Am Schluss dieser Uebersicht der verwandtschaftlichen Beziehungen in der Gattung Cupres s inoxylon und
ihrer in Russland aufgefundenen und anatomisch bestimmten Arten, welche sich im Ganzen auf 1 1 belaufen und
somit das bei uns an Arten reichste Genus bilden, bleibt mir noch übrig, einer ebenfalls zu diesem Genus gezogenen,
in dem We rke von E i chwa l d (CaaeoHTOJioria Poccin. HOBMM Ilepiofli 1830.) vorkommenden Speeles
C u p r e s s i n o x y l o n aleuticum Eichw. zu erwähnen. Die Beschreibung (1. c. pag. 256 — 237.) und anatomische
Abbildung von derselben (1. c. Tab. XIV. Fig. 10 — 12.), weiche leider nicht genau mit einander Ubereinstimmen,
vorzüghch aber die in dem Holze vorkommenden zusammengesetzten grossen Harzbehälter, sowohl
zwischen den Zellen des Holzes selbst, als auch zwischen, denen der Markstrahlen, erweckten in mir Zweifel
über die angebliche Abstammung von einer Gupressinea, Jch hätte nicht gewagt dieselben auszusprechen,
wenn ich nicht später in den Besitz eines Fragments von dem Originalexemplare selbst gekommen wäre, und
kann daher jetzt, auf meine eigne Untersuchung mich berufend, meine Vermuthung sicherer begründen und die
mir wahrscheinlichere Abstammung nachweisen. Ausser dem eben angeführten Baue der Harzbehältcr dieses Holzes,
welcher in der Weise bis etzt weder an lebenden Gupressineen, noch an den zu C u p r e s s i n o x y l o n gezählten
Arten beobachtet worden ist (mit Ausnahme etwa von C. f i s sum Göpp., und a u c i hier nur zwischen
den Markstrahlenzellen mit gleichzeitigem Vorkommen von einfachen Harzbehältern in Holze) und nach Angabe
des Begründers der Gattung ihr ausdrücklich nicht eigen ist, kommen in diesem Holze auch ändere Eigenlhünilichkeiten
vor, welche keineswegs auf eine Verwandtschaft rail einem Cupressineen-Baume hinweisen. Denn
es fehlen ihm gänzlich einfache Harzbehälter; die Holzringe sind zwar schmal, doch ist dieses Merkmal ein am
wenigsten entscheidendes, um so weniger da an ihren Grenzen sich keine stark verdickten, compakten Herbstholzzellen
befinden, wie auch in der Beschreibung angegeben wird, nur die oft sehr deutliche ins Kreuz spiralig
Streifung der Holzzellen wäre eine an C u p r e s s u s -Ar t e n erinnernde Eigenschaft, doch kommt sie auch nicht
selten bei P i n i t e s -Ar t e n vor und widersprechen die übrigen Merkmale nicht im Mindesten der Annähme, dass
auch das erwähnte Holz einer derselben angehöre. Nach unserer jetzigen Kenntniss vom innern Baue der lebenben
Coniferen, und solange keine die C u p r e s s i n e e n -Na t u r dieses Holzes sicherer an den Tag legenden Theile
aufgefunden sind, muss dasselbe zur Gattung Pinites gerechnet werden, in welchem Sinne ich die Diagnose hier
folgen lasse:
PINITES ALEUTICÜS.
Lignislralisdislinclis, —MM.lalisJ, e cellulis leplotichis, spiraliter striatis, ad stralilimilem
vix incrassalis formalis, poris rolundatis, 1-rarius hinc el inde irregidarüer 2-seria!ibus, remotis v.
approximatis, praedüis-, radiis medullaribus crebris, aeqmlibus, uniserialibus, v. ductum resiniferum
includenlibus, hiserialibus, ex I—20 celluKs porosis superpositis formalis \ ductibus resiniferis composilis,
praeserlim in slrali zona exteriore obviis.
C u p r e s s i n o x y l o n aleuticum Eichw. 1. c. pag. 2 5 6—2 5 7 . Tab. XIV. Fig, 10 —1 2 .
Trunci silificali e formalione lertiaria insulae Ungae archipelagi aleulici.
