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wenn möglich, noch zuschleifen und unter Oel betrachten. Bei glänzender, nicht sehr spröder Kohle lassen sich
auch zuweilen durch Schneiden oder Schaben mit dem Rasiermesser brauchbare Präparate rorbereiten; auch
Infiltriren bröckliger Petrefacten mit Wachs oder leimartigen Stoffen hat in gewissen Fällen guten Erfolg.
Das erste Anschleifen der zu präparirenden Scheibchen welches ich bei allen meinen mikroskopischen
Präparaten immer selbst, und nicht seilen mit grossem Zeitaul'wande, auszuführen genöthigt war, das aber sehr
gut Yon einem handwerksmässigen Schleifer besorgt werden kann — nur selten (in der Horizontal und Tangeutialrichtung)
erhält man Objecte die keiner Schleifung bedürfen — geschah auf verschiedenen, genau geebneten,
rechteckigen, nicht drehbaren Handschleifsteinen, welche, wenn auch nur wenig abgenutzt, ausser Gebrauch
gesetzt wurden. Anwendung von einer Schleifmaschine habe ich leider nicht machen können. Das Scbeibchen,
dessen feine und in der gewünschten Ebene glücklich erfolgte Absplitterung eine wesentliche Bedingung
für ein gutes und mit möglichst geringem Zeitverluste zu erhaltendes Präparat ist, wurde zuerst auf einem gröbern
Schleifsteine, entweder mit der Hand leicht angedrückt, oder wenn es zu klein war, in Kork oder weiches
Holz gelegt, auf der ebeneren Bruchfläche hin und her geschliffen, so lange bis diese ganz eben geworden zusein
schien, alsdann auf einen Stein mit feinerem Korne übertragen, wo es noch mehr geebnet und geglättet wurde
und dann auf der Schlifffläche an ein Glastäfelchen mit canadischem Balsam gekittet^®). Sehr harte und dickere
Scheibchen werden mit Vortheil zuerst auf einem Schleifsteine mit grobem Korne geschliffen und dann allmälig
auf feinere — ich besitze deren in 6 Abstufungen, übertragen, bis zuletzt die Ebene ganz glatt oder glänzend
erscheint; bei weicherem Material schlägt man dagegen den entgegengesetzten Weg mit Vortheil ein und kehrt
nachher zu dem ersten zurück. Das aufgekittete Scheibchen wird nun auf seiner zweiten RohÜüche ebenso behandelt
und das Schleifen solange fortgesetzt, bis das Object gegen das Licht gehahen durchsichtig, oder bei
dunkel gefärbter Substanz durchscheinend sich zeigt. Hiermit ist die erste Behandlung des Rohpräparats beendet.
Die nun folgende, zur Vollendung desselben führende Operation, kann nicht wohl einem Schleifer überlassen
werden, da sie fortwährenden Gebrauch des Mikroskops, grosse Vorsicht und Sachkenntniss erfordert.
Sie bßsteht darin, das Scheibchen bis zu einer gewissen Dünne und Durchsichtigkeit abzuschleifen — es ist gar
nicht nothwendig, jedes Präparat so dünn wie möglich zu schleifen — und ihm die grösste Ebenheit nebst einiger
Politur zu erlheilen. Das Scheibchen wird daher nicht selten noch ein Mal umgekehrt und dann von Neuem aufgekittet
werden müssen. Das Schleifen findet nun auf den härtesten, ebensten Steinen mit Oel statt, oder auf mattgeschliffenem
Glase. Anwendung eines Polirpulvers habe ich niemals für nothwendig, zuweilen für nachtheilig
gefunden. Am Schluss dieser Operation, welcher durch das Mikrokop bestimmt wird, ist es oft von überraschend
guter Wirkung, das feine Scheibchen durch Erwärmen aus dem Balsam zu entfernen, auf ein neues Glastäfelchen
zu bringen, und so aufzukitten, dass der Balsam das ganze Object mit einer gleichmässig dünnen Schicht,
wenn es die Fokalweite des Mikroskops gestattet, überzieht.
