Auf den Präparaten aus der Längsrichtung, •welche meist durch Schleifen und darauf mit Anwendung Ton
verdünnter Salzsäure dargestellt wurden, erschienen die Tüpfel der Holzzellen sehr deutlich, immer einreihig,
häufig sehr dicht übereinander stehend, und die Markstrahlen von gleichförmigen Baue, mit kleinen Tüpfeln etwas
unregelmä'ssig besetzt, ebenfalls einreihig, selten aus mehr, häufiger aus weniger als 15 tibereinandergelagerten
Zellen bestehend. In denselben Präparaten wurden hin und wieder einzelne Zellen mit einem dichten, bräunlichen
Inhalte oder mit kleinen röthlichbraunen, durchscheinenden Kügelchen erfüllt beobachtet, die wahrscheinhch,
da sie auch auf dem HorizontalschliiT, nahe an der Jahresgrenze im Herbstholze (Taf. VIII. Fig. 4. 5.)
gesehen wurden, als einfache Harzbehälter gedeutet werden müssen. Grosse oder zusammengesetzte Harzbehälter
wurden weder zwischen den Holzzellen noch zwischen denen, der Markstrahlen entdeckt.
Nach diesen Eigenschaften des mir vorliegenden Holzes glaube ich in ihm die Speeles zu erkennen, welche
G ö p p e r t bereits 1845. am angeführten Orte beschrieben und ebenfalls aus der Juraformation (bei Sumpen in
Schlesien) erhallen hat. Die, wenn auch seltenen einfachen Harzbehälter, deren Göppert allerdings an seinem
Holze nicht erwähnt, sowie die zahlreichen Tüpfel aufdenMAstrahlenzellen scheinen mir auf eine Verwandtschaft
mit Arten aus der Gattung Abies Lk., noch mehr aber mit einer Cupressinea, etwa Taxodium hinzudeuten.
PINITES JuR.4ssicus GOEPP., (Uebersicht der Arbeiten der schlesisch. Gesellschaft 1845. Taf. 2. Fig. 1 — 5).
Tab. HL Fig. 6 - 1 0 .
Ligni slralis concentricis distinclis, celluh's prosenchymatosis leptoiichis, ad anmli limitem parum
anguslioribus, poris uni—v. hiserialilus, amplis, remoliusculis, trregulariter disposüis; radüs. medullaribus
crebris, parvis, e cellulis 1 —10 superposilis punctalis fornatis ^J.
In formatioBB jurassioa ad Humen «Windau» gub. Curlandiae legit Dr. Asmuss Rigensis, communicavit amicissimus
Dr. F. Buhse anno 1851.
Ein schwarzes, durch kohlensauren Kalk und Schwefelkies versteintes, fast konisches Holzfragment, ohne
Verästelungen und Rinde. Die Jahresschichten mit unbewaifiietem Auge, obwohl 2—3 mm.breit, kaum zu erkennen,
scheinbar in paralleler Richtung'geradlinig verlaufend und daher wahrscheinlich ältere Theile eines mächtigen Baumes
darstellend. Die Masse ist ziemlich hart, leicht schleifbar und nur an wenigen Stellen erscheint die Holzsubstanz
mit ihrer wahrscheinlich ursprünglichen Färbung gelblichgrau und bröcklich, im üebrigen aber (durch Zutritt
von Säuren?) schwarzkohlig. Spalten und Risse kommen vor und sind gewöhnlich mit Schwefelkies - Krystallen
erfüllt.
N. w. d. m. B. Am besten erhalten erschien die Struktur dieses Holzes auf Horizontalschliffen, welche
wegen der Härte desselben sehr dünn und von grösserem Umfange dargestellt werden konnten; auch die Grösse
der Zellen, durch das in ihre Lumina eingedrungene Schwefelerz schon mit der Lupe sichtbar, gewährte der
Untersuchung manchen Vortheil, wenn auch wegen der dunkeln Substanz ganz durchsichtige Präparate nicht
erlangt werden konnten.
Das Holz besteht aus grossen, in der Horizontale meist ziemlich regelmässig sechsseitigen, eng aneinander
geschlossenen, dünnwandigen Zellen, von denen die, des Frühlingsholzes jene des Herbstholzes um das Fünfbis
Sechsfache an Umfang übertreffen, doch sind letztere mit dickeren Wandungen versehen und daher die Jahresgrenzen
scharf markirt. Die ganze Breite des Herbstholzes besteht aus 3 — 5 Ringen solcher dickwandigen Zellen
und erscheint daher, selbst da, wo das Erz nicht vorhanden ist, nur schwach durchscheinend; einzelne Zellen
des Herbstliolzcs führen einen besondern dunkeln Inhalt, (wahrscheinlich Harz). Die Markstrahlen verlaufen in
grosser Zahl durch die Schichten als feine, meist geradlinige, etwas dunklere Streifen; sie bestehen aus sehr
dünnwandigen auf dem HorizontalschlilF nur durch ihren längern radialen Durchmesser von den Holzzellen sich
unterscheidenden, fein und ziemlich regelmässig porösen Zellen, doch kommen zwischen dem meist grossmaschigen
Holzgewebe auch sehr schmale Holzzellenreihen vor. An der aeussern Grenze jeder Schicht lagen zwi->
sehen den hier viel dickwandigem und kleinern Zellen ohne besondern Inhalt, andere mit dunklerer Substanz
erfüllt, die kleinen Harzbehältern anzugehören schienen.
