Der Zeit nach fnilicr, schon im Jalire 1841 vcröffentlichle J o b e r t de L am b a llc in den
Comptes rend, de science de CÄcademie T. X U Nr. 2 0 vom 17, 3Iai seine Recherches sur la
disposiHon des nerfs de I'nlerus etc. Er lässt zunächst den Plexus h y p o g a s lr ic u s entstehen aus
dem Plcxiis aorlicus, Plexus meseniericus inferior und aus. Ncrvcnzweigcn, die aus dem fünflcn und
sechsten Ast des S a c r a lp le x u s hervorgehen. Von diesem Plexus hypogaslricus, dessen aniiiialo
und sympadiisclie Fasern sich so vollsländig vcriuisclicn, dass über ilircn Ursprung aucli die ge-
scliicktcslc Präparalion keinen Aufschluss geben kann, Irelcn die Gebärmullcrnerven ab und verlaufen
mil den Gefässen durcli die breiten Älullcrbänder an den Scilcnrändcrn der Gebärmiiücr. Zahlreiche
Zweige verzAvcigen sich dann oberflächlich auf der vorderen und hinteren Fläche des Ulerus und
gehen auf diesem Wege auch feine Aesle zu dem Periloneum dieser Gegend, — andere Zweige dagegen
dringen mit den Gcfiisscn in die Tiefe, gehen nach allen Seilen Aesle zu den ftiuskclplalleii ah,
die sic schräg schneiden und so eine Arl Knie mit denselben bilden. Bis zur 3Iucosa konnte J o b e r l
aber die Nerven nicht verfolgen, obgleich cs ihm bis zu einer ziemlichen Tiefe gelang. Zavci Abbildungen
stellen den A'crlauf der Nerven in der Gcbärmuller und nach den Ovarien dar. Die crslc
Tafel, welche die Nerven der sclnvangeren Gcbärmuller präparirl giebt, lässt dcu Zusanmienhang mit
den I<ù’euzbciimcrvcn vollsländig vermissen, stellt übcriiaupl iiiiveriiällnissmüssig wenige Ncrvenslümme,
ziimal am Hals der Gebärmutler dar, es ßndel sich niclils von einem gangiiöscn Plexus am Halse,
kurz, es ist der grössle Theil dieser Nervenmassen wegpräparirt, Ausserdem fehlt der Zusammenhang
dieser Nervenparlieen niil dem Aorlenplexus. Auf der zweilcn Tafel lindel sich die einzige
mir bekannle leidlicli riclilige Abbildung der Ovarialnerven, aber auch hier fehlt der Zusammenhang
mit dem Aorlenplexus, J o b e r t bchaiiplel hier zugleich, was anfangs viel Aufsehen erregte, aber
längst widerlegt isl, dass in die Yaginalportioii Nerven nicht eindrängen. Die Ausführung der Abhil-
diiiigen isl überdiess ziemlich mangclhafl, —
In dem grossen aiialomischcn Atlas L a n g c n b c o k ’s flndcl sich auch eine Tafel über Gcbärmullcr-
und Ovaricnnervcn, Tafel l i und 12 Fase. 111. Neurologie. Der Text zu diesen Abbildungen, die
mir als reine Plianlasiegcbildc erscheinen, ist so dürOig, dass man aus ihm keine Aufklärung über die
in den Zeichnungen mifgcllicillen Einzelheiten erhält und sie bleiben so vollsländig unverständlich.
Man sicht nur, dass dicke Nervenstämmc in den breiten Mutlcrbäiidern sich finden sollen, die kreuz
und (picr durch dieselben verlaufen. Von solchen dicken Nerven sah aber weder ich, noch irgend ein
anderer Unlcrsuchcr je elwas. AVahrschchilich sind Gciässe für Nerven präparirl.
L o n g e t giebt in seiner Anatomie und Physiologie des Nervensystems (übersetzt von IIe in ,
1849) Band II S. 473 auch eine kurze Beschreibung der Gebärmiillcrnervc]i, der man jedoch ansicht,
dass sic nicht auf eigenen sorgfältigen Unlcrstichungeii beruht. AA'ie schon erwälinl, leugnet er sogar
noch das Eiiilrelcn von Kreuzbeiniicrven in die Gcbärmuller.
Endlich fiiidel sich noch eine Darslellung der Cleriimerveii in dem Werk von I lir s c lif e ld und
L e v e i llé „Neurologie dcscripl. ei iconographie du système nerveux. Paris J 8 3 3 '‘. Diese Abbildung
isl ia dem Atlas von S a v a g e „Illuslralions o f Ihe surgery o f the female pelvic organs.
London 1863'^ wiedcrgegehen Avordcn. Sic enlspricht aber kaum den cinfacbslcn Aiifordcrungen
und lässt fast alle A\ichligcn A'’crIiäUiiisse unklar, da das Präparat, Avclches dem Zeichner vorlag,
nur ganz im Allgemeinen ausgcarbcilct Avar. Die Ovarialnerven fehlen, der Plexus aorlicus fclill
grossenlhcils, die Gcfässe sind alle entfernt und es kommen so ganz andere Lagerungen zu Stande,
als sie sich in » alirlicil vorfmdeii.
