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Auch die Entstehung der Bohrlöcher muss ohne Zweifel in die Zeit vor der Petrification- gelegt werden.
Von den sie bewirkenden Thieren selbst habe ich leider noch nie einen Ueberrest aufgefunden; dagegen ist die
Ausfüllung der Bohrlöcher für die Deutung des Yersteinerungsproccsses selbst von nicht geringem Interesse. Die
Bohrlöcher kommen an der zuerst beschriebenen Längsbruchlläche des Fragments, welchc näher zur Peripherie
des Stammes gelegen war, viel häufiger vor als auf der zweiten, und nur wenige durchsetzen die ganze Dicke
des Fragments, so dass sie auf beiden Flächen gesehen werden. Sie sind in ihrem Querdurclischnitl mehr oder
weniger oval, zuweilen auch ausgebuchtet und haben einen Querdurchmesser von5, am häufigsten von8 —1 0 ,
seltner von 12 — 1 4 MM. In ihrem ganzen Verlaufe, welcher jedoch an unserem Exemplare nicht erhalten wa r
und gewöhnlich ein etwas gebogener zusein schien, bleibt sich der Querdurchmesser nicht gleich, sondern
nimmt in der Richtung des Stammes von aussen nach innen an Grösse zu. Die Bohrlöcher waren bis auf ein paar,
durch die man leicht einen Gänsekiel durchstecken konnte, compakt ausgefüllt, und auch die offenen hatten wenigstens
eine dünne chalcedonartige oder theilweis drusenformige Auskleidung. Die Füllmasse der übrigen zeigte
folgende Beschaffenheit. Verfolgt man durch allmäliges Abschlagen ein und dasselbe Bohrloch von der Peripherie
desStammes nach innen hin, so bemerkt man einen allmäligen, aber für die kurze Länge desselben (1—2CM.)
sehr auffallenden Üebergang in den Aggregat- Zuständen der Füllmasse. Während dieselbe zu äusserst ein kaum
zusammenhängender, zwischen den Fingern zerreibbarer Sandstein ist, der hauptsächlich aus Quarzkörnern,
denen einige grünliche Körnchen und sehr kleine Glimmerllitter beigemischt sind, besteht, wird eimge MM.
weiter nach innen derselbe viel compakter und stellt endlich in noch tieferer Lage eine sehr dichte,, mit
unbewaffnetem Auge in ihren Elementartheilen kaum erkennbare Masse dar, welche jedoch unter dem
Blikroskope, als aus dicht zusanimengesinternten Quarzkörnchen gebildet sich ausweist. Da hier an eine Einwirkung
durch Feuer nicht zu denken ist, so bleibt nur übrig anzunehmen, dass dieselbe kieselsaure Flüssigkeit,
w e l c h e in Folge von inniger Durchdringung, durch die endosmotische Eigenschaft der Membranen unterstützt,
das Holzgewebe verkieselte und alle Höhlen ausfüllte, auch die Quarzkörnchen, welche durch das Wasser
in die nach aussen mündenden Bohrlöcher getrieben waren, mit einander inniger verkittete. Warum geschah
dies aber nicht durchweg mit der ganzen FUjlmasse, warum blieben die äussersten Körner immer nur locker
mit ¡inander verbunden? Kam es vielleicht daher, dass die silificirende Flüssigkeit, je tieler sie in das
Bohriochund seine Füllmasse eindrang, desto länger auf die tiefer gelegene Portion derselben einwirkte, da
das Bohrloch im Stamme blind zu endigen scheint und dem raschen Vordringen der Flüssigkeit dadurch e;n
Hinderniss gestellt war? Zu diesen und andern Fragen gibt die sorgfältige Betrachtung dieses tossilen Holzes
NilTmiiire™beachtenswerth erscheint die Bildung der Holzringe, welche mit der Lupe auf ebenen Horizontalbruchflächen
hinreichend scharf erkannt werden. Sie zeichnen sich durch eine ausserordentliche Dünne aus
und bestehen nicht selten auf dem Radius nur aus 5 — 6 Zellen, doch variirt ihr Durchmesser selbst m ein und
demselben Ringe nach verschiedenen Richtungen hin. Auf einem Radius von l , o MM. zählte ich an einer Steile
nur einen auf einem Radius vonS MM. 14.auf 1 DM. 40, und auf ein M. eiuMal nur 3 Holzringe. Dabei isl ihr
Verlauf in den Schichten ein unregelmässiger, meist welliger, zuweilen sogar zickzackförmig. In Fig. 1. ist versucht
worden diesen Verlauf so treu als möglich aul einer grösseren Bruchfläche darzustellen; nach di^Bser Zeichnung
und andern Zählungen muss der grösste Durchmesser an dem vorliegenden Fossil, a s aus über 300 Holzrmgen
bestehend abgeschätzt werden. Dass jedoch diese Zahl nur einen sehr kleinen Theil von der vollständige Dicke
und dem ganzen Alter des vorweltlichen Baumes ausdrückt, ist nach der geringen Convexität der Holzringe sehr
'"'^'^'"^Dirfekstrahlen sind mit der Lupe leicht zu verfolgen, kommen sehr zahlreich vor ( 1 3 — 2 0 in einer
Horizontallläche von 2 MM.) und verlaufen einzeln durch 10 und mehr Holznnge, immer an den Grenzen derselben
wellig oder knieförmig eingebogen. , , „ , • , tt i i • f .
