nuter den etwa analogen Strukturverhältnissen lebender Pllanzen voraus. Dass auf diesem doppelt Bahnbrechenden
Wege der Fortschritt nur langsam, aber auch nur sicherer sein kann, ist dadurch zugleich erwiesen.
3 . ITebep d i e V e r e i n i g u n g fossiler Fflanzeitspecies z u Gat tungen.
Nachdem die anatomisch-mikroskopische Untersuchung an den fossilen Pllanzen typische Kennzeichen entdeckt
und ihren specifisehen Werth erkannt hat, erfordert der Stand der Wissenschaft, die sich natürlich aneinanderreihenden,
daher verwandten Formen unter höhere Gesichtspunkte zusammenzulassen, Eintheilungen nach
Gattungen und Gruppen vorzunehmen. Bei diesem Vorhaben mlisste der Begriff dieser systematischen Eintheilungen
von den lebenden Geschlechtern etc. entlehnt und nach den dort giltigen Principien verfahren werden;
leider ist aber Letzteres bei den fossilen Hölzern bis jetzt nur sehr selten möglich gewesen, denn die bei den
lebenden Geschlechtern von Bliithen und Früchten abgeleiteten generischen Charaktere, werden an den fossilen
nur höchst selten mit den Stammtheilen in Verbindung aufgefunden. Es bleibt daher die Vereinigung zu Gattungen,
schon für die gegenwärtige Flora nach dem Urtheil der Beobachter nicht selten schwankend, für die
fossile noch mehr Gegenstand der Uneinigkeit; sie kann aber ihre vorläufige wissenschaftliche Begründung auch
nur durch die anatomische Vergleichung lebender Gattungen erhalten. Dass daher IrrthUmer vorkommen müssen,
wie der berühmte Monograph der fossilen Coniferen bemerkt, die dann erst berichtigt werden können, wenn es
glückt (wozu keinesweges die Hoffnung fohlt) die fossilen Stämme mit den dazugehörigen Blättern, Blüthen und
Früchten aufzufinden, ist sehr natürlich. Unter diesen Umständen erscheint es zweckmässig ein provisorisches
Verfahren einzuschlagen, welches, bis die anatomische Kemitniss der lebenden Pflanzcngeschlechter weiter gediehen
oder glücklichere Funde unter den fossilen Resten gethan sind, eine natüriiche Gruppirung, in Princip und
Nomenklatur der, unter den lebenden Arten bestehenden soviel als möglich analog, aufzustellen gestattet und
darin spätere Berichtigungen vorzunehmen nicht hindert. Für die Coniferen, welche vor einem Jahrzehend fast
die einzige Familie waren, deren fossile Stämme genauer anatomisch untersucht wurden, hat Göpper t diesen
Grundsatz in der B ekundun g von Gattungen durchzuführen vorgeschlagen und dadurch die Wissenschaft vor
dem AVust problematischer Namen und Synonymie zu bewahren versucht; seinem Beispiele sind leider jedoch
nur AVenige gefolgt.
Wenn daher die lebenden Arten einer Gattung durch ein oder mehrere anatomische Merkmale, die häufig
auch schon in dem Totalhabitus der Struktur sich aussprechen, constant unterschieden werden können, dürfte
es dem jetzigen Stande der Palaeophytologie ganz angemessen erscheinen, sobald sich an fossilen Pllanzen ähnliche
Charaktere deutlich nachweisen lassen, diese als Arten der lebenden Gattung, die zum Unterschiede die
Endsylben «ites» oder «inium» bekömmt, aufzuführen. Abdrücke von Blättern, Blüthen und Früchten, nicht in
unmittelbarer Verbindung mit ihren Stammtheilen aufgefunden, werden nach demselben Grundsatze, sobald sie
eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den gleichnamigen Organen lebender Arten an sich tragen, als Glieder
der entsprechenden lebenden Gattung mit derselben Endsylbenbezeichnung, so gross auch ihre Aehnlichkeit sein
mag, belegt werden müssen. Allerdings setzt dieses Verfahren, weil es Hand in Hand mit der lebenden Flora
gehen muss, eine umfassende und doch sehr specielle Kenntniss derselben voraus und ist daher nicht immer
glücklich und streng durchgelührt worden; es bewahrt uns aber vor der Menge neuer, nicht selten ephemerer
Genera und verknüpft die Glieder der untergegangenen, inniger mit denen der gegenwärtigen Flora. Wenn
dagegen ein Anschluss der fossilen Arten, ihrer Struktur oder äussern Form nach, nicht an eine der lebenden
Gattungen in allen Beziehungen statthaft erscheint, so glaube ich auch hier dem Beispiel Göpperts folgen zu
müssen, das Genus, welchem sie am nächsten kommen, gleichsam als Typus aller betrachtend, zu einem Collectivgenus
mit Beibehaltung des Stammnamensund einem, etwa dem Organe entnommenen Zusätze, wie z. B.
