FOSSILE NADELHOLZER.
Die grosse Aehnlichkeit, welche die Zapfenträger (Coniferae) im Allgemeinen unter einander und noch
mehr, nach ihren einzelnen Gruppen und Gattungen betrachtet, schon im äussern Habitus oder auf die zur
systematischen Unterscheidung benutzten Organe Yerglichen, zeigen, haben dieselben bereits lange als eine der
natürlichsten Pllanzenfamilien erkennen lassen. Das massenhafte Vorkommen ihrer fossilen Ueberreste, nicht selten
auf den ersten Blick erkennbar und selbst bis in die untersten Sedimentärschichten verbreitet, mesen dieser
grossen Familie ein Alter und eine Bedeutung auch für die untergegangene Flora zu, wie kaum einer andern.
Was lag daher näher, was wurde Ton der Wissenschaft dringender gefordert, als diesen merkwürdigen durch
Raum und Zeit sich fast gleichbleibenden Pflanzentypus in allen seinen zahlreichen Gliederungen, in allen Beziehungen
auf das Umfangreichste zu erforschen? Sobald die dazu erforderhchen Hülfsmittel es gestatteten, sobald
die Möglichkeit dargethan war—die später zur unerlässhchen Bedingung erwuchs—, dass sowohl die lebenden
als auch die untergegangenen Repräsentanten dieser Familie eine vergleichende Untersuchung in allen Theilen
zulassen, waren es gerade die fossilen Ueberreste der Goniferen, insbesondere ihre holzigen Stammfragmente,
an welchen sich eine neue Methode der Erforschung und kaum geahnte EigenthUmlichkeiten in der feineren, nur
dem Mikroskop zugänglichen Organisation der Pflanzen bewährten. Wer hätte geglüht, dass die in ihrem Aeussern
oft so täuschend ähnlichen, im Allgemeinen so monotonen Gestalten der Nadelbäume, selbst noch in ihren
kleinsten Formelementen Unterschiede darbieten, nach denen sich dieselben erkennen und von einander unterscheiden
lassen und dass sogar noch an ihren, der Vorwelt entnommenen Ueberbleibseln, dasselbe feine Detail
der Untersuchung zugänglich sein könnte? Die Anatomie der holzigen Axengebilde und die anatomische Unterscheidung
der bis dahin nur morphologisch gesichteten Pflanzenformen datirt von dieser Zeit her ihre sichjire
Begründung, undesist vorzüghch Göppert, der durch seine Monographie der fossilen Goniferen (I^eiden 1850)
mit beständiger Rücksicht auf die lebenden, sich auf diesem, vor ihm noch wenig betretenen Wege, unvergängliche
Verdienste erworben hat.
Die Neuheit der anatomischen Eruirung von Familien-Gattungs - und Artcharakteren ist wohl zum Theil die
Ursache, dass sie noch nichl die ihr zukommende Anerkennung allgemein gefunden hat, und dass ihre Resultate,
nicht immer congruent mit der systematischen Morphologie, wiederholter Prüfungen bedürfen. Wenn solche Dilierenzen
schon vorkommen, wo sie sich nur auf die lebenden Holzgewächse beziehen, so kann es noch weniger
betreniden, dass bei denfossilen, ¡Kein viel unvollständiger Weise uns vorliegen, Widerspruche noch häufiger stattfinden
und schwerer zu beseitigen sein werden. Auf der andern Seite darf, wenigstens bei unsern gegenwärtigen
Hülfsmittcin, die Forderung nicht so hoch gespannt werden, dass jedwede Gattung und Arl sich bis in die kleinsten
Theile auch (anatomisch) verschieden zeige müsse, dagegen widerlegtsich die Ansicht'), dass die Arten einer
Gattung sich nicht anatomisch unterscheiden, sondern eine vollständige Gleichförmigkeit der Elementarorgane
besitzen, und die anatomischen Unterschiede nicht Speeles-, sondern nur Gattungscharaktere bedingen sollen,
durch jede sorgfältige Untersuchung an lebenden sowie an fossilen Hölzern.
') Hart ig; Beiträge zur Gescliiclite der Pflanzen und zur Kennlniss der norddeutschen Braunkohlenflora (Bol. Zeitung.
1 8 4 8 . pag. 137).