inniger Zusammenhang der Darm- und Gebärmulterncrvcn hcrgestellt wird. An die iuncrc Partie des
Masldarms lässt er Nerven aus seinem plexus hypogastricus inferior gehen. Unverständlich dagegen, wie
S n ow '-B o ck sagt O'crgl. seine unten citirte Abhandlung S. 217), finde ich die Beschreibung nicht. Er
lässt den plexus hypogastricus lateral, in zwei Endgeilechlc zerfallen, den plexus hypogastricus superior,
der zuerst abzweigl und direct an die Gebärmutter geht, und den plexus hypogastricus inferior, die
Fortsetzung des Haiiplgeflcclits, welches .sich mit den Sacralnerven verbindet, dort einen Plexus bildet,
welcher mehrere Ganglien enthält und von welchem Zweige zum Cervix, zur vorderen AVand des
Uterus, zur A'’agina, zur Blase, Urethra und endlich auch Nerven zum Mastdarm gehen. — Dieser
ganze wichtigste Nervenziig ist auch auf keiner der späteren Darstellungen gut gezeichnet. Richtig
dagegen ist T ie d em a n n ’s Angabe, dass die Nerven Aas plcxiis hypogastricus superior vorzüglich an
den Hals, die Seite und die hintere AA'aiid der Gebärmutter gehen, die aus dem plexus hypogaslricus
inferior stammenden dagegen an die Seile und an die vordere AVnnd der Gebärmutter ziehen und mit
den vorigen commuiiiciren. Er erwähnt Ganglien in dem plexus hypogastricus inferior und lässt Kreuzbein
und Sympalhicusnerven gleichmässig sowohl an den Hals, als an den Körper und den Grund der
Gcbärmuller gehen. A^oii den Sacralnerven erwähnt T ied em an n nur, dass sich aus dem zw^eilen
und drillen Krcuzbciiiloch die vorderen Aesle gegen die Gebärmutter hin abzw eigen und mit dem ptexus
hypogaslricus verbinden. In der Abbildung finden sich nur zwei Stämme dargcslelll, w'as ganz unrichtig
ist; diese Partie ist überhaupt die unvollkommenste in seiner Darstellung.
Die Ovarialnerven sollen sich von den Niercnnerven abzweigen und zwar in der AVeise, dass
Nervcnfäden von beiden Nierengeileclilen her zusammenfliessen und den plexus spermaticus bilden, von
welchem sich dann einige Zw’eige nach den Ovarialgefassen begeben. Dieser ganz unrichtigen Beschreibung
enlspricht die bildliche Darstellung auf der ersten Tafel. Die von den eigentlichen Sper-
inalicalganglien abgehenden Nerven hat er mitsamml den Ovarialvencn wegpräparirl. Dadurch sind
ihm die ganzen A'crhälliiissc des Aorlenplexus unverständlich geworden. Bemerkt sei noch, dass T ie d
em an n sich für die A'^ergrösscrung der Gebärmutlernerven während der Schwangerschaft ausspricht.
L o b s te in (De nervi sympathiei humani fahrica etc. Parisiis 182 3 p. 3 1 ) folgt, wie es
scheint, hauptsächlich AA'alter, und w'o er dessen vorlreffliclier Darstellung widerspricht, geschieht es
meist am Unrechten Platze. Er beschreibt einen plexus meseniericus superior, aus dem er mit Verstärkung
durch AVurzeln aus den Lumbarganglien einen plexus meseniericus inferior oder mesocolicus
und endlich den plexus hypogaslricus hervorgehen lässt. Letzteres verbindet sich mit Zweigen aus
den dritten und vierten Kreuzbeinnerven und begiebl sich mit den Veritslelungcn der arleria hypo-
gaslrica zu dem Rcclum, dem Urclher, der Blase, dem Uterus und der Vagina. In der Gebärmullcr-
subslanz will er die Nerven, selbst mit Hülfe des Mikroskopcs, nicht haben verfolgen können.
Vom plexus spermalicus superior CP- 2 8 ), den er aus dem plexus renalis und mesocolicus entspringen
lässt, behauptet er, dass er nur Nerven zum Urelher und in die Gefässhaul der Samcn-
gefässe schicke, von denen sich jedoch keiner bis zu den Ovarien verfolgen lasse. Die Zw'cige, welche
von A V a llc r’s pleams spermalicus inferior mit den Samengefässen zu den Ovarien verlaufen sollen,
bezw’eifelt er ganz und gar. Somit heslreilct er eigcnllich die ganze Existenz des plexus spermaticus
als solchen. Aus dem Gesagten ersieht man, wie L o b s le in mit seiner Arbeit unser V>'isscn über das
Uterimiervensystem mehr verwirrt als gefördert hat.
Jetzt blieb für lange Zeit die Frage über das Verhallen der Ulcrinnerven eine offene. In den
meisten Lehrbüchern der Geburtshülfe dieser Zeit wurde jedoch die T ie d em a n n ’schc Darstellung
zur Grundlage genommen Cvergl. B u rn s , Handbuch der Geburtshülfe, heraiisgegeben von K ilian .
Bonn 1834 S. 5 4 ) , oder man confundirle die einzelnen Darstellungen, wie die B o iv in CHandbucli der
Geburtshülfe, übersetzt von R o b e r t. Kassel 1829 S. 81). Hauptsächlich aber wurde nun andauernd
behauptet, dass die Kreuzbeinnerven zum Mullermund, die Nerven aus dem Sympathicus zum Muller-
grund gingen; auf welche Auclorität geslülzt, weiss ich nicht anzugehen.
Neue Präparationeii solieiiien in dieser Zeit nlclil slallgcfundcn zu iiaheii und ganz bekannle
Analomen hallen, wie L e e erzählt, nie ein Präjiarat der Uterinnerven gesehen.
