jedenfalls ganz unbedeutend und mil unseren Jelzigen Vergrösserungsniitleln durchaus niohl zu be-
sliiiimen.
Wir finden somit alle Elemenlc der Nervenverzweigungen, welche wir im breilen Mntlerbaiid des
Kaninchens leichl über grosse Slrccken verfolgen konnten, auch im Gewebe der menschlichen Gcbärmuller
wieder. Es nelimen die Nerven aber doch wiederholte Theilungen so ungeiiiein zarle Formen
an, dass es dadurch einigermaassen erklärlich wird, warum es bis jelzt noch nichl gelang, sie his in dio
Muskelzellen selbst zu verfolgen. Als letzte Endigung haben wir zarteste Zweige knötchenführender
Fasern gefunden, und ihren Einlrill in die »luskelzelle nachzuweisen, wird jelzl die Endaufgabe meiner
Untersuchungen bilden.
Direcle Heobachlungen über das E in d rin g e n unzweideutiger N e r v e n f a s e r n in das In n e r e
d e r M u sk e iz e lle liegen bis jelzt nicht vor. Nur ein einziger Befund, der von K le b s in seiner
schon mehrfach cilirlcn Arheit angegeben Avird, könnte allenfalls auf ein Eindringen eines Ncrvenfadciis in
die Muskelzelle gedeutet werden. K le b s sah nämlich einer Zelle einmal ein knölcheiifülirendes Fäserchen
anhaflen, Avas er auf Taf. Vi Fig 18, VirchoAv's Archiv 32, abbildet, und hüll man diese Beobachtung
mit den \on mir später zu machenden .\ngaben zusammen, so könnle seine Millhcilung.eine gewisse
Sicherheit gewinnen. Dagegen muss aber freilich auch constalirt Averdcn, dass die anheftende Faser
sehr viel dicker gezeichnet ist, als mir Eiidfasern je erschienen, dass K le b s von einem Eindringen
der Faser in die Zelle nichts sah, dass er die Kernkörpercheii gar nicht kennt, und dass er überdiess
ein solches Präparat nur ein einziges Mal erhielt. Andere Angaben über die Endigung der Nerven in
den glallen Muskelfasern sind mir wenigstens nicht bekannt, man weiss nichts davon und doch erscheint
es als ein Postulat der Physiologie, dass die Nerven in den Zellen selbst endigen müssen.
Die ungcmeiiie Zarlheit der lelzlen Nervenäslchen, Avelche Avir eben kennen lernlcn, machl cs
nun schon elwas Avahrschcinlicher, dass ein Abreissen der IMserchen bei den gCAvöIinliclien Isolirungs-
methoden der Muskelfasern Avobl zumeist erfolgen muss und überdiess gescbehen kann, ohne dass
man an der Muskelzelle Avescntlich in die Augen fallende Zeichen der Verletzung Avahrnimmt. Wie
ich erwähnte, dculeir jedoch manche Befunde auf eine innigere Verbindung der neben einander liegenden
Zellen gerade in der Gegend des Kerns. Die Zellen sind iiäiifig nur bis in Ihre Mille isolirt,
sie sind am Kern an ihrer dicksten Stelle umgebogen, eingeknickl und oft sehr deullich verlelzl,
ganz sicher die Folgen der Zerrung, die durch die Trennung zweier, an einer Slelle genauer verei-
nigler Fasern veranlassl Avurde. Dann mag AVohl auch leicht das anheflende, sehr feine, kaum mil
den slärkslen Vergrösserungen sichtbare Fäserchen übersehen worden sein, ja , ganz gewiss ist das
in den Fällen geschehen, wo es nicht frei über die Conlur der Zelle hervorlral, sondern avo es sich der
Zelle selbsl anschmiegle. Es bildet dann höchstens einen feinen Strich mil feinem Körnchen auf
deren Fläche oder deren Seile, AA'odurch ein Bild erzeugt Avird, was leicht anders gedeutet werden
oder ganz unbemerkt hlcihen kann. — Dazu kommt endlich, dass man mit den Endformen, welche
die Nervenfasern vor ihrem Einlritt in Muskelzellen annehnien, ganz unbekannt Avar.
»Venn cs daher fast wunderbar erscheinen will, dass man an den quergestreiften Muskeln,
die zudem viel häufiger, als die glatten ein Object der Untersuchung gewesen sind, so lange Zeit
die dicken Nervenendigungen hal übersehen können, so isl ein Auffinden der Nervenendigungen in
den glallen Fasern jelzt erst mit den besten optischen Ilülfsraitteln möglich geworden, mit welchen
man die ungemein zarten Formen zu demonslriren fähig ist.
Die in die Muskelfasern eindringenden Nervenenden lassen sich nun in verschiedener »Veise darslellen.
EnlAveder man benutzt sehr zarte, Avomöglicb einzellige Muskelplallcn nnd untersucht ihre
Fasern im Zusammenhang, in ihrer nalürlichen Lage, oder aber man isolirl dieselben durch Reagenlien.
