In seinem Innern lässl der Kern ausserdem aber noch feinere TexlurvcrhäUnisse erkennen, die
allerdings meisl ersl bei Anwendung zweckmässiger Reagenlien deullicber werden, an frischen Kernen
scliwcr oder gar nichl zu selien sind und deshalb wohl his jelzt vollkommen unerkannt geblichen sind,
nie wichligslen dieser Thcile des Kerninhalls und zugleich die am leichlestcn nachweisbaren sind die
Kernkorperchen.
Die K c r iik ö r jie r c lie n wurden hislior, wie ich schon oben angab, in den Muskelzellen geleugnet.
Ganz abgcsolicn aber davon, dass es sehr sonderbar wäre, wenn ein sonst zur Zelle als unumgänglich
nölhig crachteler Thcil in den Muskelfasern lehlcii sollte, es musste diese Annahme noch
wiiiidcrharcr erscheinen, da man in der Biidimgszelle der Muskelfasern ein Kernkörperchen mit Sicherheit
erkannt und vielfach abgebildet halle, so in den Lehrbücliern der Hisloiogie von F re y » ) und
von K ö lü k e rä ). Wahrsclieinlich ist dieser Theii der Muskeizelle deshalb übersehen worden, weil
man den Kern mit Essigsäure zu untersuchen plicgte. Dieses Reagens macht das Kernkörpercheii,
sobald es niclil in belrächllicher Vcrdünmmg aiigcwendet wird, sehr bald verscliwinden, und an frischen
Zeilen ist das Körpcrclien meist nur andeutungsweise zu selien, elwas deutlicher noch, wenn man aus
dem noch warmen Ulerus Fasern isolirt. Man , sicht dann ein oder zwei bläulich durchschimniernde
Slellen im Kern, die das Licht elwas slärkcr brcclien, scharfe Conluren habe ich aber an ihnen fast •
nie gesehen. Ganz anders aber trelen dieselben hervor, wenn man die Muskelzellcn mit verdünnten
Chromsätirelösuiigen heliandclt; selhsl wenn das Gewebe tage- und wochenlang in dieser Mischung gelegen
hat, sind die Kernkörpercheii noch deuliich zu erkennen, nur muss man nicht zu concenlrirle Lösungen
anwenden. Die Kernkörperchen brechen dann das Licht viel stärker als der Keriiinhalt und
sic pilcgen deslialh ausserordenllich dcullich hervorziiirelen.
Wie schon aus meinen früheren Angaben hervorgellt, lindel man Zellen mit einem und solche mit
zwei Kernkörpercheii. Im Allgemeinen üiidct sich meist in kleineren Zellen oder richtiger in kleineren
Kernen mir ein Kernkörpcrclieii, in grösseren zwei. In den grossen Muskelfasern der schwangeren
Gebärmuller sind dalier Zellen mil zwei Kernkörperchen häuüger, als solche mit einem einzigen; in
den kleineren Muskelfasern der Scheide dagegen sieht man meist nur ein Keriikörperchen. Wenn
in einem Kern sicii nur ein Kcrnkörperclicii findet, so ist es nie so in demselben gelagert, dass es
von seinen beiden Polen gleich weit enlferiil isl, sondern es findet sich wenigstens hei ovalen Kernen
immer der einen Kernspilze näher. So fand ich z. B. in einem Kern, der 0,0258 Millim. lang und
0,0067 Millim. breit war, die Entfernung des Kernkörperchens
von dem einen Kernpol = 0,0117 Millim.
und von dem ändern = 0,0108 Miliim.
Das Kernkörperchen selbst halle einen Durchmesser von 0,003 Millim.
ln einem anderen Falle war das Keriikörperchen
von dem einen Pol e n l f e r n l ..............................= 0,01002
von dem ä n d e r n ............................................... ....... 0,01338
der Durchmesser des Kernkörperclien . . = 0,00334
demnach die ganze Länge des Kernes . . = 0,0267.
Seine Breile betrug 0,00334. In diesem Falle wmr also dio Abweichung der Kernkörperchen
nach der einen Kernspitze hin eine viel belräciillichere als im ersten Falle. Genau in der Milte des
Kerns sah ich das Keriikörperchen nie liegen.
Sind in einem Kern zwei Kernkörperclien, so liegt das eine von dem einen Kcrnpol fast gleich
■weil entfernt als das andere vom ändern Pol; die Distanz zwischen beiden wechselt mit der Grösse
des Kernes. Ich habe z. B. gemessen, dass je ein Kernkörperchen von dem entsprechenden Pol
0,0108 Millim. Ahsland halle und dass die Distanz zwischen dem Kernkörperchen seihst 0,0084 Millim.
1) F r e y , Handbuch d e r Histologie. Leip zig 1867. S . 316 F ig . 3 6 1 a .
3) H ö l l i k e r , Handbuch d e r Geweb eleh re . Leipzig 1863. S. 568. Fig. 316 a. b.
bcliTig. In diesem Falle w'ar alicr allci’dings der Kcrii ungcwölinlicli, nämlich 0,0468 iMiJÜm. lang imd
0,005 Millim. breit. In den meislen Fällen sind die Eiilfcrnungen von den Polen nicht so gross, wohl
aber isl milunlcr die Entfernung der beiden Keriikörperchen von einander noch bedeutender = 0,01169.