SCHLUSSBEMERKUNG.
Die in dieser Schrift bearbeiteten fossilen Pflanzenreste aus Russland, welche nur einen geringen Thei! des
mir in letzter Zeit besonders reichlich zur Untersuchung zugestellten derartigen Materials ausmachen, das ich noch
zu ähnHchem Abschlüsse zu bringen hoffe, sind wie sich ergeben, ausschhesslich vom botanischen Standpunkte
von Taxodium (distichum), mit welchem sie früher in eine Gattung gestellt wurde, hinreichend verschieden ist. Ob
die zweite Species dieser Gattung (Sequoia sempervirens Endl.), welche durch kürzere und stumpfere, unten weissliche
Blätter von der obigen sich unterscheiden soll, auch anatomisch nach ihrem Holze unterschieden werden kann, wage
ich nicht, da mir nur sehr junge Zweigabschnilte zur Vergleichung vorlagen, zu behaupten. Tüpfel kommen bei beiden
Arien auf allen Seiten der Holzzellen vor; auf den äussersten Herbstholzzellen .sind .sie auf den, dem Markstrahl parallelen
Wänden immer einreihig, dagegen auf den zur Rinde oder zum Mark gekehrten, nicht selten zweireihig. Die Markslrahlenzelien
haben Tüpfel auf allen Seifen, in 2 — 3 horizontalen Reihen auf ihren längern, senkrechten Wänden der mittlem
Zeilen des Strahls, aber in einer Reihe auf den Zellen der obersten und untersten Reihe,
gg
aus untersucht worden. Die zweite, für die Geologie bedeutungsvolle Erforschung derselben und daher dieser
anheimzustellen, muss zum grösseren Theile noch von der Zukunft ei-wartct werden, da die Angabeii ) über
das Vorkommen und Lagerungsverhältnisse einiger dieser Hölzer wohl nicht sicher begründet sind, und namentlich
bei denjenigen, welche nicht mehr anstehend gefunden wurden, auch schwerlich sicher zu ermitteln waren.
Für diese Letztern, welche hauptsächlich Coniferen und der Mehrzahl nach den C u p r e s s i n e e n angehören,
immer verkieselt sind, von Bohrlöchern mit Quarzsandstein, der in Chalcedon und selbst m Bergkrystall übergeht
ausgefüllt durchsetzt werden, und nicht selten unverkennbare Spuren der Einwirkung von Wasserlluthen
auf iiire äussere Gestaltung an sich tragen, mögte vielleicht ihre jetzige, auf tertiärem Boden angetroffene Lagerung
eine secundäre sein, was tlieils ihr Vorkommen in meist kleinen, dem Umfange des Baumes, von dem sie abstammen
nicht mehr entsprechenden und stets entrindeten Bruchstücken, theils die bis jetzt weder m aufrechtem noch
angewurzeltem Zustande beobachtete Lagerung derselben, endlich aber die Füllmasse ihrer Bohrlöcher andeutet
welche letztere aus einem, wie von zusammengesinterten Quarzkörnern, untermischt mit Ghmmerblattchen und
grünhchen Körnchen (von Grünsand?) gebildeten Sandstein besteht und in ihrer Zusammensetzung sehr demjenigen
Gestein entspricht, welches bei uns in derben Schichten vorkömmt und von den Geologen zur obersten
Kreideformation gezä ilt wird. Da keins (?) dieser verkieselten erratischen Hölzer in Verbmdung mit thierischen
Ueberresten bisher aufgefunden worden ist, dagegen Bohrlöcher an'ihnen selten vermisst werden, so ist vielleicht
zu hoffen, dass glücklichere Funde auch das Thier selbst, welches jene hervorgebracht, ermitteln lassen,
und somit zur Lösung der Frage Uber das relative Alter jener Hölzer beitragen werden.
