Verschiedpn von dem Chlorophyll und dem Phycochrom ist der Fftb sto ff, der in den
Diatomaceen vorkommt. Derselbe ist in lebenden Zollen goldgelb, braungelb, braun oder
bräunlich. In absterbenden oder auch in getrockneten Zellen wird er häufig g ru n , und
gleicht sehr dem Chlorophyll. In kaltem und kochendem Wasser unlöslich, wird er durch
Kalilösung nicht v e rän d e rt, durch Salzsäure aber in der Regel schön blaugrun (spangrün)
gefärbt. Die Farbe im natürlichen Zustande und die Veränderung durch Säure unterscheidet
den Farbstoff der Diatomaceen, den ich Diatomin nennen will, bestimmt von dem
Chlorophyll, mit welchem er von Kützing mit Unrecht zusammengestellt worden ist.
Ein vierter Farbstoff findet sich bei den einzelligen Algen, soviel mir bis jetzt bekannt
ist, nur bei einer einzigen Gattung, nämlich hei Porphyridium cruentum (Palmella
C. Ag.). Es ist der nämliche, welcher in Porphyra und Bangia vorkommt. Im unveränderten
Zustande pnrpurroth wird er beim Absterben der Zellen zuweilen' grün. Säuren
verändern seine Farbe nicht, Alcalien färben ihn grün. Ohne Zweifel ist diess der gleiche
Farbstoff, welcher in den Florideon und in den rothcn Blattern und Fruchten höhe-
re'r Pflanzen gefunden wird, und somit als Erylhrophyll zu bezeichnen, t)
Die einzelligen Algen werden somit durch v i e r Arten von Farbstoffen gefärbt, welche
folgendermassen unterschieden werden können:
1) ChlBTophyU, grün oder gelb g r ü n , durch verdünnte Säuren und Alcalien wenig
oder nicht verän d e rt, beim Absterben häufig bräunlichgrün.
düiiQle S ä u r e u n i c h l , o d e r n u r in so f e rn v e r ä n d e r l w e r d e , a ls e in r e in e r e s B la u e n ts le lie u n d d ie g e rin
g e B e im e n g u n g v o n R o th v e r s c h w in d e , u n d d a s s e s d u t c h A lc a lie n a u g e n b lic k lic h e n lf iirb l w e rd e .
M e in e U n le r s u c liu n g e n am u n v e r .a n d e r le n F a rb s lo f f d e r O s c illa r ie n u n d v e rw a n d le ii M a n z e n e rg e b e n
d a s s d e r s e lb e d u r c h S ä u r e n o r a n g e , d u r c h A lc a lie n g rü iilic b g e lb g e f ä rb t w ird . I c h b em e rk e d a b e i n o c h ,
d a s s z u r ric lilig e n B e u r llie ilu n g d e r F a r b e h i e r im m e r d a s M ic ro s c o p a n g ew e n d e l w e rd e n m u ss.
n K ü lz in o fP h y c o l. g e n e r a l, p . 2 1 ) h ä l t d e n F a rb s lo f f d e r F lo r id e e n fü r e in e n e ig e n th üm lic h e n ,
u n d b e z e ic lin c l Um m it d em N am e n P liy k o e ry lh r iu . E r g la u b t , d a s s a u s s e r d em s e lb e n in d e n Z e lle n
a u c h C h lo ro p h y ll e n lh a l l e i i , u n d d a s s d a s l e l z l e r e a n die .Z e lle n k iig e lc lie n « g e b u n d e n s e i , o b g le ic h
d ie s e lb e n r o lh e r s c h e in e n . D ie s s is t a b e r u n r ic h tig ; in e in e r so d u r c h s ic h tig e n u n d r e in e n ro lh e n liln s s ig -
k e it m u s s te n g rü n e K ü g e lc h e n ih r e F a rb e b em e r k b a r m a c h e n , g e r a d e so w ie m a n le ic h t d ie t a r b e d e r
C h lo ro p h v llb lä s c h e n in d e n r o th g e f ä rb le n Z e lle n d a r B l ä t t e r , u n d iP e g e lb e n s e h r k e in e n ) K ö rn c h e n
in d e n iv lli o d e r v io le tt g e f ä rb te n Z e lle n e in ig e r B lum e n b lä lle r ( z . B. v o n V io la Ir ic o lo r ) e rk e n n t. Bei
v ie le n F lo r id e e n sin d d ie F a rb b lä s c h e n (Z e lle n k ü g e ic b e n ) s e lb s t in d e r f a rb lo s e n Z e llf la s s ig k e il s c h o n
ro th . D ie s e lb e n k ö n n e n a b e r , w ie d e r u n m i l l e lb a r in d e n Z e lle n e n llia lle n e F a r b s lo f l , im A lle r o d e r
b e im A b s te rb e n d e r Z e lle n g rü n w e rd e n . D ie s e r g rü n e F a rb s lo f f g le ic h t v o llk om m e n d em C h lo ro p h y ll.