Eine andere Methode, welche auch zur Darstellung mikroskopischer Präparate in Anwendung gekommen,
der Gebrauch von Säuren^), zur Auflösung des versteinernden Materials, hat, wie mir scheint, einen beschränkteren
Werth. Für Kieselversteinerungen muss ich unbedingt das Schleifen vorziehen und gewährt die Anwendung
von Flusssäure meist nur eine richtigere Abschätzung über die in dem Fossil noch vorhandene organische
Zellensubstanz, welche jedoch zum Theil auch in der Schärfe des mikroskopischen Bildes geschlilTener Präparate
sich verräth; dagegen hat bei Kalkversteinerungen, vorzüghch zur Erkennung der feinern Struktur der
Zellenwandungen, ein Digeriren mit Salzsäure sehr guten Erfolg und ist in vielen Fällen unentbehrlich. Bei
Untersuchung von Kohlen wird zuweilen vorsichtiges Glühen, oder namentlich bei Braunkohlen das von Schleiden
angegebene Verfahren, Behandlung mit kohlensaurem Natron und Salzsäure, um sie lockerer und durchscheinend
zu machen, mit Vorlheil angewendet werden.
Die Forderungen, welche man an ein für die anatomische Untersuchung und mikroskopische Zeichnung
ganz taugliches Präparat aus fossilem Holze zu stellen hat, sind für die einzelnen Schliffe etwa folgende.
Ich suche mir, wenn es das Material erlaubt, zwei bis drei Gruppen solcher Scheibchen, eine jede aus dreien,
aus den vorgeschriebenen drei Richtungen genommen, bestehend, zu verschatfen, die eine den innersten, die andere
den äussersten (wenn möglich der Rinde), die driUe besonders veränderten Portionen desselben Stücks angehiirig, zu verschaffen,
und bezeichne sie gleich mit einer Nummer und bewahre alle, mit dem Fragment zusammen, in einem besondern
Kästchen.
Ich bediene mich nie eines anders Kittes als canad. Balsam, und finde ihn ganz ausreichend, wenn er nicht zu.
stark erwärmt wird, und man beim Schleifen kleine Pausen macht; je mehr derselbe durch EinQuss der Luft erliärtet
und oxydirt sich, desto vorzüglicher sind seine Eigenschaften; künstlich, durch Kochen etc. kann er nur zum Theil von
dieser Güte erhalten werden.
Von Göppert, 1837, in Vorschlag gebracht.
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a)DerHorizontal-Schliff. AllePunkte der zu unterscheidendenOberfläche desPräparats müssen möglichst genau
in einer Ebene liegen, die der Horizontalen (im anatomischen Shine auf den Stammtheil bezogen) entspricht, und
die EigenthUmlichkeiten der Zellenwände und des Gewebes überhaupt zu erkennen sein, dagegen Risse und Schrammen
vermieden, Luftblasen aus dem Balsam entfernt werden. Der Radius dieses Präparats darf nicht kürzer als
die Breite einer Jahresschicht sein. Sind alle diese Bedingungen erfüllt, so wird sich bei genauer Einstellung
unter das Mikroskop, ein mehr oder weniger regelmässiges Maschenwerk darstellen, dessen Fäden, von verschiedener
Dicke, als scharf begrenzte, wenn nicht Aullockerung der Zellsubstanz vorhergegangen, und plane.
Streifen hervortreten, aber nicht als schräg siehende, breitere Wandungen mit verwischten Umrissen oder gar mit
rudimentären Spuren von Tüpfelkreisen (Coniferen). Die Markstrahlen werden als continuirliche, mindestens eine
Jahresschicht durchsetzende, breitere Bänder zu verfolgen sein, mit hin und wieder erkennbaren Querscheidewänden,
die Intercellular-und zum Theil auch die Tüpfelräume sichtbar werden, mit einem Worte, ein solcher
Schliff, aus einem besser erhaltenen, durchscheinend versteinerten Holze angefertigt, wird mindestens mit derselben
Schärfe die Elementartheile des Gewebes und ihr Detail erkennen lassen, wie der gelungenste Schnitt aus
einem verwandten lebenden Holze.
