dass sic sich von einander und von der Mutterzelle lostrennen und selbständig werden
können, beginnt die Wirkung des Stoffwechsels sich zu äussern; sie rücken von einander,
drängen sich erst langsamer dann schneller durcheinander, und verlassen darauf die berstende
Mutterzclle. Im Wasser bewegen sic sich noch so la n g e , bis die grössten Differenzen
ihres Inhaltes und der umgebenden Flüssigkeit sich durch Endosmose und Exosmose
ausgeglichen haben. Dann gelangen sie allmälig zur Ruhe. — Auf gleiche Weise
verhält es sich mit dem Schwärmen der Keimzellen von Vaucheriacecn und Protococca-
cecn (Hydrodiclyon). Eine geringere Aehnlichkeit mit den Erscheinungen bei den mehrzelligen
Algen hat die Bildung der Schwärmzellen von Characium, indem cs hier schon
nicht mehr Tochterzellen einer Mutlerzelle, sondern Individuen einer üehergangsgenera-
tion sind, die durch eine Hüllmembran zu einer Brutfamilie vereinigt werden. Auffallender
noch ist diese Verschiedenheit hei ändern Gattungen der Palmellaceen (z. B. Apiocystis,
Tetraspora e tc.); hier tritt der gesteigerte und zum Schwärmen bestimmende Lc-
bensprocess ebenfalls bloss in discreten Generationen ein, welche aber sich im Uebrigen
von den ruhenden Generationen nicht unterscheiden. Doch ist diess nicht ohne Analogie,
indem auch bei ändern einzelligen Algen der Lehcnsprocess des Individuums,
nachdem er durch eine Reihe von Generationen die gleichen Erscheinungen zeigte, dann
plötzlich einmal ein anderer w ird , worauf ich im nächsten Abschnitte näher eintreten
werde. So findet also hei vielen Palmellaceen durch eine Reihe von Generationen Theilung
(Fortpflanzung) statt, und darauf folgt eine Generation, welche, statt sogleich sich
fortzupflanzen, vorher schwärmt.
Ich musste über die Bewegung der einzelligen Algen etwas einlässlicher sein, weil
sie der Hauptgrund is t, warum so viele derselben zu den Infusorien gestellt wurden, weil
sie Veranlassung gab zu der Theorie von der Thierwcrdung der Pflanze und der Verwandlung
von Infusorien in Algen und umgekehrt, und weil, ehe man an die Benutzung
eines Gebietes g e h t, zuerst die Rechtmässigkeit des Besitzes nachgewiesen werden m u ss,
□m nicht bei jedem Schritte in neue Grenzstreitigkeiten zu verfallen.
g. Bildung der Familien und Folge der Generationen.
Dieser Abschnitt würde eigentlich passender noch Geschichte der Art g en an n t, indem
es sich in den bisherigen Abschnitten um die Geschichte des Individuums h ande lte, und
nun noch gezeigt werden muss, nach welchen eigenthümlichen Gesetzen in den verschiedenen
Arten die Individuen sich zu einander verhalten und auf einander folgen. Was die Verhältnisse
verschiedener Generationen zu einander b etrifft, so sind dieselben entweder stetige,
indem jede Generation nach einer bestimmten Regel auf die vorhergehende folgt, oder
aber discrete, indem eine Generation plötzlich den stetigen Wechsel unterbricht und
sich anders verhält als eine ganze Reihe vorhergehender, sowie folgender Generationen.
Was das Verhältniss der Individuen der gleichen Generation untereinander betrifft,
so lässt sich als Regel feststellen, dass zwei Schwesterzellen sich gleich verhalten; bei
verschiedenen Arten und Gattungen besieht aber eine grosse Verschiedenheit, jcnachdem
die Individuen entweder einzeln und unabhängig von einander leben, oder auf manigfal-
ligc Weise in Familien vereinigt sind.
Die Erscheinungen, welqhe bei der Generationenfolge vorzüglich in Betracht kommen
, sind dreierlei, 1) Fortpflanzung, 2) Lebensdauer und Wachslhum, 3) Bildung von
Hüllmembran. Es sind hier im Allgemeinen zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder verhalten
sich in Bezug auf diese Erscheinungen alle Generationen gleich; die Geschichte
der Art ist dann eine stetige und ununlcrbrocbcne Aufeinanderfolge gleichartiger Generationen.
Oder es stimmen bloss eine limitine Zahl von Generationen mit einander überein,
worauf plötzlich eine solche, welche sich in Bezug auf eine oder mehrere jener
Erscheinungen anders v e rh ä lt, diese stetige Entwickelung unterbricht. Die Generationen
, welche stetig auf einander fo lg en , bilden dann zusammen eine Generationenreihe ;
sie könnnen selber Reihengenerationen genannt werden. Diejenigen einzelnen Generationen,
welche sich anders verhalten als alle übrigen , und welche die Reihen begrenzen, will ich
Uebergangsgenerationen nennen; ihre Individuen sind zugleich die letzte Generation einer
alten Reihe, die sie ahschliessen, und die erste Generation von neuen Reihen, die sie
beginnen.
Die stetigen Verhältnisse der Generationenfolge betreffen erstlich die Fortpflanzung.
Jede Generation verhält sich im Allgemeinen gleich wie die vorhergehenden und folgenden
; wir finden diess z. B. bei den Protococcaceen und Exococcaceen, wo jede Zelle
entweder durch freie Zellenbildung oder durch Abschnürung sich auf gleiche Weise fort-
pflanzl, wie es ihre Mutterzelie that. Bei den durch Theilung sich fortpflanzenden einzelligen
Algen kann die räumliche Richtung der Zellenbildung entweder die gleiche bleiben,
oder sie kann einem stetigen Wechsel unterworfen sein.
Wenn die Richtung der Zellenbildung die gleiche hlciht, so besitzt jede der beiden
Tochterzellen die gleiche Achse wie die Mutterzclle, und theilt sich durch eine diese
Achse unter einem rechten Winkel schneidende Wand. Es verhalten sich so alle Dia-
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