In Göppert' s Monographie S. 219 werden die Holzzellen dieser Speeles als dickwandig bezeichnet (pachytichae),
was, wenn nichl aus Versehen gesehen, sich wohl nur auf die, des Herbstholzes beziehen soll; übrigens sind die Ansdi'ücke
leplol ichae und pachyt ichae sehr relativ in Bezug auf den Umfang und die Höhlung der Zelle und könnten nur,
wenn sie auf mikrometrischen Messungen beruhen, sichere Anhaltspunkte für die Unterscheidung der Arten gewähren.
In den beiden Längsrichtungen erhielt man nur stell weis durchsichtigere Präparate. Auf längern Slrecken
erschienen hier die Holzzellen selten von gleicher Breite, sondern hier und dort verschmälert oder ausgebogen.
Die Tüpfel derselben sind rundlich, im Verhältniss zur Breite der Zellenwand klein, und grösstentheils unregelmässig
vertheilt, so dass sie sich entAveder dicht berühren oder etwas schräg zu einander stehen, 1—2, sehr
selten 3 (Tab. VIH. Fig. 8. A — D ), undeuthche Reihen bildend. Splitter des Holzes mit Salzsäure behandelt
oder aus weniger verkohlten Stellen genommen, gaben für dieErkenntniss dieser Verhältnisse diebeslen Objekte.
Die Marksirahlen erscheinen meist aus 3 — 10 übereinandergestelltcn Zellen zusammengeselzt, deren Wände
gleichmässig mit kleinen rundlichen Poren besetzt sind und zuweilen kleine Harztröpfchen zu enthalten scheinen;
selten kommt es vor, dass ein Markstrahl 12- oder gar mehrstöckig und stellweis 2-lagerig (Tab.>llI.Fig.9.A.)
ist. Ein einziges Mal habe ich auf diesen Präparaten eine Reihe fast rechteckiger, senkrecht stehender Ze len mit
tropfenähnlichem, braunen Inhalte (Harz) deutlich gesehen.
Verwandtschaflliches. Die grossen, auf dem Horizontalschhff fast regelmässig sechsseitigen, dicht aneinander
geschlossenen Zellen dieses Holzes sowie die, auf kleinen Splitlern, zuweilen durchweg schräg stehenden,
einander berührenden und abplattenden Tüpfel derselben erinnerten mich anfangs an die Struktur der Araiicar
i e n , doch die scharf markirtcn Holzringe und die nie regelmässig spiralig gestellten, nifht die ganze Zellenwand
dicht bedeckenden Tüpfel wiesen entschiedener auf die Abstammung von einem Pinus angehurigen Baume hin
und bewogen mich mein Petrefakt nach Vergleichinig der bereits beschriebenen Speeles zu P i n i t e s jurassiciis
G ö p p e r t vorläufig mit einem Fragezeichen zu stellen, da mir aus der Monographie Göpperls S. 219 leider
nur die kurze Diagnose dieser Speeles ohne Abbildung bekannt war. Mehrere Monate später kam ich erst in
Besitz der oben citirten Schrift (er schlesischen Gesellschaft, wo sich eine ausführliche Beschreibung und Abbildungen
des Pini tes jurassicus linden, und stehe nun nicht an, das Fragezeichen zu sireichen, halte jedoch nicht
für überflüssig, auf einige Differenzen aufmerksam zu machen und meine Abbildungen, welche mit denen Göpp
e r t s im Wesentlichen übereinstimmen, beizufügen, da sie von durchsichtigen Objekten genommen, die Göpp
e r t s c h e n aber, durch Beleuchtung von Oben entstanden sind.
Zunächst wurde mir durch die Abbildungen Göpperts selbst in der Geslalt, Grösse und Beschaffenheit
seines sowie meines fossilen Holzes eine grosse Aehnlichkeit dargethan, und stammt das seinige aus dem Jura
bei Kaminika Polska, ist also auch der Lagerstätte nach von dem meinigen nicht allzufern aufgefunden worden.
Eine kleine Verschiedenheit findet in dem Bestände des Versteineruugsmaterials stait, indem bei dem Holze aus
Kurland Schwefelkies reichlich vorhanden ist, wodurch die grössere Härte desselben bedingt und es mir möglich
war, dünne Schhffpräparate anzufertigen. In Bezug auf die innere Struktur habe ich, ausser dem bereits
oben Angegebenen, nur zu bemerken, dass ich Harzbehälter in der Weise, wie sie G ö p p e r t (1. c. Fig. 3. c)
abbildet, nicht mit Sicherheit erkannt habe. Obgleich Göppert über die Beschaffenheit derselben nichts Näheres
angibt, so sieht derauf Fig. 3. c. Abgebildete eher einem zusammengesetzten, der auf Fig. i . c. c. einem einfachen
Harzbehälter ähnlich. Falls diese Vermuthung über das Vorkommen verschiedenartiger Harzbehäller —
überhaupt ein sehr seltenes — richtig sein sollte ' ) , habe ich nur Gelegenheit gehabt, die der letztern Art d. h.
einfache (Harzbehälter) an diesem fossilen Holze zu beobachten.
Aus Allem geht vor, dass die hier beschriebene, in Russland gefundene Speeles eine bereits anderwärts
entdeckte und bekannt gewordene ist. Ihre Abstammung von einer Abiet inea scheint mir aber wegen der einfachen
Harzbehälter und scharfen Jahresgrenzen nicht sicher begründet.
') Wenn Solches riclilig wäre, würde es wahrscheinlich in die Diagnose der Species aufgenommen sein, wo jedoch
nicht einmal der Harzbehälter überhaupt Erwähnung geschehen; dagegen gibt Göppert bei P ini t e s suecinifer und P.
p o n d e r o s n s dieses seltene Vorkommen an, desgleichen miler den lebenden bei Pinus sylvestris, Cedrus und Larix
(Monographie S. 48).