Ausser diesem Verliällniss der Kernkörperclien zur Längenacbse des Kerns komml weiler noch
in Bezug auf die Lage derselben ilir Ahsland von der Wand des Kernes iu Bolrachl. Bei sehr schmalen
Kernen lässl sich in dieser Beziehung aber nie eine bcslimmle Angabe machen. Das Kernkörperclien
isl dann häufig fasl so breit als der Kern, seine Begrenzung fällt mil der Conlur des Kernes zusammen.
An isolirlen Zellen dagegen mil grösseren Kernen lässt sich wenigstens so viel sagen, dass dio
Kernkorperchen seilen in der Mille des Kernes liegen; man kann in den meislen dieser isolirlen Zellen
einen verschiedenen Absland der Kcrnkorperchenconlur von der einen und anderen Wand des Kernes
nachweisen, aber eine Ueberzeugung über die höhere oder liefere Lage der Kernkörperchen gewinnt
man dadurch noch nicht, Avcmi nichl ein Kcrnkörperchcn geradezu die Keriiwand nach Aussen atis-
buchlct und seine Avandsländige Lage dadurch unzAA'eideulig manifeslirt, sondern man muss, um diese
Frage beslimmt zu enlsclieiden, Oucrschnitle machen.
Bei Muskclquersclinilten, die Kern und Kcrnkörperchcn ganz dcullich zeigten, habe ich nun dio
Ueberzeugung gcAVonnen, dass die Kcrnkörperchcn der Wand des Kernes keineswegs gewöhnlich anliegen.
Nur bei der ünlersuchiing von Muskelfasern der niciilschAvangern Gebärmutter Avaren mir
nicbt seilen Präparate vorgekommen, in Avelchen der diircii Einwirkung des Spiritus elwas geschrumpfte
Kern an der Slelle, avo das Kernkörperclien lag, dcullich eine Ausbuchtung zeigte; das
sab ich soAvohl an den Muskelfasern des Kaninchen, als an denen des Menschen. An den grossen
Fasern der schwangeren Gebärmuller sah ich dagegen ein Anliegen des Kernkorperchens an der Wand
des Kernes nur sehr seilen, und dann meist nur an Fasern, avo aucli schon die Conlur des Kernes
fast mit der Conlur der Faser zusamraenliel. In den meislen Fällen dagegen lagen die Kernkorperchen
ln der Achse oder fast in der Achse des Kernes.
Die F o rm der Kernkörperclien ist für gewöhnlich eine kugelige. Nur bei den grossen Zellen
der schAvangeren menschlichen Cebärniiitler hal derselbe in einer Riclilung einen etwas grössern
Durchmesser, so dass es fast eiförmig erscheint, und zwar liegt dann dio längere Achse des Kernkörperchens
der Längsachse des Kernes parallel. Milunlcr sieht man an dem Kernkörperclien aucli
wohl einen Fortsatz, durch den es das Aussehen eines erhärlelen Glaslropfens bekommt (vergl.
Taf. YIII Fig. 9 a und 9 b ) , oder man siehl an ihm noch einen kleinsten dunklen Punkt (Taf. Vill
Fig. 18. 23), dessen Bedeiilimg ich später besprechen Avcrde.
Tn dem Aussehen unterscheiden sich die Keriikörperchen sehr deullich von dem umgebenden
KeriiinhaU, und ZAvar nicht bloss nach Zusatz von verdünnter Chromsäure, sondern auf Quer-
schriilten auch an frischen oder Spiritiispräparaten. Wie ich schon erwähnte, treten an isolirlen
Zellen die Kcrtikörpcrcbcn Avegcn der Trübung des Kerninhalls ohne Zusatz von Chromsäurc nicht
deullich hervor, bekommt man aber einen günsligen Querschnilt durch den Zellenkern, so wird das
Kernkörperclien sofort in die Augen fallen, ohne dass man nölhig bat, irgend ein Reagens zu benulzen.
Immer zeichnet sich das Köiiicrchcn durch eine dunklere Farbe> durch eine stärkere Licht-
lirechung, ein bläuliches Ansehen aus und scheidet sich dadurch scharf >'on dem Kerninhalt; eine
verschiedene Einstellung bringt aber natürlich auch Yeränderungeu in seinem Aussehen hervor. Das
Licht bricht das Knötchen ganz gerade so Avie die Knötchen der letzten Nervenendigungen und
man muss sich deshalb in zusammenhängenden Muskclzügen vor einer Verwechselung beider hülen,
wenn elAva ein solches Ncrvenknölchen aussen auf der Zelle, oder vielmehr auf dem Kern liegt;
wie sic sich unterscheiden, werden wir bald sehen. Umgeben wird das Körperchen häufig wenigstens
in Schnitten, die Spiriluspräparalen entnommen AVurdcn, von einem hellen Saum, der walir-
scheinlich durch eine stärkere Zusammenziehung des Kcrnkörperchcns und Entfernung desselben vom
Kerninhalt enlslchl. (Vergl. Taf. Vill Fig. 2. 9 a und 9 b. 15; in Fig. II ist der Saum elwas zu
scharf gezeichnet.)