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geschehen is l, — oder die Fortpflanzung findet stall, ehe die Tochterzellcn Gestalt und
Grösse der Muttcrzellen erreicht haben. Im erstem Falle slimmen alle successiven Generationen,
was die Grösse und Form der Zellen, die Bildung des Inhaltes und der Membran
belrifl'l, im Wesentlichen mit einander üb erein ; — auf diese Weise verhalten sich
alle diejenigen Gattungen, wo die stetige Generationenfolge nicht unterbrochen wird, wie
hei den Vaucheriaceen, A'^aloniaceen, Exococcaceen, Protococcaceen, Diatomaceen, bei
tünigcn Gattungen der Palmellaceen (Stichococcus, Pleurococcus, Hormospora, Oocardium,
Palmella etc.) und einigen Gattungen der Chroococcaceen (Chroococcus, Aphanocapsa,
Synechococcus, Aphanothece); es verhallen sich so aber auch hei einigen Gattungen,
wo die stetige Generalioncnfolge von Zeit zu Zeit unterbrochen wird, die Reihengenerationen
(z. B. hei Te traspora, Palrnodactylon, Apiocystis, Coelosphaerium e t c .) .—
Im zweiten Falle erlangen die Tochterzellcn nicht die vollkommene Ausbildung der Mullerzelle;
sie bleiben-kleiner; die Generationen nehmen successive an Grösse a h , bis zur
letzten Reihengenoration, welche zur Uehergangsgeneration wdrd. Häufig geschieht diess
so , dass die Generationen von sehr kurzer Dauer sind und dass bei ihnen die Grössenzunahme
ganz mangelt; die durch Theilung entstehenden Individuen sind somit in jeder
folgenden Generation hloss halb so gross als in der nächstvorhergelienden; man findet
diess bei einigen Gattungen der Palmellaceen (Characium, Cystococcus, Botryocystis,
Scenodesmus). Man kann die Generationen und Generationenreihen nach diesem Unterschiede
als dauernde oder transitorische bezeichnen.
Die stetigen Verhältnisse der Generationenfolge betreffen endlich die Bildung der Hüll-
raemhran. Die Generationen der gleichen Reihe stimmen darin in der Regel mit einander
ü b e re in , dass sie alle entweder Hüllmembran erzeugen (Gloeocapsa, Gloeothece etc.)
oder aber nicht (Characium, Cystococcus, Botryocystis etc.). Zuw'cilen geschieht es aber,
dass während sonst alle Reihengenerationen Hüllmembran bilden, einzelne als Ausnahme
diess nicht thun (Apiocystis, Te tra sp o ra ;, oder auch dass abwechselnd eine Generation
sich mit Hüllmembran b ek leid et, die folgende diess gar nichl oder nur in geringem Masse
ihut (T e tra sp o ra , Dictyosphaerium). Auch in Bezug auf Dichtigkeit und Färbung der
Hüllmembran weichen zuweilen die Generationen der gleichen Reihe von einander a h ,
wie diess namentlich bei Chroococcaceen (Gloeocapsa und Gloeothece) der Fall isl. —
Bei verschiedenen Arten und Gattungen verhält sich die Bildung der Hüllmembran sehr
verschieden, indem sie bald mangelt bald vorhanden is t, bald an der ganzen Oberfläche
der Zelle bald nur an bestimmten Stellen au ftritt, und üherdiess von manigfaltiger Mächtigkeit,
Dichtigkeit und Färbung erscheint, wie diess bereits früher beschrieben wurde.
Von der Bildung der Hüllmembran (namentlich der Uebergangsgenerationen) hängt
es ab , ob die Individuen einzeln oder in einem Lager beisammen leben oder zu Familien
vereinigt sind. Von der Art der Zellenbildung, von der Dauer und dem Wachsthum der
einzelnen Generationen, sowie von dem hesondern Verhalten der Hüllmembran hängt es
ah , in welcher eigenthümlichen Gestalt die Familien auftreten.
Wenn die Hüllmembran sehr gering oder sehr weich ist und vom Wasser leicht verflüssigt
wird, und wenn die Membran der Mutlerzelle dünn ist und den sich ausdehnenden
Tochterzellcn nicht folgen kann und zerrissen w ird , so bleiben die Schwesterzellen
nicht lange mit einander v e rb u n d en ; sie trennen sich von einander und leben einzeln.
Diess ist der Fall bei den einzelligen Algen, welche durch freie Zellenbildung (Protococ-
caceae mit Ausnahme von Hydrodiclyon) oder durch Abschnürung (Exococcaceae, Vaucheriaceae)
entstehen; unter denjenigen, welche durch Theilung sich forlpflanzen, leben
vorzüglich die, welche nur in einer Richtung des Raumes sich theilen, einzeln (viele Diatomaceen
z. B. Navicula, Synedra, Cymbella, mehrere Desmidiaceae z. B. Closterium,
Euastrum, wenige Palmellaceae und Chroococcaccae z. B. Ophiocylium, Polyedrium,
Stichococcus, Synechococcus).
Wenn die Hüllmembran in beträchtlicher Menge gebildet wird und so weich ist, dass
sie in eine homogene Gallerte zusammcnfliesst, so leben zwar die Individuen nicht einzeln,
aber ihr Zusammenleben hat auch nicht den Charakter einer Familie, da die Norm
der Vereinigung nicht auf den Regeln der Fortpflanzungs- und Gencrationsverhältnisse beru
h t, sondern von äüsscrn Ursachen bedingt wird. Das gallertartige Lager unterscheidet
sich dadurch von der Familie, dass ersteres unbestimmt begrenzt is t, dass cs aus einer*
beliebigen Zahl von Individuen bervorgehen und in beliebige Stücke sich trennen k an n ,
während letztere bestimmt begrenzt is t, immer aus einer einzigen Zelle entsteht und nur
in solche Stücke zerfällt, die ebenfalls einer einzigen Zelle ihren Ursprung verdanken.
Ein gallertartiges Lager besitzen wenige Palmellaceen (Palmella) und wenige Chroococcaceen
(Aphanocapsa, Aphanothece). — Von anderer Beschaffenheit ist das gallertartige
Lager, wenn es durch die Vereinigung von vielen gelatinösen Familien entsteht. Ueber-
gänge zwischen diesem und dem Lager mit structurloser Gallerte zeigen abe r, dass auch
das letztere in seiner morphologischen Bedeutung von den ersten nicht verschieden ist.
Wenn die Membran oder Hüllmembran einer Zelle zäh und elastisch genug ist, um eine
grössere oder kleinere Nachkommenschaft zusammenzuhalten, oder auch wenn die Membran
oder Hüllmembran der Schwesterzellen im Momente der Bildung sich zu einer cohärenlen
Masse vereinigt, so entstehen Familien von mehrern oder vielen Individuen, Die FormaB
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