C u p r e s s i n o x y l o n , zu erheben und ausführlich zu beschreiben. Der dritte Fall wäre der, wo die fossile Art ex
toto von den lebenden abzuweichen scheint und daher die Gründung einer neuen Gattung nothwendig macht.
Dass jedoch dieser Fall bis jetzt viel häufiger durch die Unvollständigkeit der untersuchten Fragmente und eine
beschränkte Orientirung im Pieiche der Jetzt-Flora herbeigeführt worden, ermangelt nicht des Beweises; er ist
aber kaum zu vermeiden und daher sind hier Irrthümer viel eher zu entschuldigen als wo ihnen leichtfertige
Untersuchungen zu Grunde liegen.
Der diesen Grundsätzen entgegengesetzte Weg, die grosse Zersplitterung der Arten und ihre Vereinigung
unter neue Gattungen, noch mehr die verschiedene Benennung für Blatt-Frucht und Stammtheile hat den Anschein
einer grösseren Genauigkeit, mag in manchen Fällen auch davor bewahren. Ungleichartiges unter einen
Begriff zu fassen, setzt aber doch zu wenig Positives an die Stelle der negirten Einheit und erschwert noch
mehr, späteren Verbesserungen Eingang zu verschaffen. Der Zahl der Gattungen nach, dürfte auf diesem Wege
die untergegangene Flora dör lebenden rascher genähert werden, dass aber dadurch eine tiefere, vollständigere
Einsicht in die erstcre erreicht werde, kann nicht überzeugend dargethan werden.
Mit der Entscheidung über den Gattungscharakter einer fossilen Püanze ist gewöhnlich auch ihre Beziehung
zu einer grösseren Gruppe des Pflanzenreiches angedeutet, und da die grösseren Eintheilungen desselben auf
anatomisch-physiologischen Principien beruhen, so ist in dem dendrologischen Theil der Palaeophytologie dieses
Princip ziemlich streng durchgeführt worden und wird hoffentlich immer mehr zur Bearbeitung der fossilen
Flora beitragen.
Ein Bhck auf ihren Bestand wird uns den Antheil herausstellen, welcher ihren, vorzüglich auf anatomischem
Wege untersuchten Gliedern, den Holzgewäclisen, schon jetzt zuerkannt werden muss.
3 . l/ebcr d e n B t c s t a u d d e r f o s s i l e n F l o r a vorzügl icl i a n s Hol zgewä c l i s en.
