zu Hinen verlaufen, nur müsslcn sie dann nicht im Stande sein, die Wirkung der weit überwiegenden
motorischen Elemenlc, wenn beide zugleich erregt werden, Avesenilich zu beeinUussen. Dies ist allerdings
uiiAvalirscheinlich, da nach Lu dw ig bei gleichzeitiger Erregung der BcAvcgungsnerven und Ilem-
mungsncrven eines Organes die letzteren das üebcrgewicht zu gewinnen pllcgcn.
Von welclier Natur die von Oben her in den Plexus ulerinus cinlrelcnden Ncrvenzweigo sind,
Avciss man nicht. Der Plexus mesenteric, superior, die Rcnalncrven und alle die aus dem Grenzslrang
einmüiidcnden Aeste sind noch nicht untersucht. Dass der Plexus mesenferic. superior ein motorischer
Nerv ist, dafür spricht eine Anzahl von mir angcstcllter Versuche. Nach Reizung desselben Irctcii
Bewcgiingcu im Darm und in der Gebärmuller auf. Es Aväre dadurch zugleich boAvicsen, dass er
dem Plexus ulerinus in der Thal motorische Elemente zuführt, also zu den Gehärmultcrncrvcii zu
rechnen ist. — Auch die aus dem zweiten und dritten Lumbarganglion einlrelendcn sehr starken Nerven
sind wahrscheinlich BeAvcgungsbahncn, in Avelche Nerven aus dem Rückenmark durch die Ganglien in
den Plexus uterinus ziehen. Denn gerade an der ihnen entsprechenden Stelle hal eine Reizung des
Rückenmarks die energischen Ulerincontraclionen zur Folge, eine Tlialsache, auf die schon Budgo
aufmerksam macht und die fast alle neueren Experimente bestätigen. Was für Elemente aber die
weiter nach Unten von den Grcnzslrangganglien zu dem Plexus uterinus ziehenden ZAVcigc enlhallen,
weiss man nicht mit Bestimmtheit; wahrscheinlich sind es motorische Bahnen.
Weiler enthalten die von den Renalganglien in den Plexus ulerinus ziehenden Zweige jedenfalls
Nerven, welche eine Verbindung der Nieren mit den Geschlechtsorganen elablircn. Darauf hin
Aveisen vorzüglich die vielfachen Störungen in der Ilarnsecretion, Avclclie man Avährciid der
ScliAvangerschail und Avährend mancher Ulcrinkrankheitcn zu beobachten Gelegenheit hat. Vorzüglich
Aviclilig in dieser Beziehung ist die in der Schwangerschaft so liäufig aufirclende Aus-
sciieidiing von Eiweiss. Versuche, Avclche H e rm a n n (über den Einfluss des Blutdruckes auf
die Secretion des Harns, Sitzungsberichte der mathematisch - naliirwisscnschafllichen Klasse der
kaiserl. Acad. d. Wissensch. Bd. 45 Ablh. H. S. 319) mit Durclischneiduiig der zur Niere tretenden
Nerven anslcllte, scheinen ZAA'ar zu ergeben, dass die Ausscheidung von EiAVCiss nicht von dem
Bestände oder der Störung dieser Nervenbahnen abhängig ist, allein es sind dieselben der Zahl nach viel zu
Aveiiige (zwei), als dass sie eine Anzahl anderer Erfahrungen zu beeinträchfigcn im Stande Avärcn.
Nach dem, was ich bei den anatomischen Betrachtungen über die zur Niere tretenden Nerven miltheillc,
ergiebt sicli, dass nicht bloss auf der hinteren Seite der Nierengcrässc von den splanchnicis und dem
ersten Lumbarganglion des Grenzstrangs her Nerven in die Niere Irclen, sondern dass auch von der
vorderen Seile vom Ganglion coeliacum und weiter vom Suprarenalgeflccht solche in die Niere ciii-
trelcn. H e rm a n n operirle aber von der Lendengegend aus und durchschnilt wahrscheinlich nur die
hinteren Niercnnerven, in keinem Falle die aus dem Suprarcnalplexus in sie eindringendcu. Es sind
die Resultate seiner Experimente auch aus diesen Gründen mit Vorsicht aiifziinchmcn. Ueberdiess
sahen andere Beobachter nach Reizung der splanchnici und der Rcnaliierven EiAveiss im Urin aiif-
trclen und es ist durcliaus nicht nölhig, für diese Erscheinungen eine Veränderung des Blutdruckes
annehmen zu müssen, da man jetzt mit Bestimmtheit Nerven kennt, welche Sccrelioncn erregen, ohne
dass dabei der Blutdruck verändert Avird. Dass die Eiweissausscheidung Eclaniptischer durch Druck
der ausgedehnten Gebärmutter auf die grossen Gefässc des Bauches, oder auf dio Nierengcfässe zu
Stande kommt, wie von manchen Seilen behauptet worden ist, ist höchst unwahrschciiilicli. Zwar
spricht Manches scheinbar dafür, so z. B. das liäußgerc Auftreten der Eclampsic bei Zwillingsscliwan-
gcrschallen, bei Erstgebärenden, die unnachgiebigere Bauchdecken besitzen, bei kleinen Personen u. s. w.;
allein durch alle diese Momente könnten ebenso gut die Reiialnerven und die mit ilmcn in Verbindung
stehenden Bahnen lädirl oder gereizt Averdcn. Ausserdem beobachtet man aber auch noch so liäiiüg,
dass Frauen, Avelche an Eiweissausscheidung vor und während der Schwangerschaft litten, die durch
