die Aimtomen und Histologen von Fach die Untersuchung der die Gynäkologen hauptsächlich
intcressireiiden Organe ganz ungewöhnlich vernachlässigt. Seit fast zwanzig Jahren ist
auf diesem Gebiete nichts Zusamincnhängendes gearbeitet worden, und in allen Lehrbnclicrn
der Histologie citirt man als neueste Quelle über die Textur der Gebärmutter und speciell
über die Textur ihres Nervensystems fast stets die bekannte Arbeit F r a n z K i l ia n ’s , der
überdiess nicht Anatom, sondern Geburtshelfer war.
Dass aber eine bessere Erkeimtniss des Gebärmutternervensystems ein Bedürfniss ist,
haben die letzten zwei oder drei Jahre gezeigt, in welchen gleichzeitig von verschiedenen
Seiten die Erforschung desselben in Augrilf genommen worden ist.
Einen Beitrag zu diesen Bestrebungen, zu diesem wissenschaftlichen Ausbau meines
Faches, wollte ich in dieser grösseren Arbeit zunächst geben. Dass damit nur ein kleiner
Schritt vorwärts gethau ist, bin ich mir wohl bewusst. Die beigegebenen Tafeln, die ich
genau nach meinen eigenen Präparaten zeichnete, sind von Herrn A. S c h ü t z e in Berlin
mit bekannter Meisterschaft lithographirt und in Farbendruck ausgefülut worden. Sic
w erden den Fachgenossen vielleicht um so willkommener sein, als die letzte in Deutschland
erschienene bildliche Darstellung des Uterinnervensystems von T i e dem an n aus dem Jahre
1822 stammt und in vielfacher Beziehung unvollkommen ist.
J e n a , den 14. Juli 1867. D e r V e r f a s s e r.
Zur Gesclilclitc und Kritik der fttiiieren Arkeiten übei* die IVerven
der Gebärmutter.
Wenn wir die Arbeiten, welche w'ir über die Nerven der weiblichen Geschlechtstheile besitzen, diirch-
muslcrn, so (ritt uns die auffallende Erscheinung entgegen, dass nicht allein eine Anzahl aller, guter Dar-
slelluiigcri mehr als billig in Vergessenheit gcralben ist, sondern dass die neueren Arbeiten zum Theil
mangelhafter sind, als die älteren. So finden wir z. B. schon bei V e s a l neben der falschen Angabe, dass
die Kreuzbeinnerven zum Cervix, die sympaüiiscben Nerven zum Multergrund gehen, doch die richtige,
dass die Gebärmutter Iheils von den Kreuzbeinlöchern, Iheils vom Sympathicus her mit Nerven versorgt
werde; und von seinen nächsten Nachfolgern: E u s ta c h iu s , R e g n e r de G r a a f , W H is s iu s , H a ll
e r , AValler, wird diese Angabe bestätigt. Von neueren Anatomen dagegen, zuerst von I lu n l e r , dann
herunter bis zu L o n g e t, zumal von Franzosen, wird diese Behauptung entw’cder bezweifelt, oder geradezu
als falsch bezeichnet, so dass noch bis in die neueste Zeit herein, wenn auch nicht in Deutschland,
doch in Frankreich in den Lehrbüchern der Geburlshülfe der Ursprung der Uterinnerven allein aus dem
Sympathicus liergeleitet wird. ~
Bei E u s ta c h iu s (Tabulae anaiomicae. Amsid. 1722') finden wir schon einiges Detail. E r beschreibt
die von den Lumbarganglicn abgelienden Wurzeln, die sich mit dem liypogasirischen Geflechte
vereinigen und an der Seite des Uterus mit den Kreuzbeiniicrven in Verbindung treten.
R e g n e r de G ra a f COpcra omnia. Amstd. 17 0 5 J verfolgte die Nerven bis-ln den Uterus, namentlich
auch bis in die Ovarien, Tuben und breiten Miilterbändcr. Die Darstellung ist aber ganz schematisch
und schlecht aiisgefülirt. Die in den breiten Multcrbändern dargcstcllten Züge sind jedenfalls Muskelfasern
und nicht Nerven. Die Beschreibung ist noch dürftiger (^p. 188).
W i lis s iu s (Ccrebri nercorumque descn'pdo. Gcnev. 1 6 8 0 ) beschrieb zuerst, aber nicht ganz
richlig den Verlauf der Ovarialnerven.
H a ll e r (Elemenla physiologiae. Laus. 1778. Tom.V Il Ub. X X V I I I p. 1 3 6 ) lässt mit Unrecht die
Ovarialnerven nur aus dem plexus renalis und aus einem Aste des Grenzslrangcs entspringen, ühnlich
W'ie cs T icd em an n später that. — Den Plexus aorUcus lässt er rlcliligcr, als es später geschah, aus dem
plexus mesocolicus, dem Grenzslrange und dem plexus spermaticus entstehen. Die Beschreibung der
Kreiizbeinncrvcn ist sehr dürftig und nicht richlig; keine Abbildung.
Alle bisher genannten Autoren, denen vielleicht die ganz rohe Darstellung von V ie u s s c n s h in zuzufügen
wäre, geben nur oberflächliche und schlechte Abbildungen, die an sich schon deutlich ihre Un-
zuvcrlässigkeit zeigen und die nach unseren jetzigen Ansprüchen nicht brauchbar sind. Nach diesen Tafeln
sind daher die Behauplungen der genannten Autoren von wenig Belang. Erst die nun folgenden Darstellungen
sind gut ausgclührt.
W a l l e r (Tabulae nerc. Ihorac'ts et abdominis. Bcrolini 1 7 8 3 ) giebt auf mehreren Kupferlafeln
eine ganz vorzügliche Darstellung der Brust- und Unlerlcibsncrven, vorzüglich sowohl in Bezug auf die