Uebcr die geiierische Abslamiiumg der im Vorigen bcseliriobcneii fossilen Hölzer, kann, wie wir gesehen haben,
kein Zweifel anfkonnnen, und es bleibt daher nur zu ormitloln, in weleher Terwandlsehailliehen Beziehung sie zu
den Eichenarien der Gegenwarl stehen oder wie sie sich von ihnen unterschoideii. Aus ihrer anatoinisch-niikroskopischen
Analyse hat sich ergeben, dass wir sie in die erste Abiheiliing der unten yergleichend nnlersuchtcn, lebenden
Eichen (Ilolzringe scharf abgegriinzt, grosse Gelasse und Markstrahlen sehr deutlich) sieben müssen undlie hier
ihre näclislen Verwandten an Q u e r c u s pedunculal a Ehrh. undQ. sessilillora Sni. fiiKlen, mil denen sie eine
sehr grosso Aehulichkeit haben, wessbiilb wir auch jene beiden Speeies einer speciellern Vergleichimg nnlerwarfen.
Da uns leider ntu- Tlieile dos Ilolzkörpors, weder Mark noch Rinde von den fossilen Eichen zur Unlersiichung
vorgelegen haben, so ist die Zahl der Yergleichungspunkte eine viel geringere als wunschensi\erlh geworden,
u m die g ros s e n Gefässc enlAvictiell, um die k leineren spärlicher, gloictisam mit ihnen radiale Sireifcn oder|)yraniidale Gruppen
bildend, deren breilere Basis am Sehjjiss der Jaiu-esschicht liegt und d e r e n Länge gegeu die Wa rks lnihl e n schräg ver -
läuft ; ausserdem zerstreute Holzparenchymzellen durch die ganze Sdiicht. Der Horizonlalschnilt des Holzes fast von gleichm
a s s i g e r Färbung iu seinen im Herbs t erzeugten Theilen. Die D i c k e der Holzr inge übersteigt selten 5 BIM, s ie sinkt aber
bei älteren Stämmen oder in F o l g e localer ^Verhältnisse bis auf t J13I. (Ein S t ü c k aus d e r Peripherie eines dicken Stammes
enthielt auf e inem Radius von 0 . 1 2 5 Bl. 121 J a h r e s r i n g e ; die ältesten hatten nur l oder 2 Reihen grosser Gefässe).
Die grossen Markstrahlen, zahlreicher und b r e i t e r als b e i Q . s e s s i l i l l o r a Sm. , bestehen aus meist rechteckigen punktirten
Z e l l e n , welche auch, sowie das H o l z p a r e n c h ym, Amylon enthalten. Da wo sie die Gefäs s e berühren, haben diese rundliche
L o c h e r , grösser als di e ihnen sonst eigeuthümliclien Tüpfel. Der BLirkkörper eines 5-jährigen Stammes war auf d e m
Horizoutalschnilt fast regelmässig fünfeckig; zwischen jeder Ecke verliefen durch das Holz zwei grosse Blarkstrahlen und
tiieilten dasselbe in füuf grössere und ebensoviel kleinere Portionen, denen an der Peri|)herie des Holzkörpers ebensoviele
E i n b u c h t u n g e n entsprachen. Auch an altern Stämmen erhält sich oft ein gleichsam gefurchtes Aussehen der äusser.sten
Holzscbicht, das in der u r sprüngl ichen Anlage der Ge f i s sbünde l zu iünfen, und d e r zwi s c h e n ihnen und aus ihne n sieh h e r -
vorbildenden Blarkstrahlen seine Erklärung findet.
A n einem 8-jährigen Zweige mit noch theilsweis erhaltener Epidermis beobachtete ich folgende Rinden-Schichten
von aussen nach iimen: unter der Epide rmi s eine contiirairliche gelbliche, nach innen zu dunkler gefärbte Zellenlage aus
i l a c h e n , tafelförmigen Zellen bestehend (Periderma), unter ihr lockeres Parenchym, aus rundl i chen , fast regelmässig radial
a n g e o r d n e t e n Zellen zusammengesetzt, darauf wieder flaches Periderma, dann eine fast continuirlich peripherische Schicht
von sogenannten Knorpelzellen; auf diese folgten 6 — 7 Schichten bräunlichen Parencbyms mit ebensovielen Bastreihen
a b w e c h s e l n d , letztere aus einzelnen Gruppen, zwischen j e zwei Blarkstrahlen gelegen, gebildet. Durch diese zuletzt erw
ä h n t e n Schichten (secundäre Rinde) ziehen sich die B l a rks t r ahl en hindurch. Im Parenchym kommen zahlreiche Krystalldrusen
und Knorpe l z e l l engruppen zerstreut vor, wodurch die weissen Flecken und Streifen der inner n Rinde entstehen.
