zahlreichen Formen dieser viel höher organisirten
Wesen g(^schmUckt war und es daher noch der Zukunft vorbehalten ist, auch die ihnen zugehörigen
Stämme zu entdecken und zu enträthseln. Leider sind selbst auch diese Spuren in Russland bis jetzt nur verhältnissmässig
selten aufgefunden worden^'). Was anBlatttheilen fossiler Laubholzgewächse bei uns entdeckt worden,
ist der Quantität nach nicht reich zu nennen und bietet in der Art seiner ihnen zu Theil gewordenen wissenschaftlichen
Deutung weder für die bereits aufgefundenen, noch für die Holfnung auf noch aufzufindende Stämme
einen sichern Anhalt. Das geheimnissvolle Dunkel, welches Uber vielen dieser stummen Zeugen vorweltlichen
Lebens noch schwebt, hat, wie bereits in der Einleitung bemerkt worden ist, seinen Grund in der Schwierigkeit,
wenn nicht Unmöglichkeit, aus dem Habitus eines nur in seltenern Fällen ganz erhaltenen und scharfen Blattabdrucks
— denn solches sind die häufigsten Spuren — ein sicheres Urtheil über seine generische oder gar specifische
Abstammung, zu erlangen. Diese für die richtige Deutung so schwierigen Objekte sollten desshalb ausschliesslich
dem systematischen Botaniker Von Fach zugewiesen werden; der mit der Mannichfaltigkeit und Unbeständigkeit
der Formen im Gewächsreiche weniger Vertraute findet zwar rascher und scheinbar sicherer, seines
beschränklern Gesichtskreises wegen, was er sucht, irrt aber desto häufiger. Allerdings giebt es auch unter den
Blättern und Früchten viele mit sehr bestimmt ausgeprägten und constanten Formen, ihr generischer Typus ist
gewöhnfich leichter zu erkennen, auch kommen mancherlei Nebenumstände der Bestimmung von Fossilen zu
Ebendaselbst HI. S. 4.09. 8 — 1 0 Werst, unterlialb Krasnojarsk am linken Jeniseinfer, in rölhlicher Lettenerde
«ganz morsches versteinertes Holz, mit Holzflbern und Jahrwüchseu. Es sind lauler Brocken von Weiden und Krüppelholz,
welche sichlbai'lich im Wasser vorher gerollt und abgenutzt worden, ehe sie in der Erdlage, welche sie versteinert
hat, ihr Lager fanden.»
3) Fischer de Waldheim: Oryclographie du Gouvernement de Moscou. 1830. Tab. XLIV. Phyllites (Ulmus?)
Vgl. über andere Angaben Göppert: Monographie der foss. Coniferen: Tabellarische Uebersicht aller Fundorte
foss. Hölzer S. 4 3 — 69 ..Russland.
Im Kohlensandstein des Donelzer Zuges sollen Bruchstücke von Pflanzen, welche den L eguminos e n (??) zugezählt
wurden, gefunden sein (Erman Archiv Bd. I. S. 270). Eine für Laubhölzer nicht unergiebige Au.sbeute versprechen
überhaupt die Braunkohlenlager, an denen Russland niclit arm ist; ferner die Tundren des nördlichen Sibirien (vgl. Th. v.
M i d d e n d o r f f ' s Reiseberichte im Bull, physico-malhémalique de l'Academie des sciences à St. Petersbourg T. III. J f
10. It und desselben Verfassers: Sibirische Reise Bd. I. Th. 1. pag. 225 — 237), wo das Meer alljährlich noch Stämme,
sogenannte Noah- oder Adainhölzer auswirft, unter denen auch Repräsentanten aus der Familie der Jul iftorae vorkommen
sollen. Die unterii'dischen Wälder vorzüglich in der Nähe der Flussgebiete und Kü.sten gelegen, verdienen ebenfalls eine
sorgfällige Berücksichligüng, wenn sie auch häufig in ihrem Bestände mit den jetzigen Forstfjäumen identisch zu sein
scheinen. Ein solcher im Gebiete der Aa in Livland durch die Frühlingsgewässer neuerdings aufgedeckter AVald be.steht
vorzüglich aus Ellern und Eichen. Das Holz der Lelzlern ist viel härter und schwäre geworden, und noch der Benutzung
Werth; es stammt von Quercus pedunculata, die in jenen Gegenden jetzt seltener und mehr sporadisch angelrolfen wird
(nach briefl. Nachrichten von meinem Freunde Dr. F. Buhse). Im Handel ist dieses unterirdische schwarze Eichenholz
für bestimmte Zwecke sehr gesucht, hi der auf Seile 6. erwähnten Holzsammlung von S aunde r s aus London befindet
sich ein solches Stück Eichenholz vom Wracke des Royal George, es hat ein specifisches Gewicht von 0 ,768, wahrend
das gewöhnliche Eiilienholz 0,693 — 0,761 wiegt.
Vgl. das schöne Werk von L'nger: die fossile Flora von Sotzka, Wien 1850, in welchem aber leider durch
die Art der Gruppirung der einzelnen nach der Meinung des Verfassers zusammengehörigen Blätter, dem Leser das selbstsländige
Urtheil über ihre Deutung benommen wird.
P a l l a s : Nordische Beiträge Rd. 5. XV. Verzeichniss einiger in der Gegend von dem Penschinischen Meerbusen
und auf Kamt schatka bemerkten merkwürdigenFos.silien ^ 15. Nicht weit vom Bach Talofka Baumblattabdrücke
in thonigem Schiefer.
M u r c h i s o n : Géologie de la Russie d'Europe Vol. H. 184.5. pag. 5 0 2—5 0 3 . Pl. G, Fig. t. 2. (Göppert).
E i c h w a l d : Feornosia 1846. pag. 513 — 514.. — Verhandlungen der mincralog. Gesellsch. zu St. Petersburg
Jahrg. 184.8 — 49. C. Grewingk pag. 76 — 425. — Eichwald «Einige palaeontologische Bemerkungen über den
Eisensand von Kursk» im Bull, de Moscou. 1853. Tome. XXVI. J i f 1. S. 230 — 231."
In melireren Reiseberichten wird von Blattabdrücken erwähnt, doch ist nicht sicher, ob darunter solche von Laubholzpflanzen
gemeint sind.