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Nach der Analomledes Stammes der lebenden Coniferen bringt Göppert dieselben in zwei Abtheilungen
(je nach der Struktm-der Markslrahlen), in welche die'einzelnen Gattungen und Arten, keineswegs entsprechend
ihrer in der Systematik angenommenen Verwandtschaft, sich vertheilen. Um diesem, im Allgemeinen doch
nur scheinbaren Widerspruch der anatomischen Unterscheidung mit der morphologischen zu bemessen, halte ich
für beachtenswerlh zu erwähnen, dass erstens die Botaniker Uber die Zahl der Gruppen sowie der Gattungen
oder eigentlich Uber die taxonomische Bedeutung der sie constituirenden Merkmale keineswegs einig sind, zweitens,
dass jene Eintheilung nach den Markstrahlen eine kUnsthche, der natürlichen, die Gesammtheit der Organe
berücksichtigenden geradezu entgegengesetzte ist, und endlich dass bei der anatomischen Untersuchung fast
ausschliesslich mir auf den Holzkörper, nicht auf die ihn umschliessende Rinde—welche zwar an fossilen Stämmen,
in deren Bezug untersucht wurde, gewöhnlich fehlt — Rücksicht genommen worden ist.
Mehr congruent mit der systematisch morphologischen Eintheilung dUrfte die anatomische ausfallen, wenn
wir die einzelnen Gruppen oder noch mehr, die schärfer ausgeprägten Gattungen anatomisch zu charakterisiren
suchen und dabei alle Theile des Stammes, namentlich den Holz - und Rindenkörper in Betracht ziehen. Das
mir zur Zeit zu Gebote stehende Material erlaubt mir einen solchen Versuch nur für die unserer nördhchen Flora
eigenthUmlichen Coniferenbäume vorzunehmen, welche alle den echten Abiet ineen angehören
Indem sich für die meist sehr naturlichen Gruppen der Coniferen und noch mehr für die Gattungen anatomische
Charaktere auffinden lassen, die mit den morphologischen in Einklang stehen, blieb noch die Frage
Übrig, ob wirklich auch die Arten, schon nach ihrem Holz allein anatomisch unterschieden werden können. FUr
die positive Entscheidung dieser sowohl der systematischen Botanik als besonders derPaläophytologic angehörenden
Frage bieten die umfassenden Untersuchungen Göpperts die sichersten Belege, und sind wir durch dieselben
in Stand gesetzt worden, selbst nach sehr Meinen, wenn nur in ihren Strukturelementen noch erkennbaren fos-
Zu den auf S. 51 und 5 2 der Monographie zur Pinus-Form in engerem Sinne gezählten lebenden Coniferen Arien
sind nach meinen Untersuchungen auch Pinus Strobus L. und P. pnmilio Haenk. zu stellen, dagegen ist aus dieser
Abtheilung Abies Cedrus Rieh, zu streichen, falls darunter Pinus Cedrus L. gemeint worden. Ich finde nämlich an
einem von dieser Species, wie ich auch glaube, sicher herrührenden l-J- Zoll dicken Stammsliicke, dass die Markslrahlen
gleichförmig sind, d. h. ihre Zellen auf allen Wänden kleine nindliche Tüpfel haben, die meist horizontal einzeln oder zu
zweien über einander oder etwas schräg gegeneinander stehen. Auch ihren äussern Merkmalen nach gehört diese Species
zur Abietineenform Göpperts. Zur weiteren Ausmittelung des Irrthums, der hier wie in manchen andern Fällen wohl nur
auf der unrichtigen systematischen Bestimmung des Materials beruhen kann — denn Altersverschiedenheiten oder klimatische
Verhältnisse können wohl schwerlich diesen Untersclded bedingen — muss ich noch angeben, dass die Holzzellen
meist ins Kreuz spiralig gestreift, die Tüpfel fast ohne Ausnahme einreihig und mit elliptischem inneren Porus versehen
waren. Die ältere Rinde enthielt keine Harzhöhlen, aber Gruppen stark verdickter, kurzer Bastzellen mit einem rothbraunen
flüssigen Stoffe angefüllt.'