Erst in dem Atlas, welcher J839 als Zugabe zu dem Biiciie 3 1 o re au ’s „traité pratique des
accouchemens“ erschien, -iliidet sich auf Taf. 25 eine neue Darslellung der Nerven der scJiwangcrcn
Gcbärmuller nach J a c q u em ie r , welche auch in dem Lelirbuclie der Geburlshülfe von K r a u s e vcr-
klciiierl wiedcrgegehen isl. Auf dieser im Ganzen hübschen Abbildung fehlen aber ebenfalls, wie bei
T ie d em a n n , die auf der Aorla hcrunlcrlaufcndcn Nervcnzügc. Es fehlt der Ziisammeiihang mit den
Ovarialnerven und die Ganglienmasscn auf dem oberen Theil der Scheide, an deren Stelle sich nur ein
gellechlartiges Nervengewebe findet. Die Yerzw'eiguiig der Nerven an der GehärmuUcr ist cnlschicden
schemalisch dargeslellt. Nur in einem Punkt unterscheidet sich diese Darslellung von der T ie d c -
m a n II ’ sehen, der sie sonst in allen Hauptsachen gleicht, sie lässt irrthümlicherwcise aus den Kreuzbeinlöchern
dicke Neiwenzügc direct in die Gebärmutter treten. Elw^as Neues und Richliges dagegen
bringt sie nicht.
E n d e des J a h r e s 1 8 3 9 llie i llc R. L e e C E h ilo s o p h ic a l T r a n s a c t io n 18^12. X I.
An appendix to a paper on the nervous Ganglia o f the uterus with a further account o f the
nervous structures o f that Organ with plate X IV ) mil, dass er im Jahre 1838 unter dem
Peritonealüberzug des Uterus mehrere Nervenplexus gefunden habe, welche mit den spermatischen,
hypogasirischen und Sacral-Nerven in A'^crbindung ständen. Da er jedoch keinen überzeugenden
Nachweis, zumal keinen mikroskopischen, über die w'ahre Natur dieser Gebilde brachte, so
glaubten andere Analomen, dass er elastisches Gewebe oder muskuläre Platten des Ulerusgewcbcs
präparirl habe. A'^on seiner Meinung wurde L e e aber dadurch nicht abgebraclil und vorzüglich deshalb
nicht, w^eÜ die Gewebszüge, die er für Nerven hielt, sich mit den Arterien am Uterus verzweigten,
ein A’’erliällniss, welches nach seiner Meinung sonst nirgends bei elastischem Gewebe oder Muskelfasern
beobachtet würde. Bei der Fortsetzung seiner Untersuchungen entdeckte er 1841 grosse Ganglien
am Hals der Gebärmutter, deren Beschreibung er ebenfalls in den Philosophical Transactions
C1841. X V I I I p. 269. With plates X X V I 4’ X X V I I ) gab. Ausserdem erschien noch ein besonderes
AVcrk: The anatomy o f the nerves o f the uterus. London 18^H, welches mir nicht zugänglich
W'ar. Den Ursprung der Uleriiinerven berührte L e e bei diesen Unfersucbungen nur kurz und
er scheint dabei I lu n l e r zu folgen (Aufsatz 1842 p. 175). Er beschreibt zwei Nervenzüge: ,
J) Die P l e x u s a o r t i c i zu beiden Seilen der Aorla, aus denen ein Nervengeüeclil zur AA'urzcl der
Arl. mescnlerica inferior und von da mit den Zweigen derselben zum Darm, besonders aber mit der Ilä-
morrhoidalarlerie zum Reclum verläuft. Es vereinigen sich dann beide Plexus aorlici zwei Finger breit
milcr der Bifurcation der Aorla durch ein feines Nervengellechl, llicilcn sich dann wieder in die zwei Plexus
hypogaslrici und endigen in dem grossen U le ro c e rv ic a lg a n g lio n am H a ls d e r G c b ä rm u lle r.
Dieses Ulerocervicalgaiiglioh soll eine grosse Fläche des Gcbärmiitteriialses bedecken, denn er beschreibt
cs als grösser W'ic das Semiliniarganglion. An der schwangeren Gcbärmuller beträgt sein grösster Durchmesser
olingefdhr 1^ — 2'" und es ist dann eine solide dicke Nervenmasse von wcissgelbcr bis
bräunlicher Farbe; an der nichlschwangeren Gebärmutter ist es i—V' lung. Es liegt das Ganglion
hinter dem Urclhcr, wo er in die Blase gehl, die Stämme der Vaginal- und Blasengefässe treten
über dasselbe hinweg, und eine beträchtliche Arterie tritt in das Centrum derselben ein, deren Zweige
mit den auslrclcndcn Nerven verlaufen. Die Form des Ganglion ist am nichlschwangeren Ulerus
eine unrcgelmässig dreieckige mit verschiedenen Lappen oder Zacken an Stellen, wo Nerven eiii-
trelen, cs sieht grau aus und besteht, dem Anschein am scliw'angeren Uterus nach, aus 6 oder
7 kleinen Ganglien, welche durch Nervenstränge mit einander genau vereinigt sind. In dieses Ganglion
nun tritt der liypogaslrische Nerv, nachdem er sich ausgebreilet, in einem Plexus aufgelöst
und Zweige an den Urclhcr, das Peritoneum, das Reclum und die Stämme der Uleringefässe, aber
nicht an die GcbännuUcr abgegeben h at, an seinem oberen AVinkcl eio ; ferner treten an der hinteren
Seile Zweige des zw 'e ile n und d r i t t e n oder, wie an einer anderen Stelle gesagt wird,