Das erstere »’erfahren lässl sich hei der Untersuchung der menschlichen Gebärmuller nicht an-
Avendeii, Aveil man sich von ihr nichl so zarle durchsichligc Muskelpartiecn verschaffen kann, und
Schnitte sind dazu niclit verwendbar. Dagegen eignen sich zu einer solchen Unlersucbung vorzüglich
dio Muskelzüge der Ugamenla lala von Thieren, und zAA'ar am hesicn der äussere von der Scheide
und den Hörnern enlfernlere Theil derselben, der die zarleslen Zellenlagen enlhäll, ja, in dem sogar
an einzelnen Slellen die Zellen etwas getrennt von einander liegen, olme dass sic künsllicli aus dem
Zusammenhang gerissen wurden. Natürlich muss man aber von Pell freie Stücke Avähleii.
Man Iremil dann, wie ich schon früher beschrieb, das vordere Blall von dem hinteren und legt das
eine kurze Zeit in eine sehr verdünnte Cbroinsäurclösung. Erst nach 1 — 6 Stunden wird dann das dünne
etwas gelblich gewordene Präparat mit Glycerin untersucht, wobei man hauplsächlich die Slellen in’s
Auge fassen muss, in Avelchen die Muskelfasern am meislen zerstreut liegen. In einem solchen Präparat
kann man nun Nervcnzügc allerdings seilen über grössere Slrccken verfolgen, weil sic gewöhnlich
sehr starke »»'indimgcn zeigen und durch das nicht aufgehellle Bindegewebe zum Theil verdeckt
werden. Dagegen kann man die feinsten knölchenführenden Ncrvcnfäserchen an einzelnen Steilen
sehr gul sehen und man findet dann nicht gar selten eine Stelle, in Avclchen man den Einlrill eines
Nervens genau verfolgen kann. Ein solches Präparat habe ich Taf. Vlil Fig. 22 dargestellt, jedoch
ohne die ganze Umgebung mil zu zeichnen; die zwei Zellen, welche wir dorl sehen, sind nicht künstlich
aus einander gezogen, sondern sie lagen von Haus aus so weit enlfernl von einander. Diese
Zellen sind klein, stammen aus dem äusscrsteii Ende des breilen MuUerbandes einer riichlschwan-
geren Gebärmutler des Kaninchens und zeigen Kern und Ivcrnkörperchen sehr deullich.
An eine dieser Zellen Irill nun eine knöfchenführcnde Endfaser heran, bildet noch unmittelbar
vor ihrem Eintritt in die Zelle eine kleine AnscliAvellung und theilt sich hinler derselben in zwei unter
spitzem »Vinkel aus einander Avcichende Fäserchen, welche dann in die Zelle und den Kern bis zu
den Kernkorperchen Vordringen. Jedes dieser Fäserchen endet schliesslich in einem der zwei Kern-
körpcrchcn der Muskelzellc. Die in diesem Präparat vom vorlclzlen Knölclicn nach der zweiten Muskel-
zello abzweigende Nervenfaser konnte ich mir bis zn ihrem Einlrill, aber nicht im Innern selbsl verfolgen,
Aveil die Zelle durch auilicgendcs freies Feit getrübt Avar und ich Iiabe dcshaili die zweite
Faser nur bis au die Zelle gezeichnel.
Aebnliche Präparate sind mm an recht durchsichligen Stellen nicht so selten zu finden. Eine
volle Beweiskraft für das Eindringen der Nervenfasern bis zu den Kernkörperchen haben dieselben
aber für sich allein nichl. Denn da die Muskelfasern hier noch von vcrsclüedeiien GeAveben umgeben
werden (Bindegewebe, elastische Fasern), da sie nichl frei sind, so Avird man immer ein-
wenden können, dass eine Täuschung vorliegen könne. Die gezeichneten Fasern könnten möglicher
»»'eise auch aussen auf den Zellen oder unter denselben liegen, sie brauchten nicht in die Zellen
einzudringen, sie könnten zufälliger »Veise an den Kernkörperchen enden, oder jenseits derselben
nur undeutlich werden. — Dann kann Avohl auch die nervöse Natur der berührten Fasern bezweifelt
werden, sie könnten für Kernfasern gehalten werden, Avie das H e n le mit den von K le b s beschriebenen
inlramusculären Fasern der Froschblase that. — Der erslere EinAvurf hal nun entschieden
seine Berechtigung, um so mehr, als es sich hier um Ohjecle handelt, die nur mil den besten mikroskopischen
Hilfsmitteln genau erkannt werden können, über AVcIche daher eine Täuschung leichl möglich
isl. ElAvas mehr Sicherheit geAvhinen Avir über diesen Punkt schon Quer- und Schrägschnitle
von Muskelzelien, wie ich solche auf Taf. VIII Fig. 22. 23. 24 dargeslellt habe; um zu einer vollen
Ueberzeugung zu gelangen, müssen jedoch nolhwendig die Fasern isolirl Averdeu, sie müssen frei von
jedem nur anhaftenden Gewebe sein. —
Der zweile Zweifel lässt sich enlschieden widerlegen, wenn man neben Chromsäure-Präparaten,
die sich nicht sehr gut zur Verfolgung der Nerven über grössere Strecken eignen, noch Holzessigpräparate
benulzt. An denselben kann man nämlich leicht dieselben knölchenführenden Fasern von dem
Kern aus his zu entschiedenen Nervenfasern verfolgen; diese geben dann einen ganz unumslösslichen
Beweis, allein diese Präparate sind nicht allzu leicht zu gewinnen; auf Taf. VHI Fig. 3 habe ich ein
solches Präparat dargeslellt. Es zweigen sich dort von breiten, blassen, nelzbildendcn Fasern blasse
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