M'ozu T ie d em a iin s Tafeln vielleicht mit das Meiste beigetragen haben. Letzterer lehrte aber nur
ihren Ursprung aus dem zweiten Renalganglion; die Hauplquelle der Ovarialnerven, ihr Entstehen aus
den gangl. spermaticis, übersah er. Ihr weiterer Verlauf an den Gefässen ist zudem von ihm ganz scheraa-
lisch dargeslellt, auch sichl man nicht, ob die Nerven wirklich in das Ovarium eindringen oder in dem
breiten Mutlcrbande nach der Gebärmulter ziehen. — Ebenso erwähnt L e e über den Ursprung der Ovarial-
ncrvcrigar nichts, mir S n ow -B e c k lässl, gerade wie T ie d em a n n , dieselben allein aus den Renalganglicn
cnlslehcn. Letzterer hat überdiess nur einen einzigen Nerven gesehen, der mit der Ovarial-
arterie verläuft. Erwälmenswerth möchte dann ferner nocb sein, dass J o b e r t de L am b a lle in
seiner früher erwälinlcn Arbeit auf Taf. IV einen Endast der Ovarialnerven mit der Einmündung in
das Ovarium abbildet. Alle die anderen genannten Analomen, Avelclie sich mit der Analomie des
Ulerinnervcnsystems beschäfliglcn, haben die Ovarialnerven ganz unberücksichtigt gelassen und wir
linden deshalb in den Handbüchern der Anatomie auch meist nur die Angaben T ie d em a n n ’s repro-
diicirl. Selbst L o n g e t, der doch das Nervensystem ziemlich ausführlich beschrcibl, erwähnt bloss,
dass sie mit drei bis vier Fäden vom Nierengeilechte ablrelen (L o n g e t II. 46G) und sich mit den
Gefässen verzweigen.
Eine sorgntllige Darslellung dieser Nervenzüge in ihrem ganzen Verlauf, wie ich sie auf Taf. IV
gegeben habe, wird deshalb wohl von Interesse sein und eine etwas richtigere Anschauung über diese
Gegend verschalTen. Die Präparalion, zumal am nichlschwangeren Gebärorgan, wo die Nerven noch
zarlcr und die Gefässe, auf \yelchen sic verlaufen, noch dünnwandiger und zerreisslicher sind, ist nicht
ohne Schwierigkeiten. Ich habe deshalb i) die Nerven an dem schwangeren Geschlechtsorgan dargeslellt
und habe, um sie deutlicher hervorlreten zu lassen, den plexus pampiniformis etwas aus einander
gezogen, in Wahrheit liegen die Nerven den Gefässen viel dichter an, als es die Abbildung darstellt.
Man ersieht darans, dass eine grosse Menge Nervenfaden von verschiedenen Gegenden zu den
Ovarialgeiilssen ziehen und sich dort in drei Hauplzüge vereinigen. Zunächst Irill vom zweiten Renalganglion
ein beträchllicher Nervenslamm*), wie es auf der Abbildung reclils der Fall ist (Taf. IV. 16),
mitunter aber aueli mehrere (z. B. links drei) auf der Ovarialvene herunter, oder er schlägt sich von
Hinten nach Vorn über die vena renalis und verläuft mit der von dort abgehenden Ovarialvene.
Weiter treten vom ersten Ovarialganglion vier bis sechs Fäden quer herüber nach den von höher
herabsleigendeii Gefässen und verbinden sich mit den von den Renalganglien herkommenden Nerven
zu einem plexusarligen Geliecht, meist an der Stelle, wo der erste Seitenasl in die Ovarialvene einmündet.
Auch wohl vom oberen Ende des zweiten Spermalicalganglion betheiligen sich zwei bis drei
Nerven an diesem Geflechl. Der grössle TlieU der Fäden des zweiten Ganglion aber schickt seine
Nerven (drei bis vier) an einer tiefer gelegenen Slelle zu den Ovarialgefassen, wo sie sich unter Bildung
eines zweilcn grösseren Geileclites mit den vorerwähnten Nerveiizügen vereinigen. Kleinere
nnd grössere Ganglien3) sind in diese Netze eingeslreut, aus welchen sich, für eine kurze Strecke,
drei einfache Nerven bilden, die sich jedoch bald wieder vielfach spalten und verbinden, in diesem
drillen Netz wieder einige Ganglien enthalten, sich aber endlich wieder in der Nähe des Ovariums
in drei Hauptbahnen vereinigen. Jede derselben bat dann ein anderes Ziel, welches sie unter
neuen Spaltungen erreicht. Der äussersle Zug, d. h. der, welcher nach dem Ansatz des Musculus
1) Die P rä p a ra tio n en n icht Schwan g e re r w aren nicht so g e lu n g en , die Nerven w a ren v ie l z a r te r und d e r Unterschied in
d e r Massenentwickelung g eg en ü b e r Schwangeren seh r deu tlich . — Be i neu g eb o ren en Kindern kann man die Hauplzüge leicht
d u rch das Peritoneum seh en ; man e rk en n t die einzelnen Ganglienanschwellungen dann so g a r rech t deu tlich ; k la re r word en die
V erh ältn isse nocb, wenn man die B lä tte r d e r b reiten Mu lterbänder a u s einander zieht.
