es das physiologische Experiment zuerst feslzuslellen haben, ob auf jedem dieser Wege oder auf
einem, oder auf keinem Erregungen oder Hemmungen im ganglion coeliacum und in den Geschlechtsorganen
bewirkt Avcrden können. Für den Vagus ist es Avolil sicher gestellt l) , dass er weder Be-
Aveguiig noch Hemmung in den Geschlechtsorganen hervorbringt. Für den Phrenicus das Gleiche, dagegen
sind die Bruslgangllcn des Grenzslrangcs noch nicht hinlänglich geprüft. Nach meinen Untersuchungen
muss ich aiinehmen, dass Reize auf diesem Wege, sei es durch die nervi cardiaci oder
durch Nervenzweige, welche von den Grcnzslrangganglien dieser Gegend nach der Aorla treten (p^cxus
aortico-thoracicus), durch das ganglium coeliacum auf die Geschlechtstheile übertragen werden können,
denn es erfolgten nach Durchschncidung des Rückenmarks in beliebiger Höhe der Brustwirbel Bewegungen
in den Geschlechtsorganen auch dann noch, wenn man nur das mit dem Hirn in Verbindung
stehende Stück reizte. Dies leugnet allerdings K ö rn e r (a. a. 0. S. 34) 2). Kr ^¡]j nach Durchschnei-
diing des Rückenmarks nur dann Bewegungen bei Reizung des unteren nnd oberen Stückes gesehen
haben, w'eim er mit der Durchschneidung nicht über den zwölften Brustwirbel hinauf ging. Dagegen
soll nach Durchschncidung oberhalb dieser Stelle elektrische Reizung des oberen Endes keine Bewegung
des Ulerus mehr zur Folge haben. Mit diesem Resultate sagt aber K ö rn e r zugleich, dass durch
den Grenzslrang, der ja bei dem Versuch intact blieb, keine Nervenfaden oberhalb des zwölften Brustwirbels
aus dem Rückenmark treten, welche Erregungen zu dem Uterus zu leiten im Stande sind. Es
würden demnach weder die nervi cardiaci noch plexus aorlico ^Ihoracicus, noch die splanchnici,
noch der Grenzslrang selbst Nerven enthalten, welche Reize von dem genannten oberen Theil des
Rückenmarks nach dem Uterus zu tragen im Stande wären. Dagegen scheint mir nun ausser meinen
angeführten Versuchen auch die von K ilia n mifgelhcilfe Beobachtung zu sprechen, nach welcher auf
Reizung des oberen Theils des Grcnzslrangs am Uterus Bewegungen (L u dw ig , Physiologie I. S. 17)
auflrclen.
Ferner erzählt S c a n z o n i (Lehrbuch der Geburlshülfe), dass eine Frau mit vollständiger Paralyse
der ganzen untern Körperhälfle ohne Schmerzen gebar. Sie starb 10 Tage später und man
fand das Rückenmark in der Höhe des e r s te n Brustwirbels durch einen grossen Acephalocystensack
comprimirl. Will man aber nicht eine vollständige Unabhängigkeit vom Rückenmark herein für die
Ulerinbewegungen in Anspruch nehmen, so wird man wohl nach diesem Fall zugeben müssen, dass
durch den Grenzslrang oder eine andere Bahn vom Ilalsmark her Reize auf den Uterus übertragen
werden können.
Für die S p la n c h n i c i hat P f lü g e r in seiner schon citirlen Arbeit nachgewiesen, dass sie die
Bewegungen des dünnen Darmes zu hemmen im Stande sind; auf den Dickdarm und die Geschlechtsorgane
Avurde ein solcher Einfluss nicht beobachtet. Ebensowenig scheint eine Bewegung bei Reizung
dieser Nerven in den Geschlechtsorganen beobachtet worden zu sein. Auch ich sah bei Wiederholung
dieses Versuchs nie eine auffallende Erscheinung am Uterus und man muss daher wohl annehmen,
dass in denselben für die Geschlechtsorgane wichtige Nervenzüge nicht verlaufen.
Ganglia coeliaca.
Rechts und links von der Aorta oberhalb der beiden arl. renales und auf der Aorla selbst um
die art. coeliac. herum liegen mächtige Ganglienknoten, welche sich mehr oder weniger als zwei getrennte
Körper betrachten lassen und deshalb als rechtes und linkes ganglion coeliacum unterschieden
werden. Sellen hängen beide so innig zusammen, dass sie nur ein einziges Ganglion darstellen;
1) S p i e g e l b e r g , E xperimente lle Untersuchungen ü b e r die Nervencentrcn un d die Bewegung des Uterus (Zeits ch rift für
ratio n elle Medicin R. III. Bd. II),
2 ) K ö r n e r , Anatomische und physiologische Untersuchungen ü b e r die Bewegungsnerven d e r Gebärm utter (Stu d ien des
p hysiologischen In s titu ts zu B re slau III. Heft).
das linke hat eine bestimmtere, abgegrenzlere Gestalt als das, rechte und isl dicker, aber kleiner als
das letztere. Sie lagern sich nach hinten und oben an die Aorta und Zwerclifellpfciler an. Rechts
und links stosscn sie an die Nebeiinierenkapscln, vornan lagert sich zum Tlicil über sie die Bauchspeicheldrüse.
