mau zur Zeit sympathische Fasern aus den Ganglien des Sympalliicus, breile, doppellconlurirle Fasern
aus dem Rückenmark herleilele, so glaubte er auch in dieser Richtung untersuchen zu müssen, um
zu enlschciden, Avelche Thcile der Gebärmutter vom Rückenmark und welche vom Sympathicus mit
Nerven versorgt würden. Leider übersah er dabei, dass schon in dem Aorlenplexus des Sympathicus
doppeltconlurirle Faden Vorkommen. Er glaubte, annelmien zu dürfen, dass doppellcoiilurirte Nerven den
sympalhischen Geliechten erst durch die sich mit ihnen vereinigenden Kreuzbeiniierven beigemischt
würden, sonst würde er jedenfalls die resultatlose Arbeit nicht unternommen haben, ln den Kreuzbeinnerven
fand er nun in der That doppeltconturirle Fäden in überwiegender »lehrzahl nebst einer
grösseren »lasse sympalhisclier Nerven und ebenso fand er beide Nervenfascrarleii in den durch die
breiten »lullerbänder nach der Gebärmutter ziehenden Nervcnslämmchen. ln den Ovarialnerven fand
er nur sympalhisclie Fasern. Er nahm daher an, dass Nervenfasern aus den Kreuzbeinäslen und aus
dem Sympathicus sich an alle Theile der Gebärmulter begeben. Auf diesem Wege halle er aber
in » ab rh e it die vielfach verhandelte Frage, ob die Sacralnerven nur zum Hals des Ulerus trelen,
und die sympalhischen Fasern nur zum GebärmuUcrkörper gehen, auf deren Lösung er cs abgesehen,
nicht enlschieden. — Den einfachem Weg, die Nerven auf ihrem ganzen Verlaufe zu
verfolgen, wie cs bei Tiñeren leicht möglich ist, sclilug er nicht ein, obgleich derselbe ihn sicherer
zum Ziele geführt hälle. Der Cervix ist nach ihm nervenreicher, als andere Utcrusgegenden,
entgegen den Angaben J o b e r l ’s. Ein Theil der Nervenfasern soll Iti den Schleimhaufpapillen
endigen. — Zweitens suchle er die Veränderungen, welclie die Nervenfasern auf ihrem Verlauf durcli
die breiten Multerbänder und die Gcbärmuller erfahren, feslzuslellen. Dabei- kommt er zum Resultat,
dass die breile, doppellconlurirle Faser sich allmäblig verjünge, dass sie sich auch djchoto-
misch llieile, dass sie so allmäblig zu einer feinen Faser werde, dann das Mark verliere, Kerne
bekomme, dadurch in eine sympalhischc Faser sich umwandle und als solche verschwinde, d. h.
endige. Eine Tlieilung sympalhischer Fasern dagegen oder eine Endigung einer sympathischen Faser
in einer »luskelzelle, oder in der Schleimhaut des Uterus, oder einer N e tz b ild u n g derselben bat
er nirgends iiachgeAviesen. Der Ucbergang feiner Fasern in sympathische soll in verschiedener
Entfernung von der Gehärmuller slatlfniden, manchmal sollen sogar doppeltconturirle Fäden sich
noch in der äusseren Schichte des Uterus aufßiiden lassen. In der Gebärmutter selbst glaubte
er bei Tiñeren nur embryonale Nervenfasern gefunden zu haben, beim »lenschen fand er dagegen
feine markhallige Nervenfasern vor. In grösserer Menge fanden sic sich überdiess im Scheidcnllieil,
enlgegen der Beliauplung J o b e r l ’s, und Hessen sich bis in die Papillen verfolgen, in viel geringerer
im Corpus der Gcbärmuller; dann waren sie im Körper auch viel mehr verjüngt und Hessen sich deshalb
schwerer verfolgen. — Ganglien sah er unhegreiflicherAveise nirgends am Ulerus, obgleich er gerade
auf sie Avegen der öfters von ihm ausgesprochenen Analogie zwischen Herz und Ulerus seine Aufmerksamkeit
richtete, und es erklärt sich dies wohl nur daraus, dass er die Gebärmullernerven nicht
in ihrem ganzen Lauf verfolgte, sondern nur die Stämme, welche an den Hörnern hinauf liefen (S. 56).
Ebenso befindet sich bei ihm nichls über das Verhallen des Neurilems.
Endlich behandelt er noch die Veränderung der Uleriiinerven in verschiedenen Lebensabschnitten.
Bei Kindern finden sich sehr wenige und nur sehr feine Fäden. Bei der geschlechlsreifen Gebärmutter
fanden sich mehr doppellconlurirle, während der SchAvangerschafl Lat er beim Weibe nicht untersucht,
bei Tbieren fand er aber, dass sich an Stellen, avo sich sonst meist nur feine Fasern fanden, sich
breile und markballige während der Schwangerschaft entwickelt halten.
