Nervenmasse hergeslelll, wodurch sie leicht das Aussehen eines einzigen Ganglion bekommen. Ilir
Zusammenhang mit den höher gelegenen Nervenparlieen ist ganz derselbe wie auf der rechten Seile,
der Verlauf der Aeste hingegen, welche sie zu den Ovarialgeiilssen senden, ändert sich mitunter etwas,
wenn, wie das links nicht selten der Fall 1st, die Ovarialgefässe aus den Nicrengefässen entspringen.
Dieses Verhältniss ist auf Taf. IV. und Taf. I. anschaulich genug dargeslellt, so dass eine nähere
Beschreibung mir übcrllüssig erscheint. Quer über die Aorta verlaufen endlich noch einige Fäden,
welche die recht- und linkseiligen Spermalicalganglien mit einander verbinden (vergl. Taf. IV).
P le x u s u t e r in u s maguus.
Da, wo unter der Arl. mesenter., meist an der Bifurcalion der Aorta, die unteren Ausläufer des
Plexus mesent. sup. und der recht- und linkseiligen Spermalicalganglien in einen breilen, meist einfachen
Nervenzug zusammeiilrclen, sind ebenfalls Ganglien eiiigeslreiit. Man köimlc deshalb diese Slelle als
Ganglion mesent. inferior bezeichnen. Eine grosse Anzahl Fäden treten von hier an die Art. mesent.
inferior, welche von einem dichlen Nervcngeflcchl vollsländig cingehüilt wird, dessen verschiedenen
Ursprung (vergl. Taf. III) ich hier jedoch nicht weiler verfolgen will.
Die Hauplmassc der von dem Spermalicalganglion der rechten und linken Seite unlcrhalb der
Art. mesent. inferior ziisamificnlrctcndcn Nervcnzügc selzl sich von jetzt an als ein vereinigles plalles
Nervenband etwa bis l i Zoll unterhalb der Bifurcation fort. Auf dieser Strecke münden in dasselbe
rechts und links wieder belrächllich starke Nerven aus dem vierten Grcnzslrangganglion ein, so dass
lelzicre sogar als die Haupliirsprungsqnelle des Getlcclils betrachtet worden ist. Dieser platte und von
jetzt an sehr breite Nervenzug zeigt vielfache Lücken und bekommt dadurch ein geflechlarliges Aussehen,
zumal wenn er etwas in die Breile gespannt wird. T ie d em a n n , dessen Terminologie ich, um
Irrlhümcr zu vermeiden, hier beibebalten habe, hat diese SlclIc etwas in die Breile aus einander gezogen
ganz hübsch dargeslellt; ebenso M o re au (vergl. Taf. 14). Etwas in die Länge angezogen werden dagegen
die Oeffnungen schmäler, verschwinden auch wohl ganz, so dass das Geflecht als einfacher Nervenzug
erscheint. Nur in seltenen Fällen bleiben die vom recht- und linkseiligen Spermalicalganglion herunler-
ziehenden Nervenbahnen bis zum letzten Lendenwirbel gelrennt (vergl. Taf. II und III) und der recbl-
und linkseitige Zug vereinigt sich erst an letzterer Slelle durch kreuzweis verlaufende Züge, ln seinem
Verlaufe von der Arleria mescnlerica bis zum letzten Lendenwirbel wurde das Nervengellecht
von T ie d em a n n n e r v u s u t e r in u s m a g n u s genannt. Die in dasselbe vom vierten Lendenganglion
des Sympathicus einfrctendcn Nerven laufen zwischen den venis und arlerUs iliacis hindurch (Taf. I. 31).
Auf seinem Verlauf giebt der Plexus nur Aesle an die Arteria und Vena iliaca und nach vorn in die
Blätter des Mesocolon ab.
P le x u s liy p o g a s tric i.
