fernt und das Bündel der genannten Nerven dieser Seite zwischen die Eleclroden aiifgenommen.“
Schon dadurch, dass K e h re r au lodlcn Tiñeren experimenlirle, wurde das Experiment wenig zuverlässig;
dazu kommt aber noch, dass er dio Nerven nicht etwa frei präparirle, sondern dass er sie in einem
Convoliit reizte, dahci jedenfalls die Geschlechlslbcilc selhsl mit berührte, sicher aber Slromschlcifcn
in dieselben bekam; 'äass dann Bewegungen auftreten, ist nicht zu verwundern. —
Viel vorsichtiger experimenlirle K ö rn e r. Er präparirle dio Sacralnerven entweder von der
Bauchhöhle her oder vom Rücken her frei und reizte dieselben isolirt. Er sah darauf Zusanimen-
ziehungen der Gebärmulter. Am häufigsten scheint er vom Kreuzbein her diese Nerven aufgesuchl
zu liabcii, da er dem Aufsuchen vom Bauch her nach Luxireii des einen Bcckcnknocliens manche
Nachlheilc zusclireibt. Ich muss nun gestehen, dass ich es für unmöglich halle, gerade von Iliiilcu
her diese einzelnen Nervenzüge frei zu präpariren; mir ist das nur von Vom her nach Trennung der Symphyse
und Entfernung eines Theils des Bcckeiikriochens möglich gewesen und auch iiicr sind die Schwierigkeiten
der Operation immer noch sehr gross. Die Trennung der Symphyse und das Abträgen des
horizontalen, absteigenden Schambeinasles lassen sich mit einiger Vorsicht ohne alle Blutung ausführen,
aber sicherlich kommt man nicht mit dem Experiment zu Staude, wenn cs sich daun weiter zeigt,
dass sich Blasenwürmer und Fell um Masldarm und Scheide gelagert haben, wie das so ungemein häufig
der Fall ist. Dazu kommt noch, dass die Nervenzüge, welche vorzüglich hier iti Betracht kommen,
von einer starken Arterie und einer dicken Vene begleitet werden, welch' letztere, wenn auch noch
so leicht verletzt, sofort eine lödtliche Blutung veranlasst, da sie mit einem grossen, auf der vorderen
Seile der Scheide gelegenen Venenplexus in Verbindung steht. Olmcdicss würde aber auch die kleinste
Bliiluno- in dieser Gegend das Expcrimenl zerstören, da an ein Isoliren dieser Nerven dann nicht zu
denken ist. Wie complicirt die anatomischen Verhältnisse dieser Nervenparlieen sind, hal sich aus
den vorstehenden Untersuchungen zur Genüge ergeben. K ö rn e r hat das nicht genug berücksichtigt,
er bat die zur Blase und zum Masldarm ziehenden Nerven so gut gereizt, wie die zur Gebärmutter
gehenden, er hal überhaupt nicht die zwei (vergl. Analomie des Ulerinnervensyslems beim Kaninchen)
zur Gebärmutter gehenden Stämme, sondern eine ganze Anzahl, jedenfalls auch die aus den Kreuz-
bcinganglieii auslrclcndcn Aeste zwischen die Eleclroden bekommen. Nach Reizung dieser ganzen
Nervenpartie Irclen dann allerdings starke Bewegungen in Blase und Mastdarm auf. Diese verschieben
die Gehärmuller fortwährend und so gewinnt es gar leicht den Anschein, als ob sich die Gebärmuller
