ich mich häufig überzeugt habe, steht die Blutung danach einfach deshalb, weil kräftige Zusammen-
zieliiiiigen in der Gebärmutter auflreten, wenn man bei der Compression die auf der Aorta herunler-
laufcnden Nervenzüge reizt. Selbstverständlich isl daher eine andauernde Compression der Aorla zu
dem genannten Zweck ganz überflüssig, ein leichtes Hin- und Ilerslrcichcn mit den Fingerspitzen über
das pulsirende Gefäss reicht vollsländig aus, um Coiilraclionen und damit das Ende der Blutung hcrbei-
zuführen.
2. Vor Druck sind die Nerven, so lango sie auf der Aorta verlaufen, durch ihre Unterlagen geschützt;
unmillcibar vor dem Promontorium aber, wo die Bifurcation in die beiden liypogasirischen
Plexus slallfindet, können sie bei Beckenengc und langem Einslehen des Kopfes auf dem Beckeneingang
recht wohl gedrückt werden und es erklärt sich daraus vielleicht die bei solchen Geburten
oil plötzlich aiiftrelende »'chenlosigkeit.
Einer eleklrischcn Reizung zu therapeutischen Zwecken sind die genaimlen Nerven vom Mastdarm
aus leicht zugänglich: man kann die mit einer passenden Hülle verselieiien, geknöpiten und
isolirlcn Eleclroden leicht bis an das Promonlorium in die Höhe bringen und wird sofort Zusammenziehungen
in der Gebärmulter erregen, oder man geht an der hinteren Mastdarmwand hinauf und reizt
rechts und links die ihm unmittelbar anliegenden, wegen der knöchernen Unlcrlage der Beckcnknoclien
ohnediess so leicht zu lixireiiden plexus hypogaslrici. — Uebrigens schlug ein Versuch, den ich mit
Reizung des nercus uterinus zur Erregung der künstlichen Frühgeburt anstclllc, insofern fehl, als
kerne dauernd wiederkehrenden Contractionen erzielt wurden. Für therapeutische Zwecke ist ausser
der Lage der nerci hypogaslrici an der hinleren Seile des Masldarms auch noch die genaue Verbindung
von » icbligkcit, in welcher die Nerven des Darms mit ihnen sieben. »ledicamenle, welche Wehen
erregen oder schmerzliafle Zusaminenziehungen in der Gebärmulter sislircn sollen, wirken unendlich
viel sicherer, rascher und in kleinerer Dosis, wenn sie alsKlyslier in unmiücibarer Nähe der genannlen
Nerven cingcführt, als wenn sie in gewöhnlicher Weise angewendet werden. Nur die Vorsicht
ist zu brauchen, dass der Mastdarm vorher durch ein einfaches Wasserklyslier hinreichend entleert ist.
Die Wirkung des Opiums ist dann oft eine überraschend schnelle, so bei Krampfwehen, bei Mcnslrual-
koliken, bei wchenarligen Schmerzen, die in Folge von Gebärmutlerflbroiden auflrclen. Auch das
Secale, das uns sonst so oil im Stiche lässl, wirkt infundirt als Klyslier weit sicherer. —
Manche andere Erscheinungen, z. B. das ausserordciillich heilige Kollern, welches häufig unmittelbar
vor dem Einlritt einer Wehe erscheint, das man bei manchen Gebärmullererkrankungen, bei
Menstruirlen beobachtet, erklärt sich wohl durch diesen innigen Nervcnzusammenhang; wenigstens
sicht man bei jeder Reizung des nercus uterinus an Thieren mit der Contraction der Gebärmutter zugleich
eine sehr lebhafte Bewegung der Därme beginnen. —
Die bandartige Form der liypogasirischen Plexus schützt in dem knöchernen Beckencanal dieselben
jedenfalls wesenllich vor einem Druck, welchen der einslehende Kindskopf Jeiclit auf sie aiisüben
könnte. Dennoch sieht man bei längerem Einslehen des Kopfes im kleinen Becken gar nicht so selten
ein plülzliches Aul'hören der Wehen, welche möglicherweise doch mit einer Läsion der Nerven
Zusammenhängen können. Vor Zerrung sind die Nerven durch ihre innige Verbindung mit der fascia
pelcina hinreichend gesichert. —
Die vom Grenzstrange in die Bahnen des Piexus spermaticus, uterinus und
hypogastricus tretenden Nerven.