Von der zweiten Abtheilung (Abietineenform) mögte ich Pinus longifolia Ait. (1. c. pag. 56) ausschliessen,
obgleich ich in der Beobachtung mU Göpper t völlig übereinstimme, doch sind die auf den Markstrahlenzellen vorkommenden
Tüpfel von versphiedener Grösse und scheinen daher einen Liebergang zm- echten Pinus-Form anzudeuten; ich setze
an ihre Stelle Sequoi a gigantea Endl., welche im Verzeichnisse (1. c. pag. 56) unter diesem Namen noch nicht aufgenommen
ist. Es bleibt alsdann Pinus palustris Ait., soviel mir bekannt, die einzige Ausnahme von der Pinus-Form
im Ai'ergleich zum äussern Habitus; ich habe sie leider nicht untersuchen können.
A b i e t i n e a e verae (Eadl. syn. Conifer. pag. 79. $. 1).
R i n d e mit bündelweise vereinigten oder zerstreuten, kurzen oder langen, stark verdickten Bastzellen, meist grossen
Harzhöhlen und starker Borkenbildung.
H o l z k ö r p e r mit scharf abgegrenzten Jahresschichten, in ihrem äussern Theil (Herbstholz) meist mit grossen Harzbehaltern;
Holzzellen mit 1 — 2, selten drei Reihen horizontal nebeneinanderstehenden Tüpfeln mit rundem innern Porus;
ihre Wände selten deutlich spiralig gestreift. Markstrahlen gleich - oder ungleichförmig, einlagorig, vielstöckig, oder hin
und wieder mehrlagerig, einen Harzbehalter unischliessend.
Gattung: Pinus L. (Pinaster Endl. 1. c.)
R i n d e in grossen Schuppen, mit durchsichtigem Periderma umgränzt, abfallend; Bastzellen kurz und stark ver
dickt, in der äussern Rinde zerstreut, de.sgleichen daselbst grosse Harzhöhlen; in der innern Rinde fehlen beide.
Holz mit ungleichförmigen Markstrahlen.
Gattung: Picea L Ri n d e in kleinen lka.m e(Llliönsneane aS cBhdu. ppXeVn )s. ich ablösend; Bastzellen auch in der secundaren Rinde vorhanden, dagegen
Harzhöhlen daselbst fehlend.
Holz mit Harzbehältern und gleichförmigen Markslrahlen ohne zackenförmige Verdickungen.
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silen Holztheilen, Gattung und Art, von welcher sie herstammen, in vielen Fällen mit Sicherheit zu ermitteln.
Die verschiedene Dicke der Zellenwände in ein und demselben Holzringe oder an seinen Grenzen, die Stellung,
Grösse und Zahl der ihnen eigenthUmlichen Tüpfel, das Vorkommen HarzfUhrender oder absondernder Zellencomplexe,
die Construction der Markstrahlen und ihrer einzelnen Theile sind es vorzüglich, wenn nicht auch
noch die Rinde zu Gebote steht, worauf die anatomisch specilischen Unterschiede des Holzstammes der lebenden
sowie der fossilen Coniferen beruhen.
Mit einer beständigen Rücksicht auf die Struktur-und Wachsthumsverhältnisse der lebenden Nadelhölzer
schritt die Erforschung der fossilen sicherer vorwärts, und es wurden Eintheilungen, nach anatomischem Principe,
wenn auch provisorisch, vorgenommen, oder bei vollständigerer Eruirung der verwandtschaftlichen Beziehung zu
den gegenwärtigen Formen, Gattungen, schon durch den Namen dieselbe verratliend, gegründet. Leider erschien
diese zweckmässige Bezeichnungsweise der Gattungen nicht überall durchführbar, wegen der oft nur schwach
angedeuteten Verwandtschaft, oder sie wurde von den Autoren, wenn sich Blatt-BIUthen- oder Fruchttheile, einer
lebenden Gattung; der Coniferen sehr ähnlich, aufgefunden hatten, nur für diese angewandt, dagegen dem entsprechenden
fossilen Holze ein neuer Gattungsname verliehen — ein Verfahren, gegen welches sich Göppert
wohl mit Recht ausgesprochen hat.