Durch die früher genannten Aeste stehen sie mit dem Centralnervensystein in Verbindung
und schicken zahlreiche und ziemlich dicke Nervenslämme an die verschiedensten Organe des
Unterleibs. Durch starke Nervenzweige, welche quer über die Aorta laufen, sind beide Ganglien überdiess
stets mit einander verbunden.
Das G a n g lio n c o e lia c um s in is tr u m bildet den Ausgangspunkt der linkseiligen Ovarial- und
Ulerinnerven. Es ist dicker als das rechte, ist quer über die linke Seile der Aorta gelagert, unmittelbar
oberhalb der art. ren. sinistr. Sein grösster Durchmesser von Links nach Rechts beträgt bei Erwachsenen
etwa 1 Zoll und 2 Linien (pariser), seine Höhe etwa i Zoll, an seiner dicksten Steile
misst cs etwa 2 Linien, nach Rechts ist es flacher, nach Links dicker. Seine vordere Fläche ist uneben
und erscheint, da es auf die gekrümmte Fläche der Aorta aufgelagert ist, gewölbt; die liintcre,
die auf der Aorla und auf dem Zwerchfell aufliegt, ist elwas concav in Folge der Rundung der Aorta.
Durclibohrt Avird das Ganglion von einer beträchtlichen Arterie, deren Oeffnuiig man auf Taf. IV. 20
sieht. Bei Kindern bekommt das Ganglion durch diese bei ihnen noch sehr weile Oeffnung ein ringförmiges
Aussehen und cs hat dann ganz constant die Gestalt, Avie sie auf Taf. I. 15 dargeslellt isl,
wo überdiess das Ganglion, um den Gefässeinlrilt zu zeigen, von der Aorta etwas abgezogen isl. Es
hat eine im Ganzen viereckige Gestalt, in dem linken oberen Winkel des Vierecks trilt der splanchnicus
mit einem dicken Stamme ein. Der rechte obere Winkel ist verlängert, indem er einen hornartigen
Fortsatz zeigt. Von allen Seilen, mit Ausnahme der linken, strahlen von dem Ganglion Nerven aus,
die meisten von dem unteren und a o i i dem rechten Rand, dann auch von der hinteren Fläche, wenige
von dem oberen Rand und von der vorderen Fläche. Ueberdiess kommen nicht alle diese AbzAvei-
gniigen bei unserer Untersuchung in Betracht; von der vorderen Fläche treten eine Anzahl Fäden
zur Nebenniere, dem Pancrcas, und zum linken plexus ren. Von der hinteren Fläche
gehen viele Fäden durch das ZAverclifell nach verschiedenen Gegenden hin. Am Avichligsten
für uns sind aber die Nervenslänune, welche es mit Arleria mesent. superior und der Aorta
nach unten sendet, sowie die Verbindungen mit den Renalganglien und die beiden Ganglien unter
einander.
Das rechte Ganglion coeliacum stellt eine fläclicnarlig ausgedehnte Nervenmasse dar, welche durch
verschiedene Löcher gefenstert erscheint (vergl. Taf. III. Fig. I. 4 ). Es liegt oberhalb der rechten
Renalarterien vor dem inneren ZAverchfellschenkel und an der vena cava an. Nach Aussen wird es
von den Nebennieren begrenzt. Seine Flächenausdehnung ist sehr Avechselnd, weil verschiedene Ganglien
der Umgebung nicht selten so innig mit ihm verbunden sind, dass sie als zu ihm gehörig betrachtet
werden können. Die meisten Nervenfaden schickt es zur Nebenniere und Niere. An seiner hinleren
Fläche treten die nervi splanchnici major. ein (Taf. III. Fig. II. 1 u. 4 ). Nach unlen sendet
es Nerven zu den Geschlechtsorganen (Taf. III. Fig. I. 7 und 11). Auf Taf. IV habe ich nur einen
Theil des Knotens dargeslellt, insoweit er Verbindungen nach dem Ulerus, nach den Ovarien und nach
der Niere zeigt. Dieses untere Ende Avird meist von der über die Aorta tretenden vena renalis sinistr.
verdeckt.
Beide Ganglien schicken überdiess zahlreiche Nervengefiechle mit den entsprechenden Gefässen
zum Magen, zur Leber, zur Niere, zum Darm und es Averden durch dieselben jedenfalls, Avorauf vielfach
pathologische Erscheimmgcn Avährcnd der Schwangerschail hindeuten, wichtige Verbindungen mit
den Geschlechtsorganen etablirt.
Budgo (Anatomische und physiologische Untersuchungen über die Functionen Plextis coeliac.
und mesenteric) hat eine anatomische, für Viviseclionen berechnete Beschreibung dieser Gegend von
verschiedenen Thieren, darunter auch von dem Kaninchen gegeben; es ist danach die Lage und
Ausbreitung dieser Ganglien eine ganz ähnliche wie bei dem Menschen. A d ria n giebt die anatomische
5 »