Ueber den Ur sp ru n g der Uterinnerven.
ÄnaloiiHScli lässl sich der Ursprung i) der Uterinnerven auf ganz beslimmte Gegenden zurückführen.
»Vollen wir zunächst die cnllegenslen Bahnen besprechen, so müssen wir zurückgehen in
ziemlich weile Entfernung 2), ;zuni Ganglion solare dexlrum et sinislrnm, dem grossen Sammelpunkt
sympathischer, die Ahdominalorgane versorgender Nervengeflechte. Nur die von oben und seitlich in
das genannte Ganglion einslrahlenden Nerven: vagus, phrenicus, splanchnici mwü Aev Plexus aortie.
Ihoracicus könnten noch weiler zurückliegende, zu den Geschlechtsorganen ziehende Nervenbahnen
enthallcii, und obgleich dieses nach unscrm jetzigen Wissen niclit festgeslelll ist, so habe ich doch die
Eintrillsslellen derselben genau untersucht und will sie der Vollständigkeit halber mit erwähnen.
1. E i n t r i t t d e s v a g u s in d a s g a n g lio n co e lia c um .
Unter Bildung zahlreicher Gellechlsvcrhindungen laufen bekannliich beide Vagi rechts und links
neben dem Oesophagus herunter in die Bauchhöhle und bilden an der vorderen und hinteren Wand des
Magens den Plexus gaslricus anterior und posterior. Von dem Plexus gastricus posterior, der vorzüglich
vom rechten, hinten um den Oesophagus nach links herumlaiifenden Vagus gebildet wird und
dem schon sympathische Fasern beigemisohl sind, tritt nun ein Nervenzug an den inneren Winkel des
Ganglion semihmare sinister (vergl. Taf. I. Nr. 11). In das rechte Ganglion semilunare sicht man
keine Vagusfasern cinlreten; wahrscheinlich gehören diese durch das Ende des Vagus dem Ganglion
zugeführlen Fasern alle dem Sympathicus an. Ein Theil des Vagusendes gebt sogar unmittelbar, wie
die Präparalion deutlich nachweisen kann, in den von dem Ganglion coeliac. sinistr. ablrelenden und
auf der Aorla hcrunterlaufenden Nervenzug über, welcher in entschiedener Beziehung zu den Geschlechtsorganen
steht (Taf. I. Nr. 10, 19). Es ermöglicht daher die anatomische Anordnung es recht
W ü h l , dass der Vagus einen Einfluss 3) auf die Geschlechtsorgane ausühen könnte, allein wahrscheinlich
gehören diese Endzweige des Vagus dem Sympathicus an. Hierzu mischen sich nicht selten Fäden,
die auch wohl isolirl auf der Aorta herunter in das Ganglion coeliac. laufen, welche aus den Nervi
cardiacl und aus Zweigen der oberen Brustganglien stammen, Plexus aorlicus Ihoracicus.
2. E i n t r i t t d e s P h r e n i c u s in d a s ( r e c h t e ) G a n g lio n c o e lia c um .
Der rechte Zwerchfciincrv durchbohrt das Zwerchfell und bildet an der unteren Seite desselben
unler Aufnahme von Fäden des rechten phrenicus ein Gellecht, in welchem gangliöse Anschwellungen
liegen. Von einem solchen Ganglion treten dann ein Paar Aesle an den oberen Rand des rechten
Ganglion coeliac., wie cs auf Taf. HI. Fig. I. Nr. 1 dargeslellt ist. Meist ist jedoch dieser Verbindungsast
nicht so stark, als er hier gezeichnet ist. Von einem Einfluss des phrenicus auf die Ge-
schlechlslheile isl, soviel mir bekaimt, nie die Rede gewesen.
1 ) Durch d a s p h ysiologische E x p erimen t lä s s t sich dagegen n a chw eisen , dass noch h ö her ge leg en e N erv onpartieen Reize
z a dem Gobäro rg an leiten, so die medulla oblovgata und d a s cerevellum (B u d g e , V a l e n t i n , K i l i a n ) , die Vie rh ü g e l ( K ö r n e r ) .
2) T i e d e m a n n 's Tafe ln ste llen die L’te rin n erv en im Zusammenhang mit dem üb rig en N ervensystem , a b e r n u r b is zu den
R en alganglicn d a r, und machen g lauben, dass sie aus diesen ih ren Ursp ru n g nähmen. F a s t a lle an d eren Anatomen iiahen sie
n ich t einmal b is dahin v erfolgt.
3 ) Bek an n tlich Lat K i l i a n (Z eits ch rift f. r a t. Med. II. F o lg e Bd. 2) fü r den Vagus beh au p te t, dass e r einen motorischen
Einfluss a u f den Ute ru s üb e und h a t d u rch eine Reihe von Ex perimenten cs fe stzu ste lle n ve rsu ch t. W ah rsch e in lich w u rd e d e rs
e lb e d u rch sp o n tan e Contractionen g e täuscht, wenigstens h aben die Untersuchungen v on S p i e g e l b e r g (H o n l o und P f e u f f e r
Zeitsch r. fü r ratio n elle Medicin UI. Reiho Bd. 2) und mir (Jen a isch e Zeitsch r. Bd. I. S. 136) ein d urchaus n eg ativ e s R e su lta t gegeben.
