Accuralcsse und Sorgfalt der Präparalloii, als der bildlichen Ausführung. Es ist hei Weitem die beste
Darstellung des Sympathicus von den mir bekannten und, was speciell die von den Kreuzbeinäslen und
den Spermalicalgaiiglicn zn den weiblichen Genilalien gehenden Nerven betrifft, die beste und richligslo
der bisher geliefcrlcn. Diese Tafeln sind ganz anderer Art, als alle früheren, denn sie haben nichts Schematisches
an sich, sie sind richtiger, als die späteren, so oft rcproducirteii T ie d em a n n ’schcn Tafeln
und richliger als alle neueren. Nirgends zeigt sicli elwas Willkürliches und schon eine oberllächliche Bc-
Irachlung überzeugt von ihrer Treue. Es ist überdiess die erste Darstellung, auf der die Geschlecbls-
organo in ihrer nalürlichcn Lage und in Verbindung mit dem Becken und den Untcrleibsorgaiien gegeben
sind. — Leider scheint die Arbeit nicht allgemein bekannt geworden zu sein, obgleich sic T ied em an n erwähnt.
Zu bedauern ist es, dass der Plexus aorticus und vorzüglich der hypogastricus nur unvollkommen
dargestellt ist; zumal aber felill der Verlauf der Nerven an die Gebärmutter und nach den Ovarien. —
» ' a l t e r ist endlich Jep Erste, welcher ein seitliches Ganglion am Gebärmutlerhalse darstellt. Ich
werde mich wiederholt auf diese schöne Darstellung der Kreuzbeiniicrven und Speruialicaliiervcii
beziehen.
H u n te r giebt in seiner bekannten Beschreibung der schwangeren Gcbärmuller CW* H u n t e r ’s
anatomische Beschreibung des schwangeren menschlichen Uterus, herausgegehen von F r ori e p 1802 S. 27),
die in vieler Beziehung bcmcrkenswerth ist, eine Darstellung der Gcbärmulterncrvcn, bei der die Kreuzbeinnerven
aber leider übersehen sind. Er behauptet, dass die Nerven des Ulcrus alle aus den Intercoslal-
nerven entsprängen, dass sie mit den Blulgefässen einerlei Lauf hallen und dass man daher auf jeder Seite
einen plexus spermaticus und einen plexus hypogastricus finde. Alle Gebärmiiüernerven sind nach ihm
hauptsächlich Zweige zweier dicken Fäden der inlercoslalnerven, welciie vor und zu beiden Seiten der
Aorta fast ebenso in den Unicrieib berabsteigen, wie die Stämme der Iiitercoslalnerveii zur Seite und
hinter der Aorta herabziehen. Diese zwei, zu beiden Seiten der Aorta herunlergchenden Stränge entspringen
aus dem Ganglion semilunare und werden überdiess noch in ihrer ganzen Länge durch
Fäden, welche aus den Inlercoslalnerven zutrelen, verstärkt. Dagegen geben sie aber Nvieder Nerven an
das Nierengeflecbl ab, aus welch’ lelzterem rechlerseits der ptexus spermaticus entspringt. Linkerseits
dagegen wird derselbe direct von den an der linken Seile der Aorta lierunterziehenden Fäden
abgegeben. Auf der Thcilung der Aorla vereinigen sich nun diese beiden Stränge und bilden ein
Geßecht, welches sich bis zum unteren Theil des fünften Lendenwirbels herab erstreckt und
aus dem zwei Aesle bervorgehen, die neroi hypogaslrici. Jeder nercus hypogastricus Iheill sich dann
mit der gleichnamigen Arterie in eine hintere und vordere Portion; die Liniere geht an den Masldarm,
die vordere, die zugleich die grössle ist, geht mit der arleria uterina in den Uterus und die Vagina
und zerlheilt sich, an diese Organe herangctrelen, in viele Aesle, die sicli wie die Stäbe eines Fächers
ausbreilen. Mil sehr vielen commiinicirendcn Nebenzweigen verbreitet sich das Nervengeflecht über
die ganze Seite des Uterus und der Vagina. Die obersten Zweige laufen zwischen den Lamellen
des breilen MuUerbandes gegen den Multergrund in die Höhe, die mittleren laufen in mehr borizon-
lalcr Richtung gegen die untere Gegend des Uterus, und die untersten laufen an die Seile der Vagina
hinab. Die g r ö s s l e Z a h l d ie s e r N e rv e n ä s tc h e n g e h t a b e r n a c h dem M u tte rm u n d und
den b e n a c h b a r te n T lie ilc n des U te ru s und d e r V ag in a .
Ucbcrdiess berührt I lu n l e r noch einen Punkt, der seitdem vielfach behandelt worden ist, er
glaubt, dass die Gebärmuttcrncrveii während der Schwangerschaft an Grösse zunelimen, olme jcdocli
bestimmte Beweise dafür zu bringen. J o h n H u n te r dagegen behauptet sclioh bald nachher das
Gegenlheil. Beide aber hinleriiessen keine Präparate, die uns weitere Aufschlüsse geben konnten. Er-
sterer scheint nur die Nerven des schwangeren Uterus präparirl zu liaben.