Die wissenschaftliche Forderung, bei Untersuchung fossiler Hölzer auf die gleichartigen Theile der lebenden
Holzgewächse Rücksicht zu nehmen, ist wohl die Hauptursache, dass die Anzahl der bis jetzt genau anatomisch
bestimmten, fossilen Holzstämme im Veriiältniss zu den, von ihnen oder andern Organen herrührenden Abdrücken
noch so gering ist. Was würde es der Botanik für einen Gewinn bringen, ein Bild von der Struktur und hauptsächlich
nur vom Holze einer Pflanze zu erhalten, wenn nicht auch auf ihre Abstammung, ihre Beziehung zu
jetzt bekannten Gewächsen hingewiesen würde? Denn sowie sich die grossartigen Erdrevolutionen nur nach den
jetzt noch in viel geringerem Grade wirksamen Kräften der Vulkane und Gewässer begreifen und bemessen lassen,
so können auch nur mit Einsicht in die jetzige Pflanzenwelt die Spuren der untergegangenen gedeutet werden,
so innig knüpft sich die Aufklärung der fossilen Flora und jedes ihrer Glieder an Erscheinungen, Gestalten und
innere Beschaffenheiten an, welche wir an den Pflanzen der Gegenwart zu erkennen im Stande sind. Wenn somit
eines Theils die innere Natur der fossilen Holzstämme selbst die Ursache in sich schhesst, wesshalb nur sehr
bedächtigen Schritts in diesem Gebiete vorwärts gegangen werden kann, liegt andern Theils in der erst zu
Anfang dieses Jahrhunderts grösseren Vervollkommnung und Benutzung des Mikroskops, sowie endlich in dem
wahrscheinlich quantitativ geringem Vorkommen der fossilen Hölzer mit noch erkennbarer Struktur, die Erklärung
für ihre bis jetzt noch kleine bekannte Artenzahl. Berücksichtigen wir jedoch die Abstammung der grossen
Menge bereits beschriebener, fossiler Pflanzenabdrücke, so ergiebtsich, dass die Mehrzahl derselben von Pflanzen
mit holzigen Geweben herrührt, und dass daher die Masse und Verschiedenartigkeit der in der Erde noch ruhenden,
fossilen Holzfragmente noch sehr bedeutend sein muss. Einen kaum zu berechnenden Zuwachs würde diese
schon so grosse Zahl fossiler Holzpllanzen erhalten, wenn wir die Vermuthungen Unger' s theilen, dass wahrscheinlich
ein Theil der vorweltlichen Pflanzen, wohl haupsächlich krautartige, ganz spurlos vernichtet und
meist nur die holzartigen uns überiiefert worden sind, die Gesammtzahl aller der Vorwelt angehörenden Pflanzen
aber grösser gewesen sein dürfte als die gegenwärtig auf der Erde vegetirenden.
Einige auf die eben angeführten Verhältnisse bezügliche Angaben werden dieselben genauer bezeichnen.
Die Summe aller bis jetzt bekannten fossilen Pflanzenspecies schätzt Unger in seinem geist- und lehrreichen
Werke'') auf 2751. Von diesen gehören, abgerechnet ein grosser (?) Theil der Thallophyta, fast alle übrigen
zu Classen, welche entweder Pflanzen mit härteren krautartigen oder mit verholzten und ganz holzigen Stengeln
in dem uns zur Zeit bekannten Bestände der fossilen Flora aufzuweisen haben. Zu denjenigen Classen jedoch,
welche entweder aus wirklichen Holzpflanzen bestehen oder mindestens an ihren Ueberresten eine anatomische
Untersuchung zugelassen haben, sind zu rechnen; die Calamariae, Filices, Selagines, Zamieae, Glumaceae, Spadiciflorae,
Principes und alle bis jetzt aufgefundenen Pflanzen aus der Abtheilung der Acramphibrya. Unter
diesen letztern überwiegt die Zahl der den Coniferae, Juliflorae und Leguminosae angehörenden Arten die, aus
allen andern Classen aufgefundenen und anatomisch untersuchten um ein Bedeutendes; auch ein grosser Theil
der als Blätter oder Früchte uns überiieferten fossilen Reste gehört diesen Familien an. Die Summe der fossilen
Coniferen?iiecies beträgt nahezu 300, die der Juliflorae 190 und die der Leguminosae gegen 90 Arten. Von
den noch wenig untersuchten, wahrscheinlich nur schwach verholzten Stämmen der Cormophyta gehören alle
zu den Filioes oder Selagines. Nur eine k|eine Anzahl dialypetaler Laubholzpflanzen ist noch nicht auf bekannte
Gruppen zurückgeführt worden.
Aus dem Obigen geht hervor, eine wie grosse Rolle in der vorweltlichen Flora die Pflanzen mit holzartigen
Stengeln gespielt haben oder vielleicht richtiger, ivie bedeutungsvoll ihre Untersuchung unter allen Ueberresten
erachtet werden muss. Und wenn auch zur Zeit die Zahl der zur Tage geförderten fossilen Hölzer verhältnissmässig
gering ist, so liegt darin kein Widerspruch, sondern nur der Beweis, dass die sie bergenden Erdschichten
noch lange nicht vollständig und sorgfältig durchsucht worden sind; wenn ferner, trotz anatomischer Unter-
Vorsuch einer Gescliiclile der Pltanzenwoll. Wien 1852. S. 218.