b) Der Central- (Markstrahlen) Schhff. Bei den Coniferen ist, durch ihre meist leichtere Spaltbarkeit in
dieser Richtung, eine Erleichterung für die Präparate geboten. Wo es das Material erlaubt, sind Scliliffe und
die feinsten Absplitterungen für die Untersuchung zu benutzen. Das Präparat sollte immer die Breite einer ganzen
Jahresschicht, einige Zellenendigungen, das perpendiculäre Streichen eines oder zweier Marlcstrahlen in ihrer
ganzen Höhe, die Querscheidewände der Harzgefässe und alle EigenthUmlichkeiten der Holz-und Marlistrahlenzellen
erkennen lassen, aber leider ist eine solche Vollständigkeit selten an einem einzigen Objecte erreichbar
und daher die Anfertigung mehrerer geboten. Für die genauere Untersuchung der Tüpfel sind feine Splitter, nur
aus einer Zellenlage und aus den, mit ihr sich kreuzenden, am Ende aber sie überragenden Markstrahlen bestehend,
sehr geeignet. Anwendung allmälig stärkerer Vergrösserungen, richtige Behandlung des Lichts, zuweilen
eines künstlichen, Betrachtung der Objecte im trocknen Zustande, in Wasser oder in Oel befindfich, werden
hier selten den Zwcck verfehlen.
c) Tangential- (Rinden-) Schliff. Zur Prüfung der Holzstruktur in dieser Richtung sind nur Schliffe allein
anwendbar. Ist an dem Fragmente wirkliche Rinde vorhanden, so muss diese für sich nach allen drei Richtungen
untersucht werden. Wurde der Schliff regelrecht ausgeführt, so stellen sich die Markstrahlen meist wie
scharf begrenzte, zugespitze, zwischen die ausweichenden Holzzellen eingelagerte Perlen-oder Kettenreihen dar,
von ihnen ausgehende, parallele Streifungen dürfen aber nicht sichtbar werden, da sie eine nicht senkreckte
Durchschneidung verrathen. Bei durchsichtigem Hölzern werden auch Tüpfelräume, in Gestalt elliptischer Vertiefungen
und kleine Tüpfel, QuerscheideAVände der Harzgefässe und ihr fnhalt zu erkennen sein. Nach stellweiser
Verdoppelung der Zellenreihen des Markstrahls in seiner Breite, sowie nach der Beschaffenheit der Harzbehälter
ist hier sorgfältig zu forschen.
So sehr bei den fossilen Coniferen die Darstellung der Präparate durch die grosse Homogenität ihres Holzkörpers
und seiner Elementartheile erleichtert wird, so sehr erschweren die entgegengesetzten Eigenschaften der
meisten Laubhölzer, die mannichfaltigen Formen und innigeren Verbindungen ihrer Zellen, überhaupt ihr complicirler,
heterogener Bau die Untersuchung der lebenden Arten und noch mehr die, der fossilen Ueberreste. Dieselben
Anforderungen in Bezug auf die Präparate müssen auch bei ihnen gemacht werden, doch stellen hier die,
dem schwach bewairneten Auge oft nicht so sichtbaren, charakteristischen Zellenregionen und Vegetationseigenthümlichkeiten
schon der Anfertigung von Rohpräparaten, die meist geringere Durchsichtigkeit des Petrefacts
selbst aber der, von mikroskopischen Objecten, noch mehr Schwierigkeiten entgegen. Eine Untersuchung derselben
nach den drei angegebenen Richtungen ist für sie nur selten ausreichend, da oft nur auf schrägen Durchschnitten
die feineren Eigenthümhchkeiten des Gewebes und seiner Zellen zu Gesicht kommen, und wird daher
eine grössere Anzahl von Präparaten unbedingt nothwendig. — Bei Beschreibung der in diesem Beitrage aufgenommenen
fossilen Laubhölzer werde ich noch einiges, auf ihre Untersuchung Bezügliches bemerken können.
Indem ich mm angegeben habe, wie ein gutes mikroskopisches Präparat aus fossilem Holze immer beschaffen
sein sollte, muss ich zugleich erklären, dass bei aller Mühe und Erfahrung doch nicht immer allen Anforderungen
genügt werden kann, weil theils während des Versteinerungsprocesses stattgefundene oder ihm vorhergegangene
Einwirkungen (Fäulniss, Druck, Angriff von Insekten und Seethieren), theils die physischen Eigen-
Um die Harzgefässe und Behälter, welche gewöhnlich in der dichteren, äusseren Portion der Jahresschicht vorkommen,
in ihrer Längscrstreckung auf diesem Schliffe zu sehen, muss das Abschleifen des Rohpräparats von der iMarkseite
her vorgenommen werden; es genügt nicht, dass man sie auf dem Horizontalschliff gesehen hat, da sie dort selten
so deutlich sind. Die Schliffe in verschiedenen Richtungen controlliren und ergänzen sich gegenseiüg.