2) Die A ngabe H y r t l ’s , d a ss den Ovarialnerven Fäd en aus dem Nerv. spermaC. extern, beigemischt w ä ren , kann ich
wenigstens beim W e ib e durchaus nicht bestätigen.
3 ) Diese Ganglien finde ich n irg en d s e rw äh n t, von einigen Anatomeu w erd en sie so g a r bestimmt geleugnet.
attrahens iuhae i) an das äussere Ende des Ovariums verläuft, gehl in das äussere Ende des Fleder-
raausflügels und das äusserste Ende der Tuba. Der initiiere Zug spaltet sich i Zoll vom unteren
Rande des Ovariums entfernt in zwei Haupläste, von welchen einer die äussere, der andere die innere
Ilälfle des Ovariums mit Nerven versiebt. Jeder dieser letzteren giebt dann wieder, während
er schräg nach Innen verlaufend an das Ovarium herantrilt, anfangs längere, dann immer kürzere
Zweige ab, welche in spitzen Winkeln von ihm ab - und in fast rechten an das Ovarium
herantrclcn. Diese letzten endlich bilden nochmals sehr spitze Bifurcationen, die mit den Gc-
fässen in das Stroma eindringen. Es sind das ausserordentlich zarte Zweige und um sie darzustellen,
muss man die zahlreichen Gefässgeflechle dieser Gegend sehr vorsiciitig ans einander ziehen,
was selten ohne Abreissen einiger derselben möglich wird. Ihr weiterer Verlauf nach dem Einlritt
in den Hyliis des Ovariums isl unbekannt. Der dritte und innerste Nervenzug, d. h. der nach dem
Ulerus zu gelegene, verläuft mit dem Theil des Venengeflcchls, welches sich nicht nach dem Ovarium,
sondern nach der Seile und dem Grunde der Gebärmutter begiebl. Ein Tbeil dieser Nerven tritt
etwas nach Vorn und Oben von dem Ansalz des l/g. ovarii in Verbindung mit den Uteriniierven und
zeigt dort ein ziemlich beträchtliches Ganglion *). Ein anderer Thcil tritt direct auf die vordere Fläche
des Grundes der Gebärmutter, indem er die Tubeninsertion umgreift. Ausserordentlich zarte Fäden
laufen überdiess noch mit Venen, welche die breilen Multerbänder durchsetzen, auch an tiefere Stellen
des an den Seilenrändern der Gcbärmuller verlaufenden Nervengellechts. Alle diese Ovarialnerven
sind nicht platt wie die Nerven des plexus uterinus, sondern es sind runde, sicli auf ihrem Wege
durch die breilen Multerbänder fast gar nioht verjüngende Stämme.
Die S a c ra ln e rv e n .
Wie man aus dem im Eingang gegebenen Referate der Unlersucbungen früherer Anatomen ersieht,
kannten dieselben die von den Kreuzbeinnerven zur Gebärmutter tretenden Fäden nicht (H u n te r ,
L o b s le in ) ; und merkwüriger Weise läugnet auch L o n g e t dieselben noch vollsländig, trotzdem,
dass W a l t e r und T ie d em a n n sie schon nachgewiesen und abgebildet hallen. Seitdem man durch
letztere mit denselben bekannt geworden war, wurde diesen Nerven dann sofort durch eine Hypothese der
untere Theil der Gebärmutler und vorzüglich der Scheidcnlheil als Verbreilungsbczirk zugewiesen und
durch eine zweite wurden sie für die sensibeln Nerven der Gebärmutter erklärt. Diese Theorie hat
sich bis in die Jetztzeit erhalten, denn wir finden sie z. B. bei D u b o is. Was an der ersten Behauptung
Wahres isl, wird die folgende anatomische Beschreibung ergeben; die zweite kann nur durch
das physiologische Experiment entschieden werden, und was man in dieser Hinsicht bis jetzt weiss,
spricht nicht sehr dafür.
In den meisten Handbüchern der Analomie finden wir gewöhnlich die Angabe T ie d em a n n ’s re-
producirt, dass zwei bis drei feine Fäden aus dem dritten und vierten Sacralnerven nach der geüechl-
arligen Ausbreitung Ireleii, welche die plexus hypogasirici auf dem oberen Thcil der Scheide bilden.
T ie d em a n n bildet auf Tafel II zwei solche Nervenstämmchen von i Zoll Länge ab. Auch L e e
stellt nach einem sehr unklaren Präparat, wie mir scheint, die Verhältnisse ähnlich dar, während sein
Nachfolger und Kriliker S n ow -B e c k (Phil. Irans. 1 8 4 6 pl. 1 2 ) ausserordentlich verwickelte und
zartnervige Gcilechle von den genannlen Kreuzbeinnerven ablreten lässt. Die erstgenannten Anatomen
haben nun entschieden diese Gegend 'sehr wenig sorgfältig präparirl; T ie d em a n n hat schemalisirl,
1) D ie ser Muskel is t g e rade in diesem P r ä p a r a t ungewöhnlich s ta rk entw ick e lt und ersch ein t a ls eine b a ndartige F o r tsetzung
des äu sseren Ovariumendes, welche sich an die u n te re S e ite des T u h arendes ansetzt.
2) L e e b ild e t a u f Taf. XIV an d ie ser Stelle ein au ssero rd en tlich grosses Ganglion ab, dessen Dimensionen ich n ich t bestätigen
kann, dessen Begrenzung a b e r auch a u f se in er Abbildung nicht deutlich ist.