In Rücksicht auf dieses leider noch nicht hinreichend ermittelte geologische Vorkommen einiger der von
mir beschriebenen fossilen Hölzer ist um so mehr SorgfaH auf ihre botanische Eruirung verwandt und durch die
bezüglichen Abbildungen allen denen, welche sich ihrem Studium widmen, die Wiedererkennung derselben
erleichtert worden, so dass wenn in Zukunft diese, ihrem zeitlichen Ursprünge nach, noch unbekannten Formen
der Vorweh in sicherer zu deutenden Ablagerungen angetroffen werden, wenigstens ihre systematische Stellung im
Gewächsreiche schon als ermittelt zu betrachten ist. ^ i. -r .
Für den Besland der fossilen Flora Uberhaupt bieten aber diese, sowie alle anderen, m dieser Schritt untersuchten
Hölzer schon jetzt neue Beiträge und namentlich sind es die, bei uns zum ersten Male auf anatomischen
Wege bestimmten fossilen Laubholzstämme, welche als neue Gheder in dieselbe eingereiht werden müssen und
eine schon lange gefühlte Lücke auszufüllen beginnen.
Wenn nun auch durch diese Beiträge die Kenntniss der Palaeophyten Russlands erweitert worden, so
bleibt doch noch die Summe derselben in Vergleich mit den auf viel geringerer Ausdehnung zu Tage geförderten,
oder in Betracht aller bereits bekannt gewordener fossilen Püanzenreste oder gar, der m der gegenwärtigen
Flora von Rus s landanzut ref fende n Arten, sehr unbedeutend und fordert zu emsigerer Aufnahme
ihres Studiums auf, da die Ursache dieses Missverhältnisses nicht etwa auf Mangel fossiler Ueberreste in unseren
Ich habe dieselben im Text so wiedergegeben, wie sie mir von den Sammlern der einzelnen Exemplare überliefert
wurden, dagegen im beiliegenden Conspectus, bei der Verthcilung nach Formationen, habe ich einige mir wahrscheinlichere
Abänderungen, namentlich in Bezug auf die nicht anstehend gefundenen Hölzer, vorgenommen.
Nach Unger (Silzungsberichle der Kaiserl.. Akad. d. Wiss. zu Wien, Jahrg. 1850. Heft I. Juni. Seite 4—6.
und Heft II. Juli. Seite 150) enthält die fossile Flora von Parschlug 14.1 Arten in 37 Familien,
» » » » Sotzka.... 121 » » 42 »
» » » » Radoboi..200 » .
Nach Göppert (Uebersicht der fossil. Flora Schlesiens in Wimmers Flora von Schlesien. Berlin, 1844) beträgt die Gesammtzahl
sämmtlicher bis jetzt in Schlesien entdeckten fossilen Pflanzen 2 7 2 Arten, die in 67 zu 2 0 verschiedenen Familien
gehörenden Gattungen und in 7 Formations-Gruppen, aber in sehr abweichendem Zahlenverhältniss vorkommen; dagegen
enthält die lebende Flora Schlesiens 1300 Arten Phanerogamen in 106 Familien vertheilt. — Wie bedeutend seit
jener Zeit dieser Besland der fossilen Flora Schlesiens durch die Forschungen desselben Verfassers vermehrt worden, werden
uns hoffentlich bald erscheinende Nachrichten lehren.
Die Gesammtzahl der bis jetzt bekannten fossilen Pflanzenspecies wird von Unger (die Flora der Jetztwelt in
ihrer historischen Bedeutung (in den Abhandlungen der kaiserl. Akademie d. Wiss. zu Wi en. Bd. III. p. 191) auf 2751 Arten
angegeben, kann aber mit Zuschlag der neuesten Arten mindestens auf 3000 gesetzt werden. Die Gesammtzahl der lebenden
Arien wird von demselben Verfasser (Versuch einer Geschichte der Pflanzenwelt. 1852 Seite 218.) auf 92,000 berechnet,
was im Verhältniss zu andern Angaben sehr gering erscheint.
Die lebende Flora von Russland zählt nach Ledebours Flora rossica gegen 6500 Arten, worunter Moose,
Flechten, Pilze und Algen nicht einbegriffen sind. Dass diese Zahl noch weit entfernt ist den wirklichen Bestand der Flora,
des grossen Reichs richtig zu bezeichnen, unterliegt wohl keinem Zweifel. — Die Flora des Gouv. Petersburg umfasst