Bei der anatomischen Vergleichung der fossilen Nadelhölzer mit den lebenden fällt uns zunächst auf, dass
zu d«r ersten Ablheilung, welche Göppert auf die verschiedenartige Beschaffenheit der Markstrahlen gegründet
hat (Pinus Form im engeren Sinne), bis jetzt noch kein einziges fossiles Holz mit Sicherheit gezahlt werden
kann—etwa den Pinites Bärianus Göpp. welcher aus einer wahrscheinlich sehr jungen Formation stammt,
abgerechnet; dagegen sind fossile Zweige mit Blättern und Zapfen aufgefunden worden, welche entschieden
dieser Ablheilung, nach der Analogie mit den lebenden zu urlheileii, angehört haben müssen. Holfentlich wird
sich dieser Umstand in Zukunft aufklären und müssen daher alle bis jetzt bekannten fossilen Coniferenhölzer zu
derzweitenAbtheilungGöpperts(Abietineenform) , für die Picea vulga r i s Lk. als Repräsentant gelten könnte,
gezählt werden.
Unter den nach anatomischer Untersuchung des Holzes bereits aufgestellten Genera der foss. Coniferen
scheinen mir folgende sicherer begründet und vertheilen sich nach ihren Merkmalen in drei sehr natürliche
Gattung: Abies Lk. (Linnaea Bd. XV).
R i n d e , selbst an alten Stämmen, meist glatt, anfangs mit lang gestreckten, wenig verholzten, später mit kurzen
eigenthümlich verästelten, dickwandigen Bastzellen versehen; in ihrem älteren (primären) Theile reich an Harzhöhlen. Holz
mit weniger srharf abgegrenzten Jahresschichten, höchst selten mit Harzgefüssen; dagegen die Markstrahlen harzhaltig.
Gattung: Lärix L. (Linnaea Bd. XV).
R i n d e in Schuppen, meist ohne membranösen Rand, sich ablösend, Harzhöhlen und Bastbündel auch in der innern
Rinde spärlich vorhanden. Borkenbildung sehr bedeutend.
Holz mit sehr scharf abgegrenzten Jahresschichten, deren Zellen besonders dickwandig (in der Herbsizone); Wände
der Holzzellon zuweilen deutlich spiralig gestreift und mit Tüpfeln, mit 3 — 6 Kreisen, versehen; grosse Harzbehälter im
Herbstholze zahlreich.
P i n u s Cembra L. und P. Strobus L., nach Endl icher auch zwei Untergattungen repräsenürend, kommen in dem
Petershurger Gouvernement nur angepflanzt vor, und gedeiht daselbst auch die Letztere recht gut. Sie sind, abgesehen von
den Blüthen und Zapfen, im Habitus einander sehr ähnlich; anatomische Unterschiede lassen sich aber doch nachweisen.
Bei Strohns fehlen in der Rinde echte Bastzellen mit dicken Wänden gänzlich. Das Holz hat sehr grosse zahlreiche
Harzhehälter; die Zellenwände sind nicht selten deutlich spiralig gestreift; die Markstrahlen selten mehr als 10-stöckig,
immer ungleichförmig, mit mehrern grossen Tüpfeln auf der Breite einer Holzzelle besetzt.
Bei Cemhra kommen in der Rinde Gruppen stark verdickter Zellen spärlich vor. Der Harzgehalt der Rinde sowie des
Holzes ist nicht so bedeutend wie bei der vorigen Art; das Holz hat weniger scharf abgegrenzte Jahresschichten; die Holzzellen
sind nicht deutlich spiralig gestreift und haben auf ihren der Rinde zugekehrten Flächen nur selten kleine Tüpfel;
die Markslrahlen sind ungleichförmig, ihre grossen Tüpfel (wie Löcher) kommen meist zu 1 — 2 auf der Breite einer
Holzzelle vor, was sich jedoch auch zuweilen bei Pinus sylvestris L . findet. (Vgl. auch Schacht : die Pflanzenzelle
i S S und tf. «Anatomie einiger Coniferenhölzer«),
'') Göpper t hat auf das seltene Vorkommmen der echten Pinusform im fossilen'Zustande zuerst aufmerksam gemacht
in seiner Monographie und in Th. v. Middendor f f s sibirischer Reise Bd. I. Th. L S. 228. Entsprechender den Gesetzen
der Nomcnclatur und den lebenden Formen sollte die fossile Gattung Pini tes nur die Hölzer enthalten, welche in ihren
Markslrahlen Pinus sylvestris L. ähnlich sind, dagegen wären alle anderen, bis jetzt zu ihr gezählten, fo-ssilen Holzarten
passender zu der von Göppert, freilich nur nach Blatt-undBlüthentheilen, bereits gegründeten Gattung P icei tes (Wimmer
Fl. V. Schle.sien. S. 218) zu stellen.