D e n n o c h h a lle ich e s n ic h l m e h r fü r w a h r s c h e in lic h , d a s s e r w irk lic h e s C h lo ro p h y ll se i ; so n d e rn e r i s t e h e r
d a s d u r c h A lc a lie n v e r ä n d e r t e E r y lh r o p h y l l , so w ie a n o h h ä u fig d a s P h y c o c h rom b e im A b s te rb e n d e r
Z e lle n d ie je n ig e F a r b e a n i i im m l . w e lc h e e s n a c h B e h a n d lu n g m it A lc a lie n z e ig t.
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2) Erytkrophyll, roth oder p u rp u rn , durch verdünnte Säuren nicht verände rt, durch
Alcalien grün werdend, beim Absterben ebenfalls häufig grün.
3) Phycochrom, spangrün oder orange (wahrscheinlich auch violett, kupferrolh, gelb,
blau oder ro lh ), durch verdünnte Säuren in orange (oder eine nahstehende Nuance),
durch verdünnte Alcalien in hraungelh (oder eine nalistchende Nüance) sich uinwandelnd.
4) Diatomin, braungelb, durch verdünnte Alcalien nichl verändert, durch verdünnte
Salzsäure spangrün werdend, heim Absterben meist grün.
Neben dem Farbstoff bilden sich, wie schon gesagt wurde, häufig Slärkekörner oder
farblose Oeltröpfchen, mit deren Zunahme in den Dauerzcücn jener zuletzt verschwindet. —
Es ist aber , da es sith hier um die chemischen Eigentliümlichkeiten des Inhaltes der einzelligen
Algen handelt, noch einer hesondern Erscheinung zu erwähnen, welche zuweilen an
den chlorophyllhalligen Zellen beobachtet wird. Mitten im Chlorophyll von Eolyedriurn
bilden sich ein oder auch mehrere schön rothe oder orangefarbene Oeltröpfchen. Ferner
verschwindet bei einigen Gattungen zuweilen das Chlorophyll ganz; an dessen Stelle
sind die Zellen mit grössern und kleinern Tröpfchen eines orangefarbenen Oels gefüllt.
Ich beobachtete diese Veränderung vorzüglich an Tachygonium Braunianum, Pleurococcus
miniatus (Protococcus m. Rg.), Palmella miniata Leihl., Chlorococcum infusionum
Menegh. und Endococcus globosus; es gelang mir mehrmals, dass diese Pflanzen,
nachdem sie einige Tage in einem flachen Teller, mit etwas Wasser angefeuchtet, auf
meinem Zimmer vegetirt hatten, ihre grüne Farb e auf die angegebene Weise in
orange umwandellen. Bei grössern Zellen von Tachygonium beobachtete ich, dass
zuerst im Cenirum ein rothes Korn auftritt, und dass nachher an die Stelle des
Chlorophylls orangefarbene Oeltröpfchen treten. Letztere besitzen die Eigenlhümlirhkcil,
dass sie durch .Jodtinctur in der Regel blaugrün gefärbt werden ; dabei fliessen sie durch
die Einwirkung des Alcohols in grössere Tropfen zusammen, und zuweilen wird dann im
Innern zwischen den blaugrünen Oeltropfcn ein rothcr Farbstoff sichtbar. *)
Die Umwandlung des Chlorophylls in ein orangefarbenes Oel scheint zwar ein krankhafter
Zustand zu sein; doch führt er nicht den Tod der Zelle herbei. Die oben genannten
einzelligen Algen (Tachygonium, Chlorococcum und Endococcus) leben seit fünf Mo-
V ie lle ic lit is t a ls A n a lo g o n zu d e n r o lh e n K ö rn e rn im I n n e r n v o n P o ly e d r ium u n d von T a c liy -
go n ium d e r r o th e P u n c l ( s o g . A u g e n p u n c t) z u e rw ä h n e n , w e lc h e n m a n a n d e r P e r ip iie r ie m e h r e r e r
S c hw iirm sp o r c n fin d e t ( z .^ ß . b e i ü lo l l i r ix ) . F a r b e u u d A u s s e h e n s lim m e n v o llk om m e n ü b e r e in ; n u r ist
d e r l e t z t e r e w a n d s lä n d ig , u n d e s b le ib t n o c h zw e i f e l l ia f t , ob e r d em I n h a l t o d e r d e r M em b r a n a n g e -
h ö r e , o b g le ic h m ir d a s e r s le r e w a h r s c h e in lic h e r v o rk öm r a t.