Etwa l i Zoll unter der Bifurcalion der Aorla unmillcibar auf dem Promonlorium llieill sich dieses
Nervengeflecht (Plexus ulerlnus magnus') in zwei Züge, welche rechts und links den Masldarm umgreifen
und nach dem oberen Thcil der Scheide und der Gebärmutter Iiinziehcn (Taf. V, 1 und Taf. VI). Diese
Züge nennt man die plexus hypogaslrici. Audi sie sind keine einfachen Nerven, sondern sind viel
eher ein Nervengeflecht zu nennen, da sie ebenfalls bandartig gestaltet sind nnd vielfache Lücken in
ihrem Verlaufe zeigen. Diese Lücken sind im Anfänge des Verlaufs dieser Nervenzüge nur klein;
sie werden aber immer grösser und dadurch wird das Nervengeflecht breiter, endlich zeriallen sie zuletzt
den Plexus vollsländig in Endverzweigungen. Bei ihrem Verlauf im Becken ziehen die Plexus hypogaslrici
anfangs an der innern Seite der Beckcngefässe und unmittelbar an der hinteren Wand des Masldarms,
mit welchem sie durch Bindegewebe genau vereinigt sind, treten alsdann unter die Gefässe und liegen
ihnen schliesslich, d. h. in der Nähe der Gebärmulter äusserlich, an (Taf. V, 1). Nur einzelne Gefässe, wie
z. B. die nach den Kreuzbeinlöchern geltenden Arterien und Venen, bleiben von Anfang an an ihrer äusseren
Seile. Der oberen Beckenfascie liegen die genannlen Nervenzüge auf; in der Gegend des Scheiden-
gewülbes treten sic aber zum Theil in die Fasern derselben. Die Länge der nervi hypogaslrici von der
Bifurcalion bis zu ihrer Einmündung in die üleringangllen beträgt 3^ — 4 Zoll. Im Anfang ziemlich
schmal, werden sie gegen die Uteringanglien hin immer breiter und geflccblartiger und spalten sieb
zuletzt in mehrfache Zweige. An der äusseren oder unteren Seite mischen sich ihnen ausserordentlich
zahlreiche Nervenzweige von dem fünften Lumbarganglion und dem ersten, zweiten und
dritten Kreuzbeinganglion des Grenzstranges bei (Taf. VI). Dagegen geben sie anf der inneren Seile auch
wieder sehr zahlreiche Nerven ab. Zunächst geht noch unmillcibar von der Bifurcation oder ganz
im Anfänge des plexus hypogastricus rechts und links ein starker Nervenzweig nach dem Urctlier und
tritt in ihn ein in der Gegend, wo derselbe die Beckcngefässe kreuzt (Taf. V und V I). Zugleich mag
hier erwähnt werden, dass weiler unten noch ein zweiter Nerv vom plexus hypogaslricus an den
Harnleiter tritt und dass cndlicli an das untere Ende desselben, kurz vor seinem Einlrill in die Blase noch
ein driller starker Nerv vom ersten Kreuzbeinganglion des Grenzstrangs tritt (Taf. II und Taf. VI) l).
Weiter trelen dann mehrfache Nerven ab, welche nach Aussen zu den Beckcngefässen ziehen und
mit diesen verlaufen. Eine ganze Anzahl Nerven ziehen weiter von dem plexus hypogastricus in das
Mesenterium der curvatura sigmoidea. Längs der art. kaemorrhoidalis laufen in das Mesoreclum un-
millelbar dem Darm angesclimicgt links und rechts mehrere sehr starke Züge (Taf. IV. und Taf. III.
Fig. I. 27). Dem Masldarm sind dadurch die plexi hypogaslrici ausserordentlich innig verbunden, sie
müssen nolhwcndig allen Bewegungen desselben folgen, werden bei Kolhanhäufungcn deshalb ebenfalls
gedrückt werden. Aber auch llierapculischen Eingriffen sind sie dort jedenfalls am leichtesten zugänglich.
An der Seile des Masldarms angekommen, spalten sich die neroi hypogaslrici in zwei Züge.
Der eine und zwar der kleinere bleibt an der inneren Seite der Beckcngefässe und verzweigt sich
direct in dem hinleren und seitlichen Theil der Gebärmutler; der andere tritt unler den Gefässen weg
und trilt theils in das grosse Cervicalganglion, Iheils vereinigt er sich mit den Kreuzbeinnerven. Diese
Vereinigung findet unmittelbar in der fascia pelvina statt und es ist deshalb ausserordentlich schwer,
bei der Präparalion Nervenmasse und Fascialgewebe genau von einander zu unterscheiden. Dazu
kommt noch, dass Elemente der Beckenfascie selbsl unmillelbar in das Scheidengewölbe und die Ge-
bärmnller übergehen und somit auch bis an die Gebärmutter hin eine Sonderung der genannten Elemente
nolhwendig wird.
In dem bisher Milgelheilten haben wir einen Theil des Ulcrinnervciisyslems bis zu seinem iin-
millelbaren Eintritt in die bezüglichen Organe kennen gelernt. Den weiteren Verlauf wollen wir
verfolgen, wenn wir auch die anderen Quellen, aus welchen die Geschlechtsorgane noch Nerven empfangen,
aufgesuchl haben; hier will ich mir nur noch erlauben, einige praktische Bemerkungen hinzu-
zufügcii.
Praktisclie iiiiil physiologische Bcmerkiiugcii.
1. Bekanntlich hat man die Compression der Aorla als ein Mittel betrachtet, heftige Melrorrha-
giccii in der Nachgeburlsperiodo zum Stillstand zu bringen, und man glaubt, dass der Verschluss der
Aorla dabei von Wüchligkeil sei. Das ist aber höchst unwahrscheinlich, denn die während der Schwangerschaft
aiisserordenllicli erweiterten Ovarialgefässe liefern dann noch immer noch Blut genug, um die
Metrorrhagie zu uiilcrliallcn; dennoch aber ist eine Compression der Aorta von Wirksamkeit und, wie
1) Es is t danacli die Angabe S n o w - B o o k ’s falsch, da ss n u r ein e in zig e r fein e r N erv en fa d en zum ü r e th e r g inge , w elch e r
vom vo rd eren Rande d e r h y p o g a strisch en Nerven a h tre te n so llte (v e rg l. S. 9 ). Nach meinen Untersuchungen is t d e r U re th e r
s e h r reich mit Nerven v e rso rg t. Audi a u f d e r e rs ten Tafe l J o b e r t d e L a m b a l l o ’s w erd en d re i dicke Nerv en d a rg c s te llt,
welch e vom plc xtts k ypogaüricti» zum Ürcther ziehen.