K ö llik ci-1 ) iial luin bevcits in dem Briistliiiuhnuskel des Frosches blasse, von einem kernfüh-
rcndcii Neurilem umliüllle Fasern beschrieben, welche aus einem dunkelconlurirlen Nerven hervorgehen
und, nachdem sic ihr Neurilem verloren und sicli wiederholt gelheill, Irei als feine C0 ,ü0 1 "0
Fädclien endigen sollen, an deren Tlicilimgsslellen kcrnarligo Gebilde eingehetlel sind. K ö llik e r nimnil
diese Fasern für sensible. Von anderen dagegen, wie von A rn o ld * ), B illro th ^ ) , Axmaiin, sind
als Endigungen sensibler Fasern Endnclzc blasser Fasern beschrieben worden. Es beslelil demnacli
in diesem Funkte eine belrächlliche üiifcrcnz zwisciien den einzelnen Forschern. Bei der Unler-
sucliung sind aber auch bedeulendc Schwicrigkeilen zu überwinden und immer wird, selbst wenn man
die günsligslcn Prüjiaratc wähll, die freie Endigung eines feiiislen Fäserchens ein durch das Mikroskop
schwer zn conslalirendcs Faclum sein. Zur üiilersucliuiig sensibler Fasern eignete sicli aber jedeii-
iälls der Ulerus bis jelzl am wenigslen, denn man kannte iu Ihm nur blasse Nerven, sogenaiinle J lem a k '-
scbe Fasern, und wusste übcrhaupl niclils über die Endverllieilung der Nerven in seinen Muskelzügen.
Eine Unlersucbung sensibler Nerven in einem Organ, das molorische Fäden enlhäll, ist aber jedenfalls
nur möglich, wenn die Endigung der molorischen Nerven bekannl ist und diese von den sensiblen
iciclil durch den Ort ilirer Endigung (an der »Iiiskcifibrille, Muskelzelle) unlersclüeden werden können.
Die Möglichkeit, dass sensible Fasern isolirl oder zugleich mit den molorischen in die .Muskelübrilleii
oder ¡11 die .Muskcizellen selbsl eindringen können, bleibl ebenfalls zu erwägen, doch ist eine derartige
Endigung sensibler Fasern nacli unseren jelzigeii Kcnulnissen ebenso wenig mit Bcslimnitheit zu
behaiiplcn als zu widerlegen und eine Unterscheidung wäre dann mikroskopisch wahrscheinlicli
ganz unmöglich *). Zur Unlcrsuclumg kann man daher jelzl eigcnllich nur Organe inil quer gc-
slreiltcn iMuskeln licnulzen, in denen die Endigung der molorischen Fibrillen bekannl ist.
»lir aber nnissle vorerst daran liegen, den Ucliergang der fciiisicii Nerven-Ramilicalioiien in die
¡Muskcizellen nacliziiwcisen, da uns die Endigung der niolorischcn Fibrillen in dem glallen .Muskelgewebe
bis jetzt gänzlich unbckainil isl. Erst nach Lösung dieser Aufgabe liällc ich daran denken können,
die sensiblen Nerven der Gebärmulter und deren feiiisle Endverzweigungen zu uiitersncheii. Ich liabe
mir aber nur die crsle Aufgabe gestelK, die ohnedies schon meine Zeit viel länger, als mir passle, in Anspruch
genommen hal; ich bringe keine neuen üaleii über sensible Endigungen und habe diese Frage nur
besprochen, um mir niclil den Einwurf machen zu lassen, dass die von mir beschriebenen Nerveiiveräste-
lungen in ögliclier weise sen sib le seien. Aufgefallen ist mir aber, das muss ich nolhwendig erwähnen,
dass fast alle Nerven, welche mir während der langen Zeil, die ich auf die Unlersuchuiig derselben im Uterus
vcrw'endclc, vorkainen, sich in günsligen Präparaten immer in die Muskelzellen verfolgen Hessen. Nie ist
mir etwas Aclinliobes vorgekommen wie ein freies Endigen und die Nelze blasser Fasern kann ich, wie man
aus der liishcrigon Beschreibung erkennen wird, mimöglicli als terminale Endigimgen aiilTassen. Das ist
allerdings mir ein negalives BesiiHal und als solches von keiner beslimmten Bedeutung, aber cs wird dadurch
docli mehr der .Meinung ȟrscliub geleislel, dass die Schmerzen, welche durch die Conlraclion der Muskelfasern
entstellen, möglicherweise durcli dieselben Nervenbahnen vermillelt werden können, welche unler
gewöhnlichen Verliäilnissen die Bewegung besorgen. Die in das Innere der Miiskelzellen eindringeu-
den Nerven aber muss man docii wohl zunächst für die Bewegungsnerven der glatten Muskelfasern
hallen.
1) Zeitscli. f. Aviss. Zoo!. B. 12 S. 157.
2) 'V ir c h o A v ’ s .\rch iv Bd. 24 S. 250.
3) .M i i l l e v 's .\rc li. Ja h rg . 1859 S. 148
4) Bekanntlich is t es bis je tz t noch n ich t mit Bestimmtheit entschieden, ob die in den muskolösen GeAveben u n te r besonderen
V erh ältn issen a u ftre ten d en s e h r h e ftig en Schmerzen du rch be so n d ere Nerven (E ro p fin d u n g sn e rv en ) v e ra n la s s t od e r durch
dieselben N e rv en , welche die Bewegung e in lo ite n , empfunden Averdcn, die dann zugleich a ls Nerven zu b e tra ch ten AA'ären, die
dem Muskelsinne dienten. Vorzüglich an dem g la tten ftluskelgCAvebe des Uterus, a b e r au ch an q u e rg e streiften Muskein kann co n statirt
Averden, Avie eine Verle tzu n g des Muskelgewebes se lb st Avenig od e r g a r n icht empfunden w ird und dagegen eine kräftig e Zu -
sammeoziehung, ein Muskelkraropf die enormste Schmerzempfindun^ erzeugt.
