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Oie einzelligen Algen unterscheiden sich von den einzelligen Pilzen durch die ehon
angegebenen Merkmale, und sind besonders leicht daran zu erkennen, dass sie immer
im Zcllcninhalle einen Farbstoff besitzen, während der Inhalt der einzelligen Pilze farblos
ist. Die einzelligen Algen sind während ihrer ganzen Lebensdauer, und zwar schon im
Momente ihres Entstehens gefärbt. Bloss einige wenige, die durch freie Zellenbildung
entstehen, sind zuerst kleine farblose Zcllchcn, werden aber noch lange, che sie die
Multcrzello verlassen, intensiv gefärbt. Einige sehr kleine Arten (OM. >/mo'" nnii 'ia''-
untcr) erscheinen einzeln blass oder farblos ; die Färbung wird aber immer deutlich, wenn
sie in Menge beisammen liegen.
Die morphologischen und die Fortpilanzungsverhällnisse sind übrigens hoi den einzelligen
Algen und Pilzen ganz die nämlichen , so s e h r, dass wenn die übrigen Verhältnisse
nicht die Trennung in zwei verschiedene Classen fordern würden, die Gährnngs-
pilze mit Exococcus (Alg.), Sarcine (Fung.) mit Plenrococcns und Chroococcus (Alg.)
vereinigt, Saprolegnia, Schinzia (Fung.) etc. in die Ordnung der Valoniaceac, Botrvtis.
Bremia (Fung.) etc. in die Ordnung der Vaucheriaceae gestellt werden müssten.
Die einzelligen Zustände mehrzelliger Pflanzen (Keimzellen, Sp o ren , Pollenkörner)
zeigen oft grosso .\ehnlichkeit mit einzelligen Algen, und sind auch schon mit solchen
verwechselt worden. Ein Unterschied im morphologischen und chemischen Verhalten ist
nicht vorhanden, und die sichere Unterscheidung wird nur durch die Kenntoiss der
ganzen Geschichte möglich, indem beobachtet w ird , woraus eine Zelle entstanden is t,
oder worein sie sich verwandeln wird. Es ist daher zu bed au ern , dass von mehreren
Gattungen und von vielen Arten bisher bekannter einzelliger Algen nichts über die F o rtpflanzung
beobachtet is t, und dass dadurch nicht bloss ihre Stellung im System, sondern
sogar ihre Selbständigkeit als einzellige Pflanzen zweifelhaft bleibt.
Viole Schwierigkeiten bietet die Unterscheidung der einzelligen und mehrzelligen Algen
selbst, indem es in vielen Fällen zweifelhaft w ird , ob ein Conglomérat von Zellen
ein mehrzelliges Individuum oder eine Colonie einzelliger Individuen darslelle. Ich glaubte
frülier die Frage so entscheiden zu können, dass die einzelligen Pflanzen nur Eine Art,
die mehrzelligen dagegen zwei Arien der Zellenbildung, eine vegetative und eine reproductive
besitzen. Dieser Unterschied ist allerdings von grösser Bedeutung hei der Bour-
theilung der Individualitäten eines Organismus; allein er genügt nicht fur sich allem.
Denn Closterium und Enastrum mit den verwandten Gattungen sind gewiss einzellig, weil
sie aus frei und getrennt schwimmenden Zellen bestehen ; und doch besitzen sic zwei Arten
der Zellenbildung, welche beide als reproductiv bezeichnet worden müssen. Ferner sind
Oscillaria, Phorniidium, Nostoc, Cylindrospcrmum u. s. w. wahrscheinlich mehrzellige Alg
e n ; dennoch ist es bis jetzt nicht gelungen, die zweite Art der Zellenbildung, welche
die Fortpflanzung der mehrzelligen Individuen vermittelt, aufzuiinden; mau sieht hloss ein
Zerfallen der Zellcnrcihen in kleinere Stücke oder einzelne Zellen.
Von theorctischctö Standpunkte aus erscheint die Sache zwar leicht. Ein einzelliger
Organismus ist da vorhanden, wo der Begriff der Art in einer einzelnen Zelle sich rea-
lisirt; bei einem mehrzelligen Organismus gelangt der Arthegriff erst durch mehrere oder
viele Zcllengcnerationen zu seiner Vollendung. Doch gestattet auch dieser Grundsatz, der
seinem Wesen nach richtig scheint, keine unumschränkte x\nwendung, da auch bei vielen
einzelligen Gattungen der vollständige speziiische Begriff erst durch eine Keihe von
Generationen der Individuen in die Erscheinung tritt, wie diess bei den Desmidiaccen und
hei den meisten Palmellaceen der Fall ist.
Es bleibt daher für einmal nichts anderes übrig, als von denjenigen F ä llen , wo der
Organismus sicher einzellig is t, auszugehen, und durch die Analogie der Erscheinungen
sowohl, als durch die natürliche Verwandtschaft auf andere, zweifelhafte Fälle zu schliessen.
Die Grundlage eines solchen Schlusses, wenn er mit einiger Sicherheit gemacht
werden soll, muss in einer möglichst genauen und möglichst vollständigen Kenntniss aller
wesentlichen Erscheinungen, namentlich der Zellenbildung, beruhen.
Bei den einzelligen Algen sind die Zellen entweder einzeln (viele Diatomaceen, Closterium,
Euastrum, Characium, Ophiocytiura, Chlorococcum, Exococcus etc.); oder sie
sind in Colonien vereinigt, welche leicht in einzelne Zellen zerfallen (viele Diatomaceen,
Pleurococcus, Stichococcus, Chroococcus, Synechococcus, Merismopoedia e tc .); oder sie
sind zwar fest durch eine umhüllende Gallerte vereinigt, aber selbst durch Gallerte von
einander getrennt und ohne organische Verbindung (Gloeocapsa, Apiocystis, Encyonema,
Schizonema etc.); oder sie stehen einzeln auf den Enden eines verzweigten gallertartigen
Stieles (Gomphoncma, Mischococcus, Oocardium etc.). Zuweilen endlich sind die
Zellen fest und parenchymatisch mit einander verbunden, wie es sonst bei den mehrzelligen
Pflanzen der Fall ist, wobei die Verbindung entweder gar nicht, oder nur seilen in
kleinere Theile oder gar in einzelne Zellen zerfällt (Desmidium, Scenodesmus, Pediastrum.
Sorastrum, Coelastrum e tc .); hier zeigt aber die Analogie von Hydrodiclyon, Botryocystis,
Tachygonium, Pleurococcus, Characium deutlich, dass cs Familien einzelliger Pflanzen sind.
Bei den einzelligen Algen verhalten sich ferner meistens alle Zellen einer Art im Wesentlichen,
namentlich in Bezug auf Zellenbildung (Fortpflanzung), gleich, während bei
den mehrzelligen Pflanzen wohl ohne Ausnahme nicht alle Zellen und in der Regel nur