es isl das leider auch von meiner Seile geschehen, denn jedenfalls wäre es besser, die allen Bczeich-
mmgcu beizubchaUcn; so entspriciil z.B. mein früheres Ganglion uterinus dem Spermalicalganglion u.s. w.
Der Ursprung, der Verlauf, ja die Anordnung der Züge ist bei Thieren fast dieselbe, nur etwas
abgeänderl nach der Geslalt des Organs. Der einzige Unterschied möchte das sein, dass die Ganglienmasscn
am oberen Ende der Scheide bei den meislen Thieren mehr aus einander gezogen sind. So
erscheinen beim Kanmchcn neben einem grösseren Ganglion eine Menge kleinerer und dasselbe Ver-
Iiällniss kehrt beim Hund, beim Schaf und mehreren anderen wieder. Es wird deshalb wohl erlaubt
sein, RcsuHnle, welche das physiologische Experiment bei Tiñeren ergeben hal, auch für den Menschen
als erwiesen anzuiiclimcn.
P l iy s io lo ^ i s c h e B e m e r k u n g e n u l i e r «lie IVerv en « le r € ¡e s e lü e c lits o rg :m ie .
Durch K ili a n ’s physiologische Experimente (Zeitschr. f. rat. Med. Neue Folge Bd. H) war
die durch neuere Unlcrsuchungen gesicherte Thalsache gefunden worden, dass durcli Reizung des Kleinhirns,
der Medulla imd des Rückenmarks Bewegungen in der Gcbärmuller erregt werden könnten i).
Der Weg, auf welchem diese Reize in die Muskulatur der Gebärmutter gelangten, wurde jedoch von
ihm fälsclilich in den Vagus verlegt. Sieht man ab von den noch jenseits der Cöliacalganglien zurückliegenden
Bahnen, von Avclchen ich schon früher gesprochen und durcli Avelchc Reize iii den Plexus
ulerinus übertragen Averden köimcn, so giebt es augenscheiiñich nur vier Wege, auf Avelchen die Ge-
bärmullcr erregt Averdcn kann: dio Kreuzbeinnerven, den Grenzslrang, die Ovarialnerven und den
Plexus uterinus magnus. L o n g e t* ), V a le n tin ^ ), B u d g e* ), B e rtlin g ^ ) und O b c rn ie rß )
glaubten, dass durch den Sympathicus und den Ptexus uterinus die BeAvegungen vermittelt Avürdcn;
S p i e g e lb c r g 7) hielt dagegen die Rückenmarksnerven und den Grenzslrang für die motorischen
Bahnen. Direct suchten mir B e r tlin g und O b c rn ie r den Plexus ulerinus magnus zu reizen; sie
führten die Experimente aber Beide nicht exact genug aus, um unzweideutige Resultate zu erlangen.
Der Erstere drückte einfach die Eleclroden auf die Aorta auf, Ob e r u i e r dagegen stach Nadeln an
beiden Seiten der Aorla ein und setzte dieselben mit dem inductioiisslrome in Verbindung. Bei
solchem Verfahren isl man ganz offenbar nie im Stande, mit Sicherheit zu sagen, Avas man eigentlich
gereizt hal, und O b e r n ic r hat unzA\eifelhaft mit seinen Nadeln die hinter der Aorla liegenden Grenz-
slrangganglien zu gleicher Zeit mit dem Plexus uterinus erregt.
B i e F i i u c t i o n d e s P l e x u s u t e r i n u s . Ich habe zuerst durch eine isolirte Reizung
des Plexus uterinus, Avelchen ich von der Aorta bis über seine Bifurcalion hinab abpräparirte, nachgewiesen,
dass er der Bewegungsnerv der Gehärmuller ist (Jenaische Zeitschrift Bd. I: „Die Bewegungsnerven
der Gebärmulter^^). Von K e h r e r Avurdc dagegen bcliauptcl, dass durch Reizung
dieser Nervenbahnen keine Contraction in der Gehärmuller ausgelösl würde. Ich habe jedoch das
Experiment so häufig und mit so regelmässigem Erfolg, und auch nach der Veröffentlichung von
K e h r e r dasselbe von Neuem ausgeführt, dass über die molorisclio Natur dieser Nervenslämme,
zumal gegenüber einem solchen negativen Resultate, kein Zweifel sein kann. v. B e z o ld , dem
ich das Experiment schon ein Jahr vor der Veröffentlichung verführte, war so überrascht von
1) Bekanntlich h ab en dio vo n dem Sympathicus v e rso rg te n Organo des Unterleibs auch d a n n , wenn sie d n rcli Rückenmark
s fa sern in ih ren Functionen beeinflusst w e rd en könn en , doch immer cino gewisse Unabhängigkeit. Dieso A rt d e r Se lb ststän
d ig k e it so ll auch fü r den Uterus d u rch je n e Ex p erimen te n icht b e se itig t werden.
2) L o n g e t , Anatomie nnd Ph y s io lo g ie dos Nervensystems Bd. II. S. 536.
3 ) V a l e n t i n , D e fm c tio n ibm ncrvor. cerehr. p . 64.
4 ) B u d g e , Unlcrsuchungen ü b e r d a s N erv en sy stem Heft I. S. 174.
5) B e r t l i n g , Nonnulla experimenta d e vi, quam nervi in uteri contractiones exercent. Marburg. 1853.
6 ) O b o r n i o r , E x p orimentclle Untersuchungen über die Nerven d e s Uterus. Bonn 1865.