In der Beschaffenheit der Zellen, namentlich ihrer Membranen stimmt dieses Holz mit dem vorigen last
völli-- überein doch kommen die Tüpfel auf den Markstralilenseiten der Holzzellen, vorzüglich der grössern,
fast mimer zu'zweien neben einander vor, haben drei bis vier Kreise um den innern rundlichen Porus und sind
eimnder etwas mehr genähert. Auf den schmalen Herbstholzzellen stehen sie ebenfalls häufiger der Rinde zugekehrt
und auf den Markstralilenseiten, wenn sie hier vorkommen, sind sie viel unregelmässiger verllieilt, immer
einreihig und mit einem elliptischen innern Porus versehen. Die einfachen HarzbehäUer kommen im Allgememen
nicht so häufi'^ vor wie bei dem vorigen Holze, dagegen finden sich auch auf demHorizontalschlifle ihnen durch
ihren Inhalt ähnliche Zellen, welche meist in concenirischen Reihen parallel den Jahresgrenzen hegen
fTab XX Fig 9) Ihr Inhalt ist eine trübe, wie schleimig granulöse Masse, welche entweder das,ganze Lumen
L s f ü i l t oder kluinpenförmig der Wandung anliegt (Tab. XX. Fig 5). Auf Länpsclihffen scheint es jedoch, dass
diese Zellen nicht zu einem einfachen Harzbehälter gehören, sondern echte (?) Ho.-zzellen sind.
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In allem Uebrigen gilt das für das vorhergehende Holz Angeführte auch für das eben beschriebene, und
hätten wir uns bei demselben nicht solange aufgehalten, wenn nicht in seiner Configuration em Theil seiner
Lebeiisgeschichtö sich auszuprägen schien, und .es nicht eins unter den, als Geschiebe bei uns vort^oramenden
sehr häufiges wäre.
CÜPRESSINOXYLON WOLGICÜM. Tab. XVI.
Liqnisiraiis dislmclis, (1—5 MM. laiisj, slrali zona exleriore crassa angustala, interiore valde
laiiore e cellulis leploiichis, prosenchymaiosis, undulatim decurrenlibus, porosis jormala; poris in
parieiibus lanlum radiis medullanbus parallelis ohviis, rolundalis, i-v. ü-seriahbus, ranssime per Ires
in una linea horizonlali disposilis, approximalis v. remoliusculis; radiis medullanbus simplicibus, aequalibus,
crebris, ex l—IO, rarius 10—20 cellulis superposilisminutis, porosis formaiis; plerumque in una
Serie horizonlali disposilis; duclibus resiniferis simplicibus in slrali zona exleriore jrequenlibus.
E formalione haud dubie terliaria prope «Szysran» gub. «Simbir.5k« attulit Dr. Bergsträusser Museo botaiiico
Academiac scientiarum Pelropolilanae.