3. E i n t r i t t d e r n e r v i s p la n c h n ic i.
Bei Weitem wichtiger als die bisher genannten Verbindungsglieder der Bauchganglien mit den
höher gelegenen Nervenparlieen sind die nervi splanchnici. Während für jene der physiologische Einfluss
fraglich bleibt, ist für diese mit Bestimmtheit nachgewiesen, dass sie wesentlich auf den plexus
solaris und die Untcrleibsorgane influiren l). Gewöhnlich scheidet man die splanchnici, wie mir scheint,
ziemlich willkürlich in einen major und minor, ebenso gut könnte man, zumal linkerseits, drei annehmen.
Sie sollen sich angeblich dadurch unterscheiden, dass der splanchnicus major an den plexus solaris,
der splanchnicus minor dagegen an die ganglia renalia geht. Linkerseits inserirt in der Thal der
splanchnicus minor nur an die ganglia renalia, dagegen trilt auf dieser Seite ein splanchnicus medius
noch zugleich mit dem major an das gangllum coeliacum sinistrum (vergl. Tafel 1). Rechterseils tritt
sowohl der splanchnicus major als minor in das ganglium coeliacum ein.
a) Der splanchnicus major der linken Seile entspringt vom fünften bis neunten Ganglion des
Grenzstranges, manchmal auch aus den Verbindungsslrängen seiner Ganglien, mit vier oder fünf Wurzeln,
welche weiter nach unten immer länger werden. Dieselben bilden etwa auf dem neunten Brustwirbel
einen einfachen, ziemlich dicken runden Stamm, welcher zwischen den inneren und mittleren
Zwcrchfellschenkeln nach unlen und innen läuft, sich vor seiner Insertion am äusseren, oberen Winkel
des ganglium coeliacum sinistrum wieder verbreitert und einzelne Zweige gesondert noch weiter zu
dem ersten Renalganglion ziehen lässt (Taf. I. 7).
h) Der splanchnicus medius der linken Seite stellt eigentlich nur eine Verstärkung des splanchnicus
major dar. Er entspringt vom zehnten und elften Bruslgaiiglion des Sympathicus, läuft in weniger
spitzem Winkel als der major nach unten und innen über den elften und zwölften Brustwirbel und
setzt sich da, wo ein Theil der Fäden des splanchnicus major an der Ecke des ganglium coeliacum
sinistrum vorbei nach dem ganglion renale prlmum zieht, an denselben an 2). Auf seinem Laufe tritt
der Splanchnicus zwischen dem inneren und äusseren Zwerchfellschenkel durch und läuft über die Aorta.
c) Der splanchnicus minor der linken Seile entspringt aus dem zwölften Bruslganglion des Sym-
palliicns, läuft über den inneren Zwerchfellschenkcl zu den Renalganglicn, es steht derselbe somit in
gar keiner Verbindung zu dem ganglion coeliacum.
Rechlerseits giebt es nur zwei nervi splanchnici. Der major entspringt vom sechsten bis elften
Grcnzslrangganglion, meist mit vier Wurzeln, die ebenfalls nach unten länger werden. Erst auf dem
zwöltten Brustwirbel bildet er einen einfachen Stamm, Avelchcr fast quer nach innen zieht und sicli
kurz vor seiner Insertion in das ganglium coeliacum dexlrum in verschiedene Zweige aufiösl. Einige
derselben ziehen zu den Renalganglicn. Der stärkste Ast gehl in den äusseren Winkel des ganglium
coeliacum, welches unmittelbar vor dem inneren Zwerchfellschenkcl gelagert ist (Taf. H. und Taf. HI.
Fig. H. 1, 3, 4).
Bei Thieren ist die Lage dieser Ganglien ganz dieselbe. Von P flü g e r^ ) und B u d g e t) ist eine
anatomische, für Vivisection berechnete Beschreibung dieser Gegend vom Kaninchen gegeben, so dass
es überflüssig wäre, darauf eiiizugeheii; die splanchnici können demnach von der Bauchhöiile aus blos-
gelcgl werden, nur muss man die inneren Zwerchfellschenkel einschncidcn.
Physiologische Dcmerkiiiigcii.
Nach dieser Betrachtung der anatomischen Verbindungen, welche das ganglion coeliacum mit höher
gelegenen Theilen des Grenzslrangcs, des Rückenmarks, der medulla und des Kleinhirns eingeht, wird
1) P f l ü g e r , Uober das Hot 1 fü r dio p e ris fa ltisch en Bewegungen d e r Gedärme. Berlin 1857.
2) Diesen constantcn Verbindungszweig zwischen Ganglion coeliac. und Ganglion renale nen n t W a l t e r IServus renalis.
3 ) P f l ü g e r , Uober d a s llommungsnervonsysteni fü r die p e ris taltisch o n Bewegungen d e r Gedärme. Be rlin 1857. S. 33.
A) B n d g o , Verhandlungen d e r Leopold in isch -C aro lin isch en Akademie Bd. 27 S. 267, mit Abbildung.