Nierendegeneration veranlasst wurde, bei welclicn also wirkliche Stauungen sclion vorhanden waren, keine
cclamplischen Anfälle bekommen. Ich seihst beobachtete sechs derartige Fälle, wo bei Ilcrzfclilerii sich
Eiweiss im Urin in beträchllicher Oua»fihil fand, einer, in dem sich schon allgeracino Wassersucht ausge-
bildct halte uud in keinem dieser Fälle trat eia eclamptisclicr Anfall auf. Deshalb bleibt es auch noch
fraglich, ob die Ziinalime des Eiweiss, die nacli jeder kräftigen Wehe zu constalircu isl, Folge der
Blulslauiii)«’ oder der Erregung lii den Bahnen des Plexus ulerinus isl. Der plötzliche Einlrill eines
eclamplisclieii Anfalls bei allen äusseren Reizen (digitalen Untersuchungen, Éinfülireii von Inslrii-
menlcn) scheint vielmehr dafür zu sprechen, dass der Ausgangspunkt in das Nervensystem und niclil
in das Gefässsyslem zu verlegen isl. Die Veränderungen, die man bei den an Eclampsie verstorbenen
Wöchnerinnen in den Nieren beobachtet, sind zudem so geringfügig und so Iransilorischer Natur, dass auch
das gegen eine länger bestehende Stauung spricht. Und Aveiler sprechen dafür die Fälle von Eclampsie,
bei AvcIchcn keine Eiweissausscheidung beobachtet Avurde und die doch nicht zu leugnen sind. Alle
diese Tlialsachen Aveiseii nur auf die Wichtigkeit der Verbindungen hin, Avclche der Plexus ulerinus mit
den Renalgeflcchtcii eingehl. Die Resultate des physiologischen Experimentes sind aber noch äusscrst
dürftig und erlauben keine weilergehenden Schlüsse. —
D i e F u i i c t io i i d e r O v a r i a l n e r v e n lässl sich bis jetzt mir vermullien. Experimentelle Versuche
in irgend einer Ausdehnung sind meines Wissens über dieselben noch gar nicht angcslellt. Schon
der anatomischen Anordnung nach isl es Avahrscheinlicli, dass Nervenfasern verschiedener Natur in ihnen
vereinigt sind und dass die zu dem Ovarium ziehenden Nerven wesentlich anders lunclionircii, als die
den Grund der Gebärmutter versorgenden. Zusammenzichungen in den Ovarien sielit man jedenfalls,
wie ich mich vielfach überzeugte, auf elektrische Erregung dieser Nervenbahnen nicht und es muss
deshalb die muskulöse Nalnr der zclligcn Elemenlc, welche R o u g e t u n dK le b s i) in den Ovarien
nachgewiesen zu haben glauben, bezweifelt werden. Nur die mit den Gefässen ziehenden Muskelzüge,
welche A eb y *) und G ro h e beschreiben, kann ich bestätigen.
Eine Reihe Versuche, die ich mit Reizung der vom Spematicalganglion abgehenden Nervenfaden
beim Kaninchen anstellle, ergab übrigens mit Entschiedenheit, dass sie motorische Fäden für die Gebärmutter
enthalten; ihre Reizung veranlasst Zusamnienziehung der Tuben und der Ilöriicr, mir sind
die Bewegungen nicht so stark, als wenn gleichzeitig der Nercus uterinus gereizt wird. Durchschneidet
man den Plexus uterinus unterhalb des Spermaficalganglion, so kann man deshalb soAVolil
bei Reizung des unteren, als des oberen Endes desselben Contractionen in der Gebärmuller erzielen.
Ich muss deshalb den Resultaten K e h r e r ’s Aviderspreclien, welche er bei Reizung der Nerci sper-
matici interni erlangt zu haben angiebl. Es sah derselbe keine Zusammenzicbung und ich glaube
vielleicht nur deshalb nicht, Aveil er an lodlcn Thieren experimenlirle. Da, avo er lebende benutzte, hallo
er möglicherAveise die Nerci spermalici gar nicht zwischen den Eleclroden. Denn nach seiner Annahme,
dass dieselben immer zwischen den Ovarialgefassen verlaufen, präparirle er einfach diese Gelässe frei,
unterband sie an der Aorla und reizte sie. In der Thal liegen aber die Nerven durchaus nicht immer
an den Gefässen und er kann sie recht wohl beim Freipräparircn der Gefässe entfernt haben. —
D i e F iu i c t io u d e r K r e u z b c i im e r v c u . Ganz allgemein Avurdcn früher die Kreuzbeinnerven
für die sensibeln Nerven der Gebärmutter erklärt. Es ist auch Avahrscheinlich, dass ein
Thcil derselben aus Empfindungsfäden besteht. Von einer Anzahl Unlersuchern jedoch sind dieselben
neuerdings für motorische Nerven erklärt worden (S p ie g e lb e r g , K e h r e r , K ö r n e r ) , zumal
die zwei Letzteren haben durch directo Reizung der Kreuzbeinäste diese Thaisaclie beweisen
wollen. Die K e h r e r ’schen Versuche sind jedoch so wenig cxact angestcllt, dass sie kaum in
Betracht kommen können. K e h r e r sagt S. 31 in seiner schon cilirten Abhandlung darüber Folgendes:
„Bei vier nichtträchligen lodlen Kaninchen wurde jedes Mal ein Seitenbeckenbein entÜ
l
1) K l o b s , Virchow’s A rchiv XXI.
2 ) A e b y , Archiv fü r Anatom, und Physiolog. 1861, 5.