Ausser diesen iiionographisclicn Darslellungcn finden sich noch in einigen neueren Lehrbüchern
Angaben über die Nerven des Gesclilechlsapparats, die allerdings meist auf die genaimlen Original-
arbcilcn zurückbezogen Averdcn müssen, jedoch mitunter auch eine eigene Ansicht oder eine aus den
verschiedenen Arbeiten confnndirlc Wiedergabe bringen. So wird z. B. von L u s c h k a (Anatomie des
menschlichen Beckens S. 379) auf L e e und SnoAV-Bcck, als oh deren Arbeiten Avcscnllich gleiche
Jlcsullalc ergeben hällcn, hingcwicscii, Avas nach dem Milgclhcillcii sich jedenfalls nicht so vcrhäll;
weiter werden die blassen Nervenfaden dort entschieden für Bindesubslaiizen erklärt, es werden
die grossen Ganglienmasscn auf dem Scheidcngewölbo und am Scbeidcnlhcil nicht erwälinl. - Nerven
in dem Scbeidcnlhcil bcsläligl auch L u s c h k a , Avie es schon K ilia n Ihat, glaubt aber nicht, dass die
Nerven in das Innere der Papillen elnlrcten. —
F r e y (Handbuch der Histologie und Ilislochemie 1867 S. 385) erAvälml, dass Ganglien im
äiissern BindegcAvcbe der Gebärmulter und in der Submucosa der Scheide verkämen, nnd S. 598:
„Die Nerven des Ulerus stammen namentlich aus dem Plexus hypogaslricus, zu Avelchen die
Aesle mehrerer Sacralnerven hiiizukommen; ihre Eiidigungsweise Im Parenchym ist noch nicht cr-
millell.“
Dies sind wohl alle l ) Darstellungen der gröberen Verhältnisse des Uterinncrvensysleras, Avelche
bis in die neueste Zeit erschienen sind. Vergleicht man dieselben mit einander, so ergeben sich eine
Menge DilTerenzpunklc 2) über den Ursprung, den Zusammenhang, den Verlauf und über die »lasse
der NervcnvcrzAA'cigungen und Aveiter Differenzen über die Veränderung des Nervensystems Avährend der
Schwangcrschafl. Diese Punkte Avcrden es daher vorzüglich sein, welche wir bei einer neuen Ünlcr-
sucliung bcrücksichligen müssen.
U n te r s u c h u n g e n über das m ik r o s k o p is c h e V e rh a lt e n der Ulcriimcrven finden sich bei
Weitem wenigere. Die älteren Analomen bringen über das Nervengewebe dieser Gegend nichls oder
ausscrordenllich Weniges. W. H u n te r behauptet, dass die Nerven der Gebärmutler während der
Schwangerschail sich vcrgrössern, Avas T ie d em a n n hcsläligt. Ändere Schriflsteller dagegen, z. B.
J o h n I lu n l e r , leugnen es oder glauben, dass die Verdickung von der Vermehrung des Biiide-
gewehcs in den Nervcnslämmen herrühre. R em a k bestätigte dann 1840 Avicder (Med. Zcitun«- des
Vereins für Heilkunde in Prenssen Nr. 16 S. 73) die Beobachtung T ie d em a n n ’s und W. I lu n l e r ’s ,
Avies ferner auf eine Veränderung des Aussehens der Nerven Avährend der Schwangerschaft hin’
welche nach ihm im nichlschwangeren Zustande weisslich, im scIiAvangeren dagegen grau erscheinen
sollen. Dieses Grauwerden findet er bedingt durch eine stärkere Bemiiscliung tcnihalliger Fasern.
Endlich wies R em a k beim SchAvcin sowohl im schAvangcren, als im nichlschwangeren Zustande an
den Ncrvenslämmcii des Uterus beiderseits innerhalb der Muskelsubslaiiz des coUum uteri Ganglien
nach; die weitere Aushreilung der Nerven, die er bis in die Substanz dos Fundus der Gebärmutler
verfolgte, Avar aber gangliciilos. Bei anderen Thiercn leugnet er die Ganglien. L e e wies 1840 und
1841 auch Ganglien am menschlichen Ulerus nach, bezeichnet aber auch anderes, cnlschicden nicht
nervöses GcAvehc als ganglienhalligcs. Solche fölschlich als ganglicnhallig hezeichncle Gewebe stellen
seine Subperiloneal-Ganglicn dar. Ucbcr die kcrnlialligen oder gelatinösen Nervenfasern ist L e e daneben
noch ganz im Unklaren. Sein Nachfolger und Kriliker, S n o w -B e c k , unterscheidet doppelt-
conlurirle und gclalinosc Fasern genau, kennt überhaupt die mikroskopischen Verhällnisse besser be-
haujilel aber, dass Avährend der Schwangerschail sich das Nervensystem der Gebärmutter in keiner
Weise verändere.
Im Ganzen waren alle diese Unlcrsuchungen keine eigcnllich liislologischen. Der Erslc welcher
die Textur des Glcriimcrvensyslcms durch eine sorgfällige uiikroskopischc Unlcrsuchung gründlich
aufzudecken suchle, war P. K ilian . Seine Arbeil Cüie Nerven des UlerusJ erschien im X Bande
der Zclsclmfl f. ralionclle Med. 1851. In ihr bespricht er zuerst den Ursprung der Utcrinnerven Da
1) Nur rw e i Arb c ilcn liabo ich mir nlcM verschulTca k ö n n e n , die ven H a c k e r und von S w a n n , eio scheinen je d o ch
he.no besonderen Re sn ila to au e n lh a ltc n , da ich sic n irg en d s , s e lh s l a lch t in den s ,S te re n engliechon B n rs te lle n scn e itir t linde.
2) J ed en fo lls kann ich nicht mit K e h r e r e in v erstan d en s e in , d e r g a n i b e frie d ig t is t ven d e r T i o d e m a n n ’achen D i r
Steilung «,id d e r atvischcn T i o d e m n n u s und S n o t v -U e c k ' s P rä i.n r.tio u e n n u r g a n s irre le v an te Untersehiode fladct.
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