( E i n e Untersuchung dieser Rinde findet sich schon in 1er t ref füehen Schrift von H a n s t e i n : Leber d. Bau u n d d. Entwic
k e l u n g der B aumr inde . Berlin 1853. S. 4-7 — 4 8 . Die R ö h r e n , Avelcbe in der äll r n Rinde die Ba s tbündel umschliess
e n und k leine scheitelrecht übereinanderstchende Zellchen enthalten sollen, siad Reihen von kleinen, fast quadratischen
P a r e n c h y m z e l l e n , eine jede einen Krystall oder eine Kry.stalldruse bergend).
Das Holz der ^\'u^zel ist r e i c h e r an Gelassen als das des S t amme s , die Ve rhol zung der Bl embr anen, aber geringer;
die Holzringe erscheinen weniger scharf, grosse Blarkstrahlen sind .selten und d a s Blark selbst hat einen kleinen runden
Umfang.
Querens sessili/lora Sm. (Q. Robur ß L . )
Das Holz aus den hühe r a Jahren hat z aUr e i c h e r e , in 3 — 5 per ipher ische Reihen angeordnete, grosse Frühlingsgefä.sse,
deren Lumen jedoch seilen den Umf ang wie bei Q . p e d u n c u l a l a erreicht, die kleinen Gefässe liegen im Herbstholz spärlich
radial vertheilt, fehlen aber am Scb'.uss des J ahr e s fast ganz.
Quercus Siiher L.
Das Holzparenchym ist um di e g ros s e n Gefässe reichlich vorhanden und zieht sich von hier in r a d i a l e n , den Blarkstrahlen
parallelen Streifen, die k leineren Gefässe umschliessend, durch die ganze Schicht. Mil diesen Streifen kreuzen sich
p e r i p h e r i s c h e , fast immer 1 oder 2-reihige Holzparenchymgruppen, gleichsam mit ihnen ein N e t zwe r k darstellend und durch
ihre hellere Färbung dem g l a t t en Horizontalschnitt ein ma rmor i r t e s Ansehen erlheilend.
Die Holzzellen sind mit k l e ine r n Tüpfeln als bei d e r Y o r i g e n einreihig besetzt und namentlich im Herbstholze dickwandig
und klein.
Die grossen Blarkstrahlen nicht so häufig und b r e i t (20 — 2 5 lagcrig) wi e b e i Q . p e d u n c u l a l a , die k l e i n em sehr
z a h l r e i c h , selten 5 — meist 10 — 1 5 , höchstens 30-reihig, fast ohne Ausnahme einlagrig.
Die anatomische Unlerscheidung des Holze.s dieser beiden europäischen Eichen lässt sich nur hei sorgfältiger Vergleichung
nebeneinander liegender Schnitte mit S i che rhe i t vornehmen und selbst dann sind durch Alter und äussere Verhältnisse
hervorgebrachte Eigenihümlichkeiten zu berücksichtigen. Dass in systematischer Beziehung die Fes t s tel lung beider
St
und wir können daher nur in der Hoirnimg, dass jene bisjetzl vennissten Theile auch Ünlerschiede ein.st wahr
nehmen lassen werden, die Begründung der fossilen Speeles versuchen. Sowie jene beiden lebenden Arten noch
iclzt die Eichenbeslände des mittleren Europa's bildend, in ihrer Holzslruklur einander sehr gleichen, so besieht
auch zwischen den beiden hier beschrieben fossilen Eichen ein ähnliches Verhällniss, wesshalb wir sie vorlauhg
n u r a l s e i n e Art belraclilen wollen. Die zUcrsl beschriebene Art Que r c inium rossicum sieht unserer Quercus
p e d u n c u l a l a anuiächslen, indem sie mit ihrinBezugaufclieGeslaltderElemenlarorgane, soAMeConhguration der
Zeilenmembran (einreihige runde Tüpfel mit zwei Kreisen auf den Holzzellen, grössere etwas ovale dicht geslellle
auf den Gefässwändeti), ja selbst in der Vertheihing derselben und im Tolalliabilus der Struktur fast völlig ubereinstimml.
Sic weicht von ihr nur ab durch die üppigere Entwicklung der fiolzschichlen und im Allgemeinen durch
gi-össcre Dimensionsvei'hältnisse der sie consliluirendenTheile. Das zweite fossile Holz, unter Ouercinium rossi-
A r t e n nach den B l ä t t e r n und F rücht e n noch Widerspruch findet, dürfte vielleicht eben in zu geringer Berücksichtigung
obiger Verhältnisse liegen. Für die russische Flora ist das V o r k omme n der Q . s e s s i l i f l o r a bis jetzt auch noch kein völlig
sicher begrenztes, (in den Gouv. Tschernigow und Wo r o n e s c h kömmt sie sicher vor, wenn auch spärlich) und das Exemp
l a r , welches mir zur Untersuchung vorlag, stammt aus Blilteldeulschland. Der T e c h n i k e r soll beide Holzarten leicht von
einander unterscheiden und d e r letztgenannten Speeles den V o r z u g geben.