selbst bewege. Viclleiclil wird durch das fortwährende Hin- und Herschicben sogar in ihr hin und
wieder eine schwache Contraction hervorgerufen; wenigstens trat in einigen meiner Versuche bei Reizung
der Blasen- und Masldarmncrven, denen sofort eine Zusammenziehung in den betreffenden Organen
folgte, nach längerer Bewegung derselben noch eine schwache Gcbärmulterconlraclion auf, die viel früher
hätte erscheinen müssen, wenn sie direcle Folge der Nervcnreizung hätte sein sollen. Auf die Zeitdauer,
in welcher die Contraction der Erregung folgt, muss desshalb ganz ernstlich in so complicirlen
Fällen Rücksicht genommen werden und mehr, als bis jetzt gescbehen ist. Die Zusammcnziehung
folgt später auf die Erregung, wenn sie schwach war oder der Nerv schon geschwächt ist. Niemals
aber sah ich auf Reizung der Kreuzbeinäste, wenn wirklich nur diese präparirl und ausserdem auf
eine gute Strecke isolirl waren, Contractionen in der Gebärmutter auflrclen. Ja, es wurden die Ce-
schlechlsllieilc einige Male, wie ich früher schon millhcllle, dunkclrolher, nnd ich glaubte daher, dass
die Kreuzbeinnerven Hcmmungsfascrn enlhallen könnten. Eine Anzahl neuerer Experimente hat dafür
allerdings noch keinen weiteren Anhallcpunkl gegeben und ich muss deshalb die Frage über die Function
dieser Nerven offen lassen. — Fast ebenso ist es O b e rn ie r (Experimentelle Untersuchungen über
die Nerven des Ulerus. Bonn 1865. S. 23) ergangen. Auch dieser koiinlo durch seine Experimente
keine bestimmte Ueberzeugung über ihre Natur gewinnen, er mag sie weder mit Bestimmtheit für
Bcwcgungs-, noch für Hemmungsnerven ansprcchen.
Jedenfalls aber sprechen eine grosse Anzahl anderer Thalsachen gegen die Bedeutung der Sacral-
äsle als Bewegungsbahnen für die Gebärmutter.
Dahin sind die Versuche zu rechnen, hei welchen die unlerc Parlic des Rückenmarks diircli-
scliniltcn wurde. S im p so n » ) und B r a ch e l s) hcohachlclen, dass IrSchlige Thiere nacli dieser Opcralion
einen ganz normalen Gcburlsact durchmachlcn. Ebenso giebl es eine ganze Anzalil rällc, wo Ge-
scliwülslc das Hückcnmark comprimirlen, vollständige Läbraung der unlcrcn Exlremilälcii, auch Blasen-
lähiiiung vorhanden war und Irolzdcm die Geburt in normaler Weise verlief. S c a n z o n i 3) Ihcilt sogar
einen Fall mil, in welchem dio Geburt Irolz vollslündigcr Paralyse der unlcrcn Kürperhäinc eine prä-
cipilirlo war. Die Gebärmulter verliert dalicr durch Vcrnicbluiig der Funclion des Rückenmarks die
Fühigkcil, sieb zu corilrahiren, nicht, während in der Blase dadurch so ausserordcnilich leicht Lalmiung
veranlasst wird.
Alle diese Erfahrungen sprechen entschieden gegen die Deutung der Sacraläste als ßowegungs-
fasern der Ccbiirninllcr und cs erfordern dieselben cnlschicden noch eine genauere Unlersucimng, als
ilincn bisher zu Thcil geworden isl, wenn ihre Funclion mit Bcslimmlheit fesigeslellt werden soll.