Die mir vorliegenden vier Stücke dieses Holzes, welches in eme theils derbe, theils durchscheinende weiss-
.rraue Kieselmasse verwandelt ist, zeichnen sich durch ihre verschiedene Gestalt aus und gehen sowohl uüer die
Architektur des Baumes, dem sie angehört haben, sowie über sein Alter einigen Aulschluss. Ems derse Den ist
auf Tab. XVI. in natürlicher Grösse abgebildet worden. An allen Stücken zeigt die Oberlläclie, welche längere
Zeit den Atmosphärilien ausgesetzt gewesen, Spuren von Verwitterung und in den Spalten Iraben sich Moose,
Flechten, Pilze und Conferven angesiedelt. Slellweise Verrottung und dadurch entstandene Aushohlungen, welche
von der Kieselmasse drusig und krvslalliniseh ausgekleidet sind, sowie Einwirkungen des Drucks kommen viellacü
zum Vorschein ; dennoch tragen die Stücke Holzstruktur unverkennbar zur Schau und selbst ihre histiologiscüen
Eigenschaften sind noch sehr wohlerhalten.
Die Holzringe sind mit unbewaffnetem Auge an den weniger derben, durchscheinenden Stellen leicht zu
zählen; ihre Breite beträgt selten weniger als 1 MM. (dies ist auffiillender Weise nur der hall bei den
allerersten, um das Mark abgelagerten Schichten) und übersteigt nicht 5 MM. Auf einem Radius von ^M.,
waren gegen 40 Holzringe zu unterscheiden, deren Conluren, obgleich sie in der Horizontale auf mehr als 4 Uyi.,
verfolgt werden konnten, kaum bogenförmig verfiefen, wonach die Peripherie des Stammes sehr bedeutend gewesen
sein mag. DieMarkslrahlen sind sehr zahlreich und verlaufen durch alle Schichten wellig. DerMarkkorper
hat einen sehr'kleinen Umfang, konnte aber leider nicht genauer untersucht werden, da er an den S t e l e n , wo
er frei lag durch Risse zertheilt war, und ein Herauspräpariren desselben aus den mehr nach mnen gelegenen
Theilen, eine beiieutende Verletzung des durch seine Gestalt ausgezeichneten Fragments hervorgebracht hatte,
wozu ich nicht berechtigt war. Von Rinde fand sich kein Ueberrest und nur an einem Stücke war, m e es schien,
ein Theil der natüi liehen Peripherie des Holzkörpers vorhanden. Desgleichen zeigten sich nur an einem Stucke
Bohrlöcher, von Chalcedon ausgefüllt.
Ein grosses Astfragment von diesem Baume legi dieselben architektonischen V erhältnisse in Bezug aut Verzweigung
des Hauplstaiiimes oder der grösseren Aeste zur Schau, welche wir an jetztlebenden Comferen namentlich
an Pinus-Arlen, verfolgen können. Man erkennt an dem mir vorliegenden Exemplare che Basis eines Astes,
wo er aus seiner Verbindung mit dem ilauptslamme oder Aste ausgebrochen ist und nach links sieht man einen
Theil der Holzschichlen des letztem, welche ihn überdeckten und seine Austrittstelle aus dem Hauptstamme von
Jahr zu Jahr in ihrem Abstände von der horizontalen Erdoberfläche veränderten. An der nach Oben gerichteten
Peripherie des Astes sind die gleichsam von der Spitze des Stammes herabsteigenden Holzschichten mit denen
des Astes unter einem spitzeren Winkel vereinigt, während sie an seiner untern Seile sich mehr gleichmassig
mit denselben ablagerten. , , .. • TU I • I,
N. u>. d. m. B. Das Holz besteht ans scharf markirlen, ziemlich gleich dicken, regelmässigen Jatiresscnicnten,
an deren Grenzen Frühl ings-und Herbstproduktion leicht zu unterscheiden sind, m deren Urlaut selbst
aber allmälig in einander übergehen. Die Holzzcllen sind im Allgemeinen eher dünnwandig zu nennen und
nur die, hi der Nähe des Schlusses der Schicht, haben einen bedeutend kleinern Umfang und dicke Wandungen.
Der Horizontaldurchschnitt lässt die Zellen mehr polygonisch, rechteckig und quadratisch, als abgerundet erscheinen
(Tab XVI. Fig. 2.); Intercellular- und Tüpfclräume kommen zwischen ihnen an den durchsichtigeren
Stellen zu Gesicht (Tab. XVI.: Fig. 3). Die Markstrahlen, welche sehr zahlreich sind, durchsetzen alle Schichten
in welligen Linien und zwar entspricht ihre Ablenkung von der geraden Richtung immer dem Uebertritt aus