Bei der Beschreibung des Plexus coeliacus wurden bereits die vom sechsten bis zwülficn Grcnzslrangganglion
abgeheiiden, die nerci splanchnici bildenden Bahnen erwähnt, welche in den Gangl.
coeliacis ihren Endpunkt finden und möglicherweise Reize aus dem entsprechenden Gebiete des
Grenzslrangcs in die Bahnen der Gcschlechtsnerven überzui'ühren im Stande wären. Weiler treten
Nerven vom ersten Lendenknoten des Grcnzslrangs an das unterste Renalganglion; die dicksten Aeste
aber senden die nächstfolgenden, stärksten Anschwellungen des ganzen Grenzstrangs, der zweite und
dritte Lendenknoten zu den gangl. spermatids. Mit dieser Anordnung in Verbindung steht wohl die
Erfalirung, welche schon Bu d g e bei Experimenten an Thieren machte, dass Reizung des Rückenmarks
in der Gegend des zweiten und dritten Lendenwirbels ungewöhnlich kräftige Ulerincontraclionen
erregte. — Der vierte Lendenknoten scliickt ebenfalls noch Zweige zum plexus uterinus, der fünfte
dagegen schon an den plexus hypogastricus der entsprechenden Seile. Der crslc Krcuzbeinknolen
schickt ausser einem Asl zu dem plexus hypogastricus noch einen zweiten, sehr starken gegen das
Cervicalganglion der Gebärmutter, an welches aber nur ein Theil desselben tritt, der andere Theil tritt
an das untere Ende des UrcUicrs der entsprechenden Seile. Das zweite und dritte Kreuzbeinganglion
endlich schickt sehr dünne Zweige, die bei der Präparalion aiisserordenllicli leicht abrcissen, wie es
mit dem auf der erslen Tafel dargeslelllen Präparat der Fall ist, direct in die Endzweige des plexus
hypogastricus oder vielmehr schon in das Cervicalganglion. Wir sehen demnach, dass vom sechsten
Bruslknolen ab bis herunlcr nach der Slelle, wo die Sacralnerven in die Gebärmutler ziehen, d. h. bis
zum drillen Sacralganglion durch den Grenzslrang Verbindungen zwischen dem Rückenmark und dem
Uteringeflecht der Bauchhöhle hergestellt und dadurch eine Menge indirecle Verbindungen desselben mit
der Gebärmutter ausser den direct in das Cervicalganglion ziehenden Fäden etablirt werden. Da es nun
nach Untersuchungen an Thieren festsieht 1), dass aus dem Rückenmark nach dem Grenzslrang und
von diesem nach dem plexus spermalicus und uterinus motorische Nervenfaden gehen, so wird man
auch nach Durclischneidiing des plexus uterinus an einer beliebigen Stelle seines Verlaufs niemals
sagen können, dass niclit noch motorische Reize bei Erregung des Rückenmarks durch die noch bestehenden
Verbindungen mit dem Grenzstrang übertragen werden können 2), Und selbst dann, wenn
man den nercus ulerinus von der Aorla abpräparirt, bleiben ja immer noch Verbindungen durch die
Krcuzbcinganglien des Sympathicus mit dem Rückenmark bestehen. Durchschneidet man beim Kaninchen
aber gar etwa den Nerven nur unterhalb der Ganglia spermalica, so bleiben aiicli die nerci sper-
malici noch in ununterbrochener Verbindung mit dem Rückenmark. Höchst wahrscheinlich ist es,
dass die Hauptmasse oder viellciciit gar alle der aus dem Rückenmark nach dem Plexus ulerinus ziehenden
motorischen Nervenfibrillen in den zwei dicken Nervenwurzeln gelegen sind, welche von dem
zweiten und dritten Lendenganglion des Grcnzslrangs zu den Spermaticalganglien treten, wenigstens
spricht ein Experiment, welches ich in meiner Arbeit anführle, sebr dafür, aber ganz .sicher isl es
noch nicht feslgeslelll, dass nicht auch die anderen von den Sympalhicusganglicn in den Plexus ulerinus
tretenden Nerven motorische Elemente, wenn auch nur spärlich, enlhallen. Alle Experimentatoren,
welche bei Reizung des Rückenmarks nach Durchsclineidung oder nur Iheilweiser Abtrennung des
nercus ulerinus Bewegungen in der Gebärmutter conslalircn und daraus den Schluss ziehen wollen,
dass ausser dem nercus ulerinus auch durch die Sacralnerven Bewegungen in der Gebärmutter erregt
wurden, haben das Behauptete.in der Thal nicht bewiesen. Nur direcle Reizung der Sacraläste
kann über diese Frage entscheiden.
Die OvarialnerveiL.
Soviel mir bekannt, cxislirt keine einzige gute Darstellung des Nervensystems der Ovarien, dieser
in so vielfacher Hinsicht wichtigen und interessanten Theile der Geschlechtsorgane. »Vie ich schon
erwähnte, hal W a l t e r die Nerven, deren Abgang auf der Aorta er richtig erkannte, nicht verfolgt
und seine Darstellung ihres Ursprungs ist von den späteren Analomen so gut wie vergessen worden,
1) Mit g a n z e r Entschiedenheit sp rechen d a fü r die Untersuchungen ^
von S p i o g o l b o r g und H o d d ä u s .
1 B e r t l i n g , K ö rn
2) W ie ein Vergleich meiner Untersuchungen „ü b er die Nerv en d e r Gesch
r bei Th ie ren fa s t g anz die gleiche Anordnung wie beim Menschen.
r und mir, zum Theil au ch die
im Kaninchen“ e rg ie b t, finden
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