Sollleii sie Ilenimiingsfaseni wirklich enlhallen, so wird das viel scliwierigcr naclizuwcison sein, als
anderwärts, wo die Präparalioii nicht so grosse Schwierigkeiten darbietet und nicht die Gefahr einer
gicichzciligcii Erregung bcnacliharlcr motorischer Nervcnhalineii hcslelit. -
Scnshilc Fasern eniliallcn diese iNervcii jedenfalls lieigcmischt, wenigstens sah icli bei Diirch-
schncidung derselben regelmässig zuckende Bewegungen des Tliicrcs. J)ie alle Lehre, wonach der
Sympalliicus der Bewegungsnerv, die Krcuzbeiiiästo dio Empfiudiiiigsnerven der Gebärmulter wären,
hat demnach eine gewisse Berecliligimg, wenngleich sie früher ohne alle Basis aufgeslcllt wurde. -
Wir sehen demnach, dass die Bewegungen des Ulerus mit Bestimmtheit von zwei Seilen her
erregt werden können, durch die Ovarialnerven und den Plexus vlerlms. Beide empfangen einen
grossen Theil ihrer Fasern durch die rami communicantes von den Lenden- und Sacralganglien des
Grcnzslrangs und aller Wahrscheiiiliclikeit nach sind das, w'ic ich schon oben erwähnte, Bcwegiings-
faserii. Unversländiich Weiht es mir deshalb, wenn K ö rn e r nach Durchschneidung der Krcuzbein-
ncrvcn und des Plexus ulerinus und nachfolgender Reizung des Rückenmarks keine Bewcgiiiigcn in
der Gebärmutter mcbr aiinrclen sab. K ö rn e r sagt ausdrücklich iiacli Durchschncidung, niclit nach
Ablrcnniiiig und Präparalion des Plexus ulerinus bis in die Mlio der Gcbärmuller. Er sagt zwar
ebenfalls nicht, wo er den Plexus ulerinus durchscliiieidct, ob oberhalb der Stelle, wo dio Ovarialnerven
ablrelen, oder uiiterhalb derselben, in beiden Fällen bleiben jedenfalls die Verbindungen zwischen
Grenzslrang, Plexus uterinus und Ovarialnerven bcslchcn. Durclischiieidet man unterhalb des Abgangs
der Ovarialnerven, also unler dem sog. Ganglion mesenteric, inferius, was besser als Ganglion spermalicum
zu bczcicbncii sein würde, so werden Irolz der Diirchsclmciduiig des Plexus ulerinus Reize,
die das Rückenmark Irclfcu, direct durch Ovarialnerven auf die Gebärmulter übertragen werden können.
Mir wciiigstciis hal der Versuch, in dieser Weise angcslellt, andere Resultate ergeben. Icli sah Bewegung
in der Gebärmnilcr aucli dann noch bei Rciziing des Rückenmarks auflrclen, wenn der Plexus
ulcrimis diirclischiiillcii war. Nur dami, wenn man die Mesenlcrial- oder Ovarialganglien cxslirpirt
und den Plexus ulerinus die Aorla licrunler von den rami communicantes alilrcniit, erfolgt nach Reizung
des Rückenmarks keine Bcwcgimg mehr, oder nur eine aiisserordenllicli scliwacho, welch’ lelzlerc
leichl noch durch beslchcnde Verbindungen des Plexus ulerinus mit dem Grenzslrang vcrniillcll werden
koinilo, deren vollsländigo Ablreimung scliwcr aiisziifülircii ist. —
1) S i l ii i i s o n . Vorgl. dio Nachschrift M a y o r ’s zu K i l i a n ’s A u fs a tz : Einfluss d e r Medulla oblongata a u f dio Bewegungen
des l'to ru s (Zeitsclirift für ratio n elle Medicin. Neue Folge, II. B. S. 33).
2) B r a c l i c t {Recherches experinieniales sur tes fo n c tio n s <?« S y slème ncrceji.v ganglionaire. Paris 1837) b e ric h te t üb e r
vcrschiodono Exiiorimonto, dio e r au 'fhiorcn, die in d e r G eb u rtsa rb c it bogrifl’cn waren , a u ste ilte . Es e rg ie b t sich d a rau s, dass,
jo höher e r dio Durclischnoidung am Rückenmark v o rn alm i, um so bcileutcnder die Geburtssforuiig w a r. Im 109. Ex periment,
das e r .in einem im Gebären begriffeucn Schwein a n s tc lU e , b a tte eine am u n te rs ten Ende des Rückenmarks vorgenoramene
Durclisclineiilung keine Unterbrechung d e r Wollen z u r F o lg e.
3) Aohnliche F ä lle worden noch von O l i v i e r , B r ä c h e t , N a s s e und M e r r im a n n angeführt.