7) S p i e g o l b e r g , Z eitsch rift für ratio n elle Medicin llf . R. Bd. 11.
dem augenblicklichen Erfolg der Reizung, dass er das Experiment für das geeignetste erklärte,
um Bewegungen in Organen mit glatten Muskelfasern zu dcmonstriren. Ueberdiess liat auch
K ö rn e r (Anatomische und physiologische Untersuchung über dio Bowogungsncrven der Gcbär-
mullcr. Sludien des physiolog. Inslilnls zu Breslau. Heft H) die motorische Natur dieses Ncrven-
zuges bestätigt. Nur eine Vorsicht muss man bei dem Versuch nicht ausser Acht lassen: man dai’i
nie ein Thier wählen, dessen Gcbärmuller ganz unenlAvickcIl oder verfettet isl. — Icii halte cs demnach
für sicher bewiesen, dass diese Nerven motorische sind und glaube deshalb auch den Versuchen S p ic -
g e lb c r g ’s , nach welchen er bei Compression der Aorta Bewegungen in der Gebärmutter eintrclen
sali, ganz mit Recht einen Vorwurf gemacht zu haben, da er diese Contractionen nur mit der in
den Geschlechtsorganen entstehenden Anämie in Verbindung brachte. Uebrigens haben diesen Fehler
auch Andere gerügt, wie LudAvigl) und O b e rn ie r. Wenn aber S p ie g e lb e rg in einer kritischen
Revision, in welcher er meine Arbeit bespricht (Monatsschr. f. Geburtsk. Band 24: „Die Nerven
und die BeAvegnngen der Gebärmuller“) , jetzt gar, um seine Ansicht aufrecht zu erhallen, erklärt,
dass der ganze Plexus ulerinus ein Geliecht von Gefässnerven sei, die Kreuzbeinnerven dagegen die
BeAA'egungsncrvcn der Gebärmutter, so ist das eine neue, in der früheren Arbeit nicht vorhandene Behauptung,
die mir ebenfalls unrichtig scheint. Er sagt dort nämlich S. 14 Folgendes: „Die Ganglien
der Bauchhöhle und ihre Fäden für die BcAvegungsnervcn der Gebärmulter anzusprechen, konnte mir
deshalb nicht in den Sinn kommen, Avcil ich diese Nerven für Gefässnerven, den Sympathicus überhaupt
für einen nercus vasomotorius halle“. Ich möchte gegen diese Behauptung, die durcli keinen Beweis
geslülzt Avird, vorläufig nur erwähnen, dass sympathische ZAveige bekanntlich Bewegungen Im Magen
und Darm hervorrufen. Dass diese Bewegungen aber auch ohne gleichzeitige Compression und ohne
Blutverluste erfolgen, dass zudem bei Reizung der entsprechenden Nerven ein Blasswerdcn des Organs
erst der eingclrelenen Bewegung folgt, ist leicht und sicher zu coiislaliren. Es sind diese Nerven deshalb
Avohl raolorischo Fasern für die Muskulatur des Darmes ii. s. av. Dass der Sympalhiciis motorische
Elemente für die Organe mit glatten Muskelfasern Avirklich enthält, ist eine so bekannte physiologische Tlial-
sachc, die in jedem Lehrbuch der Physiologie sich findet, Avclchc S p ic g e lb e rg nicht wegdispuliren Avird.
Wenn S p ie g e lb e rg sich der mächtigen Geliechte beim Menschen erinnern wollte, AvcIchc auf der
Aorta herunterzichcn, so Avürdc er Avahrscheinlich schon einiges Bedenken gehabt haben, dieselben allein
für die in die Gebärrauller dringenden Gefässe zu beanspruchen. Dazu kommt aber noch, dass diese
Nerven die Geßissc auch gar nicht immer begleiten. Im Becken beim Menschen, zumal aber bei Thieren,
entfernen sich die Plexus hypogaslrici Avcit von den Iliacalgcfässcn, die sie doch wohl als Gefässnerven
begleiten Avürden. Auch in den breiten Multcrbändern und in der Gebärmuller verlaufen dieselben
wohl grösstenlheils, aber durchaus nicht immer mit den Gefässen. Ueberdiess ergiebt eine mikroskopische
Untersuchung, dass die in die hintere Muskelplalle der breilen Multerbänder vom in n e rn
ZAveig P l e x u s h y p o g a s lr ic u s emirelenden Nerven fast ausschliesslich zu den glatten Muskelfasern
gehen; nur ein äusscrst kleiner Thcil derselben geht zu den Muskcizcllcn der Gefässc. Die
Plexus ulerini magni sind daher, wie auch eine ganz directe Verfolgung ergiebt, Avirklich die BcAvegungsnervcn
der Gebärmuller, d. li. die für die glatten Muskcizellen bestimmten Incrvationsbalmen,
wofür sie übrigens die meisten Anatomen schon längst genommen haben. Was man unter Gcfäss-
nervcn versteht, sind sie nicht, oder doch nur zum kleinsten Theile.
Ob noch sensible Fasern in diesen Nerveiizügen verlaufen, das isl eine andere Frage, die ich
nicht bestimmt zu verneinen Avagc. Obgleich ich bei Abtrennung dieser Nervenbahnen nie deullicii
Schmerzcmpliiidung bei Kaninchen sab, so isl das doch noch kein BeAveis gegen beigcmischlc sensible
Fasern, da dieses Thier gerade für solche Untersuchungen ein sehr unzuverlässliches Geschöpf isl;
manchmal zuckt es bei einer auch ganz unschmcrzhaflcn Berührung, andere »lale wieder rührt es sich
kaum bei den cmpfiudliclislcn Operationen; auch eine geringe Zahl hemmende Fasern körmlcn vielleicht
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1) Lehrbuch d e r Physiologie.