III. Die Kiidig'img der motorisdieii Nerven in den glatten Mii.skelia.sei'ii.
1. n ie glatten Muskelfasern. Ersl durch die Ainveiiduiig von Ueagcjilicn i.sl e.s Ijc-
kannllich gelimgeii, das glallc Muskelgewebe iu eine Menge einzelner Zellen zu zerlegen, welche sich
dichi an einander anlegen und durcli eine Icsi bindende Masse vereinigl sind. Nach den gewöhnlichen
Angaben sind diese lang gcslrocklcn, in zwei S|iilzen auslaulciiden, coniraclilcn Fascrzcileii zwischen
0 025 und 0,225 Millim. lang und 0,007 — 0,013 Millim. hreil. Sie enliiallcn einen släbclicii-
förmigen Koni, dessen Länge zwischen 0 ,0 0 8 - 0 ,0 1 5 Millim. hcirägl und dessen Breile zwischen
0,002 — 0,0025 Millim. missl. Dieser Kern findcl sich meisl in halber Zellenläugc und soll für gc-
wöhiilicli den Axcniheil der Zelle einnchmcn. Die ganze Zelle, ebenso der Kern liaben crne
cylindrische Gestall. Die Fascrzelle selbsl lial keine besondere Hülle, .sic sicliL liomogen, blass,
entweder ganz farblos oder schwach gelblich aus, nur bei Anwendung sehr slarkcr A'crgrösserungcu
oder hei der Bcnulzung von Präparalcn, deren Zellen in der Riickhildung begriffen sind, siehl man
ihre Substanz durcli feine, slaubarlige Moleküle oder Körnchen leiclil gcirübt. Der Kern ersclicinl
als ein blasses, langes, cyliiidrisches, an beiden Enden mehr oder weniger abgerundetes Stäbchen; er
sieht meisl elwas dunkler als dio Zelle selbsl aus, zeigt eine Menge kleiner Körtmlien, cs findcl sicli
aber in ihm, wie nocli ausdrücklich das neueste Lclirbuch der Hisloiogie von F r e y angiebl, kein
K e riik ö rp e rc lie n . Ais weseiilliche Formlicslandlheile der glallen Muskelfasern gellen daher nur
Muskclproloplasma und Kern.
Der K e rn isl in der Muskclzelie gcvvölinticli mir einfach vorhanden, milunlcr finden sich aber
auch Fasern mit zwei, drei und mehr Kernen. Dagegen sollen aber auch zwisciien kernhaltige Mus-
kelzellcn milunlcr solche eingeslreul sein, die gar keinen Kern enlhallen. Solche Zellen sah zuerst
M a rg o i) und er fand den Kern auch nicht nach Behandlung der »luskeltäscrn mit Essigsäure.
Kernlose Faserzcllen aus der glallen iMuskulalnr der Medusen Iiat dann neuerdings lläc-kcl*) beschrieben.
Er fand kernlose, blasse Zellen neben dunkleren, kernhaltigen, weiss aber nichl anzugehen,
ob auch die ereleren muskulöser Natur seien. Ueber diesen Punkt, das zeitweise Fehlen des Kerns,
der für meine Unlersucbung allerdings von grösser Wiclitigkeil is l, kann ich nur milllieilen, dass icli
in den Muskelfasern des menschlichen Ul-erus, ferner in dem Uterus und der Scheide des Kaninchens,
des Schafes, der Kuh, des Schweines slels einen Kerri fand. Allerdings kamen mir manchmal Muskelzellen
vor, die heim erslen Anblick keinen Kern sehen Hessen; beim Umrolleii der Zelle wurde derselbe
aber sofort sichtbar. Er wird nämlich manchmal und zwar vorzüglich in den sehr dicken Zellen des
menschlichen schwangeren Ulerus durch das ziemlich opake Protoplasma verdeckt, wenn er nichl in
der xMitte, sondern exccntrisch in die Faserzellc gelagert ist, was gar nicht so selten der Fall zu sein
scheint.
Das ist ohngefähr das, was wir über die gröberen Formbeslandtheile des glatten Muskelgewebes,
über Zelle und Kern Allgemeines wissen und was als feststehend gilt.
» '¡r haben aber auch noch Angaben über die f e in e r e T e x tu r der M u sk e lz e llc n , die
Iheilweise jedoch noch vielfach der BesUilignng bedürfen, und weiler Angaben über E ig e n lh üm lic h -
k e i le n d c r M u sk c iz e lle n bcslimmler Gegenden.
So wird zuerst die F o rm d e r M u s k e lz e lle n nicht selten durch die Bildung ihrer Enden
verändert. — Für gewöhnlich ziehen sich die ¡Muskelzellen in zwei sehr feine Spitzen aus, an dio
sich claslischc Fasel’ii anlegcn; daneben sieht man aber auch wohl und zumal an isolirl verlaufenden
Fasern recht deutlich, dass sic sicli gegen das Ende hin wieder verbreitern und an diesem
1) M a r g e , Neue Untersuchungen ü b e r die Entwicklung des Wach sth ums, die Neubildung und den feineren Bau d e r Muskelfasern.
S. 18 und H e n l e und P f e u f e r ' s J a h re sb e ric h t 1859 S . 42.
2) Jen ais ch e Z eitsch rift Bd. ii S. 316.