Seil dieser Avichligen Arbeit finden Avir bis vor ein Paar Jahren keine neueren mikroskopischen Untersuchungen
über das Verhalten der Nerven in den Geschlechtsorganen. Anfangs 1864 Iheilte ich i) in einer
Abhandlung, die ich im ersten Ileñe der jcnaischen Zeilschrift S. 36 veröffenllichle, beiläufig rnil, dass
ich beim Kaninchen nicht bloss an beiden Seilen der Gebärmulter, unmillcibar unler dem Periloneum
I) Frankcnhausor, Die üoweguagsncrven der Uebärmuttor.
ein Ganglion, weiciics etwa 80 — 90 Gangiicnzeiien enliiaile, gefunden iiabc, sondern aucii Gangiien-
zeiien an den von da weiler ausslraliienden Nerven. Bis dahin war in den neuesten Lehrbüchern der
Hisloiogie, z. B. von F r e y und K ö iiik e r , rveiche noch der iclzlen Ärhcit von P r. K iiia n foiglen,
nur von gangiieniosen Gehärmutternerven gesprochen worden. Ich glaubte demnacli, in der zugänglichen
Litcralur z u e r s t auf das riclitige Verliallcn aufmerksam gemacht zu haben. Kurz iiachhcr erhielt
ich aber von Professor I le id o n h e in in Breslau eine Disserlalion von K ö r n e r Cd« n en is uteri)
vom Oclober vorigen Jahres zugescWckl, worin Millhcilung über einen gleichen Pund gemacht
wurde. Jedoch auch meine Unlersucbungen datiren aus früherer Zeit und die erwähiile Dissertation war
mir bis dahin, wie leiclit begreiflich, unbekannt geblieben. Ueberdicss wurden auch von K e h r e r unmitlel-
bar iiacidior und jedenfalls auch selbstsländig diese Ganglien gefunden. Ausl'ülirlichec hoschrieb ich dann
die hislologischcn Verhälliiisse der Gebärmulternerven des Kaninchens zu Unlersnchimgszwecken im
zweilcn Band der jcnaischen Zeitschrift S. Gl I). —
U n g e fä h r in d e r s e lb e n Z e i t erschienen dann mehrere Arbeüen über die hislologischcn Verliäll-
nisse der Ulerinnerven, ein Beweis dafür, dass eine genauere Erforschung dieses Gegenstandes ein
anerkanntes Bedürfniss war. So zunächst eine weüerc Auslührung seiner Disserlalion von K ö rn e r
in den Sludien des pbysiologischcn Insliluls zu Breslau, worin bipolare und möglicherweise unipolare
Ganglienzellen beschrieben werden S. 10.
K e h r e r CBcüräge zur vergleichenden und exporimenlellen Gehurlskiinde. Giessen lSGAj) fand,
wie schon erwähnt, ebenfalls Ganglien mit ein- und austretenden Nervenfasern, überdies glaubte er
solclic in der Submucosa des Uterus und der Vagina zu sehen.
P o lio CDie Nervenverbrcilimg in dcu weiblichen Genitalien bei Mensclien und bei Säugcibieren.
Göltingen lSGSJ fand in der Submucosa der Sclieide des Kaninchens zahlreiche bipolare Ganglien.
Im Ulerus selbst fand er sie dagegen weder in der Submucosa, noch in der übrigen Substanz, ferner
fand er die Endkolben in der Scbleiinliaut des Scheideneingangs, die K r a u s e 1858 in der Zeitschr.
f. ral. Med. S. 5G schon beschrieben halle, und V a te r's c h e Körperchen in der Scheide. In den
Nervenslämmen, welche zum Ulerus liefen, sah er meist blasse Fasern mit wenigen doppeltconturirten
gcmisclil. Auch beim M en s ch en bcobachlelc er in dem äussern Bindegewebe, welches die Scheidewände
bedeckt, sehr viele und grosse Ganglien von der Milfe der Scheide ungefähr bis zum oberen
Theile derselben, ferner am ganzen Ccrvicallheil. Die Zellen sollen bipolar und kleiner als beim
Kaninchen sein. In der Submucosa der Scheide und des Uterus fand er beim Menschen keine Ganglien.
Im Ulerus von Erwachsenen selbst fand er Nervenstämmc bis tief in die Muskelsubslanz, die
aus sclimalen, doppellconlurirlen Fasern bcsiandcn haben sollen. Bei Kindern fand er in den Nerven
unler schmalen, doppellconlurirlen Fasern zicmlicli zahlreiche blasse.
K o ch 2) hoschreihl wie seine A'orgänger den Nervenverlauf an den Gesclileclilsorgancn des Kaninchens,
behauptet jedocli, von dcni Ovarialplexus keine Nervenfaden an die Enden der Hörner ablrcten
gesehen zu haben, obgleich sowohl meine Unlersucbungen, als die K c l i r e r ’s dagegen sprechen, ja er
selbst sah solche Nerven sogar heim Schaf. Beim Menschen fand er den Ncrvenvcrlauf wie T i e d e mann.
Ganglien fand er ebenfalls überall in die Nervengellcclilc cingeslreul. Die Grösse der einzelnen
Zeilen war bei den Tliicrcn nicht constant; im Durchschnitt waren sie beim Mensclien grösser,
als lici kleineren Thicren. Forlsätze derselben konnle er nicht erkennen. In der Ulcrussubslanz
fand er heim Maulwurf Ncrvenäslclien, welche nur nocli 2 — 3 Fasern enlhicllen, eine einzeln verlaufende
Faser fand er dagegen niclil, sie Ihcillcn sich dichotomisch und zeiglcn nirgends Ganglienzellen.
Auch beim Menschen fand er in der Ulerussubslanz dieselben nicht. Die K e li r e r ’sclien
submucösen Ganglienzellen leugnet er ebenfalls.
Vcrglciclien wir die Tbatsachcn, welche diese histologischen Arbcilcii ergeben liabcii, mil ciii-
I) Frankonhäuser, Die Nerven der wciblielien Gescälechtsorgano des Kanincliens, mit zwei Tafeln.
3) Kocli, Uober das Vorkommen von GangUenzellen an den Nerven des üleriis. Gekrönto l’reissclirift. Gbttingen 1S65.