Diese Darstellung des Ursprungs der Ulerinnerven vom Sympathicus und ihres Verlaufs ist ia den
allgemeinsten Umrissen ganz richlig, auch ist die Art ihres Eliitritls in die Geschlechtsorgane besser,
wie in vielen späteren D.arslellungen beschrieben. Vorzüglich bemerkenswerlh aber scheint es mir,
dass schon H u n te r vom Sympathicus aus Nerven sowohl zum Muttermund, als zum Multergrund
gehen lässt, entgegen der später so häufig ausgesprochenen und wie ein Dogma fortgeschlepplen Behauptung,
dass der Sympalliicus sich mir am Körper und Grund der Gebärmutter, verzweige. —
J . F. 0 s i a n d e r (Sohn) (CommenlaÜo anatómico -physiologica qua edisserata ulerum nercos habere
in cerlamine literario a medicorum ordinc praemio ornat. Goelling. 1 8 0 8 ) glaubt, dass Nerven in der
Gebärmutter vorhanden sind, hat sie aber nicht gesehen. Es ist also durch seine gekrönte Prcissclirift
so gut wie niclils herausgekoiniucn.
F. B. O s ia n d c r CValer) CHandbucli der Enlbindungskuiist 1818 Bd. 1 S. 172) hält die Gebär-
niulternerven trotz der genannlcii ziemlich guien Darslelliingeii von W a lle r und H u n te r für nicht
erwiesen; ja , er bezweifelt, dass irgend ein Mensch Gebärmullcrnerven gesehen habe und bekrillclt
speciell die Darstellung W a l t e r ’s, indem er sagt (^S. 172): „Ich selbst, wie Andere, durch Aiictorität
angesehener Gelehrten getäuscht, habe in vorigen Zeilen angenommen, dass sich überall in der menschlichen
Gebärmutter Nerven verbreiten, weil ich glaubte, andere, bessere Analomikcr, als ich, haben
sie wirklich gesehen, z. B. II. G. R. AA'alter, der von Nerven, die zu vielen und grossen Arterien
hingeheii sollen, so bestimmt spricht C S - N o t e ) . Seit ich aber wciss, dass andere so wenig gesehen
haben wie ich, so bleibt mir nur die AYahrscheiiilichkcil, dass auch die Gebärmutter als ein empfindlicher
Theil seine Nerven habe; aber viele, und noch weniger starke, mit dem anatomischen Messer
leicht darstellbare Nerven hat sic gewiss nicht und gesehen habe ich noch keinen einzigen“. Seine
Beschreibung der mit dem Uterus in Verbindung stehenden Nerven ist sehr unklar und mir Ihcilwcise
ganz unverständlich. —
Tied em an n CEahulae nercorum uteri. Ileidetb. 1 8 2 2 ) bildete die Gebärmutlcriiervcn auf zwei
Tafeln ab, die allgemein bekannt und mehrfach copirl worden sind; ja , sic werden jetzt noch als die
beste Darstellung gepriesen, vielleicht, weil sie die letzten sind, die das Nervensystem der Gebärmutter
im Zusammenhänge und bei natürlicher Lage der Organe geben. Leider sind diese Tafeln aber nicht
so vollkommen, als so häufig behauptet worden ist und zumal kann ich bei der Vergleichung der Darstellungen
von W a l l e r und T ie d em a n n nicht recht einsehcn, warum die letztere der ersleren so
allgemein vorgezogen wird; es müsste denn der Titel des AV a ll e r ’sehen AVerkes JSerci thoracis el
abdominis Schuld darau sein, dass man in demselben die Gchärmutlernerven nicht speciell dargestellt
suchte. AYährcnd W a l l e r ausserordentlich treu ein ausgezeichnetes Präparat wiedergicbl, stellt T i e demann
entschieden kein Präparat dar, denn gerade die Einzelheiten sind falsch und nur die Darstellung
in allgemeinen Umrissen leidlich. Um dies ohne AVeileres einzusehen, betrachte man nur die
Nervenverzweigungen an der Gebärmutter und Blase auf der zweiten Tafel mit den regelmässigen Maschen
und man wird überzeugt sein, dass Nerven in der AVeise nicht verlaufen. Ebenso willkürlich
ist die Darstellung der Ovarialnerven und mancher anderer Nervenparlieen. Da diese Arbeit als die
letzte, welche die Ulerinnerven im Zusammenhang darstellt, und als die verbreitetste mir vielfach als
Ausgangspunkt der Besprechung dienen muss, so wird cs zweckmässig sein, dieselbe elwas ausführlicher
zu betrachten. — Zunächst lässt T ie d em a n n seinen Plexus uterinus magnus, das Geflecht,
welches vor dem fünften Lendenwirbel liegt und welches, wie wb’ sehen, schon H u n te r beschrieb,
mit mehreren Zweigen aus den Nierenganglien und den oberen Lumbarganglien des Grenzstrangs entspringen
^T ie d em a n n p. 9). In dieser Darstellung ist aber Verschiedenes unrichtig, denn es entspringt,
wie wU* sehen werden, der Ptexus uterinus nicht nur aus den Nierenganglieii und den oberen
Lumbarganglien, sondern aus allen Lumbarganglicn und überdiess nocii aus dem Plexus solaris, eine
Thalsache, welche, wie es sclieinl, schon H u n te r bekannt w'ar, die aber von T ie d em a n n vollständig
übersehen wurde, w'eil er die VAäirzel des auf der Aorta angeheflelen Mesenleriums, in der
diese Nerveuzwcigc verlaufen, mit w^egpräparirle. Es miisslen, sollle seine Darstellung dieser Partie
richtig sein, noch mehrfache Nervcnzügc miltcii auf der Aorla herunlerlaufcn, während er nur zwei
Stränge, die aus den Renalganglicn kommen, abbildel. —
Auch die Beschreibung des A^erlaufs des Plexus, den er plexus hypogastricus nennt, ist sehr oberflächlich;
er erwähnt nichts von seiner A'^crhrcilung in dem Mesocolon und Mesoreclum, wodurch ein
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