Quercus mongoUca Fisch.
Das Holz ist d em von Q . p e d u n c u l a l a sehr ähnlich, doch durch die cons t anl s chmä l e r n Jahresringe, die häuf igeren,
grossen und die kleinen, nicht zahlreichen, selten mehr als 1 5 - r e i h i g e n Blarkstrahlen verschieden. Letzlere sind nur bi s zur
Rinde mit der L u p e zu ver folgen, man erkennt aber auf feinen Durchschnitten mit H ü l f e der Bl ikroskops , dass sie hier
durch Knorpelzenen vertreten werden, an denen die R i n de reicher ist als b e i Q . pedunculala.
Diese von den O s t g r e n z e n der sibirischen Flora bis in das F l u s s g e b i e t des A m u r hinab auf steilen Bergen und stein
i g em Boden gedeihende Eiche scheint keine bedeutende Höhe (18 — 2 0 Fuss) und D i cke (7 — 10 Zoll) zu erreichen,
dagegen nach dem g e r i n g e n j;:hrlichcn Zuwachs im Durchmesser zu u r lhei len, so w i e a n d e r e subalpine Holzgewächse ein
hohes Alter zu e r fordern, um j ene n Umfang zu erlangen.
Quercus casianeaefolia C. A. Bley.
Grosse Gefässe des F r i lhüngsholze s in einer , seltener in zwei peripherischen Reihen, von ihnen aus in radialer Richtung
immer kleiner werdende Gefässe, von Holzparenchym sehr reichlich umgeben bis an den Schlus s der Schicht sich
e r s t r e c k e n d , grosse Blarkstrahlen zahlreich, sehr fein, ziemlich häufig.
Holzparenchym in concentrischen Reihen, in j ede r Schicht mehrere, der HorizontalHäche ein r e g e lmä s s i g marmorirtes
A n s e h e n ertheilend.
Die echten Ilolzzellen sehr dickwandig, im j u n g e n Holze fast farblos.
B l a r k k ö r p e r im Querschni t t rundlich mil u n r e g e lmä s s i g e n Ausbuchtungen.
E i n e n 1 Zoll dicken Stamm mit 5 Holzringen von dieser ausgezeichneten Speeles, der zur Unter suchung benutzt werde,
v e r d a n k e ich me ine n Freunde Dr. F . B u h s e , welcher ihn von s e ine r per^schen Reise mitgebracht hat.
Quercus coccínea Wangh.
Gefässe des Frühlingsholzes kleiner als bei allen vorhergehenden Arten, in 1 — 2 peripherischen Reihen; kleine
Gefässe im Hcrbstholz .'•pärlich, unregeimässig verlheilt, beide von H o l z p a r e n c h ym umgeben.
Die grossen Blarkstrahlen fast in gleichen Abständen von e inande r enlfernt, die kleine n hin und w i e d e r zweilagerig,
beide nicht so hoclislöckig als bei den v o r h e r g e h e n d e n Arten.
B l a r k k ö r p e r im QuerscliniU fünfeckig.
E i n 10 Fuss hoher Baum dieser Speeles gedeiht im Par k des h i e s i g e n Forstcorps ohne hesondern Schulz.
Querem sp. folüs lohalis e colonia «Hess» Californiae.
Jaliresschichten nicht so scharf wi e b e i d e n v o r h e r g e h e n d e n Ar ten; grosse Gefässe des FrüMingsholzes meist nur in
e i n e r peripheri.schen Reihe mil kleinen untermischt; Jahresringe sehr schmal (selbst a n e i n em junge n S tamme nur 0 , 0 0 0 5 —
0 , 0 0 2 M. ), Herbstholz sehr arm a n Ge f ä s s en, Holzparenchym in schräg radialen und in concentrischen Streifen.
G r o s s e Blarkstrahlen spärlich; kleine Blarkstrahlen sehr häufig.
Rinde eines 2 0 Jahr alten, fast 1 Zoll dicken Stammes, nahezu 3 BIBI. im Durchmesser.
IJokrinye nicht scltarf abgegrenzt, fdein unbewaffneten Auge wenig deutlich); Gefässe des Frühlimjslwhes
spärlich, von geringem Umfange; grosse breite Marlistrahlen vorhanden oder wenig-lageng. — Immergrüne
Eichen.
Quercus Suber L.
Gefässe des Friihlingsholzes .spärlich, klein, meist nur e inen Kreis bildend; von ihnen aus kleine Gefässe in radialer
R i c h t u n g durch die S chi cht verlaufend.
Holzparenchym um die Ge f ä s s e und in einzelnen concentrischen Reihen.